Ulrike Stockmann / 06.01.2021 / 12:00 / Foto: Achgut.com / 39 / Seite ausdrucken

NDR: So fängt das Sparen an

Schon ein altes Sprichwort besagt, dass man sich gut überlegen sollte, was man sich wünscht, da es einem erfüllt werden könnte. Nun müssen wir Hochmütigen, die wir die Notwendigkeit einer GEZ-Erhöhung übersahen, erste schmerzliche Verluste beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk verkraften.

Einer aufmerksamen Achgut.com-Leserin war aufgefallen, dass unter den Online-Beiträgen der NDR-Homepage plötzlich keine Kommentarfunktion mehr angeboten wird. Sie fragte also beim Sender nach. Die Antwort des NDR lautet:

„Sehr geehrte Frau ***,

vielen Dank für ihr Mail verbunden mit der Anfrage zur Kommentarfunktion.

Der Anstieg bei der Zahl der Kommentare und die wachsende Zahl von Kommentaren, die gegen die Richtlinien verstoßen, hat den Moderationsaufwand enorm gesteigert. 
Die vorhandenen Moderationskapazitäten reichten dafür inzwischen nicht mehr aus. 
Der dafür nötige Ausbau der Kommentarmoderation hätte im Kontext der Sparmaßnahmen von 300 Millionen Euro bedeutet, an anderer Stelle im Programm zu kürzen. 
Der NDR hat sich dafür entschieden, die Kommentarmoderation nicht auszubauen, sondern dort die Mittel zu streichen und damit auf Kürzungen im Programm in dieser Höhe zu verzichten. 
Insofern ist die zentrale Kommentarmoderation auf NDR.de einer von vielen Einschnitten, weil die für den NDR zu erwartenden Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag die allgemeinen Kostensteigerungen nicht auffangen können.

Mit freundlichen Grüßen“

Brigade von Kommentarmoderatoren

Ich bin entsetzt! Was muss das für eine unverschämte Leser-Meute sein, die den armen NDR unaufhörlich mit unangemessenen Kommentaren bombardiert. Dass die Leute nicht einfach mal mit ihrer eigenen Meinung hinterm Berg halten können. Wen interessiert das bitte?

Regelrecht erschrocken bin ich außerdem über den Umfang der Kommentare. Denn der NDR deutet schließlich an, dass er in der Vergangenheit eine regelrechte Brigade von Kommentarmoderatoren beschäftigen musste, um der Flut der geschmacklosen Pöbeleien Herr zu werden. Wie sonst ließe sich erklären, dass für den Ausbau der Kommentarmoderation „an anderer Stelle im Programm“ hätte gespart werden müssen und die Saläre der Kommentar-Verwalter bei den angekündigten Sparmaßnahmen von 300 Millionen Euro einen scheinbar entscheidenden Posten darstellen?

Kurzfristig fragte ich mich, warum überhaupt gespart werden muss, denn schließlich erhalten ja die Öffentlich-Rechtlichen nicht weniger Geld, sie wurden lediglich um eine erhoffte Erhöhung ihrer Mittel gebracht. Der letzte Satz des Schreibens bringt jedoch Klärung: Der NDR hat mit allgemeinen Kostensteigerungen zu kämpfen. In dieser Stellungnahme des Senders vom vergangenen Mai gibt es weitere Informationen über die Hintergründe der Sparmaßnahmen. Dort heißt es, dass wegen einer ausbleibenden Erhöhung der Rundfunkgebühren seit 2009 und einer Senkung im Jahre 2015 um 48 Cent gespart werden müsse. Der NDR habe auf Rücklagen zurück gegriffen, die künftig nicht mehr zur Verfügung stünden. Woher die „Kostensteigerungen“ jedoch kommen, wird auch hier nicht näher erklärt. Man erhält lediglich den Hinweis, dass ein „durch Asbestfunde in Hamburg notwendig gewordener Neubau“ das Budget zusätzlich belaste. Im NDR-Fernsehen sollen Programm-Einsparungen vor allem im Bereich Unterhaltung erfolgen.

Ich bin jedenfalls froh, dass sich der NDR an den Bedürfnissen seiner Zuschauer orientiert und auf weitere „Kürzungen im Programm“ zugunsten einer Kommentarfunktion verzichtet hat. Auch wenn ich keinen Fernseher besitze, laufen dort bestimmt tolle Sendungen. Glaube ich.

