Quentin Quencher / 03.06.2020 / 16:30 / 42 / Seite ausdrucken

Konflikt um’s Pausenbrot

„Meine Lehrerin hat gesagt, ich soll mein Vesper anders verpacken. Das Plastik und das Aluminium sind nicht gut für die Umwelt.“ So mein Jüngster, er geht in die 4. Klasse, also noch in die Grundschule. Mir ging augenblicklich der Hut hoch, denn normalerweise habe ich mit dieser Lehrerin guten Kontakt, schätze sie als kompetente und gute Lehrerin, die Gespräche, welche wir führten, waren immer angenehm und vom gegenseitigen Verständnis geprägt. Sie weiß auch, dass ich immer die Pausenbrote für die Kinder richte, meist ein frisches mit Wurst belegtes Brötchen, sowie einen geschälten Apfel. Als Getränk nehmen sie ein Mineralwasser mit, so eins vom Aldi oder vom Lidl, ohne Kohlensäure in der 0,5 Liter Plastikeinwegflasche. Das finde ich recht praktisch. Der geschälte und entkernte Apfel wird gevierteilt und in Alufolie verpackt, das Brötchen kommt in eine normale Vesperpapiertüte, die gibt's nicht beim Aldi, aber gleich nebenan beim Rossmann.

Nach Gebrauch kommt alles in den Müll, bis auf die Plastikflasche natürlich, da ist ja Pfand drauf. Was das für die Umwelt bedeutet, ob das gut oder schlecht ist, darum kümmere ich mich nicht. Ich vertraue darauf, dass wir hierzulande eine ordentliche Müllentsorgung haben, und das genügt mir.

Nun weiß ich ja, dass die meisten Lehrer hierzulande, Grundschullehrerinnen sowieso, einen grünen Hau an der Klatsche haben. Deswegen verachte ich sie nicht, solange sie ihrem Bildungsauftrag ordentlich nachkommen und sich ihre Indoktrinationsversuche in Grenzen halten. Mit den älteren Kindern hatte ich schon so manche Gespräche deswegen, aber denen ist das eigentlich sowieso egal. Zwar hören sie, was ihnen da grün eingetrichtert werden soll, meine Gegenreden auch, sie nehmen es aber nicht an, lächeln darüber und haben, soweit ich das beurteilen kann, überhaupt keine politischen Interessen. Ihr Desinteresse geht sogar so weit, dass sie nicht mal zur Wahl gehen, die drei Ältesten dürften ja schon, zumindest da, wo das Mindestalter 16 ist. Und damit sind sie, wie verschiedene Auswertungen von Wahlergebnissen zeigen, in der Mehrheit ihrer Altersklasse.

Die nun, vor allem von den Grünen, geforderte Absenkung des Mindestalters für Bundestagswahlen, wird da auch nichts daran ändern. Die grüne Indoktrination in den Schulen generiert eben vor allem Nichtwähler.

Damit untergrabe ich die Glaubwürdigkeit der Lehrerin

Doch zurück zum Pausenbrot. Ich habe mit der Aufforderung der Lehrerin ein echtes Problem. Erst einmal bin ich persönlich enttäuscht, dass sie sich nicht traut, mir das direkt zu sagen. Hat sie Angst vor meinen Argumenten? Ich erinnere mich an ihre großen Augen bei einem persönlichen Gespräch, als ich ihr meinen Standpunkt zu Erziehung und Bildung klar machte, dass ihre Aufgabe die Bildung sei, die meinige die Erziehung. Ich werde mich nicht in ihre Arbeit einmischen und verbitte mir, dass die Schule mir in meine hineinredet. Es war eine freundliche aber deutliche Ansage, die ich bei jedem Lehrer meiner Kinder mache, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Nun gestehe ich der Lehrerin durchaus zu, dass sie ihre Hinweise zum Verpacken des Pausenbrotes als Bildungsarbeit versteht, dennoch hat sie damit einen Konflikt heraufbeschworen, der sich zum Schaden meines Sohnes entwickeln kann. Denn ich muss ihr widersprechen, schon aus Prinzip. Es geht die Schule nichts an, nach welchen Kriterien ich was mache. Wenn es um die Ernährung selbst gehen würde, wenn ich beispielsweise meinen Kindern statt Brötchen, Apfel und Mineralwasser Cola und Schokoriegel mitgeben würde, oder gar nichts, dann wäre eine Kritik durchaus gerechtfertigt. Aber sie stört unser – aus ihrer Sicht – umweltschädliches Verhalten.

