Stefan Frank / 02.02.2024 / 14:00 / Foto: Julius.kusuma / 8 / Seite ausdrucken

Wie das Rote Kreuz palästinensische Terror-Renten klarmacht

Dem Internationalen Roten Kreuz scheint es wichtiger zu sein, in Israel inhaftierten palästinensischen Terroristen zu ihren Terrorrenten zu verhelfen als nach Gaza verschleppten Israelis zu ihrer dringend benötigten Medizin.

Wie Mena-Watch kürzlich berichtete, schilderte Dor Steinbrecher, der Bruder der von der Hamas in den Gazastreifen verschleppten Doron Steinbrecher, im Interview mit dem CNN-Moderator Jake Tapper, wie ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes die Bitte seiner Mutter abgelehnt habe, sich um die dringend benötigten Medikamente seiner Schwester zu kümmern. Danach habe er der Familie empfohlen, sich lieber „mehr Sorgen um die Palästinenser im Gazastreifen zu machen“.

Wenn es stimmt, was Itamar Marcus, Direktor der NGO Palestinian Media Watch (PMW), zu berichten weiß, dann liegt dem Internationalen Roten Kreuz (IRK) das finanzielle Wohl palästinensischer Terroristen offenbar mehr am Herzen: Um bei der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) ihre Terrorrente zu beantragen, müssen in Israel inhaftierte Täter ein Formular ausfüllen und dieses bei der Palästinensischen Autonomiebehörde einreichen. Das Rote Kreuz fungiert dabei offenbar als eine Art Briefträger. Palestinian Media Watch hat dies auf seiner Website am 17. Dezember 2023 bekannt gemacht; die jüdische Nachrichtenagentur JNS hat über diese Veröffentlichung zuerst berichtet.

„Die Palästinensische Autonomiebehörde verlangt von den Gefangenen bestimmte Formalitäten, bevor sie Geld erhalten oder ihre Arbeit fortsetzen können, und das Rote Kreuz ist ein Vermittler“, erklärte Marcus in einer E-Mail an Mena-Watch

Das Rote Kreuz werde in den Gesetzen und Verordnungen der PA sogar namentlich erwähnt, sagt Marcus, der aus einer Verordnung zitiert, in der es heiße: „Der Gefangene kann einer anderen Person eine Vollmacht erteilen, um sein Gehalt zu beziehen. Die Vollmacht wird von der Organisation Rotes Kreuz ausgestellt und von ihm [d.h. dem Gefangenen] unterzeichnet.“ An anderer Stelle dieser Verordnung sind die Kriterien für den Erhalt des Fixbezugs festgehalten: „Der Gefangene war fünf oder mehr Jahre inhaftiert. … Der Zeitraum wird durch offizielle Dokumente des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz bestätigt.“

Monatliche Renten an inhaftierte palästinensische Terroristen

Palestinian Media Watch hat auf seiner Website Fotos von Dokumenten veröffentlicht, in denen die Palästinensische Autonomiebehörde inhaftierten mutmaßlichen Terroristen oder ihren Angehörigen die jeweilige Vorgangsweise mitteilt, wie zum Beispiel: „Die Angehörigen der Gefangenen, deren Namen nachstehend aufgeführt sind, müssen die unterzeichneten Dokumente des [Internationalen Roten Kreuzes] vorlegen. Hochachtungsvoll.“

Andere Fotos zeigen laut PMW eine Liste von Gefangenen aus dem PA-Distrikt Hebron, deren Anspruch auf Terrorgehälter im Dezember 2023 ausgelaufen waren. Neben den Namen der Gefangenen sind die Anweisungen „Reichen Sie ein neues [Internationales Rotes Kreuz]-Dokument ein“ oder „Reichen Sie ein administratives [Haft]-Dokument mit der [Unterschrift] des [Internationalen Roten] Kreuzes ein“.

Über einer weiteren Liste steht: „Die Angehörigen dieser Gefangenen müssen sich beeilen und neue unterschriebene [Rotes]-Kreuz-Dokumente mitbringen – vor dem 5. Dezember 2023.“ Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) sei „von zentraler Bedeutung“ für die Auszahlung der monatlichen Renten an inhaftierte palästinensische Terroristen bzw. deren Angehörige, hielt Itamar Marcus fest. 

