Roger Letsch / 24.02.2022 / 06:00 / Foto: Kremlin.ru / 176 / Seite ausdrucken

Einen Plan hat nur Putin

Während der russische Bär einfach nicht aufhört zu fressen, solange die Speisekammer offen steht, macht der Westen im Ukrainekonflikt eine immer dümmere Figur. Nur Putin weiß offenbar, was er tut.

Er seufzte viel und redete wie jemand, der seinem vierjährigen Kind erläutert, warum der Hausarrest nötig und nur zu seinem Besten sei. Der Tonfall seiner einstündigen Rede verrät Putin, der mit bewährter kommunistischer Dialektik ein Gedankengebäude vor dem Zuschauer errichtet, das scheinbar makellos und unwiderlegbar ist. Da ist viel von Geschichte die Rede, von Gemeinsamkeit und Familie. Wie ein Pate beschwört Putin, dass er nur das Beste wolle für die Menschen und dass der böse Westen nichts weniger im Schilde führe, als den Frieden zu zerstören und die russische Seele zu demütigen. Es gibt „die“ und es gibt „wir“. Ein kalter Schauer läuft einem über den Rücken, denn die Rhetorik kennt man aus alten Zeiten, als von Moskau aus betrachtet der Westen stets bedingungslos böse und das Reich des „großen Bruders“ bedingungslos gut und fortschrittlich war.

Amerikanischer Imperialismus gegen kommunistisches Übermorgenparadies, und jedes Argument, das für den Westen sprach, wurde flugs in die Abwehrmauer der marxistischen Ideologie eingemauert. Ja, je fester das Argument, umso höhere Mauern der Ignoranz ließen sich daraus errichten. Putin hat es geschafft, den Mechanismus dieser Denkweise von allen sozialistischen Girlanden zu befreien und durch nationalistisches Getöse zu ersetzen. Den Phantomschmerz vergangener Größe verwandelt er in ein warmes Gefühl der Hoffnung, das viele Russen über die Kälte der individuellen Ausweglosigkeit hinwegtröstet wie eine ferne Sonne.

Putin saß geduldig am breiten Fluss der politischen Gelegenheiten und wartete ab, bis der Westen ein edles Prinzip nach dem anderen in diesem Fluss leichtfertig ertränkte und an ihm vorbeischwimmen ließ. Gerade schwimmt die halbe Ukraine an ihm vorbei, er muss nur zugreifen. Nur damit das klar ist: Die letzte Verantwortung vor der Geschichte und den Bürgern der Ukraine trägt Putin. Aber wie leicht wir es ihm gemacht haben, wie naiv wir sein Spiel mitgespielt und dabei unsere Fähigkeiten überschätzt haben, ist unser Versagen.

Erdrückend „brüderliche“ Politik der Sowjetunion

Putin, der Geheimdienstler, Despot, Oligarchenkönig, Strippenzieher einer kleptokratischen Elite, der Schmeichler und Realpolitiker war immer genau das, was er ist. Doch was sehen wir, wenn wir uns den Spiegel vorhalten? Sind wir besser? Haben wir uns vielleicht gebessert? Handeln wir klüger, rücksichtsvoller und in Übereinstimmung mit unseren demokratischen Prinzipien, die wir bei jeder Gelegenheit wie eine Monstranz vor uns hertragen? Sind wir der Welt das Vorbild, das wir gern in uns selbst sehen wollen? Demokratisch, gerecht, durchgegendert und klimaneutral? Putins Versprechen an Russland lautete „Ich bringe euch Ordnung“, und die hat er aus dem Jelzin-Chaos heraus hergestellt.

Seine hohen Zustimmungswerte kommen aus den Generationen, die dieses Chaos durchleiden mussten, und die Schadenfreude des Westens schmeckte bitter. Wie genau Putin das Land und die Oligarchen unter seine persönliche Kontrolle brachte, welche Strukturen errichtet wurden, über all das rümpfte der Westen zwar gern die Nase, aber solange Gas und Öl flossen, wollte man lieber nicht so genau hinschauen. Und für all jene, die dem Griff des Bären entkommen wollten, gab es ja die NATO und die EU, die im Versprechen machen auch ganz groß sind. Die NATO versprach Sicherheit, die sie aber zum Nulltarif aus Übersee geliefert bekommen wollte, und die EU möchte sich gern als die Entität für Humanismus und Fortschritt verstanden wissen. Jeder kann mitmachen, jeder darf dabeisein und im Wettlauf um Macht und Einflussgebiete nehmen es sowohl die NATO als auch die EU nicht ganz so genau mit ihren eigenen Kriterien und Regeln.

