112-Peterson: Der Mythos vom Patriarchat

Ich verstehe offen gestanden nicht, was es bedeuten soll, wenn Leute die Ehe als „patriarchale Institution“ bezeichnen. Ich glaube, diese Behauptung fußt auf einer modernen Fehlinterpretation der Vergangenheit.

Ich verstehe offen gestanden nicht, was es bedeuten soll, wenn Leute die Ehe als „patriarchale Institution“ bezeichnen. Ich glaube, diese Behauptung fußt auf der modernen Interpretation, dass Frauen in der Vergangenheit in gewisser Hinsicht als eine Form von Besitz behandelt wurden. Ob dieser Blick der heutigen Geschichtsschreibung auf vergangene Epochen überhaupt zutreffend ist, könnte man noch einmal extra diskutieren, aber gewiss traf diese Interpretation vor 150 Jahren eher zu als heute.

Zugleich könnte man jedoch sagen: Aus den verschiedensten Gründen waren sowohl Männer als auch Frauen damals viel weniger frei als heute. Es gab beispielsweise noch keine verlässlichen Verhütungsmittel. Oder man denke an die damaligen hygienischen Standards. Nicht zuletzt hatte der Zugang zu modernen Menstruationsprodukten einen unglaublichen Anteil daran, dass Frauen freier wurden. Oder öffentliche Toiletten. Uns ist heute einfach nicht klar, wie ausschlaggebend Sanitäreinrichtungen für unser modernes Leben sind.

Oder man denke an die viel größere Sicherheit. Denn in westlichen Ländern können Frauen vergleichsweise unbesorgt allein die Straße entlang laufen. Wir vergessen vollkommen, wie sehr Derartiges das Verhältnis zwischen den Geschlechtern verändert hat.

Gewiss stand bei einer Ehe, die vor 150 Jahren geschlossen wurde, der Besitz der Frau viel mehr im Vordergrund. Aber das spricht noch lange nicht für eine „patriarchale Institution“. Denn die Ehe war ja bei weitem keine Einbahnstraße, sondern sah vor, dass der Mann die Frau sowie die gemeinsamen Kinder versorgt und beschützt. Das ist, wenn man so will, ein lebenslanger Vertrag. Und in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil von Freiheit. Und wo genau steckt jetzt hier das „Patriarchat“?

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit Rob Henderson. Hier geht's zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Christoph Müller / 17.11.2021

Sollte die Ehe wirklich eine patriarchalische Einrichtung sein, so verwundert es, dass vor allem Frauen an dieser sie unterdrückenden Einrichtung interessiert sind. Wenn am Nachmittag im Fernsehen Dating-Shows und Sendungen über Brautkleider und Hochzeiten im Privatfernsehen laufen, sind doch die Zuschauer*innen zu über 90 Prozent Frauen (u. a. die meine).

Thomas Taterka / 17.11.2021

@Gerhardt Schmidt - Die wahre Lebenskunst des Mannes besteht darin , sich den drahtigen Besen vom Leib zu halten. ( Siehe ” Yes Eunice ” , YouTube ) Hoffentlich hat es Sie nicht zu schwer erwischt .

Wolfgang Janßen / 17.11.2021

@G.S.: Treffer, versenkt. Ansonsten bleibt festzustellen, dass die Erwerbsarbeit in früherer Zeit ebenso wie die Hausarbeit kein Zuckerschlecken war. Arbeitsteilung war also sinnvoll. Der größte Anteil der Erwerbsarbeit war harte Knochenarbeit, die von weiblichen Wesen kaum zu ertragen war. Auch heute noch wird kaum die Quotenerfüllung am Hochofen, im Walzwerk oder an der Teermaschine gefordert.

