Kolja Zydatiss / 07.03.2022 / 10:00 / Foto: Pixabay / 50 / Seite ausdrucken

Warum freiheitliche Gesellschaften besser kämpfen

Gesellschaften, die sich als freiheitlich und demokratisch begreifen, können es sich nicht leisten, ihre Bürger wie Untertanen zu behandeln. Das gilt auch und gerade in Krisen- und Kriegszeiten.

„Das Spiel wird im Kopf entschieden“, lautet ein oft Boris Becker zugeschriebenes Diktum. Gilt das auch für militärische Konfrontationen? Tatsächlich bestimmen neben Glück, Ausrüstungsgrad und bloßer Zahlenstärke auch sozialpsychologische Faktoren den Ausgang kriegerischer Auseinandersetzungen, wahrscheinlich sogar wesentlich. Warum etwa werden Armeen aus dem arabischen Kulturraum immer wieder zerschlagen, auch von zahlen- und ausrüstungsmäßig unterlegenden Gegnern? Mehr über die kulturellen und gruppendynamischen Hintergründe erfahren Sie im gut recherchierten und überzeugend argumentierenden YouTube-Video „Why Arabs Lose Wars“ (bislang fast drei Millionen Aufrufe).

Wenn unvollkommene Demokratien in den Krieg ziehen

In Krisenzeiten rücken Gesellschaften zusammen, vor allem wenn sie das Gefühl haben, ihnen werde kollektiv ein großes Unrecht angetan. Das gilt auch für marode, schlecht regierte, von großer sozialer und materieller Ungleichheit geprägte Gesellschaften. (1) In seinem buchlangen Essay „The Lion and the Unicorn: Socialism and the English Genius” (2), verfasst 1940/41 während der Luftschlacht um England, äußerte der Schriftsteller George Orwell seine Befürchtungen hinsichtlich einer Untergrabung der britischen Wehrfähigkeit im Kampf gegen Hitler durch kurzsichtige Kapitalinteressen und die Klassenstruktur der britischen Gesellschaft und seine Hoffnung, dass eine sozialdemokratische Politik diese Klassenunterschiede am besten schon während des Krieges überwinden könne. (3)

Die Abhandlung enthält einige der einprägsamsten Orwell-Zitate. Sie beginnt etwa mit den Worten: „Während ich dies schreibe, fliegen hochzivilisierte Menschen über meinem Kopf hinweg und versuchen, mich zu töten.“ England beschreibt der Autor als die „am stärksten in Klassen erstarrte Gesellschaft unter der Sonne“. Aber – und das ist der springende Punkt – angesichts der sehr realen Möglichkeit einer Eroberung durch das nationalsozialistische Deutschland beginnt dieses ziemlich altmodische Land mit seinen schlecht ausgerüsteten einfachen Truppen, seinem von der Hand in den Mund lebenden Industrieproletariat und seiner dekadenten und weltfremden Oberschicht, aus der sich auch große Teile des Offizierskorps rekrutieren, als Kollektiv zu handeln.

In Momenten der größten Krise, schreibt Orwell, fühlen alle Einwohner Großbritanniens das gleiche und arbeiten zusammen. „Die Nation ist durch eine unsichtbare Kette miteinander verbunden.“ Spätestens mit dem Kraftakt der Evakuierung von Dünkirchen und den Vorbereitungen auf die deutsche Invasion sei der britische Riese aus seinem Schlaf erwacht und wachse an der Herausforderung, die „mächtigste Kriegsmaschinerie, die die Welt je gesehen hat“ zurückzuschlagen.

Orwell führt die „Solidität und Homogenität Englands“, den „Patriotismus, der sich wie ein roter Faden durch fast alle Klassen zieht“, nicht auf eine Kontrolle von Presse und politischen Diskursen, nicht auf die Einschüchterung von Andersdenkenden zurück (eine Pressezensur gab es, wie der Autor hervorhebt, auch nach Kriegsausbruch in Großbritannien kaum – nahezu alles konnte frei geäußert werden, von Hitler-Versteherei über Radikalpazifismus bis stalinistischen Positionen). Im Gegenteil, schreibt Orwell, die Stärke des Vereinigten Königreichs sei sein Glauben an Begriffe wie Recht und individuelle Freiheit, seine Demokratie, und sei sie auch noch so unvollkommen.

