Ich beobachte durchaus eine globale Annäherung der Gesellschaften, zumindest der westlichen und in geringerem Maße auch der asiatischen. Dies geschieht durch Reisen und kulturellen Austausch, durch Popmusik und Hollywood Filme, auch durch Heirat. Nie aber durch Regierungshandeln oder internationale Institutionen. Und es geschieht über Generationen. Sehr langsam.
Die Idee vom Weltfrieden ist von ‘Miss Undervover’ geadelt worden. Und ja, ich bin auch für ein friedliches Miteinander guter Nachbarn, für internationale Solidarität und viel Toleranz. Warum aber soll daraus ein Einheitsbrei werden? Der Spruch der Kaiserzeit ‘Am deutschen Wesen soll die Welt genesen’ - klingt uns heute paternalistisch und nationalistisch ... und irgendwie verdächtig. Dessen Wiedergänger, für allen Unsinn ‘Vorreiter’ sein zu wollen und die Welt mit Grünen Ideen zu erziehen, ist dagegen respektiert und wird ohne Schmunzeln vorgetragen. Wenn sich dahinter nur nicht so viel peinlicher Nonsens verbergen würde, hätte ich gegen diese Art Nationalismus auch keine grundsätzlichen Bedenken. Die Welt würde ein besserer Ort, wenn die unterschiedlichen Völker unter Beibehaltung ihrer Identität genau so denken würden. Eigentinteressen sind nicht zwingend im Gegensatz zu Gemeinschaftsinteressen.
Das Problem mit Begriffen wie “Weltoffenheit” oder “Kosmopolitismus” ist, dass bei ihrem Gebrauch meist nicht klar gemacht wird, in welchem Kontext bzw. auf welcher Ebene sie eingesetzt werden. Mit Weltoffenheit als State-of-Mind habe ich z.B. überhaupt kein Problem, mit Weltoffenheit als praktische Anleitung zur Abschaffung aller Grenzen aber sehr wohl.
Ein sehr guter Artikel gegen den gegenwärigen Zeitgeist einer “Weltregierung”. Ein Artikel gegen die Hirngespinste irgend welcher “Eliten”, die glauben mit ihrem Geld die Welt nach ihrer Facon zurechtbiegen zu können. Der Artikel legt in der Tat offen, wie unsinnig das alles ist. Die Welt ist nicht voller Peter Ustinovs, die von ihrer Veranlagung her geborene Weltbürger sind. Nein, die Welt ist voller Bürger, die sich dort wohlfühlen, wo sie zu Hause sind. Der gerne eine Urlaubsreise macht und dann wieder nach Hause will. Es gibt nur eine begrnzte Anzahl von Menschen, die Sprachgenies sind. Wenn diese sich als Weltbürger fühlen, warum nicht? Europa in einem etwas loseren Zusammenhalt hat den Menschen gut getan. Was jetzt in einer immer enger zusammengepferchten EU passiert, entzweit Europa wieder. Weniger Weltverbesserer ist mehr Frieden.
Was ein Weltbürger sicher nicht möchte ist, dass die Welt überall gleich ist. Gerade die unverwechselbaren Unterschiede schätzt er wahrscheinlich. Er hat ein Gespür für Menschen, für ihre Eigenarten. Er hat ein Gespür für das Wahre und das Gute, erkennt aber auch das Schlechte. Nichts ist ihm wirklich fremd. Und wenn er Besonderes vorfindet, ob in einer Sache oder bei einem Menschen, dann fällt es ihm auf, egal aus welchem Land oder aus welcher Schicht dieser Mensch stammt. Er liebt Gutartigkeit und verabscheut Lüge und Verschlagenheit. Er fühlt sich im Grunde in allen Kreisen von Menschen wohl, auch wenn er meist die Masse nicht mag. Er kann gut allein und auch gut in Gesellschaft sein. Er liebt das Authentische, das Original. Er hat Sinn für Humor und für das Schöne. Er ist niemals arrogant, aber er ist Realist. Er überschätzt sich nicht, sondern ist eher bescheiden und demütig. Oft spricht er die ein oder andere Sprache. Allein schon bedingt durch sein Interesse an der Welt und seine Neugier auf diese. Er begegnet der Welt mit Wohlwollen und erkennt schnell Gleichgesinnte. Sein Verständnis für die Stärken und für die Schwächen anderer wie der eigenen macht ihn geduldig. Er ist sich ihrer bewusst und stets bereit dazuzulernen. Er begegnet den Menschen freundlich ohne naiv zu sein. Er ist auch ein Genießer, schätzt die guten Dinge, die das Leben bietet. Kurz, er ist offen für das Leben, im Kleinen wie im Großen, im Nahen wie im Fernen, im Bekannten wie im Unbekannten. So in etwa stelle ich mir den Weltbürger vor.
Trotzdem ist die Oneworld-Fraktion unter den Autochthonen derzeit die obsessivste Kraft, die zudem noch über die in der Gesellschaft inzwischen rare Ausstrahlung der Jugend verfügt.
Ach, dass ich so einen Text noch lesen durfte in diesem Leben. Vielen Dank. Muss allen von der Achse danken, dass sie weiterhin so engagiert gegen die Dummheit der Pseudo - Idealisten anschreiben.
“Kurz, wo Welt draufsteht, steckt oft ein Ladenhüter drin.” Deshalb spricht man ja auch vom globalen Dorf und nicht von der globalen Stadt. Geht alles zusammen, wird es provinziell und langweilig.
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