Ich sehe förmlich, wie den Putinverstehern beim Lesen dieser Zeilen gerade das Grinsen im Gesicht fest wird. Denn klingt das nicht wie die Bestätigung der Existenz von „Einflussgebieten“ und „Sicherheitsinteressen“? Gewiss, kein Staat darf seine Sicherheit auf Kosten eines anderen verbessern. Aber es gibt auch das Selbstbestimmungsrecht der Völker, welches ebenfalls in der UN-Charta geregelt und anerkannt ist. Die Vorstellung, es könne so etwas wie „Pufferstaaten“ geben, die sich eben damit abfinden müssten, bestimmte Dinge nicht tun zu dürfen, und denen ein anderer Staat die Freunde und Feinde aussuchen darf, ist obszön!

Putins Gejammer über den NATO- und EU-Beitritt etwa Polens, der Slowakei, Rumäniens oder der baltischen Staaten ist schließlich die direkte Folge der imperialen und erdrückend „brüderlichen“ Politik der Sowjetunion, als deren alleiniger Rechtsnachfolger sich Russland betrachtet. All die Satellitenstaaten des Sowjet-Imperiums konnten gar nicht schnell genug wegkommen vom russischen Bären, der es allerdings auch versäumte, selbst attraktive Angebote für das harmonische Zusammenleben in der Bärenhöhle zu machen. Zugegeben, man hatte anfangs auch kaum die Kraft dazu und jede Menge Probleme, etwa an seiner islamisch geprägten Südflanke. Doch wäre es selbst jetzt noch nicht zu spät dafür, solche Angebote zu machen. Putin hat jedoch längst andere Wege gefunden, seinen Einfluss zu vergrößern – und EU und NATO haben sie ihm geebnet.

Die EU und die NATO

Als wolle man die Heiratspolitik des alten europäischen Hochadels fortführen, gibt die EU Eheversprechen ab, deren Erfüllung bestenfalls in weiter Ferne liegt. Man nennt die Braut dann „Beitrittskandidat“, und dieser Zustand kann Jahrzehnte und sogar – wie bei der Türkei – ewig andauern. Die Ukraine erfüllt kein einziges Kriterium zur Aufnahme in die EU, außer vielleicht dem einen, in Europa zu liegen, und dennoch versucht Brüssel den Eindruck zu erwecken, als sei sie schon fast ein bisschen dabei. Und nahm man es mit den Kriterien anderer Erweiterungskandidaten nicht auch eher locker? Es mag sein, dass die Zeit kommt, die Ukraine in die EU aufzunehmen, auch wenn ich vermute, dass das Verfallsdatum dieses überdehnten politischen Konstrukts noch davor liegt.

Doch schon heute durch die Welt zu ziehen und alles anzulecken, was bald Brüssel gehören werde, ist, gelinde gesagt, dumme Politik. Die NATO macht es nicht besser, wenn sie direkt und indirekt Einladungen nach Kiew sendet. Da die Statuten der NATO einen Beitritt ohnehin nur erlauben, wenn das beitretende Land keinen aktiven Territorialkonflikt hat, liegt es sogar im Interesse Putins, solche Konflikte in seiner Reichweite am Glühen zu halten. Die Aussicht auf die Mitgliedschaft in der NATO war demnach – ganz gleich, wie lange sie sich noch hinziehen würde – sowohl für Georgien wie für die Ukraine ein vergiftetes Geschenk.

Die Ukraine

Es war viel von Brüderlichkeit die Rede in Putins Ansprache, davon, wie eng die Beziehungen doch seien zwischen Moskau und Kiew. Ich musste unwillkürlich an eine Szene aus dem Film „Django Unchained“ denken. Der unter seinem Pferd eingeklemmte Sklavenhändler redete mit Engelszunge auf die näherkommenden und nun befreiten und bewaffneten Sklaven ein und wie nahe man sich doch sei. „Gerry, hab‘ ich dir nicht meinen letzten Apfel gegeben?“ Was ist ein Apfel wert, den man in Ketten essen muss? Was ist die „brüderliche russische Liebe“ und die beschworene gemeinsame Vergangenheit wert, angesichts Millionen mit voller Absicht verhungerter Ukrainer im Holodomor?

