Kolja Zydatiss / 07.03.2022 / 10:00 / Foto: Pixabay / 50 / Seite ausdrucken

Warum freiheitliche Gesellschaften besser kämpfen

Gesellschaften, die sich als freiheitlich und demokratisch begreifen, können es sich nicht leisten, ihre Bürger wie Untertanen zu behandeln. Das gilt auch und gerade in Krisen- und Kriegszeiten.

„Das Spiel wird im Kopf entschieden“, lautet ein oft Boris Becker zugeschriebenes Diktum. Gilt das auch für militärische Konfrontationen? Tatsächlich bestimmen neben Glück, Ausrüstungsgrad und bloßer Zahlenstärke auch sozialpsychologische Faktoren den Ausgang kriegerischer Auseinandersetzungen, wahrscheinlich sogar wesentlich. Warum etwa werden Armeen aus dem arabischen Kulturraum immer wieder zerschlagen, auch von zahlen- und ausrüstungsmäßig unterlegenden Gegnern? Mehr über die kulturellen und gruppendynamischen Hintergründe erfahren Sie im gut recherchierten und überzeugend argumentierenden YouTube-Video „Why Arabs Lose Wars“ (bislang fast drei Millionen Aufrufe).

Wenn unvollkommene Demokratien in den Krieg ziehen

In Krisenzeiten rücken Gesellschaften zusammen, vor allem wenn sie das Gefühl haben, ihnen werde kollektiv ein großes Unrecht angetan. Das gilt auch für marode, schlecht regierte, von großer sozialer und materieller Ungleichheit geprägte Gesellschaften. (1) In seinem buchlangen Essay „The Lion and the Unicorn: Socialism and the English Genius” (2), verfasst 1940/41 während der Luftschlacht um England, äußerte der Schriftsteller George Orwell seine Befürchtungen hinsichtlich einer Untergrabung der britischen Wehrfähigkeit im Kampf gegen Hitler durch kurzsichtige Kapitalinteressen und die Klassenstruktur der britischen Gesellschaft und seine Hoffnung, dass eine sozialdemokratische Politik diese Klassenunterschiede am besten schon während des Krieges überwinden könne. (3)

Die Abhandlung enthält einige der einprägsamsten Orwell-Zitate. Sie beginnt etwa mit den Worten: „Während ich dies schreibe, fliegen hochzivilisierte Menschen über meinem Kopf hinweg und versuchen, mich zu töten.“ England beschreibt der Autor als die „am stärksten in Klassen erstarrte Gesellschaft unter der Sonne“. Aber – und das ist der springende Punkt – angesichts der sehr realen Möglichkeit einer Eroberung durch das nationalsozialistische Deutschland beginnt dieses ziemlich altmodische Land mit seinen schlecht ausgerüsteten einfachen Truppen, seinem von der Hand in den Mund lebenden Industrieproletariat und seiner dekadenten und weltfremden Oberschicht, aus der sich auch große Teile des Offizierskorps rekrutieren, als Kollektiv zu handeln.

In Momenten der größten Krise, schreibt Orwell, fühlen alle Einwohner Großbritanniens das gleiche und arbeiten zusammen. „Die Nation ist durch eine unsichtbare Kette miteinander verbunden.“ Spätestens mit dem Kraftakt der Evakuierung von Dünkirchen und den Vorbereitungen auf die deutsche Invasion sei der britische Riese aus seinem Schlaf erwacht und wachse an der Herausforderung, die „mächtigste Kriegsmaschinerie, die die Welt je gesehen hat“ zurückzuschlagen.

Orwell führt die „Solidität und Homogenität Englands“, den „Patriotismus, der sich wie ein roter Faden durch fast alle Klassen zieht“, nicht auf eine Kontrolle von Presse und politischen Diskursen, nicht auf die Einschüchterung von Andersdenkenden zurück (eine Pressezensur gab es, wie der Autor hervorhebt, auch nach Kriegsausbruch in Großbritannien kaum – nahezu alles konnte frei geäußert werden, von Hitler-Versteherei über Radikalpazifismus bis stalinistischen Positionen). Im Gegenteil, schreibt Orwell, die Stärke des Vereinigten Königreichs sei sein Glauben an Begriffe wie Recht und individuelle Freiheit, seine Demokratie, und sei sie auch noch so unvollkommen.

