Ich habe ganz ähnlich empfunden und verspürte danach keine Lust mehr auf die polemische Gutmenschelei des erklärten, heiß glühenden Merkel-Fans Reichow, die dieser offenbar mit Humor verwechselt, weil die versammelte Honoratiorenkaste es artig beklatscht und er auf dem Lerchenberg damit Pluspunkte sammelt. Dieser eklige Ton Polen, Ungarn und auch Russen gegenüber treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Er kommt in letzter Zeit zunehmend von Protagonisten und Verehrern der europabesoffenen und mittlerweile doch überall isolierten Merkel-Regierung und mutet dreist, schulmeisterlich und herabsetzend an. Alle, die ihre Völker und Nationalstaaten für etwas Schützenswertes halten, ziehen den Zorn der deutschen Bessermenschen auf sich, die in grober Geschichtsverkennung meinen, alles Nationale sei rückständig und böse und würde den Segnungen der wunderbaren, gottgewollten neuen Weltordnung, in der alle gleich und manche noch gleicher sind, entgegenstehen. Früher nannte man das “am deutschen Wesen soll die Welt genesen” - und ich will nicht, dass irgendwer auf dem Globus an meinem/unserem Wesen genesen soll. Lasst doch um Gottes Willen alle nach ihrer Fasson glücklich werden und respektiert das Eigene, Spezifische und Unaustauschbare. Nein, Herr Reichow, das war nicht lustig, sondern einfach nur geschmacklos.
Danke schön. In meinen Augen war Lars Reichows Beitrag das erbärmlichste Zeugnis einer nicht mehr vorhandenen Diskursbereitschaft und eines zentral geführten Medienstaates. Wer unsere allerverwandtesten und noch dazu freundlich-kritischen Nachbarn derart niveaulos vor den Kopf schlägt, der hat nicht im Entfernstesten begriffen, worum es in den nächsten Jahren gehen wird.
Die „politisch-literarische“ Fassenacht in Mainz hat mit Narrenfreiheit nichts mehr zu tun. Das Privileg der Narren lag immer darin, der Obrigkeit kritisch den Marsch zu blasen. Davon war in der jüngsten Sitzung „Mainz wie es singt und lacht“ aber auch gar nichts zu hören und zu sehen. Im Gegenteil. Dafür wurde auf ausgesuchte, der Obrigkeit lästige Subjekte und Parteien teilweise unfair eingedroschen. Von Regierungskritik keine Spur. Und das in Zeiten, in denen gerade von unserer, dem Recht und Gesetz verpflichteten Führungs-„Elite“ diese Werte, einschließlich der Verfassung, in krimineller Weise mit Füßen getreten werden und die Demokratie nach und nach demontiert wird. Wo zudem eine verantwortungslose und diktatorisch betriebene Flüchtlingspolitik Merkels Deutschland finanziell und kulturell ins Chaos treibt. Kein Wort oder Reim darüber. Schafft sich auch die närrisch-literarische Fassenacht ab, weil sie solche Steilvorlagen nicht nutzt? Oder darf sie es nicht, weil die öffentlich-rechtlichen Sender es nicht zulassen? Da Integration laut offizieller Lesart keine Einbahnstraße sein darf, erklingt in Sitzungen der nächsten Jahre sicher neben dem Helau auch der Ruf Allah und der Imam macht dem Kardinal den Platz streitig. Wir schaffen das? Das schaffen wir ganz sicher, und uns selbst - ab.
Abgesehen von den politischen Geschmacklosigkeiten: Frühere Komiker, man denke nur an den unsterblichen Loriot, erreichten, dass das Publikum über s i e lachte und dabei auch die eigenen kleinen Schwächen erkannte. Die heutigen sogenannten “Comedians”, wollen mit dem Publikum mittels billiger Späße und Klamauk über A n d e r e lachen. Dabei werden selbstverständlich keinesfalls die Grenzen der “pc” überschritten, so dass bissige Satire über den Islam, Gender-Unsinn , “Migranten” oder die Klimawandel-Religion in der Regel tabu sind.