Der Impuls der Ukrainer, den russischen Bären lieber auf Abstand zu halten, ja, ihn sogar von sich wegzustoßen, kann man nur zu gut verstehen. Doch sollte man vorher prüfen, wie stark die Kette ist, die einen noch an den Bären bindet. Im Osten des Landes leben vorwiegend Russen, die eine verdammt starke Kette bilden, an der Putin zerrt. Für ihn – und da endet die brüderliche Liebe abrupt – gibt es die Ukraine gar nicht. Ein Hirngespinst der Bolschewiken sei dieses Land! Und er geht weit zurück in der Geschichte, um seine Ansichten zu belegen. Wir dürfen also gespannt sein auf die Forderung des italienischen Präsidenten, die Krim an Rom zurückzugeben, weil er die Grenzen seines Landes aus dem Jahr 180 n. Chr. im Traum gesehen habe und nun einfordere. Wäre das nicht genauso legitim? Aber vielleicht sind solche historischen Begründungen für Territorialkonflikte generell eitle Verstiegenheiten. Hier passt ein weiteres Filmzitat, diesmal aus „The Tudors“: „Wir haben alle mal im Paradies gelebt. Das heißt nicht, dass wir da je wieder hinkönnen.“

Die USA

In der Frage des Einflusses Russlands und der USA bin ich zugegebenermaßen voreingenommen. Aufgrund meiner DDR-Erfahrungen ziehe ich den Adler jederzeit dem Bären vor. Doch auch der Adler macht es einem in letzter Zeit nicht gerade leicht. Trump schaffte es mit seiner zur Schau gestellten Unberechenbarkeit recht gut, den Deckel auf den Konflikten in Osteuropa zu halten. Doch die Krim ging der Ukraine noch unter Obama verloren, ohne dass sich der Westen zu mehr als einigen halbherzigen Sanktionen hätte aufraffen können. Das Embargo der Nord-Stream-2-Pipeline war Trumps Idee. Er war es auch, der die Europäer ermahnte, ihre Verteidigungshaushalte zu erhöhen und davor warnte, sich zu abhängig von russischen Energielieferungen zu machen. Aber das war eben Trump, und wenn der 2+2=4 sagte, verlangten die Europäer die Ächtung der Algebra.

Eine der erste Amtshandlungen Bidens war es, grünes Licht für Nord Stream 2 zu geben, nur um dann immer wieder unterschiedliche Signale in dieser Sache auszusenden. Mal war er dafür, mal dagegen. Als Russland an der Grenze zur Ukraine immer mehr Truppen stationierte, traute man seinen Ohren kaum. Wenn der russische Einmarsch nur eine „kleine Exkursion“ wäre statt eines umfassenden Angriffs, könnte man darüber hinwegsehen, so Biden. Dass Putin dies als Einladung verstand, dürfte offensichtlich sein. Auch hat Biden gerade in Bezug auf die Ukraine ein Glaubwürdigkeitsproblem. Denn er war es ja in seiner Zeit als Vizepräsident, der für die Entlassung eines ukrainischen Staatsanwaltes sorgte, der ausgerechnet gegen die Firma wegen Korruption ermittelte, in deren Aufsichtsrat sein Sohn Hunter fett absahnte. Die Korruption gedeiht, wohin auch immer man in der Ukraine schaut. Das „bessere“ System, das der Westen in der Ukraine anzubieten glaubt, besteht in Wirklichkeit aus denselben oligarchischen Strukturen, wie es in Russland üblich ist, und Putin sagt, das könnt ihr auch von mir haben.

Deutschland

Deutschland schafft es, sich mit seiner Politik gegenüber Russland auf allen Seiten lächerlich und verhasst zu machen. Die osteuropäischen Staaten stießen wir mit dem Bau von Nord Stream 2 vor den Kopf, die Russen mit der Nicht-Inbetriebnahme. Die USA setzen sich gleich ganz über Deutschlands Interessen hinweg und verfügen nach Belieben und ungefragt über den deutschen Gashahn – nicht nur den von Nord Stream 2.

Unsere Außenministerin „droht“ den Russen damit, dass wir bereit seien, harte wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen, und unsere Verteidigungsministerin verspricht der Ukraine ein paar Helme, die dann nicht mal dort ankommen. Dazu kommt noch die „dümmste Energiepolitik der Welt“ (Wallstreet Journal), denn 50 Prozent unserer Primärenergie (Öl, Gas, Kohle) kommen aus Putinland. Das ist alles so peinlich, nutzlos und aufgeblasen, dass man es am besten auch in einem Filmzitat zusammenfassen kann. Man muss unwillkürlich an das „fliegende Suizidkommando“ aus der Schlussszene in „Das Leben des Brian“ denken.

