Leider hat Chaim Noll nicht erwähnt, dass Buchheim im Auftrag von Goebbels Propaganda Abteilung mit dem UBoot unterwegs war. Nach den Fahrten hat er Artikel geschrieben,, die den Deutschen die Schönheit des Sterbens für den Führer näher bringen sollte. Selbstverständlich war Buchheim ab dem 9. Mai ein Widerstandskämpfer. Lesenswert ist das im letzten Jahr erschienene Buch von Buchheims Sohn Yves, in dem dieser u. a. schildert, wie sein Vater über 20 Mio DM an der Deutschen Steuer in der Schweiz hinterzogen hat. Es bilde Dich jeder sein eigenes Urteil über LGB.
Grönemeyer ist im “Boot” durchaus richtig besezt. Ich vermute, der Regisseur hegte gegen die selbsterhöhendee Buchheimsche Schilderung eines Intellektuellen im Propagandaapparat der Nazis ein gesundes Misstrauen und konntedamit künstlericsch nichts anfangen. Er ersetzte ihn ganz bewusst durch den “deutschen Nazi-Soldatentyp” ohne menschliche Bedeutung mit dem Babyface, in dem man schon das spätere “Wir haben es doch nicht gewusst” - ahnen konnte. Dafür waren die nicht zu dessen Selbstbild passenden und von Petersen sicher als solche erkannten begrenzten schauspielerischen Potenzen des G., gerade angemessen. Ich habe das “Boot” nie gelesen.Mir hat die “Festung” vollauf gereicht, weil mich die ranzige Überlegenheits. und Besserwissergeste und die Möchtegernwiderstandsattitüde des Proagonisten gewaltig abstieß. Sie erinnerte mich an meinen Vater, der auch beinahe den zweiten Weltkrieg ganz allein gewonnen hätte. Daß ich zu DDR-Zeiten auch sein “Bochum"gekauft hatte, wie alle Lizenzplatten, die damals zu ergattern waren, gehört zur Vergangenheit. Er ist für mich schön länger und nicht erst seit seinem Sportpalastauftritt der Geräusch gewordene Mundgeruch, also das grölende Nichts.
Gestern erschien hierzu ein Artikel von A. Wallasch bei Tichy. Mein Kommentar dazu ging so: “In jedem anderen Fall hätte ich gesagt, der Mann entzaubert sich selbst, bringt sich selbst auf den Punkt, zeigt endlich sein wahres Gesicht. Aber bei Herrn G.? Ich wüßte nicht, wo ich da überhaupt ansetzen müßte. Den hab ich schon immer ‘nackt’, aber nie als ‘Kaiser’ vor mir gesehen”. Dieser Jetsetter ist für mich (war für mich und wird immer für mich sein) eine “Glatze”, nirgendwo auch nur ansatzweise sowas wie eine Locke zu entdecken. Auch wenn das jetzt von mir sehr individuell und ebenfalls sehr emotional ist - mehr muß ich aber wohl nicht zum Ausdruck bringen, lieber Herr Noll, um deutlich zu machen, daß ich mich in der Einschätzung von Herrn Buchheim (und wohl auch Ihrer) komplett wiedererkenne. Vielleicht nur noch eins. “Das Boot” habe ich trotz häufiger Wiederholungen im TV nie gesehen. Vorsehung? Jedenfalls wird Herr G. wohl “nach Diktat [wieder] verreist” sein.
Naja Menschen können sich ändern und auch Joscka Fischer wandelte sich vom Strassenkämpfer zum Staatsmann. Aber es ist schon seltsam, wenn jemand sagt, daß er mit seinen Anhängern der Gesellschaft etwas “diktieren” will. Auch der Vergleich mit einem Diktat in der Schule hinkt in der Weise, daß der Schüler das gesprochene Wort möglichst genau aufschreiben soll un den Inhalt nicht hinterfragen soll. Jedes Diktat soll also ohne Diskussion wortwörtlich aufgenommen werden.
Leider hat das entfesselte Nichts schlimme Gestalten wie bolschewistische Politkommissare und Volksgerichtshofrichter hervorgebracht. Grönemeyers entfesselt begeisterte Anhänger sollten sich vielleicht in Erinnerung rufen, dass immer erst der direkte politische Gegner eliminiert wurde und dann die eigenen Reihen gesäubert wurden.
Herr Noll, Sie sprechen mir aus dem Herzen! Gut, dass es bei uns noch Menschen wie Sie gibt, die Hirn und Verstand besitzen. Ich sage schon immer, dass die Nationalsozialisten eben auch nur Sozialisten waren.
Als der Film herauskam, an dessen Herstellung Korvettenkapitän Erich Topp, eines unserer überlebenden U-Boot-Asse, als Berater fungierte (in welchem Maße er auf das Drehbuch Einflussnehmen konnte, ist nicht bekannt), haben sich in der FAZ über einige Zeit zahlreiche ehemalige Kommandanten in Leserbriefen über das Machwerk eines “Badegastes” mokiert (so wurde der ‘Kriegsmaler’ Buchheim wie die übrigen Berichterstatter genannt, die einmal eine “Feindfahrt” mitmachen durften. Natürlich wäre es nicht hilfreich gewesen, wenn so ein Propagandist mitsamt Boot und Besatzung verloren gegangen wäre - der Gute sollte ja über das Leben und Treiben an Bord berichten. Daher wurde dann wohl ein wenig Sorgfalt auf die Auswahl des Fahrtgebiets gelegt. Alle Männer, die ein Front-U-Boot geführt hatten, haben sich in der FAZ eindeutig von dem Bild der Soldaten der Kriegsmarine distanziert, das Buchheim mit Buch und Film gezeichnet hatte. Dass Buchheim privat ein engagierter, hilfsbereiter Mensch war, soll durch die Kritik der Experten an Buch und Film nicht bestritten werden. Das Buchheim den Goenemeyer für eine glatte Fehlbesetzung hielt, ehrt ihn. Diese Auffassung hat er auch mit Vielen gemein, die diese darstellerische Null in Film oder Fernsehen ertragen mussten.
Es ist erwiesen, dass Menschen, die sich charakterlich sehr ähnlich sind nie gegenseitig riechen können. Ein Choleriker kann seine Macht durch sein rumgrölen ja nur dann entfalten, wenn alle Menschen um ihn herum schweigen und unterwürfig zu Boden schauen anstatt enthemmt zurück zu brüllen. Insofern wie der Buchheim so auch der Grönemeyer.
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