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Paul Siemons / 06.01.2021

Ich halte das für vorgeschoben. Als für einen harmlosen Scherz bei der WELT lebenslang Gesperrter bin ich davon überzeugt, dass Zensoren sogar zu blöde sind, um tote Tiere von der Straße zu kratzen; somit sind sie nur noch geeignet, in staatstreuen Redaktionen als Blogwart zu dienen, um nicht auf der Straße rumzuhängen. Die aber können doch nun wirklich nicht die Welt kosten.

T. Schneegaß / 06.01.2021

Die sinnvollste Sparmaßnahme wäre die Komplettabschaltung dieser Dreckschleudern.

Heribert Glumener / 06.01.2021

Einerseits stimmt es mich humorig, dass schon eine minimale Verwässerung des Stoffs (86 Cent) die Staatsknete-Junkies vom NDR offenbar malträtiert. Jesses, was würde aus diesen Gestalten erst bei einer Verwässerung von 3,- € oder gar bei einem Entzug? - Anderseits leistet der NDR (TV) auch Gutes: die alten Tatort-Folgen, öfter abends ab ca. 22:30 Uhr, sind grandios. Lohnt sich wirklich. Kein volkspädagogischer Schrott, keine depperten Drehbücher, keine angegrünten Kommissarinnen mit Psychomacke, sondern einfach guter Plot und Top-Schauspieler. Daher: NDR, es ist nicht alles schlecht !

Peter Schneider / 06.01.2021

Ich habe mich mit der Propagandaanstalt solidarisch gezeigt und 86 Cent überweisen - als Spende deklariert und um Quittung für das Finanzamt gebeten. Massenhafte Nachahmung erwünscht

Claudius Kleinfelder / 06.01.2021

300 Millionen? Bewerbe mich hiermit als Kommentarmoderator!

g.schilling / 06.01.2021

“Im NDR-Fernsehen sollen Programm-Einsparungen vor allem im Bereich Unterhaltung erfolgen.” Gut, dass bei der Unterhaltung gespart wird. Dann entfallen hoffentlich die ewigen Wiederholungen!! (Witz). Besser wäre es, bei der Propaganda und den Sendungen mit betreutem Denken zu sparen. Und wenn das Programm nicht reicht, dann einfach ab 0.00 Uhr das Testbild senden. Immer noch besser als den Meinungs-Gender-Quatsch.

Ruth Rudolph / 06.01.2021

@Petra Wilhelmi Was soll ich noch schreiben….... Daumen hoch!!!!!!!

Jochen Brühl / 06.01.2021

Wo nicht mehr kommentiert werden kann, lese ich grundsätzlich nicht. Wenn das viele so handhaben würden, wäre das Ergebnis sogar ein sehr gutes. Die Reichweite der Staatsfunker würde dann weiter sinken. Weniger davon ist einfach mehr Lebensqualität.

K.Behrens / 06.01.2021

ich gehöre zum Sendekreis des NDR Hamburg und bin nicht erst seit diesem Jahr entsetzt über so viel schlecht recherchierte Informationen, dazu gehört insbesondere das “Zahlenwerk Covid 19” und die stündliche Dauerbeschallung via Rundfunk. Spannend wird es wie folgt (siehe dazu Rundfunkrat NDR): Jedes Mitglied des NDR Rundfunkrates arbeitet ehrenamtlich in dem Gremium. Alle Mitglieder erhalten Sitzungsgeld und eine monatliche Aufwandsentschädigung: Aufwandsentschädigung Vorsitzende(r) des NDR Rundfunkrates:      1.029,19 € pro Monat Stellv. Vorsitzende des NDR Rundfunkrates: 824,91 € pro Monat Mitglieder des Rundfunkrates:                  619,34 € pro Monat Sitzungsgelder Vorsitzende(r) des NDR Rundfunkrates, die Vorsitzenden der Ausschüsse und die Vorsitzenden der Landesrundfunkräte 129,32 € Stellv. Vorsitzende des NDR Rundfunkrates:        65,93 € Mitglieder des Rundfunkrates:                      65,93 € Das gilt selbstverständlich auch für die angeschlossenen Häuser Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

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