Verfahrene Lage

Die Art von Politik, die Putin macht, wird in Europa und in den USA schon lange nicht mehr hergestellt. Und während man in Washington gerade den Abzug aus Afghanistan gründlich vermasselt hat, befassen sich unsere Politiker voller Leidenschaft mit „Untenrum“-Befindlichkeiten von Bundestagsabgeordneten. Nein, jeder sieht, dass dieser „Westen“ nur mit sich selbst und versponnenen akademischen Pseudoproblemen beschäftigt und längst zu keiner konsistenten Außenpolitik mehr in der Lage ist.

Man kann eben nicht jahrelang Sanktionen verkünden und gleichzeitig munter Gas und Öl in Russland kaufen. Ebenso, wie man nicht gleichzeitig aus Öl, Gas, Kohle und Kernenergie aussteigen kann. Man kann auch nicht Russland für systematisches Doping im Sport schelten und dann unter einer Proxy-Flagge munter weiter bei Wettkämpfen starten lassen. Der Versuch, fliegen zu lernen, indem man fällt und absichtlich den Boden verfehlt, ist gescheitert.

Auch der Plan, über die Einverleibung der Krim gewissermaßen „Gras wachsen“ zu lassen, ging nicht auf. Denn der Bär hört einfach nicht auf zu fressen, solange die Speisekammer offen steht. Natürlich wird Putin auch den nächsten Raub demokratisch aussehen lassen! Erst bitten die „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk um „Hilfe“ wie einst der afghanische Kommunistenführer Nadschibullāh und Syriens Diktator Assad – denn die Russen würden sich selbstredend nie in fremde Angelegenheiten einmischen. Sie wollen eingeladen sein!

Unlösbare Kette von gegenseitigen Drohungen

Dann wird es „Wahlen“ geben und schließlich kann Putin voller Stolz verkünden, einige weitere Krümel russischer Erde heim ins Reich geholt zu haben. Und betont der Westen nicht bei jeder Gelegenheit, dass es Wahlen sind, die jede Entscheidung demokratisch legitimieren? Beschwören EU und USA nicht stets, dass die Mehrheit bestimmt, wo es langgeht? Den baltischen Staaten, wo große russische Minderheiten leben, schnürt sich bei dem Gedanken die Kehle zu.

Ich fürchte, daran wird sich nichts ändern, solange Putin Präsident ist. Wer oder was nach ihm kommen wird, nun, davor sollten wir uns vielleicht erst recht fürchten. Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass Gunnar Heinsohn mit seiner Einschätzung richtig liegt und Putin sich einen echten Krieg innenpolitisch gar nicht leisten kann. Da geht es ihm wie uns, die wir zudem auch technisch dazu nicht in der Lage sind.

Adressat der ganzen Inszenierung von Stärke ist ohnehin die eigene, schrumpfende und enttäuschte Jugend, die die chaotischen Neunziger Jahre und damit die ordnungspolitischen Erfolge Putins gar nicht miterlebt hat. Es kommt deshalb wohl weniger darauf an, was der Westen jetzt beschließt, sondern, ob die Russen Putin wirklich glauben, der Westen sei eine Gefahr für das Land. Vielleicht ist diese scheinbar unlösbare Kette von gegenseitigen Drohungen auch nichts anderes als eine chinesische Fingerfalle. Das Problem ist leider, dass beide Seiten gleichzeitig aufhören müssen, daran zu ziehen.

Und wenn Sie, liebe Leser, nun enttäuscht darüber sind, dass ich gar nicht beschrieben habe, was nun zu tun sei, muss ich Sie beunruhigen. Genauso ist es nämlich. Und die Regierungen in Kiew, Washington, Brüssel und Berlin wissen es auch nicht. Einen Plan hat nur Putin.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Marco Artico / 24.02.2022

Komisch, wenn ich die FAZ in den letzten Wochen so las, dann war das GANZ wichtige Thema, ob sich ein 94järiger Greis daran erinnern kann, an welcher Sitzung er vor 42 Jahren teilgenommen hat… Dies sind doch die WIRKLICH wichtigen Themen, an denen sich die altehrwürdigen konservativen Zeitungen abarbeiten müssen, oder?