Bitte um Stellungnahme

Mena-Watch bat das IKRK in Genf um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Zu der mutmaßlichen Tätigkeit des Roten Kreuzes als Dreh- und Angelpunkt der Auszahlung von Terrorrenten teilte ein Sprecher mit:

„Wie an vielen Orten weltweit stellt das IKRK Unterlagen zur Verfügung, welche die Inhaftierung einer Person belegen. Diese werden entweder dem Häftling selbst bei seiner Entlassung oder auf Wunsch seiner Familie ausgehändigt. Als neutrale humanitäre Organisation stellt das IKRK dieses Dokument auf der Grundlage seiner Haftbesuche oder auf der Grundlage von Informationen zur Verfügung, die dem IKRK direkt von den inhaftierenden Behörden übermittelt wurden. Dies ist Teil der humanitären Aktivitäten des IKRK im Einklang mit der Vierten Genfer Konvention von 1949.“

Darauf, dass die Tätigkeit des Roten Kreuzes die Auszahlung der Terrorrenten erst ermöglicht und in den entsprechenden Gesetzen der Palästinensischen Autonomiebehörde ausdrücklich darauf Bezug genommen wird, geht das IKRK nicht ein. Keine Auskunft gab es auch, ob das IKRK nur Dokumente ausstellt oder auch als Kurier zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und den Inhaftierten fungiert. Zum oben erwähnten Vorwurf von Dor Steinbrecher schrieb der Sprecher des IKRK: 

„Wir wissen, dass die Familien der Geiseln großen Schmerz empfinden und wir würden niemals die Absicht haben, etwas zu sagen, das diesen Schmerz noch verstärken könnte und wir bedauern, dass diese Familie anders empfindet. Aber lassen Sie mich ausführlich und allgemein darlegen, worüber wir in diesen Treffen sprechen: Wir erklären, wer wir sind und was wir tun: Wir sind eine neutrale Organisation, deren einziges Ziel darin besteht, Menschen in Not auf allen Seiten eines Konflikts zu helfen. 

Wir helfen den Menschen in Gaza, wir unterstützen Familien in Israel. Es könnte der emotional schwierigste Teil eines Konflikts sein, wenn Familien voneinander getrennt werden. Die Menschen haben Schmerzen und sind verzweifelt. Aber seien Sie sich darüber im Klaren, dass das IKRK das Leiden nicht einstuft. Wir vergleichen niemals das Leiden innerhalb von Konflikten oder zwischen Konflikten. Und wir erhöhen oder verringern das Leiden einer Person nicht gegenüber dem einer anderen. Wir haben Mitgefühl und Mitgefühl mit allen Menschen, die unter dem Konflikt leiden, und dazu gehören auch alle Familien von Geiseln, die in Gaza festgehalten werden.“

Keine Antwort vom IKRK

Diese Antwort geht am Thema vorbei. Was CNN-Moderator Jake Tapper so sehr schockierte, war ja die Antwort des IKRK-Mitarbeiters. Wir fragen beim Sprecher des Internationalen Roten Kreuzes nach, machen ihn darauf aufmerksam, dass das IKRK sehr wohl „das Leiden einer Person über das einer anderen stellt oder mindert“, wenn es tatsächlich das Leid der Angehörigen israelischer Entführungsopfer geringer schätzt als das Leiden der Palästinenser im Gazastreifen. Wir wollen wissen: 

  • Hat das Internationale Rote Kreuz versucht, die Geschichte zu überprüfen und den betreffenden Mitarbeiter ausfindig zu machen, der mit der Mutter von Doron Steinbrecher gesprochen hat?
  • Hat dieser den Vorfall bestätigt oder dementiert?
  • Wurde dieser Mitarbeiter über die IKRK-Leitlinien in Bezug auf die Neutralität des IKRK und die Relevanz, das Leiden einer Person nicht über das einer anderen zu stellen oder zu mindern, unterrichtet – vorausgesetzt, der Bericht von Dor Steinbrecher ist korrekt?

