Die Ideologie, vor der die Aufklärung halt macht, und die die Aufklärung nicht kritisiert, ist die Aufklärung selbst. Ich sehe in dieser daher ein Werkzeug zur Zersetzung des Alten im Namen des Progressivismus. Wenn Aufklärer zum Beispiel über die Übel des MIttelalters und des Feudalismus reden, reden sie in Wahrheit über die Übel der frühen Neuzeit, die es im Mittelalter, und schon gar nicht im Feudalismus gegeben hat. Hexenverbrennung ist Neuzeit, und ebenso der Religionswahn. Das Inquisitionsverfahren zur Verfolgung Andersdenkender ist etwas, das aus dem Mittelalter übernommen hat, und die Grundlage ist, auf der die modernen kontinentaleuropäischen Rechtssysteme aufbauen. Die angebliche Begrenzung absoluter Herrschaft, die in Zeiten des Feudalismus nicht möglich gewesen wäre, und erst von absolutistischen Herrschern realisiert worden ist, ist in Wahrheit deren Legitimation. Hobbes, Locke, Kant, und wie sie alle heißen, legitimisieren alle den Absolutismus, sprich, die absolute Macht des Staats, die bis heute defacto vorherrscht, wenngleich das Amt des Königs abstrahiert worden ist. Sowas gab es vor der Aufklärung nicht, und Versuche sowas zu etablieren wurden mit Bürgerkrieg beantwortet. Letztlich ist die Aufklärung daher nichts anderes, als von Eliten bezahlte Bezahlschreiberei, die rechtfertigen, was die Eliten und der Staat wollen. Und das ist der Vorbote der Tyranneien des zwanzigsten Jahrhunderts, und auch der Gegenwart, über die man so viele Tränen vergießt. Übrigens, ein Spaßfakt: Alles, was die Aufklärung zur Rechtfertigung des Absolutismus über den Naturzustand des Menschen gesagt hat, wurde von der archäologischen Geschichtswissenschaft faktisch widerlegt. Die Prämissen, mit denen der Gesellschaftsvertrag begründet werden, sind ein von der Realität widerlegtes Gedankenexperiment von Annodazumal. Und niemand interessiert sich dafür, schon gar kein Aufklärer.
Heute ist ” Briefing ” der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit . Die Aufklärung ist ... vorbei , es gibt Verkäufer von Interessen . - ‘Anybody who doesn’t know that politics is crime has got a few screws loose.’ James Ellroy
Braucht es das Konzept einer “radikalen Aufklärung”? Der Autor vermittelt mir in diesem Artikel eher ein diffuses Gefühl von : Hauptsache radikal- wird schon was nützen. Die Instrumente einer “normalen” Aufklärung sind doch suffizient- würden sie denn angewendet! Selbstdenken, kritische Prüfung einer Hypothese, Wertschätzung des anderen Standpunktes ohne ihn uneingeschränkt für sich selbst gelten zu lassen, Zurücknahme des Egos angesichts möglicher “globaler” Zielerstrebungen, strikte Aufrichtigkeit zuerst gegen sich selbst, bevor ich andere kritisiere; ja, auch Demut gegenüber der Welt. Stattdessen bekommt ein Herr Drosten eine Bühne schamlos uns ins Gesicht zu lügen und eine “Ethikprofessorin”, die in einer Podiumsdiskussion ständig auf ihr Handy schaut, ob schon eine neue Anweisung ihres Führungsoffiziers eingetroffen ist… Und sie haben ihr Publikum, welches sie beklatscht und gut findet!
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