Christoph Horrix / 24.02.2022

Und was ich so toll finde an Putins Plan ist, dass genau die Situation eingetreten ist, die die USA wollten. Putin denkt mit.

Udo Kemmerling / 24.02.2022

Der Umkehrschluß, dass aus dem Umstand, dass unsere Regierung flächendeckend aus Pfostenschildktöten besteht, eine Rechtfertigung für den Spinner aus Moskau herrührt, ließe jeden Computer sofort abstürzen. Zack, blauer Bildschirm, schwerer Ausnahmefehler, präsentiert von Putin-Verstehern!!!!

giesemann gerhard / 24.02.2022

@Carsten B.: Ja, so ist es. Putin braucht den Popanz der “Bedrohung” durch die NATO - deswegen ist er auch seit vielen Jahren dem NATO-Russland-Rat fern geblieben. Der könnte ihm nämlich seine aggressive Pläne versauen, klar, oder? Wir wissen jetzt endgültig, mit wem wir es zu tun haben - auch diejenigen, die sich immer alles schön reden. Schade, ich hätte Russland lieber an meiner Seite in der NATO als die Türkei.

Peter Holschke / 24.02.2022

Und? Vor nicht länger Zeit, bekriegte Aserbaidschan Armenien.  Hat das hier jemanden gejuckt?

Heribert Glumener / 24.02.2022

Der u.a. die “Putinversteher” kritisierende Artikel des Herrn Letsch ist einseitig und unreflektiert. Er ist aber der Achse keineswegs unwürdig, sondern unterstreicht den pluralistischen Anspruch dieses Mediums (auch wenn aktuell einige NATO-Trolle vor Freude fast platzen dürften). Was tun? 1. Kühlen Kopf bewahren, kritisch bleiben, das Prinzip “Audiatur et altera pars” leben. 2. Empfehlung: “Der Waldgang” von Ernst Jünger lesen (Themenlinie: was kann ein Mensch in einer totalitären und propagandistisch auf Linie getrimmten Gesellschaft tun, die sich demokratisch, progressiv und “gut” dünkt?).

Alex Müller / 24.02.2022

Ich war lange dankbar, daß Putin durch Rußlands Einigkeit uns vor einem Jugoslawien mit Kernwaffen bewahrt hat. Leider hat er den Fehler aller erfolgreichen Diktatoren gemacht: Er ist zu lange an der Macht geblieben, verharrt in altem Denken, hält sich für unersetzlich, unüberwindbar und macht nach 20 Jahren unbeschränkter Macht schließlich nur noch, was er will, weil er von niemandem mehr Widerspruch gewohnt ist und keine Rücksichten mehr nehmen muß. Mit gutem Grund gab es früher wenigstens einen Hofnarren. Jetzt geht der neue Zar den Weg Kaiser Wilhelms. Der Westen ist dabei auch nicht frei von Schuld. Mit Recht wies Putin auf permanente Expansion der NATO nach Osten hin. Dabei hat man es völlig versäumt, Rußland einzubinden, das Land stattdessen wie einen Paria behandelt. Und da Putin seinen Nachbarländern wirtschaftlich nichts bieten kann, bleiben im jetzt nur seine Waffen. Geostrategisch ist das Nicht-Einbinden Rußlands, das noch unter Schröder in greifbarer Nähe schien, ein unglaubliches Versäumnis, besonders, da es kaum größere Unterschiede in der Mentalität des Durchschnittsrussen im Vergleich zum Durchnittswestler gibt. Echte ideologische Konflikte gibt es vielmehr mit islamischen Staaten oder China. Selbige sind die Gewinner dieses völlig überflüssigen Kleinkrieges. Sie lachen sich eins ins Fäustchen, still feixend Zeugen der Selbstzerfleischung des christlichen Abendlandes sein zu dürfen.