Zusammenhalt an Front und Heimatfront

Die „lockere Demokratie“ Britanniens mit ihren Streiks und ihrer Parteipolitik war für Orwell etwas fundamental anderes als die gleichgeschalteten Staaten Mussolinis und Hitlers mit ihrer Geheimpolizei, ihrer Zensur, ihrer Zwangsarbeit. Trotz aller Elendsviertel, bei aller Arbeitslosigkeit, trotz aller „Trägheit, Heuchelei und Ungerechtigkeit“, die das England seiner Zeit auszeichneten: „Wenn es hart auf hart kommt, kann niemand, der in der westlichen Tradition aufgewachsen ist, die faschistische Vision des Lebens akzeptieren.“

Zum Zusammenhalt an Front und Heimatfront trügen auch gemeinsame kulturelle und moralische Annahmen bei, von der Wertschätzung der Privatsphäre über die Kneipenkultur bis zur Ablehnung von Antisemitismus. Außerdem: Die ersten Anzeichen während der Zwischenkriegsjahre, dass die traditionellen Klassenunterschiede am Verblassen und Wohlstand für alle möglich sei. Orwell hebt die überall entstandenen Neubauviertel hervor, und den dort von einer neuen technischen Intelligenz, zum Beispiel Chemikern, Piloten oder Flugzeugmechanikern, gepflegten fortschrittlichen Lebensstil. Dessen Merkmale, unter anderem billige Autos aus Massenproduktion, arbeitssparende Geräte, Essen aus Konservendosen, die „nackte Demokratie“ der öffentlichen Schwimmbäder, höben sich stark von den herkömmlichen englischen Sozialmilieus ab.

In den USA war die Dynamik eine ähnliche. Afroamerikaner und weiße US-Bürger kämpften Seite an Seite gegen Nazideutschland, das faschistische Italien und das japanische Kaiserreich. Zur Mobilisierung gegen diese Feinde des „American Way of Life“ mussten schwarze Amerikaner ebenso wenig gezwungen werden wie englische Industriearbeiter. „Vor dem Vietnamkrieg waren die Kämpfe um die Gleichberechtigung der Schwarzen eng verwoben mit Vorstellungen von nationaler Zugehörigkeit, Männlichkeit und Militärdienst“, erklärt die amerikanische Historikerin Lauren Mottle. (4) Dieser Ethos sei zum Beispiel in der sogenannten „Double V Campaign“ verkörpert worden, einer vor allem von schwarzen Zeitungsherausgebern vorangetriebenen Kampagne für einen „doppelten Sieg“ (double victory) der Demokratie „zu Hause und in Übersee“, die laut einer zeitgenössischen Meinungsumfrage bei Afroamerikanern auf eine 91-prozentige Zustimmung stieß. (5)

„No Viet Cong ever called me nigger“

Beim weitaus schwächer moralisch legitimierten amerikanischen Eintritt in den Vietnamkrieg zwei Jahrzehnte später sah die Sache, wie im obigen Zitat angedeutet, anders aus. Viele junge Afroamerikaner, trotz einiger Fortschritte noch immer Bürger zweiter Klasse, hatten die Geduld mit ihrem Land verloren und definierten sich über ihren Widerstand gegen den Krieg und die Wehrpflicht. (6) Berühmt geworden ist ein Ausspruch, der dem Boxer Muhammad Ali zugeschrieben wird: „No Viet Cong ever called me nigger.“ Unabhängig davon, ob er dies tatsächlich jemals sagte – für die Kriegsdienstverweigerung war Ali bereit, ins Gefängnis zu gehen und seine Karriere als Profisportler zu opfern.

Kurzum: Pluralistische westliche Demokratien sind in der Lage, die verschiedensten sozialen Schichten und Milieus in eine nationale Kriegsanstrengung zu integrieren, insbesondere wenn die Ideologie des äußeren Feindes als eine Bedrohung für die zivilisatorischen Errungenschaften der eigenen Gesellschaftsform erkannt wird. Interessanterweise weisen auch Menschengruppen, die – böses postmodernes Wort – „strukturell“ zu den Unterprivilegierten und Verlierern der jeweiligen Gesellschaft gehören, oft eine hohe intrinsische Motivation auf, unter den extremen Bedingungen des Krieges stoisch ihrem Land zu dienen – im Hinterkopf stets die Möglichkeit des „ultimate sacrifice“.

