Ich bin Jg. 1957. Als ich anfing zu wählen, war die CDu eine rechte Partei. Bis Merkle kam ist sie nach allgemeiner Lesart eine gewesen. Insofern stimmt nicht, dass es in der BRD keine rechten Parteien geben darf. Das ist erst mit der Einführung des Merkelismus so. Übrigens eine Abart des Sozialismus. Sozusagen der deutsche Weg.
Ganz tolle Analyse, meinen Glückwunsch. Allerdings wird es wohl ein Wunschtraum bleiben: Die dogmatischen Verkrustungen sind zu erstarrt. Ebenso sind die beschriebenen machtpolitischen Strukturmechanismen zu tiefgehend. Beides aufzulösen halte ich fast für unmöglich. Ein offener Dialog wird nur kommen, wenn die AfD immer stärker wird, sich gleichzeitig von radikalen Kräften trennt und am Ende Machterwerbspartei wird. Dann bricht am Ende das Kartenhaus der Verbote irgendwann in sich zusammen. Und Machiavelli stößt an seine Grenzen. Österreich lässt grüßen….
Liebe Karla Kuhn, das sich “linke” und “rechte” zusammentun war so nicht gemeint (und auch nicht geschrieben). Was ich damit meine ist, dass es inhaltlich nicht um ein entweder-oder geht, sondern um ein sowohl-als-auch. Oder konkreter und sehr verkürzt: starke Förderung der Selbstverantwortung (dann braucht es wenig Wohlfahrtsstaat, um gut zu leben) und gleichzeitig Solidarität für all diejenigen, die es nicht aus eigener Kraft schaffen. Die Grenze ist fließend und hier lohnt es sich beständig zu verhandeln. Allerdings wird dies unmöglich, wenn man gar nicht definieren kann, wer Solidarität erhalten soll, weil es keine Grenzen mehr gibt…
Eigentlich bringt uns das ganze Rechts-Links-Getue keinen Schritt weiter! Stattdessen sollte man einfach die Frage stellen, was gut und was schlecht für das Land war und ist. Unter diesem Aspekt bleibt von CDU/CSU, SPD, Grünen und Linken nur ein Haufen Asche übrig. Diese 4 Parteien haben in der letzten Legislaturperiode alles das zu verantworten, was mit “Euro-Rettung”, Füchtlingskrise und beginnendem Zerfall der EU am prägnantesten umschrieben werden kann, obwohl es da noch viel mehr gibt. Unter diesem Aspekt ist es auch berechtigt die jetzt neu hinzugekommenen Parteien AfD und FDP zu betrachten. Dazu muss man aber erst mal sehen, was sie einzubringen in der Lage und willens sind. Ich denke viele Wähler und auch die Leser der Achse sind da ohne Scheuklappen und Schablonendenken sehr wohl in der Lage dazu. Es braucht eben jetzt mehr Parteien, weil die alten Großparteien sich zusehr auf eine bestimmte Klientel festgelegt hatten. Und sie können das, glaube ich, auch nicht mehr ändern. Es wird bei einem breiten Parteienspektrum bleiben. In den Niederlanden und in Österreich ist das schon lange Normalität; in Frankreich gibt es die alten Großparteien (Gaullisten, Sozialisten) nicht mehr. In Italien ebensowenig.
Wow! Fantastischer Text, kurz, prägnant und zukunftsweisend. Bitte mehr davon.
Die Rückkehr der Vernunft in den politischen Diskurs würde ich ebenfalls sehr begrüßen, Herr Eisenfeld. Ich verstehe nicht, wie die klare Überforderung des hiesigen Gemeinwesens angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent in Abrede gestellt werden kann. Gibt es Menschen, die aus grundlegenden moralischen Erwägungen heraus den eigenen Untergang (und ihrer Kinder) herbeiführen wollen? Ich werde mich nicht von unserer Regierung zur Mutter Theresa wider Willen machen lassen.
Es ist einer von vielen Streitpunkten der Geschichtsinterpretation, den National-Sozialismus als rechts zu bezeichnen. Welche soziale Verwerfungen während der Weimarer Republik sowohl SPD-Leute als auch Kommunisten und das Bürgertum zu den Nazis trieb, ist allenthalben bekannt. Eine Aufarbeitung dieser Wählerbewegungen konnte nach dem Krieg aus Zeitgründen nicht stattfinden, denn das Wohlstands-Schaufenster des Westens mußte gefüllt und der Russe in der Ost-Zone damit “beeindruckt” werden. Die Wirkung ist ebenfalls bekannt, 1989 war es soweit, diesmal liefen die Linken der Ost-Zone in Scharen zu den Konservativen über, denn die Linken im Westen hatten sich bereits bestens eingerichtet und keine Lust auf die Klassenbrüder aus dem Osten. Der spätere SPD-Kanzler Schröder sprach damals über die DDR auch von West-Polen. Ein Dilemma. Jedoch sehr aufschlußreich.
Grundsätzlich ist dem Text zuzustimmen. Nur stört mich, dass unter Links SPD und (sogen.) Linke subsumiert werden. Obwohl die SPD aus der Geschichte nichts gelernt hat und der SEDPDSLinken - neben dem Gros der Medien - als Steigbügelhalter diente, gibt es in der SPD immerhin noch Stimmen, die die Linke für nicht regierungsfähig halten. Und wenn die Linke sich antifaschistisch gebärdet, sollte man ihre Glaubwürdigkeit auf den Prüfstand stellen. In der “DDR” fungierte der Antifaschismus bekanntlich als Gründungsmythos. Das Unterdrückungssystem bediente sich allerdings und trotz alledem faschistoider Mittel. Bedenklich ist nicht der Sieg der AfD sondern nach wie vor die Präsenz der Partei der Linken. Denn - um Brecht abzuwandeln - der Schoss aus dem die Diktatur kroch, ist fruchtbar noch. Auch wenn das viele nicht realisieren.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.