Die Schotten waren im Empire ganz vorne mit dabei. Sie waren sogar die größten aller Ausbeuter, daher auch das Klischee vom sparsamen Schotten, das hierzulande mit dem schwäbischen “schaffe, schaffe, Häusle baue” verwechselt wird. Darum geht’s aber nicht, es ist ironisch gemeint und geht um Geiz und Ausbeutung von Arbeitern in den Kolonien. Wenn die Schotten aussteigen, dann nicht, weil sie unterdrückt werden, sondern andernorts Gewinne wittern.
Das Vereinigte Königreich zählt etwa 66 Millionen Menschen, die im Verhältnis 52:48 für den Brexit stimmten. Doch vor allem Schotten und Nordiren torpedierten im letzten Parlament hartnäckig den Brexit, gegen den Willen des Souveräns. – Vermutlich haben sich die Nordiren und Schotten an den Geldtöpfen der EU-Subventionen häuslich eingerichtet, während sich Waliser und Engländer auf Industrie und Dienstleistung umgestellt haben. Was liegt also näher für 59 Millionen wertschöpfenden Modernisten, als 7 Millionen ewiggestrigen Schafzüchtern und Großgrundbesitzern den Austritt anzubieten? – Jedes vernünftige Gemeinwesen wird versuchen, sich von den Fußkranken der Nation zu trennen. Oder sollten die Liebhaber von Whisky und Whiskey an der Fünf-Promille-Hürde scheitern?
Ohne England wäre Schottland überhaupt nicht überlebensfähig. Ich war 2012 in Glasgow, da können sie das mit den Händen greifen. Auch wenn die Ölförderung auf schottischem Gebiet liegt, heisst das ja nicht das sämtliches Öl auch Schottland gehört,- da gibt es Verträge mit englischen Abnehmern/Verarbeitern, die können nicht einfach so gebrochen werden. Also abwarten und Tee trinken,- odern Scotch !
Schottland ist im Kern ein deindustrialisierter Agrarstaat der auf sich gestellt nur das Rezept Irlands nachvollziehen könnte, nämlich Briefkastenfirmen mit niedrigen Steuern ins Land zu locken. Die Ölquellen versiegen, mit dem Export von Whiskey und Wollstoffen kann man langfristig keinen Staat machen, die Finanzwirtschaft würde im Fall der Unabhängigkeit sich davonmachen. Heute schon ist Schottland auf Unterstützung in Höhe von rund 1.000 Pfund jährlich für jeden schottischen Bürger angewiesen, mit dem die SNP einen opulenten Sozialstaat finanziert, für den das Land nicht die nötigen Mittel erwirtschaftet. Schottland ist nach Griechenland der am zweithöchsten verschuldete Staat in Europa. Die EU würde den Teufel tun, anstelle des United Kingdom dieses Pleiteunternehmen über Wasser zu halten. Die Schotten wissen das im Unterschied zu ihrer Regierungschefin offenbar sehr gut und haben deshalb die Braveheart-Romantiker niedergestimmt. Sturgeon ist eine Königin ohne Land.
Dr.Freund: So ähnlich wollte ich das gerade auch formulieren. Öl und Gas werden wegen mangelnden Klimaneutralität von der EU demnächst ja verboten und dann bleiben nur noch Whisky und Loch Ness. Die Schotten werden sich das gut überlegen mit dem Abschied vom UK.
Wie es mit GB weiter geht, weiß ich natürlich nicht. Aber die Qualitätsjournalisten halten die Ohnmacht nicht aus. Sie sind es gewohnt, dass hier jeder spurt, wenn die Journalisten nur etwas aufgreifen. Und wenn dann mal in einem anderen Land die Leute nicht spuren, halten sie es kaum aus. Und durch so “Zerstörungs- und Rachephantasien” (“GB wird zerfallen und es bricht Chaos aus”) können sie sich etwas abreagieren.
Liebe Redaktion, Schottland mag ja einiges sein, was es aber sicher nicht ist, ist ein keltisches Land. 90% der Schotten waren angelsächsischer Herkunft, hinzu kommen Abkommen skandinavischer Einwanderer (Norden und Orkneys), die übrigens liberaldemokratisch gewählt haben. Dann gibt es die früheren Highlander, die über Jahrhunderte einen Kampf auf Leben und Tod mit den lowland scots geführt haben. Schließlich kamen im 19. Jh weitere Kelten hinzu, die irischen Einwanderer. Grüße , ziegeler
An den Teil der Schotten, die so geil auf die EU sind: Meine Frau und ich bieten zwei Pässe dieses verschissenen Mitgliedlandes der EU, Deutschland im Tausch gegen zwei Pässe Ihrer Majestät an - happy and glorious
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