Gastautor / 06.04.2024 / 14:00 / Foto: Imago / 13 / Seite ausdrucken

Der Westen muss Geiselnehmer ächten – nicht belohnen

Von Michael Rubin.

US-Präsident Joe Biden erlaubt es der Hamas, Geiseln als Druckmittel für Zugeständnisse Israels einzusetzen. Diese Haltung ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme, auch im Fall Irans.

Die moralische Klarheit, mit der Präsident Joe Biden vor sechs Monaten an den Hamas-Angriff auf Israel herangegangen ist, ist nicht mehr vorhanden. Außenminister Anthony Blinken und der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan begannen fast zeitgleich mit Bidens Rede, einen Rückzieher zu machen. Die Hamas mag zwar als Terrorgruppe eingestuft sein, aber moralische Gleichwertigkeit, persönliche Feindseligkeit gegenüber Israels gewähltem Führer und Wahljahrespolitik liegen Blinken und Sullivan im Blut. 

Während die Hamas die israelischen Operationen im Gazastreifen sofort beenden könnte, indem sie Geiseln freilässt, zu deren Festhalten sie weder rechtlich noch moralisch berechtigt ist, belohnt Bidens Team die Entscheidung der Hamas, Geiseln zu nehmen, indem es der als terroristisch eingestuften Gruppe erlaubt, sie als Druckmittel für Zugeständnisse einzusetzen. Diese Entscheidung ist weder friedensstiftend, noch stellt sie eine ausgefeilte Diplomatie dar; vielmehr legitimiert sie den Terrorismus.

Leider ist Bidens Bereitschaft, Geiselnahmen zu ignorieren oder sogar zu belohnen, inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Aserbaidschan hält weiterhin 55 armenische Gefangene fest. Einige von ihnen bezeichnet Aserbaidschan als Kriegsgefangene, obwohl dies eine falsche Bezeichnung ist, da es sich bei vielen um Zivilisten handelt, die an illegalen Kontrollpunkten aus Autos herausgeholt wurden, oder um Bauern, die von aserbaidschanischen Soldaten mit vorgehaltener Waffe über die demarkierte Grenze gelockt oder gezwungen wurden. Ebenso wie die Hamas mit den Juden verfährt, erkennt Aserbaidschan viele Christen nicht an, die es gefangen hält, um psychologischen Terror auszuüben und Besuche des Roten Kreuzes zu verhindern.

Teheran nutzt Amerikas Schwäche aus

Wie die Hamas setzt auch Aserbaidschan seine Geiseln für diplomatische Zwecke ein. Das Weiße Haus und das Außenministerium setzten beispielsweise Armenien unter Druck, seine Bewerbung um die Ausrichtung der nächstjährigen COP29-Umweltkonferenz zugunsten Aserbaidschans fallen zu lassen, um Aserbaidschan zur Freilassung einiger armenischer Geiseln zu bewegen. Biden ermöglichte es damit nicht nur seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Alijew, sich der Verantwortung für die Geiselnahme zu entziehen, sondern schenkte ihm auch eine Belohnung in Höhe von hunderten von Millionen Dollar und das Prestige des internationalen Rampenlichts. Blinken und Sullivan könnten, wie sie es gegenüber armenischen Beamten taten, argumentieren, dass es die Friedensgespräche voranbringen könnte, wenn Aliyev bekommt, was er will, aber die Geschichte zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist: Wenn Aliyev sich ermächtigt und immun fühlt, folgen schnell Krieg und ethnische Säuberungen. Wenn das Rampenlicht der COP29 verblasst, wird Blut fließen.

Biden erlaubt dem Iran auch, von Entführungen zu profitieren. Geiselnahmen sind Teil der iranischen DNA. Das Abkommen von Algier aus dem Jahr 1981, das die Freilassung von 52 amerikanischen Geiseln durch den Iran vorsah, ist nicht nur ein Denkmal für die Belohnung von Terrorismus, sondern auch ein Beispiel dafür, wie die Erpressung von Geiseln weitere Geiselnahmen garantiert. Bidens Bereitschaft, den Iran mit Milliarden von Dollar zu belohnen und gleichzeitig Geiseln wie Jamshid „Jimmy" Sharmahd zurückzulassen, deutet auf eine beunruhigende Kombination aus Feigheit und der Bevorzugung kurzfristiger Erleichterungen gegenüber langfristigen Konsequenzen hin.