Aber die Duldsamkeit der Menschen ist nicht unendlich. Muhammad Ali weigerte sich, für ein Land in den Krieg zu ziehen, in dem er, trotz seiner für dieses Land errungenen Olympiamedaillen, nicht an einem Hamburgerstand bedient wurde. Es wird mir als querschwurbelnde Relativierung ausgelegt werden, aber ist es wirklich so weit hergeholt, von hier eine Parallele zur Gegenwart zu ziehen? Zu den rund 25 Prozent nicht mit einem notzugelassenen Impfstoff „vollimmunisierten“ Bundesbürgern, die seit Monaten weitestgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen sind – vom Kneipenbesuch, vom Fußballstadion, ja sogar vom Handyladen und Schuhgeschäft (während auch gut begründete Meinungen, die vom selbsterklärten Corona-Mainstream abweichen, auf eine Weise ausgegrenzt werden, die einer offenen Gesellschaft unwürdig ist)?

Unzufriedenheit mit den eigenen Eliten

George Orwell schrieb von der einenden Kraft gemeinsamer Moralvorstellungen und kultureller Gepflogenheiten. Im heutigen Deutschland sind diese stark unter Beschuss geraten, durch die von tonangebenden Kreisen vorangetriebene Identitätspolitik, die alles Verbindende und Verbindliche auflösen will, und durch die wachsende Selbstdesintegration vor allem muslimisch geprägter Einwanderungs-Communitys.

Orwell betonte die Strahlkraft von Individualrechten und Demokratie (selbst wenn die gelebte Praxis viel zu wünschen übrig ließe). Auch hier hat es in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen extremen Rollback gegeben (notdürftig verschleiert durch die Neudefinition des Demokratiebegriffs von einem System politischer Repräsentation zu einer diffusen moralischen Haltung).

Die jüngste Berliner Chaos-Wahl unter anderem mit geschätzten Meldeergebnissen, die Verwandlung Deutschlands und anderer westlicher Staaten in totale Gesundheitsregimes mit über mehrere Jahre stark eingeschränkten Grundrechten (am schwersten wiegt hier wohl die andauernde drakonische Unterdrückung der Versammlungsfreiheit bestimmter unliebsamer Gruppen) sowie die farcehafte Krönung der amtierenden EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in einem Brüsseler Hinterzimmer 2019 sind nur einige der jüngsten Tiefpunkte, die einen fragen lassen, ob die Gesellschaft, in der wir leben, als offene Gesellschaft und Demokratie wirklich richtig beschrieben wird.

Nicht zuletzt argumentierte Orwell, dass die voluntaristische „Blut, Schweiß und Tränen“-Rhetorik ihrer Regierung bei der britischen Arbeiterklasse auch deshalb verfing, weil die (Vorkriegs-)Ordnung des Vereinigten Königreichs, bei all ihren Ungleichheiten und Mängeln, über sich selbst hinaus wies, auf die Möglichkeit einer nivellierten Mittelstandsgesellschaft in einem durch soziale Reformen eingehegten oder gar überwunden Kapitalismus. (7) Dass dieses Wohlstands- und Sicherheitsversprechen für die „breite Masse“ von der heutigen politischen Klasse nicht einmal mehr angestrebt wird (und unter ökologischen Gesichtspunkten auch nicht für wünschenswert gehalten wird, Stichwort „Grenzen des Wachstums“), ist offensichtlich.

Und so führt berechtigte Unzufriedenheit mit den eigenen Eliten dazu, dass einige verwirrte Westler hoffnungsvoll gen Osten schielen. No Russian ever asked me for my Impfnachweis …

Kämpfen – wofür eigentlich?

Im aktuellen Konflikt scheint der immer erratischer agierende russische Diktator zu ungeahnten Zerstörungen und Grausamkeiten fähig, von der Verwandlung ukrainischer Städte in Trümmerwüsten bis zum atomaren Erstschlag gegen europäische Metropolen. In Deutschland wird vor diesem Hintergrund aktuell viel über die Aufrüstung der Bundeswehr gesprochen. Die neue Bundesregierung unter Olaf Scholz vollzieht in atemberaubendem Tempo eine Abwendung vom Kurs der Vorgängerregierungen, die das Thema Verteidigung und Rüstung eher stiefmütterlich behandelten. Die Bundeswehr soll 100 Milliarden Euro als Sondervermögen erhalten, unter anderem will man damit amerikanische F-35 Kampfjets und hochmoderne israelische Drohnen bestellen.

