Jan Schneider, Gastautor / 27.07.2019 / 06:25 / Foto: Pixabay / 46 / Seite ausdrucken

Wie ich als Arbeiterkind den Liberalismus entdeckte

Von Jan Schneider.

Wenn ich an meine Heimatstadt Herne denke, denke ich zuerst an hohe Arbeitslosigkeit, dreckige Straßen, einen hohen Migrantenanteil und an ganz viel Armut. Auch ein Blick auf die Statistiken und ins Stadtbild bestätigt dies. Meine Stadt ist die mit den meisten Schulen Deutschlands, gilt als eine der ärmsten Städte Westdeutschlands und ist laut einem Ranking eines bekannten Fernsehsenders die zweitschlechteste Stadt Deutschlands, schlechter nur die Nachbarstadt Gelsenkirchen, an deren Stadtgrenze ich auch noch wohne.

Mein Vater: ein Kranführer. Kein dummer Mann zwar, aber einer, der aus schwierigen Verhältnissen stammt. Den leiblichen Vater nie gekannt, früh Streit mit dem Zwillingsbruder und bis heute keinen Kontakt mehr mit ihm, viel Armut. Dann hat er sich, als Dachdecker angefangen, bis zum Sicherheitschef seiner Schicht in seinem Stahlwerk hochgearbeitet. Meine Mutter stammt aus noch schwierigeren Verhältnissen, hatte kein gutes Elternhaus und war dennoch die erste der Familie mit Abitur. Heute ist sie Verwaltungsfachangestellte im mittleren Dienst. Genau diese Aufstiegsgeschichten meiner Eltern zeigten mir, was in einer freien kapitalistischen Gesellschaft möglich ist.

Sie inspirieren mich bis heute. Meine Schwester war die erste, die studiert hat. Diese Erfolgsstory möchte ich fortführen. Auch deshalb will ich in die Politik gehen und liberalen Aktivismus betreiben: Ich kenne die Sorgen und Ängste des kleinen Mannes. Dennoch die Frage: Warum ausgerechnet der Liberalismus? 

Niemand liebt Bildung mehr als der Liberalismus

Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass ich eine behütete Kindheit hatte. Seit meinem dritten Lebensjahr lebe ich im Eigenheim meiner Eltern, uns geht es gut, wirkliche Existenzängste hatten wir nie. Dennoch sehe ich all die Probleme der Armut tagtäglich, sie treffen mich auch persönlich. Bettler in der Innenstadt, Schüler mit heruntergekommener Kleidung auf meiner Schule, auch mit Kriminalität habe ich persönlich Erfahrungen gemacht. Die Schulkabine im Sportunterricht muss man abschließen, damit nicht geklaut wird, in meiner Straße wurde in jedes Haus, auch in unseres, bereits eingebrochen. Es gibt ein massives Alkoholproblem im Viertel. Und auf all diese Probleme gibt es nur eine Antwort: die Freiheit. 

Mit Zwang und Strafen resozialisiert man die Abgehängten nicht, mit guter Bildung verhindert man, dass viele Menschen überhaupt erst so werden. Prävention ist das Zauberwort. Lässt man Kinder viele Erfahrungen selber machen, lernen sie daraus. Bildung ist einer der Kernpunkte des Liberalismus. Keine Weltanschauung legt mehr Wert auf Bildung als der Liberalismus. Ohne einen mündigen, aufgeklärten Bürger funktioniert auch der freie Markt nicht. Dieser wiederum ist es, der kleinen und mittelständischen Unternehmen und jedem einzelnen Arbeiter die Chance zum unbegrenzten Aufstieg gibt. Im Sozialismus wäre zwar niemand auf der Straße, aber die meisten würden am Existenzminimum leben, Aufstiegschancen gäbe es nur für Regimetreue.

Und auch Armutsbekämpfung geht am besten durch Steuersenkungen. Die Löhne in Deutschland sind, vor allem im weltweiten Vergleich, hervorragend. Doch davon wird unseren Bürgerinnen und Bürgern zu viel gestohlen. Die Sozialleistungen sind viel zu hoch. Sie sind die Ursache für Wirtschaftsmigration, die wiederum zu erhöhter Kriminalität führt. Zusätzlich sind die Zwänge des Sozialsystems ein Faktor, der Menschen in Armut halten kann. 

Alles in allem habe ich selber erkannt, dass der Liberalismus nicht nur am besten zu meinem freien und unangepassten Geist passt, sondern auch und vor allem für Ärmere die beste Lösung darstellt. Der Sozialstaat ist asozial, wenn er die Menschen in Armut hält. Der Einzige, der dir wirklich gut und nachhaltig helfen kann, bist du selbst! 

Der Autor dieses Beitrags ist 16. Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Schülerblog Apollo News veröffentlicht.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Andreas W. Gehrold / 27.07.2019

.......die meisten S C H U L E N in Deutschland????  Ist da vielleicht ein “D” abhanden gekommen??? (Schulden?)

