Zu Schottland gehören >90 % der brit. Ölvorkommen in der Nordsee, in Schottland (Scapa Flow) liegt der nördliche Stützpunkt der brit. homefleet und der strat. U-Boot Flotte. Es ginge also um weit mehr als 5,5 Mio Menschen und deren Vollswirtschaft. Die Schotten müßten es auf einen Krieg ankommen lassen, bei dem sie nicht den Hauch einer Chance hätten. Was sie erreichen können, wenn sie es klug anfangen, sind (u. a. finanzielle) Zugeständnisse aus London. Sturgeon miß ihre gestärkte Position klug nutzen. Ein bißchen Bluff und Krawall könmen hilfreich sein. Die EU tut gut daran, sich dort peinlichst herauszuhalten.
@ Herrn Holzer: danke für das schöne “allfällig”. Benutze ich auch gerne. Klingt viel besser als “etwaig”. @ Herrn Jäger: so ist es. Die Schotten lieben nicht die EU, sondern die Subventionen. Wie heisst der Titel eine Buches der “letzten Liebe” Goethes: “Keine Liebe war es nicht.” Die doppelte Verneinung passt wunderbar. Die Schotten werden den Teufel tun und sich der EU anschließen. Sie sind wirtschaftlich von England viel abhängiger als von “der EU”. Sie haben auch nicht FÜR die EU gestimmt, sondern GEGEN London. Das ist nun mal nichts Neues. Bei einem Referendum wird es aber darum gehen, FÜR die EU zu sein. Und da werden die Schotten sich sagen - wie seit 300 Jahren - dass ihnen das Hemd näher ist als der Rock. Unabhängigkeit… ja klar! Aber sich in eine Abhängigkeit zur “EU” zu begeben, ist eine ganz andere Sache. Die Fischer und die Tourismusbranche werden begreifen, dass sie mit England genauso gut fahren. Es geht um Geld. Alles hat seinen Preis. Die “EU” wird diesen Preis nicht zahlen, weil ihr Schottland EGAL ist. England schon. Wie seit 300 Jahren.
Die stolzen Schotten bekommen nun in den EU-begeisterten deutschen Medien verstärkt Aufmerksamkeit, wohl als eine Art Plan B, nachdem die monolithische Bad-Boris-Berichterstattung nach dessen fulminantem Wahlsieg etwas schal geworden ist. Die Causa ist aber wie so oft nicht so schwarz-weiß, wie es deutsche Medienmuftis gerne darstellen. Das Auseinandergehen von Staatsgebilden ist ein wesentlich komplizierter Prozeß als ein EU-Austritt, und die zwiespältige Haltung innerhalb der EU - Stichwort Katalonien - tut sein Übriges. Auch wird vollkommen außer Acht gelassen, dass es innerhalb des Vereinigten Königreichs Assymetrien gibt, z.B. England KEIN eigenes Regionalparlament hat. Man kann hier nur den guten britischen Rat geben: abwarten und Tee trinken.
Gut, dass die Schotten keine Deutschen sind.
Vielleicht sollten die Schotten erst mal ihre eigenen Rechnungen begleichen, bevor sie groß herumtröten - die EU-Alternative ist ja für das schottische Establishment nur deshalb interessant, weil sie auch dort Kostgänger sein können. Im übrigen: die britische Demokratie ist kein “Kuriositätenkabinett” sondern eben gelebte Demokratie. Das müssen offensichtlich nicht nur die ÖR-Regierungsmelder lernen, sondern auch endlich Herr Bonhorst auf der “Achse”. Herr Bonhorst scheint trotz seiner hier regelmäßig herausgestellten “Britannienkompetenz” nur sehr wenig über die inneren Verhältnisse von UK, gerade auch über die komplexen inneren Verhältnisse von Schottland zu wissen. Auch hier dominiert ein von deutschen romantischen Vorstellungswelten geprägtes, imaginiertes “Braveheart-Schottland”. Wenn es wirklich hart-auf-hart kommt (Abstimmung über Abspaltung zugunsten einer EU-Mitgliedschaft) würde sich Herr Bonhorst zusammen mit den Kollegen Kleber, Slomka und Co. sehr sehr wundern.
Wir Bayern werden dann endlich die Berliner Regierung los. Wenn Schottland dann auch Katalonien. Wenn Katalonien dann auch noch andere Regionen.
Ankündigen kann man Vieles, es dann mit allen Konsequenzen durchzuziehen, steht auf einem anderen Blatt. Die Schotten werden sich das überlegen, spätestens dann, wenn Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen, denn mit der Verabschiedung vom Mutterland werden auch die Vergünstigungen und finaziellen Zuwendungen aus London wegfallen. Schottland wäre für die EU ein weitererer - der jetzt schon viel zu vielen - Subventionsempfänger, deshalb auch das Schweigen zu den Plänen von Nicola Sturgeon. Sollte mich wundern, wenn sich Premier Johnson erpressen ließe.
Welcher Unterschied besteht zwischen Schottland/England und Spanien / Katalonien?
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