Wie ich hier skizziert habe, kommt es im militärischen Fall der Fälle allerdings nicht nur auf die Ausstattung und Ausbildung der Truppen an. Mindestens ebenso ausschlaggebend für die Wehrfähigkeit ist die allgemeine innere Verfasstheit einer Gesellschaft. „Then conquer we must, when our cause it is just”, heißt es in der (selten gesungenen) vierten Strophe der amerikanischen Nationalhymne. „Dann müssen wir siegen, wenn unsere Sache gerecht ist.“ Das blau-gelbe Fahnenmeer, das uns derzeit auf Twitter entgegenschlägt, die breite Front der über den russischen Einmarsch Empörten, die in Deutschland vom Linkspartei-Veteran Gregor Gysi zu den Herausgebern der rechtskonservativen Jungen Freiheit reicht, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Fall der Fälle viele im Westen nur noch mit Mühe sagen könnten, was denn eigentlich unsere Sache ist.

 

Weitere Quellen:

(1) Wir sollten nicht vergessen, dass die Ukraine wie Russland im Wesentlichen eine Oligarchie ist, nur mit einer noch ärmeren Durchschnittsbevölkerung, dafür aber mit viel größeren demokratischen und bürgerlichen Freiheiten.

(2) Der Titel ist eine Anspielung auf die Wappentiere des Vereinigten Königreichs Löwe und Einhorn.

(3) Orwell spricht etwas pathetisch von einer sich langsam entfaltenden, gewaltfreien (!) „englischen Revolution“ zur Herstellung einer spezifisch englischen Form des demokratischen Sozialismus, die bereits im Gange sei.

(4) Lauren Mottle: „We Resist on the Grounds we Aren’t Citizens: Black Draft Resistance in the Vietnam War Era”, Journal of Civil and Human Rights, Band 6, Nr. 2, Herbst/Winter 2020, S. 26-52.

(5) Siehe James Rawn: „The double V : how wars, protest, and Harry Truman desegregated America’s military”, Bloomsbury Press 2013, S. 142.

(6) Mottle, s. Anm. 4.

(7) Die von Orwell in „The Lion and the Unicorn“ skizzierte politische Vision erinnert etwas an die mit Skandinavien assoziierte „konservative“ „Volksheim“-Sozialdemokratie mit ihrem tiefen Patriotismus, ihrem Respekt vor Traditionen, einschließlich des Monarchismus. Allerdings bevorzugte Orwell planwirtschaftliche Lösungen und umfassende Enteignungen, wie sie in Skandinavien (zum Glück) nie umgesetzt wurden.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Novo-Argumente.

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H.Roth / 07.03.2022

“Freiheitliche Gesellschaften”, ...würde unse Gesellschafr mehrheitlich begreifen, was diese Wörter bedeuten, wäre auch der Wille da, die Freiheit im Ernstfall mit Waffen zu verteidigen. Freiheit muss immer erkämpft werden. Das haben die Westdeutschen leider weder erlebt und nur wenige von ihnen begriffen. Statt für Freiheit, kämpfen die jungen Leute für eine Klimadiktatur! Der Kampf für die Freiheit beginnt im eigenen Land, und ich setze meine Hoffnung in die vielen mutigen Deutschen, die sich gerade gegen die aktuellen Freiheitsbeschränkungen wehren, weil unsere freiheitliche Gesellschaft immer noch erhaltenswert ist, auch wenn es aktuell politisch und ideologisch derzeit nicht so optimal läuft. Ich möchte nicht wieder im einer Diktatur leben und darum werde ich kämpfen, sei es gegen die “Feinde von innen” die unsere Freiheit bedrohen, oder gegen “Feinde von Aussen” die das im Sinn haben. Ich kann die Kommentare nicht nachvollziehen, in denen geschrieben wird, wir hätten nichts, was sich lohnt zu verteidigen. Ich habe eine Familie und Kinder. Ihr nicht?