Werner Arning / 27.07.2019

Wenn ein Mensch, der am Anfang seines Lebens steht, erkennt, dass er selber es ist, der die Zügel in der Hand hält, dann ist fast alles gewonnen. Dann steht ihm die Zukunft offen. Dann wird er seines Glückes Schmied. Je früher diese Einsicht eintritt, um so besser sind seine Chancen. Mache niemand anderen für dein Missgeschick verantwortlich, analysiere es und handle. Es fängt in der Schule an. Sieh es als ein Glück an, dass du dort hingehen darfst. Nimm von dort mit, was sich mitnehmen lässt. Eigne dir Wissen an. Entdecke, wo deine Stärken liegen. Deine Zukunft ist keinesfalls vorgezeichnet. Du selber hälst die Zügel deines Rappen. Lass dich von ihm in die Welt tragen. Mach die Welt zu deinem Zuhause. Erobere sie. Und ja, im Sozialismus geht das nicht. Dazu braucht es Freiheit und es braucht Eigenverantwortung. Noch gibt es beides bei uns. Leg los.

Stefan Lanz / 27.07.2019

Das Wort Liberalismus ist tot. Jeder will liberal sein, der Linke ist linksliberal, der Rechte ist rechtsliberal und die FDP will auch heute noch als mittigliberal gelten und hat die Wandlung dazu ganz klammheimlich von neoliberal vollzogen. Jeder, der etwas auf sich hält ist heute liberal, wirklich jeder. Nur in der Anwendung klappt’s heute damit nicht mehr: Man ist nur noch seiner Meinung gegenüber liberal, ansonsten wird man anderen Meinungen gegenüber schnell illiberal. Das einzige was noch einen Hauch von Liberalität besitzt, ist die Toleranz… Aber diese gibt es eben auch nur ggü. den muslimischen und afrikanischen Einwohnern und hat eher etwas mit Trägheit, Untätigkeit und Anmaßung zu tun. Liberal war auch deswegen gestern, weil man in der heutigen Zeit mit liberal keinen Blumentopf mehr gewinnen, erst recht nichts Sinnvolles mehr durchsetzen kann. Liberal klingt gut, aber liberal kann weg, weil es faktisch bedeutungslos geworden ist…

Anna Mierl / 27.07.2019

Der Text hat mich angerührt. Gerade auch die Schlusspointe. Die antikapitalistische Propaganda scheint auch bei einigen Achselesern zu wirken. Liberal wird gleichgesetzt mit Raubtierkapitalismus, eiskaltem Egoismus oder eben auch: „ the winner takes it all“...  Ist es nicht schön, wenn man erwachsen sein darf, seines Glückes Schmied,  auf eigenen Füßen stehen darf, sein eigenes Leben in die Hand nimmt? Ich finde das sehr viel reizvoller, als wie ein Schaf in der Herde gegängelt und alimentiert zu werden. Man muss es wohl extra dazu sagen: ja tatsächlich, alle, die nicht selbst für sich sorgen können(!), Sollen selbstverständlich unterstützt werden.

Anne Krüger / 27.07.2019

Der Satz “Die Sozialleistungen sind viel zu hoch” stimmt nicht. Ein 49jähriger Kranführer, der nach mehr als 30 Jahren Arbeit unverschuldet seine Arbeit verliert und es nicht schafft, innerhalb von 12 Monaten einen neuen Job zu bekommen, der landet in HARTZ4. Damit kann er allenfalls das nötigste bezahlen, wenn überhaupt. Dass ein 20jähriger Neubürger (teils ohne S,prachkenntnisse und ohne irgendeine Ausbildung) ohne je gearbeitet zu haben den gleichen Betrag wie der Kranführer bekommt, das ist die Sauerei. Aktuell gibt es laut Statistik der Arbeitsagentur ca. 790.000 offene Stellen (viele davon Teilzeit und/oder befristet). Gleichzeitig haben wir mehr als 2 Millionen Arbeitslose (wohlgemerkt: in der Arbeitslosen-Statistik taucht man je nach Alter maximal 24 Monate auf, Ü58jährige werden hier gar nicht erfasst), ca. 5,9 Millionen HARTZ4-Bezieher, etwa 3 Millionen sog. “Unterbeschäftigte” und rund 4 Millionen Menschen, die ausschliesslich geringfügig Beschäftigte sind. Wer sich regelmäßig ALLE (!!) Statistiken der Arbeitsagentur ansieht, der kann eigentlich nur zu einem Ergebnis kommen: Es gibt mehr als 10x so viele Menschen, die einen Job brauchen, von dem man leben kann, als es offene Stellen gibt. Soll man tatsächlich allen, die rein gar nichts dafür können, dass es zu wenig Arbeit für zu viele Menschen gibt, die Sozialleistungen kürzen?

Frank Holdergrün / 27.07.2019

„In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37) Es geht um Verantwortung für sich selbst, primär, und die kollektive Absicherung möglicher, unverschuldeter Probleme, was auch sonst. Beides in Balance zu halten, darum geht es, aber lange schon ist es in kollektive, sozialistische Bevormundung gekippt, in das, was Politiker am liebsten machen: Geld aus einer Tasche nehmen und in andere schieben, undurchschaubar und so wie es Kevin Kühnert oder Robert Habeck für richtig halten. Nein, danke, niemand kann das ernsthaft wollen.

Matthias Braun / 27.07.2019

” Die »Menschenrechte« führen zum Despotismus der Massen über die Einzelnen, sie werden deshalb das Losungswort aller radikalen Parteien bleiben. Dagegen strebt der wahre Liberalismus überall nach Einzelfreiheit und Gesamtwohl.” ( Heinrich von Sybel )

M. Berlin / 27.07.2019

Die Terroristen vom 11. September 2001 waren hochgebildet.

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