Rainer Niersberger / 17.11.2021

Der Autor beantwortet die Frage zutreffend selbst, indem er vom Mythos, etwas aehnliches wie das heutige Narrativ, schreibt.  Nun gibt es gerade bei Thema “Mann/Frau” und sehr speziell beim Thema “Frau” eine Vielzahl von Mythen, die entweder bereits wissenschaftlich widerlegt sind oder der Empirie nicht standhalten, die aber trotzdem von bestimmten Kreisen hartnäckig vertreten werden. Warum das so ist und bis auf weiteres so bleiben wird, wird auch der Autor wissen. Im Grunde werden mit der Pflege von Mythen immer bestimmte sehr handfeste Interessen vertreten, mitunter auch eine Beduerfnisbefriedigung eingefordert oder die “Entschuldigung” fuer bestimmtes Handeln frei Haus geliefert, vor der Handlung bereits. Nun mag es Zeiten gegeben haben, in die zumindest bestimmte Mythen durchaus hineinpassten, weil sich die Menschen entsprechend verhielten, die feministische Postmoderne und das Auftreten der Mehrheit der Damen im Westen ist es sicher nicht.  Das duerfte weniger daran liegen, dass die Damen sich evolutionär geändert haetten, als dass die kulturelle Entwicklung zu partiellen Ueberlagerungen der Biologie und zur Freisetzung schon immer vorhandener, wenig romantisierbarer, Eigenschaften führte. Ein fuer manche Herren, zumal in bestimmten Situationen, aufgrund ihres Soseins realistischer Blick auf die Damen welt hilft gegen emotional verursachte Illusionen, allerdings wie haeufig nicht ohne ein gewisses Unwohlsein. Das gikt fuer das “Patriarchat” ebenso wie fuer “me too” und andere psychogisch interessante ” Bewegungen” unter macht taktisch geprägter Anleitung von ganz bestimmten Damentypen.  U. a. Herr Florian Willet hat sich mit dem ein oder anderen einschlägigen Phänomen beschäftigt.

Volker Kleinophorst / 17.11.2021

@ S. Lotus macht jetzt auf Weihnachtsmann: HoHoHo. Alle diese “Patriarchen” haben sicher auch eine Frau, die gut davon lebt, dass einer das Geld einfährt. Oder nach Frau Bezos, warum arbeiten, wenn man sich doch auch scheiden lassen kann. Was Sie Patriarchat nennen, heißt eigentlich Leistungsgesellschaft. Man kämpft sich nach oben. Heute jammert man sich nach oben. genau so sieht es Oben aus. Und bei vermögenden Frauen ist doch immer noch der Tod des Ehemannes die Einnahmequelle Nummer: Friede Springer (Kindermädchen), die Liz Mohn (Sekretärin)  und was meinen Sie, was Frau Furtwängler in den Schoß fällt (diese Formulierung allein), wenn der Ihre mal das Zeitliche segnet…. Gut ist da immer die letzte Frau zu sein und nicht die erste. Außerdem tanzen nicht mehr die Bengel im Rampenlicht sondern die dummen Hühnchen a la Greta und Luisa. Deutschland hat in der Politik nur noch Weiber und Fiffis. Doch der Fiffi hat aufgeholt. Er muss jetzt auch nix mehr können so wie der Kevin. Leider muss er aber immer vorher fragen, was er darf. Der eine bei Saskia der dicke Helge weiter bei Angela. HoHoHo. @ R. Mainz “Wenn die Ehe “patriarchalisch” sein soll, frage ich mich, aus welchem Grund dann viele altgediente Ehemänner ex-post nie mehr heiraten würden…” Genau, aber vielleicht gibt bald die Heiratspflicht. Und noch einmal HoHoHo. PS.: Gerade las ich an andere Stelle, den Post von@ J. Fischer: Ich brauche nur Herrn @Kleinophorst vom 30. August dieses Jahres zu zitieren: “Wer meint die Olle ist schon fertig, der wird sich noch wundern.” Damit ist alles gesagt. Man musste kein Hellseher sein.” 1. natürlich rührt es mich, wenn einer meine alten Posts für aufhebenswert hält. Doch: der Satz ist der Schlussatz eines 2017 erscheinen Textes “Ihr werdet uns nicht los”. Und auch damals musste man kein Hellseher sein: Merkel kriegt fettes Büro mit Bundestag. „Die künftige Bundeskanzlerin a.D. wird nach ihrer Kanzlerschaft im Bundesinteresse liegende Aufgaben wahrnehmen.” (Welt 16.11.)

Thomas Taterka / 17.11.2021

So schlimm war das Patriarchat nun auch wieder nicht , denn es hat nach Jahrhunderten das Frauenwahlrecht und das Scheidungsrecht “erlaubt” , vom Recht , frei einen Beruf zu wählen , will der Blick in die tiefe Vergangenheit europäischer Leidensgeschichten, die am Ende einfach ausgewandert sind in die Neue Welt einmal taktvoll schweigen . Das Patriarchat hat einen beachtlichen , wenn auch unter Druck , Fortschritt geleistet , seit ” Das Mädchen mit dem Perlenohrring ” Hausmädchen bei Vermeer van Delft war ( grosser, ich würd sagen überragender Künstler des Abendlandes und nicht nur mein persönlich erlesener “Geschmack” ) - Was kann man nicht alles LERNEN aus Filmen , die man noch nicht kennt , ganz besonders über die Politik längst vergangener Zeiten . Man kann Sehen lernen ( wenn man will und nicht vernagelt ist ) . Sag ich immer wieder . - Peterson schwatzt mittlerweile zuviel , ” als hätte ihm jemand die ganze Wahrheit des Universums gespritzt” ( Rust Cohle )

