Manfred Haferburg / 08.09.2022 / 11:00 / Foto: Rosenergoatom / 27 / Seite ausdrucken

Die Ingenieure über die Habeck-Kaltreserve

Man sollte in schwierigen Fragen stets die direkt Betroffenen konsultieren. Was Habeck und seine ministeriellen Energiewender nicht tun, macht die Achse. 

Wir fragten: „Was denken die Ingenieure in den betroffenen Kernkraftwerken über die Entscheidung Habecks zum Stresstest?“

In einer Zusammenfassung der Ansichten der betroffenen Ingenieure zum Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums, zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf wieder hochzufahren, wurden die folgenden Statements von betroffenen Ingenieuren der Energieversorger gemacht:

  • Eine solche Kaltreserve ist technisch nicht ohne Weiteres darstellbar und daher ungeeignet, um den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern. 
  • Ein Hoch- und Runterfahren der Kraftwerke ist – mit den eingeschränkten Möglichkeiten eines Reaktorkerns im fortgeschrittenen Streckbetrieb – nicht und schon gar nicht kurzfristig innerhalb einer Woche machbar. 
  • Ein solches Vorgehen wurde bisher in dieser Form nicht praktiziert und die Betreiber haben keinerlei Erfahrungswerte damit. 
  • Das Austesten einer noch nicht praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen. 
  • Die Ingenieure sind für den sicheren Betrieb der Anlage verantwortlich – ein solches Vorgehen ist mit ihrer Sicherheitskultur nicht vereinbar. 

Die Physiker haben die Möglichkeiten für einen Streckbetrieb im kommenden Winter, mit der zusätzlichen Nutzung bereits vorhandener Brennelemente ausgelotet. Insgesamt könnte pro Kernkraftwerk im echten Streckbetrieb eine Stromproduktion von über 4 TWh und eine gesicherte Leistung von bis zu 1.400 MW dem Strommarkt bzw. dem Netzbetrieb zur Verfügung stellen. Damit könnten auch die hohen Strompreise spürbar gedämpft werden.

Die Betreiber haben einmal mehr ein Fachgespräch mit den politisch Verantwortlichen angeboten, um die Möglichkeiten und Grenzen eines Weiterbetriebs aufzuzeigen. 

Die hier beschriebenen Standpunkte sind die Meinungen von betroffenen Ingenieuren und entsprechen nicht den offiziellen Verlautbarungen der betroffenen Energieversorger. Wir von der Achse warten gespannt auf die offizielle Stellungnahme der Energieversorger.

Foto: Rosenergoatom

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Elisabeth Behr / 08.09.2022

Ich hatte an MDR, Hörer machen Programm im Juli d. J. angeregt, ein Gespräch zwischen Herrn Haferburg und Frau Kemfert zu organisieren. Der Grund war Herrn Haferburgs Sachverständigen-Anhörung im Sächsischen Landtag. Das Thema hieß “Versorgungssicherheit gewährleisten, Energiepreise stabilisieren - Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke und Überprüfung des Kohleausstiegs”. Ich hatte darüber auf der Achse gelesen. Mir wurde daraufhin mitgeteilt, dass man meine Zuschrift an die Kollegen weitergegeben habe, die in der Regel mit Fr. Kemfert im Gespräch sind. Bis heute hat sich nix getan und ich weiß, dass ich auch bissel naiv bin, so ein en Gesprächsaustausch als GEZ-Hörer zu verlangen, hihi….

Ulla Schneider / 08.09.2022

Herr Haferburg, Sie haben das nicht verstanden! Energie kommt, wenn man auf den grünen Einschaltknopf drückt, auf den roten hingegen ist es dann aus. Was hinter der Betonmauer passiert ist völlig egal. Da sitzen die Heinzelmännchen des nachts und produzieren fleißig Strom. Irgendwie muss da jemand die Geschichten der Kölner Heinzelmännchen zu oft gelesen und verinnerlicht haben.

