Henryk M. Broder / 23.05.2009 / 01:05 / 0 / Seite ausdrucken

Es war nicht alles schlecht in der DDR…

... vor allem die Desinformationspolitik war gut organisiert, erheblich besser als die Verteilung der Südfrüchte zu Weihnachten. Bis jetzt gibt es keine Beweise dafür, dass Kriminalobermeister Kurras im Auftrag der Stasi geschossen hat. Fest steht nur, dass er geschossen hat und dass er auf der Pay Roll der Stasi stand. Über alles Übrige kann derzeit nur spekuliert werden.

Dennoch sollten wir uns daran erinnern, wo die Stasi überall ihre Finger drin hatte. Zum Beispiel in der Christlichen Friedenskonferenz und in der westdeutschen Friedensbewegung, deren nützliche Idioten sich gerne vor den Pace-Karren spannen ließen; die antisemitischen Schmierereien (“Deutsche fordern: Juden raus”) zu Weihnachten 1959 an der Kölner Synagoge, die damals für weltweites Aufsehen sorgten, waren von der Stasi initiiert; ebenso die sensationelle Enthüllung, an der wir alle viel Freude hatten, dass Heinrich Lübke am Bau von Konzentrationslagern beteiligt war. Erinnern Sie sich noch? Auch da hat es eine Weile gedauert, bis alle Mosaiksteinchen eingesammelt waren: http://www.welt.de/politik/deutschland/article862432/Heinrich_Luebke_und_die_Staatssicherheit.html

Hoch erfreut habe ich zur Kenntnis genommen, dass der bekannte Hamburger Anwalt und Feingeist Heinrich Senfft sich Mitte der 8oer Jahre mit einem Ersuchen an Organe der DDR gewandt hatte, ihm bei einer Kampagne, die er vor Gericht austragen wollte, mit Dokumenten behilflich zu sein - derselbe Heinrich Senfft, der nach dem Zusammenbruch der DDR mit einem ungeheuren persönlichen Einsatz den letzten Innenminister der DDR, Peter-Michael Diestel, vertrat, der jede Verantwortung für die Vernichtung der Stasi-Akten während seiner Amtszeit bestritt. Bis zum Nachweis des Gegenteils in einem langen Prozess, in dem Diestel und sein Anwalt Senfft zweite Sieger blieben. (Danke, Dr. Hegemann!)

Dann war da noch die “Guillaume-Affäre“ (http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Guillaume), die zum Rücktritt von Willy Brandt führte. Und die vielen “Kundschafterinnen des Friedens”, die sich von Stasi-Romeos flachlegen liessen, die ihrerseits das Angenehme mit dem Nützlichen zu kombinieren verstanden. (http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=10245900&top=SPIEGEL)

Und wenn man schon in Erinnerungen und alten Artikeln blättert, kann es passieren, dass man über alte Bekannte stolpert. Wie den extrem umtriebigen weltberühmten Wilmersdorfer Soziologen, der noch 1995 die Ehre eines IMs zu retten versuchte, der   seine “überschwengliche Sympathie zu Juden und zu Israel geradezu karriereschädigend unter Beweis gestellt” hatte und dafür mit einem “Israel-Kontaktverbot” belegt wurde. http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr195.htm Hinterher brachte es der schwerst karriegeschädigte Mann noch zum Rektor der HU und MdB der PDS. http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Fink

Sein damaliger Förderer und Verteidiger kämpft heute gegen die Islamophobie und den Einsatz einer lethalen Waffe: “Vor allem in Deutschland kann der Antisemitismus-Vorwurf tödlich sein.”

Weiteren Enthüllungen sehen wir mit verhaltener Vorfreude entgegen.

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