Zusammenhalt an Front und Heimatfront

Die „lockere Demokratie“ Britanniens mit ihren Streiks und ihrer Parteipolitik war für Orwell etwas fundamental anderes als die gleichgeschalteten Staaten Mussolinis und Hitlers mit ihrer Geheimpolizei, ihrer Zensur, ihrer Zwangsarbeit. Trotz aller Elendsviertel, bei aller Arbeitslosigkeit, trotz aller „Trägheit, Heuchelei und Ungerechtigkeit“, die das England seiner Zeit auszeichneten: „Wenn es hart auf hart kommt, kann niemand, der in der westlichen Tradition aufgewachsen ist, die faschistische Vision des Lebens akzeptieren.“

Zum Zusammenhalt an Front und Heimatfront trügen auch gemeinsame kulturelle und moralische Annahmen bei, von der Wertschätzung der Privatsphäre über die Kneipenkultur bis zur Ablehnung von Antisemitismus. Außerdem: Die ersten Anzeichen während der Zwischenkriegsjahre, dass die traditionellen Klassenunterschiede am Verblassen und Wohlstand für alle möglich sei. Orwell hebt die überall entstandenen Neubauviertel hervor, und den dort von einer neuen technischen Intelligenz, zum Beispiel Chemikern, Piloten oder Flugzeugmechanikern, gepflegten fortschrittlichen Lebensstil. Dessen Merkmale, unter anderem billige Autos aus Massenproduktion, arbeitssparende Geräte, Essen aus Konservendosen, die „nackte Demokratie“ der öffentlichen Schwimmbäder, höben sich stark von den herkömmlichen englischen Sozialmilieus ab.

In den USA war die Dynamik eine ähnliche. Afroamerikaner und weiße US-Bürger kämpften Seite an Seite gegen Nazideutschland, das faschistische Italien und das japanische Kaiserreich. Zur Mobilisierung gegen diese Feinde des „American Way of Life“ mussten schwarze Amerikaner ebenso wenig gezwungen werden wie englische Industriearbeiter. „Vor dem Vietnamkrieg waren die Kämpfe um die Gleichberechtigung der Schwarzen eng verwoben mit Vorstellungen von nationaler Zugehörigkeit, Männlichkeit und Militärdienst“, erklärt die amerikanische Historikerin Lauren Mottle. (4) Dieser Ethos sei zum Beispiel in der sogenannten „Double V Campaign“ verkörpert worden, einer vor allem von schwarzen Zeitungsherausgebern vorangetriebenen Kampagne für einen „doppelten Sieg“ (double victory) der Demokratie „zu Hause und in Übersee“, die laut einer zeitgenössischen Meinungsumfrage bei Afroamerikanern auf eine 91-prozentige Zustimmung stieß. (5)

„No Viet Cong ever called me nigger“

Beim weitaus schwächer moralisch legitimierten amerikanischen Eintritt in den Vietnamkrieg zwei Jahrzehnte später sah die Sache, wie im obigen Zitat angedeutet, anders aus. Viele junge Afroamerikaner, trotz einiger Fortschritte noch immer Bürger zweiter Klasse, hatten die Geduld mit ihrem Land verloren und definierten sich über ihren Widerstand gegen den Krieg und die Wehrpflicht. (6) Berühmt geworden ist ein Ausspruch, der dem Boxer Muhammad Ali zugeschrieben wird: „No Viet Cong ever called me nigger.“ Unabhängig davon, ob er dies tatsächlich jemals sagte – für die Kriegsdienstverweigerung war Ali bereit, ins Gefängnis zu gehen und seine Karriere als Profisportler zu opfern.

Kurzum: Pluralistische westliche Demokratien sind in der Lage, die verschiedensten sozialen Schichten und Milieus in eine nationale Kriegsanstrengung zu integrieren, insbesondere wenn die Ideologie des äußeren Feindes als eine Bedrohung für die zivilisatorischen Errungenschaften der eigenen Gesellschaftsform erkannt wird. Interessanterweise weisen auch Menschengruppen, die – böses postmodernes Wort – „strukturell“ zu den Unterprivilegierten und Verlierern der jeweiligen Gesellschaft gehören, oft eine hohe intrinsische Motivation auf, unter den extremen Bedingungen des Krieges stoisch ihrem Land zu dienen – im Hinterkopf stets die Möglichkeit des „ultimate sacrifice“.