Die Tatsache, dass es sich bei den Gefangenen, die Biden freilässt, zumeist um Geschäftsleute handelte, die mit dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden in Konflikt geraten waren, als sie versuchten, von einem Terrorismus-Sponsor zu profitieren, während iranische Sicherheitskräfte Sharmahd von außerhalb Irans entführten, macht die Sache nur noch schlimmer. Das Gleiche gilt für die Freilassung von Iranern, die in illegale Technologien verwickelt sind, denn sie stellt eine falsche Gleichwertigkeit her, verrät die Ermittler, die ihr Leben der Sicherheit der Amerikaner widmen und zeigt, dass Washington es nicht ernst meint, wenn es darum geht, den Durchbruch des Irans in der Atomtechnologie zu verhindern. Tatsächlich haben Sullivans mehr als ein Jahrzehnt währende Bemühungen, Teheran aus der Reserve zu locken, die Sicherheitslage verschlechtert, Geiselnahmen im Iran und Entführungen von Dissidenten im Ausland begünstigt und es dem Iran ermöglicht, sich zu einem Schwellenstaat im Nuklearbereich zu entwickeln.

Den Terror nicht belohnen

Das Muster wiederholt sich mit Russland. Nicht nur, dass Biden den russischen Präsidenten Wladimir Putin belohnte, indem er den „Händler des Todes“ Viktor Bout gegen den WNBA-Star Brittney Griner eintauschte, während er einen ehemaligen US-Marine verrotten ließ, sondern auch, dass Biden zwar Lippenbekenntnisse für den inhaftierten Wall Street Journal-Reporter Evan Gershkovich abgibt, aber Alsu Kurmasheva, eine Journalistin des von den USA finanzierten Radio Free Europe/Radio Liberty, ignoriert.

Schweigen ist niemals die Antwort, wenn Tyrannen und Terroristen unschuldige Amerikaner oder Einwohner der Vereinigten Staaten wie Vladimir Kara-Murza oder die Studentin Elizabeth Tsurkov von der Princeton University festhalten. Bidens Team mag sich an dem Fototermin erfreuen, der mit der Rückkehr einer Geisel verbunden ist, aber der Preis der Erpressung ist es nicht wert. Und sie ist auch nicht notwendig. Pastor Andrew Brunson und die Studentin Xiyue Wang kamen frei, ohne dass ein einziger Dollar den Besitzer wechselte.

Anstatt die Geiseln als ein Ärgernis für eine größere Diplomatie zu behandeln, muss Biden eine Grenze ziehen: Es kann kein „business as usual“ geben, solange unschuldige Amerikaner gefangengehalten werden, und die Vereinigten Staaten sollten auch keine demokratischen Verbündeten wie Israel oder Armenien dazu zwingen, den Terrorismus zu belohnen. Biden muss aufhören, der Traum der Tyrannen zu sein, und anfangen, ihr Albtraum zu werden.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Middle East Forum.

 

Michael Rubin schreibt für den Blog "Beltway Confidential" des Washington Examiner. Er ist Direktor für politische Analysen beim Middle East Forum und Senior Fellow am American Enterprise Institute.

Foto: Imago

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Leserpost

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Johannes Schuster / 06.04.2024

“Biden muss aufhören, der Traum der Tyrannen zu sein, und anfangen, ihr Albtraum zu werden.” Dieser Artikel ist insofern weltfremd als dass Biden schlicht alt und krank ist. Er strotzt vor Doppelmoral und wäre nicht einmal anfänglich im Militär diensttauglich. Außerdem hat der Artikel einen kraftlosen Ausdruck in Bezug auf die Geiseln. Überobjektivität ist einem sekundären Trauma geschuldet und gehört zum Formenkreis der Verzerrungen. Die menschliche Tragweite zu dissoziieren ist der Indikator dabei .

Jochen Grünhagen / 06.04.2024

Eine kleine Schar muslimischer US Amerikaner versagt Biden die Gefolgschaft und wird ihn wohl nicht wieder wählen. Die Wiederwahl Bidens wird somit noch unwahrscheinlicher. Der Hamas Terror wird von Arabern auf der ganzen Welt als Widerstand bezeichnet, in allen westlichen Ländern bröckelt der Rückhalt für Israel, die einzige Demokratie im nahen Osten. Es ist unverständlich und beschämend wie die sogenannte westliche Welt Israel im Stich lässt und den lautstarken Forderungen der Muslime nachgibt. Die Mehrheit der Palästinenser unterstützt den Hamas Terror gegen Israel, arabische Nachbarstaaten könnten Palästinenser aufnehmen, wollen das aber nicht und die Schuldigen sollen jetzt die Israelis sein, widerlich.