Arne Ausländer / 08.09.2022

@A. Ostrovsky: Mit dem weitgehend normal Weiterarbeiten meinte ich natürlich nicht den öffentlichen Bereich wie Schulen und Verwaltung, schon gar nicht das Gesundheitswesen, sondern das Handwerk und die vielen kleinen und großen Betriebe, bei denen ja nicht öffentlich sichtbar war, wie man es intern mit den “Hygieneregeln” hielt. Weshalb dort der Ungehorsam von seiten des Coronazi-Regimes hingenommen wurde. Natürlich habe ich dazu keine exakte Statistik, sondern nur eigene Beobachtungen und Antworten auf meine Nachfragen, wann immer dazu Gelegenheit war. Und natürlich den schlichten Fakt, daß bis heute noch so vieles funktioniert. Denn welche Produktion wäre schon bei Beachtung eines 1,50m-Mindestabstands zwischen Menschen möglich? Mit Maskierung ginge zwar manches, auch wenn es Arbeitsschutzgesetzen widerspricht. Nur siegte hier - nach meinem Eindruck - sehr bald der verbreitete Unwille, auch auf Arbeit solchen Schwachsinn mitzumachen (auch in der Bahn sind Berufspendler ein großer Teil der Maskenverweigerer - wiederum nur mein persönlicher Eindruck). - Intelligenz, im Sinne akademischer Ausbildung verstanden, war dabei gewiß nicht das Kriterium für Widerständigkeit. eher im Gegenteil. Weshalb die von Ihnen genannten Ärzte leider nur zu typisch für den Konformismus der oberen Mittelschicht sind. (Ich mache mir einige Sorgen für den Fall, daß ich mal wieder doch nicht ganz ohne ärztliche Hilfe auskommen kann…)

J. Harms / 08.09.2022

Frei nach Habeck: Wenn man stirbt, ist man ja nicht zwangsläufig tot! Mann hört bloß auf zu leben!

Torsten Hopp / 08.09.2022

Also bitte. Die Ingenieure werden es doch nicht besser wissen als Habeck (ich erinnere: Kinderbuchautor!). Immerhin Nobelpreisreif seine Analyse: Wer Betrieb einstellt, geht nicht in Insolvenz.

Frank Baumann / 08.09.2022

Also bitte: Wen interessieren schon Ingenieure, diese alten, weißen Männer mit ihrem postkolonialistischen, patriarchalischen, rassistischen Anspruchsdenken? Wir haben heute die fesche Luisa “Es ist ein Mythos, daß Klimaschutz Jobs kostet” Neubauer, die uns sagt, wie die Welt funktioniert. Und wir haben von der Leyen, die das beliebte wie erfolgreiche Motto “flatten the curve” jetzt für die Stromversorgung voll ausschöpfen will. Was wollt ihr mehr?

Anton Weigl / 08.09.2022

Besonders perfide von den deutschgrünen Khmer ist die Tatsache, daß sie sich besonders für den Iran einsetzen damit das Mullahregime Atomkraftwerke bauen darf.  Fällt sowas nur mia auf.

