Zur Sache, Herr Bundespräsident!

Der Bundespräsident ist der erste Mann im Staate. Er soll integrieren, Impulse geben, über den Parteien schweben, große Themen erkennen und erklären. Er verteidigt die Demokratie. Frank-Walter Steinmeier ist auf dem Wege, einer der großen Präsidenten Deutschlands zu werden. 

Dazu folgende Richtigstellung: 

Steinmeier berechtigte zu den schönsten Hoffnungen. Als Kanzlerkandidat der SPD zwar gescheitert, als Fraktionschef aber geachtet, als Schröders rechte Hand in Sachen Hartz IV effizient, als Außenminister international von Gewicht. In der Funktion unterzeichnete er die Zwei-Prozent-Verpflichtung der Bundesrepublik betreffend Rüstungsausgaben. Als er seiner Frau eine Niere spendete, wurde er zum nationalen Vorbild. 

Und nun als Präsident? Die Lücke, die Vorgänger Gauck hinterlassen hat, füllt er nicht. Leider. Seine Reden wirken beliebig, kaum gesagt und schon vergessen. Er kritisiert die Corona-Ignoranz. Das tun andere jeden Tag. Er stellt eine Kerze ins Fenster – wem soll das helfen? Er plant eine Gedenkfeier für die Covid-19-Toten. Will er bei der Gelegenheit das komplette Versagen der Impfpolitik anprangern? Wahrscheinlich will er erinnern, das hilft den Toten nicht. Und jetzt fordert er „mehr Homeoffice“. Glaubt er, das sei seine Aufgabe als Bundespräsident? Oder sollte er nicht vielmehr die herumschwatzenden Politiker öffentlich auffordern, mal endlich zur Sache zu kommen? 

Wir brauchen weniger Gedenken und mehr Tatkraft im Sinne von Helmut Schmidt. Glaubt irgendjemand, Schmidt wäre bei der Impfstoff-Beschaffung so vorgegangen wie die beauftragten EU-Versager? Wo war es da, das Wort des Staatsoberhauptes? Oder hält er nur Reden, die wohlfeil sind? Die Würde vor dem Amt des Bundespräsidenten verbietet es, ihn aufzufordern, endlich mal eine wichtige Rede zu halten. 

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag.

Foto: Stefan Klinkigt

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Detlef Fiedler / 31.01.2021

Ich weiss ja nicht, werter Herr Tiedje, woran Sie die Behauptung festmachen, Steinmeier berechtigte zu den schönsten Hoffnungen. Schöne Hoffnungen scheinen ja wirklich sehr relativ zu sein. So von Planet zu Planet. Auf dem Planeten wo ich als Dunkeldeutscher lebe jedenfalls, hat der Herr Gauck auch keine Lücke hinterlassen. Er war die Lücke. Ich für meinen Teil, für Sie trifft ja offenbar das Gegenteilige zu, mache an schönen Reden nichts fest. Sie bedeuten mir nichts, sie sagen mir nichts über die Person des Redners, sie kotzen mich (Verzeihung!) teilweise regelrecht an. Besonders wenn sie von Leuten kommen, die den künftigen Präsidenten der USA als Hassprediger bezeichnen. Oder wenn sie von einer Person kommen, die sein Amt dafür missbraucht, um eine immer extremistischer werdende, sieche und ihre eigene Klientel übelst verratende SPD noch schnell in Verantwortung zu hieven. Dieses Land braucht einen John Maynard und nicht einen spaltenden Dummschwätzer mit Kerze im Fenster. Es braucht keinen strammen, linken Demagogen an der Spitze, davon gibt es in der Regierung schon tausende. Es braucht einen Macher und nicht einen tumben, auf Linie gehirngewaschenen Parteisoldaten, der früher irgendwann einmal die rechte Hand von irgendjemanden war und effizient in der Parteiarbeit. Daran machen Sie tatsächlich etwas fest? Tut mir leid, eine Achtung gebietende Würde kann nur jemand innehaben, der auch würdig ist. Es gibt keine staatsbürgerliche Verpflichtung jemanden nur deshalb Achtung entgegen zu bringen, nur weil er ein Amt oder eine Position innehat. Diederich Hessling lässt grüssen!

Dr. Joachim Lucas / 31.01.2021

Steinmeier ist lediglich der Oberhippie in einem Hippiestaat. Ein reiner Redenautomat zu jedem x-beliebigen Thema. Der hinterläßt nicht mal eine Lücke, wenn er verschwindet. Was da bleibt ist lediglich das übliche Portraitfoto im Amtssitz damit dort die Farbe der Tapete nicht so schnell ausbleicht.

claude de jean / 31.01.2021

“Die Lücke, die Vorgänger Gauck hinterlassen hat, füllt er nicht.” Ein Satz,der den kompletten Artikel überflüssig macht. Sorry an die Redaktion,die Leserschaft hier ist verschwindend klein,dafür aber umso kritischer. Schlechte Umgebung für Mainstreamjournalismus…

Ralpf.Michael / 31.01.2021

Wer ist schon Frankie ? Das Mass aller Dinge war Heinrich,  ja, Heinrich Lübke. der mit…genau “Liebe Neger”. Nach Ihm hatten wir nur noch Pech mit den Nachfolgern. Machen Sie mal aus Spass eine Liste…lauter Exoten. Sie lachen sich dabei tot. Nein, im Ernst. Mit Lübke hätte man deas Amt abschaffen solle.  Als Repräsentant hätte es auch ein Hohenzollern getan, oder ?

Wilfried Cremer / 31.01.2021

Hallo Herr Tiedje, der Mann verkörpert die Symbiose von Pedanterie und Phrasendrescherei. Und das mit einer Aura wie die Deko von Bestattungsinstituten.

Bastian Kurth / 31.01.2021

Nur ganz kurz: Steinmeier ist eine SCHANDE!

Markus Knust / 31.01.2021

Gauck hinterließ eine Lücke? Welche soll das denn gewesen sein? Ich bin eher der Meinung, Steinmeier ist eine Steigerung, denn nach Gauck hätte ich nicht gedacht, dass es jemand noch schlechter machen kann. Steinmeier hat mich eines besseren belehrt und im Beschimpfen der Bürger und der Spaltung des Landes, steht er dem Gauck(ler) - “Die Bürger sind das Problem, nicht die Eliten - doch in nichts nach. Der einzige Unterschied, den ich sehen kann: Gauck hat die einfachen Bürger verraten und wurde zum Bonzen, während Steinmeier schon immer einer gewesen ist.

Peter Oberem / 31.01.2021

In meinem Weltbild erscheint dieser Beitrag als wunderlich. Ich kann nicht verstehen, warum jemand positive Erwartungen an die Ernennung Steinmeiers zum Bundespräsidenten haben konnte. Auch die Lücke, die Gauck hinterlassen haben soll, kann ich nicht erkennen. Mit Köhlers Rücktritt hätte man das Amt besser vollständig aufgegeben, dann wäre uns der Selbstdarsteller dazwischen auch erspart geblieben.

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