Lieber Herr Dabbouz, Sie haben fast durchgängig recht, aber ich habe den Eindruck, dass Sie am Ende des Artikels zu optimistisch sind. Welche politischen Wege gibt es denn noch, mit denen man weder die Weiter-so-Parteien und eine von der Realität abgehobene Kanzlerin noch die Höckes, Poggenburgs und Gedeons unterstützt? Ich fürchte sogar, dass die langfristigen Profiteure der enormen Polarisierung und Radikalisierung in D auf der linken Seite schlicht bei der Stasi-Stftung und dem Kipping-Flügel der Linken denken lassen, während die der rechten Seite noch weit rechts der gegenwärtigen AfD - einschließlich des rechten AfD-Randes stehen. Auch für ausgeglichene Demokraten ist es fast unmöglich geworden, ohne glühenden Zorn weitere schlimme Nachrichten über die Folgen der Willkommenskultur, der antideutschen und anti-europäischen Politik Merkels (dass sie dauernd von “europäischen Lösungen” spricht und ihre Rechtsbrüche nachträglich mit noch gar nicht vorliegen EU-Gesetzen “legalisiert”, ist kein Einwand dagegen) und einer hauptsächlich dem vergrünisierten linken Spektrum überlassenen “Umweltpolitik” hinzunehmen. Wie soll selbst der beste Politiker jetzt noch gegensteuern?
Entsetzlich, dass wohlfeiles AfD-Bashing nun auch, scheinbar demokratisch verpackt, auf Achse Einzug hält. Sie stimmen Özdemir zu, der behauptet, die AfD lehne unserer liberalen Demokratie ab?! Sie reduzieren die AfD auf Höcke und Co und begeben sich mit der Aussage, AfD zu wählen bedeute “Freiheiten zugunsten von einfachen Lösungen und polemischem Gepolter aufzugeben” auf das gleiche primitive Niveau der üblichen Anti-AfD-Propaganda ohne jedwede Grundlage,. Haben Sie das Programm der AfD gelesen? Haben Sie auch den vielen anderen, politisch klugen und weniger proletenhaft polternden Köpfen in der AfD zugehört? Nein, sie schlagen in die gleiche Kerbe wie Özdemir usw. Die AfD ist keinesfalls rechts der CSU. Letztere ist zu einer schweigenden und formlosen Masse geworden, deren Chef und derzeitiger Innenminiater final vor der Katastrophenkanzlerin kuscht. Die AfD füllt den Platz, den die konservativ-liberalen Parteien zugunsten linksgrüner Betrüger und Lügner aufgegeben haben. Und Schreihälse a la Höcke gibt es beaonders bei den Grünen zu Hauf, wobei von denen viele im Gegensatz zu Höcke nicht mal auf dem Boden des GG stehen. Fazit: in Artikel, der in der “Qualitätspresse” gut aufgehoben wäre, mich aber auf Achgut nur entsetzt.
Die Behauptung, das die AfD wie der Herr Erdogan die Demokratie ablehnt, ist schlichter Unsinn. Die AfD fordert die direkte Demokratie und keinen allmächtigen Sultan wie den Herrn Erdogan. An dieser Stelle habe ich aufgehört, weiter zu lesen, weil es mir zu blöd geworden ist..
Hat die AfD eine Abschaffung der Demokratie im Programm? Eine Verringerung der Bedeutung des Parlaments, und die Einrichtung einer Präsidial"demokratie”? War mir gar nicht bewusst. Wo steht geschrieben, dass die AfD die Demokratie an sich ablehnt? Steht diese Partei nicht für Volksentscheide? Was könnte demokratischer sein? Fragen über Fragen. Ich hoffe auf qualifizierte Antworten. Dass es in der Partei durchaus Leute gibt, die durch wirklich hirnlose Bemerkungen auffallen—geschenkt. Das Parteiprogramm an sich (ja, ich habe es gelesen. Ich halte viel davon, über Sachen zu reden, von denen ich zumindest etwa weiß) spricht allerdings eine ganz andere Sprache.
Die “Achse”-Autoren haben eigentlich immer Kredit. Desshalb lese ich hier unbesehen. Aber es bröckelt. Ich wiederhole mich: Schülerzeitung ist woanders. Bitte, liebe Redaktion!
Es gibt durchaus strukturelle parallelen zwischen afd und akp. Beide haben ihren Ursprung in einer tiefgreifenden Furcht vor der Modernität, vor dem Verlust auch der Identität. Es ist kein Wunder, dass erdogan das Projekt der Annäherung an die EU aufgegeben hat. Und der antieuropaeische Impuls ist das greifbarste Merkmal der afd. Ängste gebaeren auch Sehnsüchte. Nach einer ueberschaubareren Welt zum Beispiel, nach klaren, religiösen oder althergebrachten Normen. Die türken, die in Deutschland leben und akp wählen, stimmen nicht fuer etwas ab, sondern gegen den Verlust ihrer Identität. Das kann sogar vernünftig sein. Auf lange Sicht ist es zwar falsch, weil vergeblich, da die Globalisierung Fortschreiten, ganz gleich, was ein Dresdner afd waehler oder ein erdogan unterstuetzer will oder denkt. Aber es stellt sich die Frage, was wir auf der Weg in diese neue Zeit mitnehmen wollen, ob es nicht falsch ist, alles hergebrachte dem neuen zu opfern. Die Radikalisierung dieser Debatte entsteht erst dadurch, dass man der anderen Seite jede vernunft oder Moral anspricht. Es geht also nicht um Schuldfragen, sondern darum, Werte zu definieren, fuer die sich zu kämpfen und zu leben lohnt. Ich begruesst die Globalisierung und denke keine Sekunde darueber nach, meine deutsche Identität dafuer aufzugeben, weil das nicht noetig ist und sogar schädlich.
Es ist ja überhaupt kein Problem, sein Kreuz bei einer anderen Partei zu machen, die für die Zukunft des Landes besser ist als die AfD. Herr Dabbouz, sagen Sie mir doch bitte, welche das sein soll. So lange die SPD einen Ralf Stegner und eine Andrea Nahles hat, die Linkspartei eine Katja Kipping und einen Bodo Ramelow, die Grünen einen Anton Hofreiter und eine Claudia Roth, die CDU eine Angela Merkel und einen Wolfgang Schäuble - und allesamt trotzdem die fünf Prozent-Hürde übersprangen -, so lange werden die AfD und ihre Wähler auch einen Björn Höcke und einen Wolfgang Gedeon verkraften.
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