Gerhard Schmidt / 17.11.2021

Ein Tag mit meiner Frau und das Gerücht vom “Patriarchat” ist vom Tisch…

Edgar Jaeger / 17.11.2021

Die Institution der Ehe war seit archaischen Zeiten ein Geschäft zwischen zwei wirtschaftlich agierdenden Unternehmungen (Familien). Da in der Regel die Ehe als viri loco vollzogen wurde, das heißt die Frau zog zur Familie des Mannes, musste die Familie der Braut für den Verlust der Arbeitskarft ein Ausgleich gezahlt werden, das Brautgeld. Auf der anderen Seite bekam die Braut den Anteil ihres produzierten Mehrwertes als Mitgift mit. In der Familie des Mannes war aber die Frau nicht ihrem Ehemann Rechenschaftspflichtig sondern in der Regel entweder der Schwiegermutter oder der Mutter des Familenoberhauptes. Bis zur Aufklärung hat die Ehe absolut nichts mit der romantischen Liebe zu tun. Aus Liebe heiratet man in Westeuropa erst nach der Französischen Revolution. Was aber nicht bedeutet, dass es auch in archaischen Zeiten keine Liebe gab. Das historische Problem ist, dass es vom Frauenhaus keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt, so dass wir über die Machtverhältnisse zwischen Männer und Frauen einer Familie nur spekulieren können. Als die Liebesheirat aufkam, fingen die Männer an Frauen zu vergöttern und sie vor allem Unbill des Lebens zu beschützen. Natürlich hat den Frauen diese Behandlung Anfangs auch Freudebereitet, aber die andere Seite der Medaille ist, dass Frauen durch diese Vergötterung hysterisch wurden (siehe Freud).  Heute haben die Feministinen das Problem, dass Sie auf die Vergötterung nicht verzichten wollen, aber auch Ihren “Mann” im Leben stehen wollen aber beides geht ebensowenig wie ein bischen schwanger zu sein.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Jordan B. Peterson, Gastautor / 17.04.2024 / 11:30 / 6

112-Peterson: Die Tiefen des Unterbewussten

Uns ist eine ganze Menge unbekannt hinsichtlich der Struktur von Erfahrungen und der Realität. Wir haben unsere artikulierten Repräsentationen der Welt, doch außerhalb davon gibt…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 10.04.2024 / 11:00 / 15

112-Peterson: So könnten Konservative gewinnen

Die jungen Leute, mit denen ich bislang auf der ganzen Welt gesprochen habe, sehnen sich danach, eine vernünftige Geschichte über Identität zu hören. Diese könnten…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 27.03.2024 / 11:00 / 26

112-Peterson: Mitgefühl als Waffe

Die bösartigsten Menschen nehmen das höchste Gut und verkehren es ins Gegenteil. Zum Beispiel durch den Missbrauch der Barmherzigkeit. Das Böse überkommt uns am Effektivsten…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 20.03.2024 / 10:00 / 42

112-Peterson: Was ist Glaube?

Ich hasse die Frage, ob ich an Gott glaube. Denn die meisten Leute wissen nicht, was sie eigentlich damit meinen. Vor allem von Christen werde…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 13.03.2024 / 11:00 / 19

112-Peterson: Finger weg von meinem Auto!

Im Westen werden Autos immer mehr bekämpft. Unter anderem duch die "C40-Agenda". Deren Pläne lesen sich wie der Alptraum eines Verschwörungstheoretikers. Ich habe mit wachsender…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 06.03.2024 / 11:00 / 5

112-Peterson: „15-Minuten“-Stadt als digitales Gefängnis

Die Idee der „15-Minuten-Städte“ wurde in kürzester Zeit von moralisierenden Utopisten in ein digitales Gefängnis verwandelt. Als die Idee der „15-Minuten-Städte“ aufkam, fand ich es…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 28.02.2024 / 10:00 / 14

112-Peterson: Was ist geistige Gesundheit?

Im Laufe der Zeit ist mir klar geworden, dass unsere links-protestantische Definition von Vernunft oder geistiger Gesundheit falsch ist. Wir haben die Tendenz zu glauben,…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 21.02.2024 / 10:00 / 38

112-Peterson: Verliere ich meine Berufserlaubnis?

Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine Berufserlaubnis zu verlieren. Grund ist unter anderem ein Tweet gegen die kanadische Regierung. Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com