Henryk M. Broder / 17.07.2022 / 11:00 / Foto: Acgut.com / 89 / Seite ausdrucken

Ab morgen heiße ich Henrike!

Nicht die Frauen, nicht die Muslime, nicht die Migranten, nicht einmal die Corona-Skeptiker, die sich einen gelben Stern anheften, sind die Juden unserer Zeit, es sind die Transpersonen.

Wenn es um die Besetzung von Spitzenposten in der Bundesrepublik geht, ist das Beste gerade gut genug. Heiko Maas war als Justiz- und Außenminister allererste Sahne, gleiches gilt für einige Mitwirkende der jetzigen Regierung, z.B. die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Aber auch eine Etage tiefer geht es zu wie beim traditionellen Jahrestreffen der Nobelpreisträger in Lindau am Bodensee. Über 40 Bundesbeauftragte, Koordinatoren und Sonderbeauftragte helfen der Bundesregierung, mit Krisen und Problemen zurechtzukommen, allein das Auswärtige Amt beschäftigt neun Beauftrage für alles Mögliche, das Bundeskanzleramt sieben. Seit Kurzem gibt es auch einen Beauftragten der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, denn die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ist eine der Kernkompetenzen der Bundesregierung, wie die Energiewende, die Verkehrswende, das Klima und der Katastrophenschutz. 

Sven Lehmann, der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, hat eine phantastische politische Karriere hingelegt, aus der Troisdorfer Kommunalpolitik in den Bundestag auf einen Posten als Parlamentarischer Staatsekretär und „Queer-Beauftragter" der Bundesregierung.

Natürlich ist er auch auf Twitter unterwegs. Vor Kurzem z.B. postete er diesen EintragNein, wir müssen Transfeindlichkeit nicht „aushalten“. Wir müssen auch Antisemitismus und Rassismus nicht „aushalten“. Wir müssen dagegen vorgehen und laut widersprechen! - um als offene Gesellschaft die Menschen zu schützen, die täglich darunter leiden.

Seien wir froh, dass es endlich einer ausspricht, der eine Ahnung von der Sache hat. Nicht die Frauen, nicht die Muslime, nicht die Migranten, nicht einmal die Corona-Skeptiker, die sich einen gelben Stern anheften, sind die Juden unserer Zeit, es sind die Transpersonen, die täglich darunter leiden, dass sie nicht als die anerkannt werden, die sie sein möchten.

Aber das wird sich bald ändern. Sobald das neue „Selbstbestimmungsgesetz" in Kraft tritt, wird jeder Mann und jede Frau selbst entscheiden können, ob er eine Frau oder sie ein Mann sein möchte, unabhängig vom biologischen Geschlecht, das ihm bzw. ihr bei der Geburt „zugewiesen" wurde. Und dann ist Schluss mit der Heimlichtuerei und dem Versteckspiel. Eine Frau kann auch einen Penis und ein Mann eine Vulva haben. Jedem das Seine!

Und hier liegt doch ein kleiner, aber wichtiger Unterschied zwischen der „Transfeindlichkeit" und dem Antisemitismus. Ich mag mich ja irren, aber mir ist kein Fall bekannt, da ein Jude oder Jüdin einfach zum Standesamt gehen konnte, um den Eintrag in der Abteilung „Konfessionszugehörigkeit" zu ändern, von „jüdisch" bzw. „mosaisch" auf „katholisch" bzw. „protestantisch". Nun ja, es waren auch andere Zeiten, heute könnte das möglich sein, digital übers Handy. Ich werde es demnächst ausprobieren. Und im Übrigen: Ab morgen heiße ich Henrike!  

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Leserpost

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Michael Blum / 17.07.2022

Liebes Fräulein Broder, verzeihen Sie die angestaubte Anrede, aber wenn Sie sich so plötzlich für das andere Geschlecht entscheiden, müssen Sie doch trotzdem eine gewisse Zeit der Entwicklung zu einer reifen Frau durchmachen. Dieser zeitintensive biologische Aspekt scheint mir von den Gesetzesschmieden unserer Regierung nicht ausreichend bedacht worden zu sein. Also: Wie spricht man Personen korrekt an, die sich dafür entscheiden, einem anderen Geschlecht angehören zu wollen? Sich den Bart abzurasieren, zu schminken und in Frauenklamotten rumzulaufen macht einen Mann ja noch nicht zur Frau. Umgekehrt wäre etwa ein Claudius Roth zwar äußerlich schon eher denkbar, aber eine bekannte schillernde Dame plötzlich als Herrn zu titulieren, ist schon etwas befremdlich. Wir stehen hier nicht nur vor biologischen, sondern auch vor immensen sprachlichen Herausforderungen.

Thorsten Gutmann / 17.07.2022

@ PALLA Manfred - einverstanden, vielleicht wäre auch noch vulvarabel eine Alternative. Alles fließt.

E. Sommer / 17.07.2022

Degeneration!

S. v. Belino / 17.07.2022

Ach Herrje, erst jetzt fällt mir auf, dass ich Ihren - ab morgen ohnehin ungültigen - Vornamen doch tatsächlich mit “i” anstatt mit “y” geschrieben habe. Bitte nehmen Sie mir mein Versehen nicht allzu übel, werter Herr Broder. Dadurch, dass Sie Ihrer Leserschaft mitteilten, sich ab morgen “Henrike” und eben nicht - wie vielleicht doch anzunehmen gewesen wäre - “Henryke” nennen zu wollen, bin ich wohl ein wenig ins Schleudern geraten. Für mein Versehen entschuldige ich mich hiermit in aller Form. Übrigens - ist der Bart noch dran?

Thomas Kache / 17.07.2022

Zu der Kausa Regierung und deren Adlaten ist im Allgemeinen nix mehr zu sagen. Zu dem Sven Lehmann (m, w, d) im Besonderen eigentlich auch nicht. Alles, was bis dato von der „Ampel“ und deren Komparsen abgesondert worden ist, erregt im höchsten Maße meinen Widerwillen. Die Historie wird (hoffentlich alsbaldigst) den gnädigen Mantel des Vergessens über dieses Trauerspiel breiten. Bis dahin- lean back, relax and enjoy the Show.

Michael Hofmann / 17.07.2022

Wie war das mit der weltgrößten Klapsmühle Deutschland? Da fehlte doch nur noch ein Dach drüber-oder?

Roland Stolla-Besta / 17.07.2022

Werter Herr Broder, nur noch für kurze Zeit darf ich Sie dann also noch als Herr ansprechen? Ich plane, im Laufe der Woche aufs Standesamt zu gehen und dort meine geschlechtliche Identität wie folgt anzugeben: Ich fühle mich als Frau, die sich als Mann fühlt! Was um Himmels Willen soll ich nun tun? Ob mir die Staatsbediensteten da raten können? Am Ende nehmen die mich nicht ernst und machen sich lustig über mich! Das wäre dann ein Fall für unsere Antidiskriminierungsbeauftragtentusse.

P. Wedder / 17.07.2022

Kann ich auch andere biologische Merkmale wechseln? Fühle mich 10 cm grösser (dann passt das Gewicht wieder und der BMI ist normalgewichtig), dafür im kommenden Jahr älter (dann beantrage ich Rente). Oder doch einer anderen Ethnie und weiblichen Geschlechts angehörig (Steigerung der Beförderungschancen)? Werde die Möglichkeiten noch genauer durchdenken…

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