Helmut Driesel / 08.09.2022

  Was die Regierung und den Wirtschaftsminister intern bewegt, wissen wir nicht. Auch die Ingenieure hier können es nur vermuten, vielleicht braucht unser Land ja einen “Anonyme Ingenieure e.V.”? Die 1,4GW sind ungefähr das, was wir aus Norwegen bekommen können. Ob das die Strompreise “spürbar dämpft”, wage ich zu bezweifeln. Obwohl es natürlich richtig bleibt, in der Not nach dem Strohhalm zu greifen. Ich behaupte mal kess, diese Strommenge lässt sich aus dem Import/Export-Management herauskitzeln, wenn es sein muss. Und wenn nicht, dann ist sowieso in halb Europa das Licht aus. Ich bin nicht sicher, ob die Ingenieure ein Kernkraftwerk im Inselbetrieb aufrechterhalten können, wenn sonst überall Lastabwurf ist. Ich neige zu der Vermutung, die werden dann als letzte Quelle auch abgetrennt, egal, ob sie noch liefern könnten. Das ist doch eine Frage der Last, wenn die nicht auf 1,4GW (real wahrscheinlich die Hälfte) begrenzt werden kann, wird vollständig getrennt. Aber ich lasse mich von Fachleuten immer gerne belehren. Es ist auch kein Missverständnis, wenn Habeck sagt, das Strom und Gas verschiedene Paar Schuhe sind. Wenn zu wenig Gas da ist, kann man es vernünftigerweise nicht zur Stromerzeugung verschwenden. Denn mit Strom kann man das systematische Heizen in der Leistung nicht ersetzen. Auch nicht mit dem Überschuss aus Starkwindphasen oder Solarstromspitzen. Es bleibt zu wenig und nicht zuverlässig genug. Das ist aber schon lange so, mindestens seit 15 Jahren. Das ist kein Phänomen der neueren grünen Politikextravaganzen. Ich habe mal herausgesucht meine Abrechnungen von 2010. Da habe ich für die KWh Gas 7,5 Cent bezahlt, also für den Kubikmeter 84 Cent. Beim Strom habe ich 27 Cent/KWh bezahlt. Man sieht, das komplette Heizen mit Strom hätte mich ruiniert. Hier in der Nähe geht übrigens zum Jahresende ein Hersteller von industriellen Keramikisolatoren pleite, da wirkt die Krise unmittelbar auf die Energieversorgung zurück. Fröhliche Weihnachten schon mal voraus!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Manfred Haferburg / 26.04.2024 / 06:00 / 176

Der Unschulds-Minister und der Atomausstiegs-Betrug

Es war die Nachricht des gestrigen Tages: Der Atomausstieg wurde entgegen der Empfehungen aus den zuständigen Ministerien durchgezogen. Minister Habeck aber soll von nichts gewusst haben.…/ mehr

Manfred Haferburg / 25.03.2024 / 12:00 / 107

ISAR 2: Das beste Kernkraftwerk der Welt wird zersägt

Die Rückbaugenehmigung für ISAR 2 ist erteilt, hieß es am Freitag. Der Betreiber Preussen Elektra könne den Rückbau unverzüglich durchführen. Eine wenig beachtete DPA-Meldung leitet…/ mehr

Manfred Haferburg / 08.03.2024 / 10:00 / 110

Bundesrechnungshof delegitimiert Habeck, Müller und Energiewende

Die Energiewende-Delegitimierer sitzen jetzt im Bundesrechnungshof. Ihr vernichtendes Fazit der Energiewende haben die Beamten sogar in einer Grafik (oben) karikiert. Der Bundesrechnungshof ist in der…/ mehr

Manfred Haferburg / 01.03.2024 / 06:00 / 61

Habecks Wetterwenden: Was, wenn Kernenergie wieder salonfähig wird?

Die Bundesegierung hat es sich angewöhnt, die alten Brunnen zuzuschütten, bevor es neue gibt. Jetzt erlaubt sie die bisher verteufelte CO2-Deponierung – und was ist,…/ mehr

Manfred Haferburg / 26.02.2024 / 06:15 / 101

Netzbetreiber warnen: Stromnetz kollapsgefährdet wie nie

Wie steht es um die Versorgungssicherheit, wenn die Stromerzeugung bis zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgt? Ein Netzbetreiber hat sie jetzt beantwortet. Ein Blitzeinschlag…/ mehr

Manfred Haferburg / 06.02.2024 / 06:00 / 84

Die Kohle bleibt: Ampel halbiert Gaskraftwerks-Pläne

In der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung schrumpfen die geplanten Gaskraft-Kapazitäten wie eine Eiskugel im Sommerurlaub – und noch nicht einmal die wird es geben. Verdruckst…/ mehr

Manfred Haferburg / 21.01.2024 / 14:00 / 8

„Ein grünes Requiem“

Die Lektion der unerwünschten Folgen gut gemeinter Projekte ist an den Grünen komplett vorbeigegangen. Das holen sie jetzt nach, auf unsere Kosten. Was Menschen auch…/ mehr

Manfred Haferburg / 08.01.2024 / 06:00 / 103

Nachhaltige Halluzinationen beim Chef der Bundesnetzagentur

Ja, Herr Müller, die Energieversorger brennen darauf, 60 Milliarden Euro in Gaskraftwerke zu investieren, die sich nicht rechnen können, da sie nur bei Flaute und…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com