Klaus Keller / 06.04.2024

Der Umgang mit Geiselnehmern ist gar nicht so einfach wenn man wieder gewählt werden will. Ich erinnere an die Geiselnahme in der US-Botschaft 1979 im Iran im Iran. Hardliner versuchten eine Befreiung die ein Desaster wurde. Es gab 8 Tote. Der neue Präsident freute sich zum Amtsantritt über die Befreiung der Geiseln nach Verhandlungen.  Der Iran erhielt am 20. Januar 1981 über algerische Treuhandkonten bei der Bank of England das vorher eingefrorene Geld in Höhe von fast acht Milliarden US-Dollar zurück. +++ Ein aktuelles Problem in Palästina könnte darin bestehen das die Israelis ständig Führungsmitglieder der Hamas töten. Das macht Verhandlungen nicht einfacher. PS Da man sich im Kriegszustand befindet ist der Hinweis auf die Rechtswidrigkeit der Geiselnahme ein wenig albern.

Yehudit de Toledo Gruber / 06.04.2024

Schlimm, schlimm das Ganze!  Und läßt man sich die Statements von Ralf Pöhling durch den Kopf gehen, erklärt sich zusätzlich noch so einiges. Aktuell entsetzt mich vor allem der Verrat an Israel. Und denkt oder hofft man hier, daß sich wenigstens die farblosen Antisemitismusbeauftragten endlich stark machen für uns, kommt die nächste Keule seitens dieses “Chef-Antisemitismusbeauftragten” von Berlin, Dr. Klein. Man kann das gar nicht glauben. Es macht krank! Die von Ralf Pöhling geschilderten Zersetzungs- und Bestechungsmethoden funktionieren offenbar auch mit der jüngeren Generation in Israel. Furchtbar, daß man gerade jetzt nicht an einen Strang zieht, nur sein eigenes, persönliches “Geisel-Leid” sieht statt die große Gefahr für das gesamte Land. 

Peter Faethe / 06.04.2024

Pres. Reagan reagierte ganz anders, auch von Trump würde man das Gegenteil erwarten.

b.stein / 06.04.2024

Ich glaube nicht, dass Biden irgendwas selbst entscheidet. Er liest ab was ihm irgendwer in die Hand gedrückt hat. Er gehört in eine Seniorenresidenz mit 24/7 Betreuung.

Lutz Herrmann / 06.04.2024

“Wer auch immer den Teleprompter von US-Präsident Joe Biden befüllt, erlaubt es der Hamas, Geiseln als Druckmittel für Zugeständnisse Israels einzusetzen.” So kann man es lassen.

Ralf Pöhling / 06.04.2024

Und jetzt der dritte und letzte Streich: Die USA wie besonders auch Deutschland werden also unter geheimdienstlicher Mithilfe korrupter Beamter in sicherheitsrelevanten Bereichen aus dem Umfeld Katars bzw. der Muslimbruderschaft erpresst und geschmiert und sind damit unsichere Partner für die Israelis. Die Hamas Führung residiert in Katar. Katar hat es fertig gebracht nahezu die gesamte Türkei einzukaufen, so abhängig zu machen und umzudrehen und den Türken das auch noch als nationale Befreiung zu vorzutäuschen. Das selbe versuchen sie in Deutschland und natürlich auch in den USA, denn die US Politik ist genauso vulnerabel wie die deutsche. Nach dem Wegfall des sowjetischen Feindes und damit dem Wegfall des Patriotismus im Westen, gibt es hier zwar zuhauf geheimdienstliche Expertise, aber eigentlich keinen Anlass mehr, dem eigenen Land zu dienen. Insbesondere dann nicht, wenn der Behördenapparat deutlich schlechter zahlt als islamischen Extremisten zahlen. Die Kontakte sind beruflicher Natur ja vorhanden. Es wird immer davon geredet, wir würden hier von den Russen unterwandert. Das ist in Teilen sicher richtig, aber die radikalen Araber waren da viel erfolgreicher und sind bereits in der Offensive, denn die Grenzöffnung 2015 ist direkte Folge zuerst der Unterwanderung und Übernahme der Türkei und dann Deutschlands, weil hier die größte türkische Gemeinde residiert. Umgesetzt wurde das mit Hilfe korrupter Beamter im deutschen Sicherheitsapparat. Die gleiche Nummer läuft in den USA, damit die Amis (wir auch) ihren Support für Israel einstellen. Ich erinnere an den “Flüchtlings"strom im Libanon 1980 und was er aus dem ehemals christlichen Libanon gemacht hat. Ein zerschossenes Terrornest der Hisbollah. Hier versuchen die gerade das selbe. Israel sollte sich also kurzfristig andere Partner ins Boot holen, die unser Problem hier nicht haben, bis wir es abgestellt haben. Ich denke da an Russland oder China. Die sind nämlich nicht vom radikalen Islam unterwandert.

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