Wir wissen sicher, dass die E-Mail mit diesen Fragen angekommen ist, da es dieselbe E-Mail war, die auch die Frage zur Rolle des Internationalen Roten Kreuzes bei der Auszahlung der Terrorrenten enthielt. Auf Letztere hat der Sprecher, wie oben berichtet, reagiert. Die Frage, wie ernst das Rote Kreuz die Anschuldigungen von Dor Steinbrecher nimmt und ob das Gespräch mit dem Mitarbeiter gesucht wurde, ließ er hingegen unbeantwortet.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

 

Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012).

Foto: Julius.kusuma CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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sybille eden / 02.02.2024

Auf diesen Sachverhalt, also die Kollaboration des IRK mit der Hamas, weist schon Tuvia Tenenboom in einem seiner Bücher hin. ( ” Unter JUDEN “)

Franz Klar / 02.02.2024

Die Regierung Netanjahu tut alles für das Wohlergehen der Geiseln ,  und dann schwächelt ausgerechnet der Medikamentenkurier in der Trümmerwüste des ehemaligen Gaza ... Fachkräftemangel allerorten !

Hans Bendix / 02.02.2024

Nun, was soll der Geiz? - Das Rote Kreuz kollaboriert also mit Terroristen. Gut. Und es stellt sicher, daß die Terroristen - bzw. deren Familien - auch sicher ihre Terroristenrente erhalten. Auch gut. - Daß diese Terroristen aber einsitzen wegen tatsächlich begangener Straftaten, verurteilt durch die einzigen unabhängigen Gerichte des Nahen Ostens, scheint niemanden wirklich zu interessieren.

Thomas Szabó / 02.02.2024

Der Palästina-Hoax: Es gibt ein 5000 Jahre altes jüdisches Volk, es gibt eine 5000 Jahre alte jüdische Religion, es gibt eine 5000 Jahre alte jüdische Kultur, es gibt eine in 5000 Jahren gereifte jüdische Mentalität. Es gibt kein palästinensisches Volk, es gibt keine palästinensische Kultur, es gibt keine palästinensische Religion, es gibt nur eine künstliche palästinensische Mentalität. Die Palästinenser sind Muslime, die Muslime sind die Kinder des Christentum, die Christen sind die Kinder des Judentum. Heißt es nicht, ehre deine Eltern?!

Volker Seitz / 02.02.2024

Danke Herr Frank für die stete Aufklärung. Gerade stand wieder ein Spendensammler vom Roten Kreuz vor meiner Tür. Keine Spenden mehr für solche Organisationen, die Entführungsopfer von Terroristen nicht unterscheiden wollen.

Emil.Meins / 02.02.2024

Hier im Land kann man Folgendes tun: keine Blutspenden mehr für des Rote Kreuz! Dort bekommt man nämlich nur einen warmen Händedruck und ein Vesper nach der Spende. Bei der Blutspendezentrale einer Uniklinik erhält man wenigstens eine Aufwandsentschädigung: Vollblutspende: 25,00 €. Aus dem Blut werden verschiedene Produkte hergestellt, die teuer verkauft werden, z.B. Erythrozyten-Konzentrat, Albumine, Fibrinkleber, Plasmen, Gerinnungsfaktoren, Gerinnungsinhibitoren, Thrombozytenkonzentrate. So macht das DRK mit dem guten Spende-Willen der Leute einen schönen Profit, und wie hoch sind die Gehälter der dortigen Funktionäre? Abstrafen, genau wie die Kirchen durch den Austritt.

Rolf Mainz / 02.02.2024

Solchen Unternehmen muss das Wasser abgegraben werden: daher keine Mitgliedschaft, keine Spenden mehr, sprich: den Sumpf austrocknen.

Wilfried Cremer / 02.02.2024

hi, die Leerstellen im Lebenslauf aufgrund des Aufenthalts im Knast versuchen die Betroffenen erfindungsreich zu füllen und zu schließen. Nur die Palis dehnen sie; ein Menschenschlag wie Antipoden, die aus der Geschichte fallen werden.

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