Gudrun Meyer / 07.03.2022

Wenn ich ein junger Mann wäre, hätte ich auch keine Lust, ein Land zu verteidigen, indem ich als “Herkunftsdeutscher” zur Bevölkerung von gestern gehörte, deren Rechte auf solche Kleinigkeiten wie Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und ihre eigene Erhaltung offen und tatkräftig verneint werden. Dabei ist gleichgültig, ob der Bevölkerungsaustausch als kalter Genocid geplant worden ist und zunehmend umgesetzt wird, oder ob, wahrscheinlicher, die Dummheit der Machthaber dazu geführt hat. Genauso egal ist es, ob der zunehmend totale Staat, der den Einheimischen und gut integrierten Migranten aufgezwungen wird, “linksliberal”, “Mitte” oder sonst was sein soll. Nicht egal ist in einem Staat, der “seinem” Volk feindlich gegenübersteht und Grundrechtsdemonstranten niederknüppeln lässt, ob man selbst und die eigenen Angehörigen und Freunde ein angenehmes Leben führen. Jede Bindung an eine wesentlich größere Gemeinschaft mit nationalstaatlichen Strukturen und Grenzen (sie sind natürlich nicht perfekt, aber bessere gibt es nicht) und einer gemeinsamen Geschichte und Identität wird da zu einer selbstschädigenden und sinnlosen Gewohnheit. Die Obrigkeit verdient es nicht, verteidigt zu werden, und die böswillig desinformierten und manipulierten Mitläufer sind zwar Opfer, die man verteidigen sollte - aber nicht auf Kosten des eigenen Lebens oder der eigenen Gesundheit.

Hans Reinhardt / 07.03.2022

Anscheinend habe ich die letzten Jahrzehnte in einem Paralleluniversum verbracht. In meiner Welt wurden nämlich die U.S.A in Nordvietnam besiegt, den Irak haben sie nicht als Sieger verlassen und in Afghanistan haben sie nicht gewonnen (um es mal freundlich auszudrücken). Also kann die U.S.A. nur eine äußerst restriktive Diktatur sein, während es sich bei Nordvietnam, dem Irak und Afghanistan um freiheitliche und demokratische Gesellschaften handelt oder der ganze Artikel ist bullshit. Entscheiden Sie selbst.

Thomas Brox / 07.03.2022

@ Rainer Niersberger. “Uebrigens ist auch die Maer widerlegt, dass voellig freie Unternehmenskulturen mit sehr weitgehender “Drucklosigkeit” die besten Unternehmensergebnisse erzielen.  Freiheit ist, was bestimmte Aktivitäten und Erfolge betrifft, kein entscheidendes, eher ein kontraproduktives Element.” Eine historisch unsinnige Behauptung. ++ Die liberale, kapitalistische USA ist zwischen 1800 und 1940 zur stärksten Weltmacht aufgestiegen (die USA war schon 1914 das stärkste Industrieland). Im Gegensatz zum autoritären, feudalistischen Russland, das trotz bester Randbedingungen und einer riesigen Bevölkerung den ersten Weltkrieg gegen Deutschland verloren hat (Friede von Brest-Litowsk). ++ Das liberale, bürgerliche Großbritannien hat in dem langen Kampf 1670 bis 1815 gegen das merkantilistische, absolutistisch feudale Frankreich immer die Oberhand behalten, anfänglich zusammen mit den liberalen Niederlanden. ++ Gegen Ende des Mittelalters haben die bürgerlichen Schweizer in langen Kriegen gegen das große feudale Habsburg und danach gegen das feudale Burgund die Unabhängigkeit erkämpft. ++ Das sozialistische, totalitäre Imperium der UdSSR ist sogar ohne Krieg am Ende des langen Konkurrenzkampf gegen die liberalen westlichen Systeme 1990 zusammengebrochen. Die Lücke in Technologie und Produktivität war zu groß. ++ Auch Deutschland 1933 - 1945 kann man anders sehen. Deutschland hat den Krieg in der erstaunlich kurzen Zeit zwischen Juni 1941 und Juni 1944 verloren, obwohl die Nazis die Ressourcen von fast ganz Europa und Teilen der UdSSR im Zugriff hatten. Die wichtigsten Innovationen, die in der harten Praxis funktioniert haben, kamen von den Westmächten (Radar, Atombombe, Flugzeugbau, ... ). Viele deutsche Rüstungsprojekte haben in der Praxis oft schlecht funktioniert. Außerdem hat Deutschland noch von der relativ liberalen Ära vor 1933 gezehrt. ++ Man sollte aus der Degeneration bürokratischer sozialistischer Wohlfahrtsstaaten keine zweifelhafte Schlüsse ziehen.