Nun muss ich meinem zehnjährigen Sohn erklären, dass es die Lehrerin nichts angeht, wie ich ein Pausenbrot verpacke und dass die Alternativen keineswegs umweltfreundlicher sind und schon gar nicht praktischer. Damit untergrabe ich die Autorität und die Glaubwürdigkeit der Lehrerin, er wird sie von nun an kritischer betrachten, was sicher nicht unbedingt den Lernerfolg fördert.

Die Lehrerin will mich erziehen und benutzt dabei meinen Sohn

Keinesfalls werde ich einem Befehl aus der Schule folgen, der nichts anderes als Einmischung in etwas ist, was sie nichts angeht. Dabei geht dann entweder meine oder ihre Glaubwürdigkeit den Bach runter.

Natürlich müssen auch Kinder lernen mit solchen Konflikten zu leben, sie sind sogar wichtig, damit sie einen eigenen Standpunkt entwickeln können. Gerne hätte ich damit aber noch ein oder zwei Jahre gewartet, meinem Sohn das Gefühl gelassen, dass er sowohl in der Familie, als auch in der Schule, Geborgenheit erfahren kann. Dies ist für ein Kind in diesem Alter besonders wichtig, gerade damit die kommenden Kämpfe in der Pubertät ihn nicht zerstören können, die er dann mit sich selbst, seiner Umwelt, seiner Schule und Familie führen wird.

Vielleicht wird nun der eine oder andere Leser denken, der Quentin spinnt schon ein bisschen, wegen eines Pausenbrotes so einen Zinnober zu veranstalten. Dem möchte ich deutlich widersprechen. Die Lehrerin will mich erziehen und benutzt dabei meinen Sohn. Ich zeige ihr aber ihre Grenzen auf, das ist notwendig, denn wenn ich es jetzt nicht tue, dann ist es später möglicherweise zu spät. Dann hat mein Sohn festgestellt, dass ich die Meinung und Haltung der Lehrerin nicht teile, aber dennoch ruhig bin, vor ihr kusche. Wie soll er dann Vertrauen zu mir entwickeln können? Möglicherweise verachtet er dann mich genauso, wie ich meine Eltern für ihr Kuschen in der DDR verachtete.

Dieser Beitrag erschien auch auf Quentin Quenchers Blog „Glitzerwasser“.

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Leserpost

netiquette:

Wolfgang Pfeiffer / 03.06.2020

Der Vorschlag von Frau Dengler (ganz am Anfang der Kommentare) gefällt mir am besten: charmen bis die Wände wackeln, lustig sein, sie zum Lachen kriegen, und ihr mit Ihrem allerbreitesten, voll freundlichen Bademeisterlächeln klar machen, dass Sie der Herr der Pausenbrote sind und bleiben. Immer wieder checken, wie sie reagiert: Pause machen, zuhören, freundlich weitermachen. Scheint mir mehr ein Problem des netten, aber bestimmten Umgangs, mit einer ansonsten kompetenten Lehrerin zu sein, als ein politisches Problem oder so. Und wenn sie klug ist, wie Sie schreiben, wird’s wohl keine Probleme geben. Und wenn Sie anfängt zu argumentieren, sagen Sie einfach (Bademeisterlächeln!) “Nein”. Und wechseln Sie das Thema, wenn das Pausenbrotthema nervig wird. Sie könnten dann ja fragen, wie es so läuft mit Ihrem Sohn, wie es Ihr so geht mit der Klasse, etc. etc.—Am Schluß, beim Abschied, falls Handschlag möglich (Coronawahn!): ihr die Hand reichen und “Abgemacht? Sie Mathemeisterin, ich Herr der Pausenbrote?”. Oder von mir aus auch einen richtigen deutschen Satz. Ich wette, Sie lacht und sagt “Okay” ... ;) + + + Oder Sie ist einsam und will mit Ihnen einfach ein bisschen babbeln: denn sie schreiben ja: “die Gespräche, welche wir führten, waren immer angenehm und vom gegenseitigen Verständnis geprägt.” Und immerhin: Sie weiss ja, dass sie die Pausenbrote machen. Also? + + + Komplizierte Situation: Bin gespannt, wie’s weiter geht

Helmut Kassner / 03.06.2020

Unsere Kinder haben von 1977 bis 1994 in der damaligen Ostzone die Schule besucht. Immer wenn ein Schulwechsel oder ein neuer Klassenlehrer Anstand haben wir unsere Haltung kundgetan - unser Kind besucht die Christenlehre, in diesem Sinne erziehen wir unsere Kinder, wir erwarten, dass dies respektiert wird, und unsere Kinder nicht benachteiligt werden. Den Bildungsauftrag der Schule werden wir nach Kräften unterstützen. Mit dieser Haltung sind wir immer gut gefahren. Ich habe den Eindruck,, dass es heute Den Menschen an Mut fehlt ihre Haltung durchzusetzen.

Faina Kornblum / 03.06.2020

Lieber Herr Quencher, mein aufrichtiges Beileid. Aber sie haben das Glück, dass ihr Sohn bald diese wunderbare Lehrerin verlassen wird. Ich habe das deutsche Schulsystem zusammen mit meinen Kindern in vollen Zügen genießen dürfen. Es gibt zwei Möglichkeiten in der Schule: mitmachen und sich beugen oder standhaft bleiben und etwaige Konsequenzen tragen müssen. Das Grundgesetz scheint für Schulen nicht verpflichtend zu sein. Willkür, Ausgrenzung,Mobbing… Und die Lehrer(innen) sind oft auch nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Ich wünsche Ihnen alles Gute, stehen Sie weiterhin zu Ihrem Pausenbrot, der Verpackung und zu Ihrem Kind. Aber Bildung ist schon längst auch Elternsache. Unser Schulsystem ist nicht dafür ausgerichtet zu bilden.

Sabine Heinrich / 03.06.2020

Du meine Güte, jetzt geht’s aber mal richtig los gegen die Lehrer - in diesem Fall die Lehrerin. Da haben Sie, Herr Quencher, ein Thema aufgegriffen, zu dem jeder etwas zu sagen hat. Mich irritiert hier nur die fast vollkommene Zustimmung zu Ihrem Text und den an Unterstellungen, die Lehrerin betreffend, reichlich vorhandenen Kommentaren. Erst einmal eine Feststellung: Schule hat einen Bildungs- UND einen Erziehungsauftrag! Und wenn es den nicht gäbe, hätten viele Schüler deutlich weniger Chancen, sich im Leben zurechtzufinden, sich an Regeln zu halten und Werte kennenzulernen. Nicht alle Lehrer sind grün. Und Müllvermeidung ist auch für mich - alles andere als eine Grüne - ein wichtiges Thema, mit dem man im Kleinen anfangen sollte. Erziehungsauftrag: Es wurde immer wieder stark kritisiert, dass Gymnasiallehrer sich fast nur um die Vermittlung von Wissen - also dem Aneignen von Bildung - kümmern würden! Zu Ihrem speziellen Fall: Warum reagieren Sie sich hier ab, statt nach der Übermittlung der Lehrerinnenäußerung durch Ihren Sohn umgehend zum Hörer zu greifen und die Lehrerin anzusprechen? Das verstehe ich nicht.  Das wäre für mich das Normalste der Welt und selbstverständlich! Aber aus bitterer Erfahrung mit Grundschuleltern weiß ich, dass sie sich oft einzeln nicht mit der geringsten kritischen Frage an die Lehrerin herantrauen - und sei sie noch so nett - nein, es glühen die Telefone, es wird Stimmung gemacht - und dann zählt alles Positive kaum noch, und am nächsten Elternabend findet die Inquisition statt. Mit Verlaub, Herr @Quencher - ein Elternteil wie Sie, das nicht in der Lage ist, das Gespräch mit der Lehrerin zu suchen und hier das Frühstücksverpackungsthema zu einem Riesenproblem aufbläht, hat möglicherweise ein Kommunikationsproblem - sowohl mit anderen - als möglicherweise auch mit dem eigenen Sohn, mit dem Sie doch kurz und entspannt über Ihre Meinung und die der Lehrerin sprechen könnten!