A. Ostrovsky / 24.02.2022

@BKKopp : Tolle Idee, den russischen Bären einzusperren mit einem Boykott. Dass China und Russland sich zusammen schließen sollen, ist seit 100 Jahren die Strategie der USA (GEORGE FRIEDMAN / STRATFOR), damit Deutschland und die Russen nicht zusammen die Gegenmacht zum Imperium USA aufbauen können. Diese Strategie hat leider inzwischen die wirtschaftliche und moralische Schwäche der USA nicht verhindern können. Dass das Rotchinesische Reich ein Trojaner in Russland sein soll, ist auch nur Hoffnung der USA. Die werden den USA den Tritt geben und ihr national-faschistisch-technologisches Weltreich errichten, in dem die USA nur noch eine kaputte Provinz am Rande der Hemisphäre sein werden. Die Teilung Deutschlands, die Konfrontation der Blöcke, die Bedrohung der ganzen Menschheit durch Nuklearwaffen, wo überall Psychopathen den Finger am Auslöser haben, das ist das Ergebnis der Politik des Kalten Krieges. Die Überwindung dieser Patt-Situation hat zwar den BOYKOTT des Westens gegen die Länder Osteuropas einschließlich der DDR beendet, aber sie hat die dahinter stehenden menschenverachtenden Strategien auf BEIDEN Seiten nicht beendet. Der Westen hat nicht begriffen, dass auch SEINE STRATEGIE DES KALTEN KRIEGES am Widersstand der Völker Osteuropas gescheitert ist. Man hält sich für den Sieger einer gescheiterten Politik des BOYKOTTS. Und man glaubt mit einem Seiltrick, indem man eine dritte unberechenbare Kraft (China) ins Spiel bringt, die Konfrontation aufbrechen zu können. Alle Versuche, Deutschland und Russland zu schwächen und voneinander zu trennen, haben nicht zur Übermacht der USA geführt. Die USA sind ein WEITGEHEND DEINDUSTRIALISIETES Entwicklungsland mit einem astronomischen Leistungsdefizit. Die USA bezahlen seit 40 Jahren ihren IMPORT-ÜBERSCHUSS mit der Geld-Druckmaschine und halten mit militärischer Provokation in der ganzen Welt ihren Dollar hoch, der eigentlich Ramschniveau hat, und gegen jede “Logik des Marktes”. Es ist ein KOLOSS AUF TÖNERNEN FÜSSEN.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Roger Letsch / 24.04.2024 / 12:00 / 58

Meuterer auf der Energiewende-Bounty

Es wird viel über den Rückbau der Gasnetze diskutiert. Bei den Kostenbetrachtungen wird aber meist vergessen: Wenn die eine Infrastruktur rückgebaut wird, muss eine andere her,…/ mehr

Roger Letsch / 01.04.2024 / 12:00 / 58

Der große Lastenfahrrad-Test

Der Versuch einer Jugendgruppe, die nachhaltige Kaffeeversorgung der Kreisstadt Eberswalde per Lastenfahrrad-Ferntransport sicherzustellen, führte zu aufschlussreichen Erkenntnissen. Wir leben in aufregenden Zeiten, denn dank unserer…/ mehr

Roger Letsch / 27.03.2024 / 06:00 / 81

Die „Young Leaders“ werden vom Himmel geholt

In den letzten Jahren brillierten im Westen junge, aktivistische Politiker mit woker Superkraft. Nun disqualifiziert sich einer nach dem anderen selbst. In vielen westlichen Staaten…/ mehr

Roger Letsch / 11.03.2024 / 06:00 / 89

Das Phänomen Trump und die deutsche Angst

Er ist wieder da! Und in Deutschland zittern die Medienschaffenden beim Gedanken an Donald Trumps Rückkehr an die Macht. Das Grinsen von Heusgen und Maas bei der…/ mehr

Roger Letsch / 07.03.2024 / 06:00 / 55

Wer die Demokratie wirklich rettet

Demokraten-Darsteller versuchen, die Demokratie mit undemokratischen Mitteln zu retten. Doch Gerichte und Institutionen wachen langsam auf – vom Supreme Court in USA bis zum Wissenschaftlichen Dienst des…/ mehr

Roger Letsch / 05.03.2024 / 16:00 / 7

Die schiefe Verachtung nach unten

Alexander Wendt analysiert in seinem neuen Buch die Entwicklung des Kulturkampfes und zeigt auf, wie man sich dagegen wehren kann. Das macht fast ein bisschen optimistisch.…/ mehr

Roger Letsch / 20.02.2024 / 14:00 / 33

Die Risiken und Nebenwirkungen des Trump-Urteils

In New York ist Donald Trump zu einer bemerkenswert hohen Strafzahlung verurteilt worden. In dem Eifer, Trump zu schaden, riskieren die Akteure eine verhängnisvolle Entwicklung.…/ mehr

Roger Letsch / 15.02.2024 / 06:10 / 99

Notbremse: Biden soll vor der Wahl weg

Ein innerer Kreis um den Präsidenten der USA versucht, ihn aus dem Amt zu bekommen, bevor es zu spät ist. Bidens kognitive Ausfälle werden beängstigend. Das…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com