Arne Ausländer / 07.03.2022

Daß Motivation auch in Kriegen ein wesentlicher Faktor ist, dürfte auch bei immer stärker entwickelter Technik wahr sein. Aber Freiheit ist da doch nur eines der Motive. Wie man leicht zeigen könnte. Zur Hinterfragung der englischen Strategie im 2. Weltkrieg empfehle ich das Buch “1943 - The Victory That Never Was” von John Grigg. Nur ein Beispiel für verheerende Entscheidungen an der Spitze, gegen die es die beste Motivation schwer hat. Und die berühmte Front-Weihnacht von 1914 zeigt uns, wie lange der Krieg noch weiterging, obwohl doch die einfachen Soldaten weit lieber ihr normales Leben zurückbekommen wollten. Der Warschauer Aufstand von 1944 war militärisch ein Fiasco, aber er hat dauerhaft das polnische Selbstbewußtsein gestärkt. Und auch Illusionen bezüglich Rußlands getötet, angesichts der auf der anderen Weichselseite zuschauenden Roten Armee, später bekräftigt durch die Enthüllungen zu Katyn. Wenn heute die Ukrainer kämpfen, trotz Unterlegenheit, trotz Skepsis gegenüber der eigenen Führung, dann wohl weil sie Putins Rußland wie auch die wirklichen Zustände im russisch beherrschten Donbass seit 2014 besser kennen als die meisten derer, die hier (z.B.) darüber schreiben. Selbst wenn Putin siegen sollte, macht das einen bleibenden Unterschied. Zum Kämpfen zu raten, steht niemandem zu, der nicht selbst vor Ort, in Lebensgefahr ist. Aber der unser Respekt steht denen zu, die sich verteidigen, auch im Angesicht der Übermacht. Wie - auf anderer Ebene, aber prinzipiell ähnlich - vor gut zwei Wochen in Ottawa. In beiden Fällen ist der Kampf noch nicht vorbei, in beiden Fällen hat der Ausgang Folgen auch für uns hier. Was wir hier sinnvollerweise tun können und sollen, für unsere und der Welt Freiheit, das sollte die größte Sorge sein.

Adam N. Oswald / 07.03.2022

ZITAT: “Kämpfen – wofür eigentlich?” Richtig, meine Freiheit wurde mir genommen und ich werde genötigt, mir gefährliche Injektionen verpassen zu lassen (womöglich noch als Abonnement) - wirklich jeden Tag denke ich, das kann nicht wahr sein. Die Grenzen sind eh offen (wieso eigentlich nicht für die Russen?) und dass es sich hier um deutsche Städte handelt, ist oft nur noch an der Architektur zu erkennen. Ein Großteil meiner deutschen Mitmenschen (wer hat denn diese Regierung gewählt und wer grenzt wen aus?) kann mir inzwischen auch gestohlen bleiben - das alles werde ich nicht vergessen. Ich werde dieses Land nicht verteidigen, ich werde nicht für dieses Land kämpfen, Ende!

B. Ollo / 07.03.2022

@Volker Kleinophorst: Weniger auch nicht? Was schätzen Sie so aus der Hüfte, was Sie der Vorwurf in Russland kosten würde, “die putinsche Coronapolitik basiert auf Lügen, Täuschung, staatlicher Repression und kostet Millionen Russen die Gesundheit, sehr viele sogar das Leben”? Oder die pointierte Form, Putin und seine Regierung in aller Öffentlichkeit durch das Tragen eines Davidsterns in die Nähe zu Hitler und Nazideutschland zu rücken, weil er gegen “Maskenverweigerer und Impfgegner” vorgeht? Glauben Sie, das gibt nur Prügel, Geldstrafe oder wie viele Jahre Knast? Ich bin gespannt, was solcher Protest gegen Putins Politik, egal welche Politik, Ihrer Meinung kostet.

Henry Winter / 07.03.2022

Irgendwie scheint mit dem Angriff auf die Ukraine im Westen jeglicher Verstand in blauen Dunst mutiert zu sein, anders kann man sich einiges nicht mehr erklären.

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