Günter H. Probst / 03.06.2020

Der Schule die Bildung ihres Sohnes zu überlassen, ist aber sehr leichtsinnig. Soweit die Schule bei der Einübung der Kulturtechniken bleibt, ist es ja gut. Aber die meisten Lehrer, und vor allem Lehrerinnen, die den Lebensweg- Schule-Hochschule-Schule gegangen sind, sind für die Bildung eines Menschen eher schlechter geeignet. Zudem sind die meisten Lehrpersonen heute eindeutig ideologisch konditioniert und ihnen fehlen nicht nur die Lebenserfahrung in anderen Lebensbereichen (außer Schule), sondern auch die Fähigkeit zu kritischer Distanz gegenüber Ideologien und sich selbst. Machen Sie sich doch mal den Spaß, mit ihrem Sohn die grüne Ideologie in den Schulbüchern aufzuspüren; ich habe mich mit meiner Tochter dabei köstlich amüsiert. “Mit dem Auto fahren wir nicht einkaufen!” im Lesebuch. Im Rechenbuch:“Das Elektroauto fährt mit 30km/h…“usw.

Stefan Land / 03.06.2020

Unsere Jüngste war auf einer selbsternannten Umwelt(grund)schule, recyceltes Papier usw. Soweit alles ok, warum sich nicht um Nachhaltigkeit Gedanken machen. Wer eine Milchschnitte dabei hatte und diese in der Pause essen wollte traute sich dieses nur heimlich . Wurde er/sie erwischt, hatte er/sie Glück wenn sie nicht ans Kreuz genagelt zu wurde. Auf Schulfesten gab es dann aber Bratwurst und Cola/Fanta. Da waren dann doch wohl eher wirtschaftliche Gründe wichtiger, wissend das sich Mohrrüben nicht so gut verkaufen lassen…..

Arnold Warner / 03.06.2020

Da schwillt mir die Ader schon beim Lesen. Ich müsste mich massiv zusammenreißen, um der Lehrerin nicht ein Loriot’sches “Sie haben mir ins Essen gequatscht!” zu verpassen. Was natürlich (leider) nicht ginge, da es vor allem meinem Kind schaden würde. Eine schwierige Sache, zu deren möglichen Lösungen nur eine nicht gehören kann: nachzugeben. Denn was käme als nächstes? “Keine Wurst! Kein Brötchen! Apfel nur aus regionalem Bioanbau! Keine Plastikflasche!” Ein Grüner ist nur glücklich, wenn er etwas verbieten kann. Gäben Sie der ersten Ermahnung nach, wäre die Lehrerin nur kurze Zeit glücklich, aber dann ginge es weiter.

Eugen Karl / 03.06.2020

Gerade wo es spannend wird, hört der Artikel auf. Man hätte gern gewußt, wie die Konfrontation Vater - Lehrerin ausgegangen ist.

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