Sehr geehrter Herr Esser, zunächst: nur weil Sie Rundfunkgebühren zahlen müssen, müssen Sie sich das ÖFR aber noch lange nicht anschauen. (Ich bin seit 10 Jahren TV- und seit 2 Jahren Radioabstinent-meine Tage gewannen allein dadurch an ästhetischem Glanz. Zeitung lese ich ebenfalls nicht-und siehe da, die Welt dreht sich trotzdem weiter.) Einige Informationen sammle ich im weltweiten Netz. So auch die Kenntnis Ihres Beitrages. Ich habe mir dann diesen Ausschnitt angesehen. Deshalb: Lieber Herr Esser, das Publikum im Saal war doch überwiegend der gesammelte Hofstaat inklusive seiner Schranzen. Und der Herr Reichow war (ist) einer der Hofnarren. Das Volk darf den Belustigungen des Hofes an der Glotze daheim beiwohnen… MUSS ES ABER NICHT. Siehe oben. Es grüßt Sie herzlich!
Bitte nicht gedankenlos die Leier Vom “Boden der christlich-jüdischen Geschichte” drehen. Demokratie und Abschaffung des Gottesstaates wurden gegen den tausend Jahre herrschenden christlichen Gottesstaat mit Blut erkämpft. Und auch der ursprüngliche jüdische “Staat” der Antike war ein nationalistischer, rassistischer, fremdenfeindlicher Gottesstaat”. Wenn schon Wurzeln, dann griechische. Die wahren Wurzeln sprießen aus der Renaissance und der Aufklärung. Wo bitte gab es im Juden- oder Christentum je auch nur die allergeringsten Ansätze hinsichtlich Demokratie? Davon abgesehen, kotzt mich der Topos “christlich Bindestrich jüdisch” an. Der Bindestrich zwischen Christen und Juden bestand tausend Jahre darin, daß Christen die Juden verfolgt, ausgegrenzt, verleumdet und millionenfach umgebracht haben. Der Bindestrichtrich ist schleimig, einschleimig. Was nun ein “Land wie Deutschland” angeht, “das im Geiste jüdischer-christlicher Geschichte” steht”, so stimmt dies insofern, als daß kein anderes Land vom jüdischen Geist so profitiert hat, wie Deutschland. Was man daran erkennen kann, daß seit dessen Ausrottung und Vertreibung offensichtlich geistige Leere gähnt.
Wenns nicht gefällt, dann bestellen Sie doch einfach ihr ZDF Abo ab! taTAA taTAA taTAA Das wäre mal ein Kalauer gewesen.
Danke für Ihre deutlichen Worte, verehrter Herr Esser. Ich kenne das Land gut, hatte über einige Jahre viele Kontakte zu den Leuten dort. Ich habe über die Zeit alle meine Vorurteile abgebaut, bewundere den Fleiß, die Energie und Ausdauer der Menschen. Ganz zu schweigen von der Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Als Deutscher habe ich nie Ablehnung erlebt, statt dessen Offenheit, Neugier und Hilfsbereitschaft, wenn ich z.B. auf der Suche nach Hinterlassenschaften meiner schlesischen Vorfahren war. Nun bin ich in der Situation, daß ich mich verpflichtet fühle, für die offenbar von allen guten Geistern verlassenen Politiker (ganz übel Oettinger, der Polen unter Aufsicht stellen will), Medienschaffenden (Reichow war nicht der erste, der sich mit dämlichen Polenwitzen produziert hat) und sonstigen Verrückten um Entschuldigung zu bitten. Glauben Sie mir: In Polen schüttelt man über die Deutschen nur den Kopf, um es vorsichtig zu formulieren. Und was diesbezüglich hier passiert, ist mehr als nur peinlich. Es atmet den Deutschland-Deutschland-über-alles-Impetus, diese ekelhafte Überheblichkeit anderen gegenüber. Das alles gefährdet die mühsame, aber gelungene Aussöhnung, die ich erfahren habe.
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