Aber die Duldsamkeit der Menschen ist nicht unendlich. Muhammad Ali weigerte sich, für ein Land in den Krieg zu ziehen, in dem er, trotz seiner für dieses Land errungenen Olympiamedaillen, nicht an einem Hamburgerstand bedient wurde. Es wird mir als querschwurbelnde Relativierung ausgelegt werden, aber ist es wirklich so weit hergeholt, von hier eine Parallele zur Gegenwart zu ziehen? Zu den rund 25 Prozent nicht mit einem notzugelassenen Impfstoff „vollimmunisierten“ Bundesbürgern, die seit Monaten weitestgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen sind – vom Kneipenbesuch, vom Fußballstadion, ja sogar vom Handyladen und Schuhgeschäft (während auch gut begründete Meinungen, die vom selbsterklärten Corona-Mainstream abweichen, auf eine Weise ausgegrenzt werden, die einer offenen Gesellschaft unwürdig ist)?

Unzufriedenheit mit den eigenen Eliten

George Orwell schrieb von der einenden Kraft gemeinsamer Moralvorstellungen und kultureller Gepflogenheiten. Im heutigen Deutschland sind diese stark unter Beschuss geraten, durch die von tonangebenden Kreisen vorangetriebene Identitätspolitik, die alles Verbindende und Verbindliche auflösen will, und durch die wachsende Selbstdesintegration vor allem muslimisch geprägter Einwanderungs-Communitys.

Orwell betonte die Strahlkraft von Individualrechten und Demokratie (selbst wenn die gelebte Praxis viel zu wünschen übrig ließe). Auch hier hat es in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen extremen Rollback gegeben (notdürftig verschleiert durch die Neudefinition des Demokratiebegriffs von einem System politischer Repräsentation zu einer diffusen moralischen Haltung).

Die jüngste Berliner Chaos-Wahl unter anderem mit geschätzten Meldeergebnissen, die Verwandlung Deutschlands und anderer westlicher Staaten in totale Gesundheitsregimes mit über mehrere Jahre stark eingeschränkten Grundrechten (am schwersten wiegt hier wohl die andauernde drakonische Unterdrückung der Versammlungsfreiheit bestimmter unliebsamer Gruppen) sowie die farcehafte Krönung der amtierenden EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in einem Brüsseler Hinterzimmer 2019 sind nur einige der jüngsten Tiefpunkte, die einen fragen lassen, ob die Gesellschaft, in der wir leben, als offene Gesellschaft und Demokratie wirklich richtig beschrieben wird.

Nicht zuletzt argumentierte Orwell, dass die voluntaristische „Blut, Schweiß und Tränen“-Rhetorik ihrer Regierung bei der britischen Arbeiterklasse auch deshalb verfing, weil die (Vorkriegs-)Ordnung des Vereinigten Königreichs, bei all ihren Ungleichheiten und Mängeln, über sich selbst hinaus wies, auf die Möglichkeit einer nivellierten Mittelstandsgesellschaft in einem durch soziale Reformen eingehegten oder gar überwunden Kapitalismus. (7) Dass dieses Wohlstands- und Sicherheitsversprechen für die „breite Masse“ von der heutigen politischen Klasse nicht einmal mehr angestrebt wird (und unter ökologischen Gesichtspunkten auch nicht für wünschenswert gehalten wird, Stichwort „Grenzen des Wachstums“), ist offensichtlich.

Und so führt berechtigte Unzufriedenheit mit den eigenen Eliten dazu, dass einige verwirrte Westler hoffnungsvoll gen Osten schielen. No Russian ever asked me for my Impfnachweis …

Kämpfen – wofür eigentlich?

Im aktuellen Konflikt scheint der immer erratischer agierende russische Diktator zu ungeahnten Zerstörungen und Grausamkeiten fähig, von der Verwandlung ukrainischer Städte in Trümmerwüsten bis zum atomaren Erstschlag gegen europäische Metropolen. In Deutschland wird vor diesem Hintergrund aktuell viel über die Aufrüstung der Bundeswehr gesprochen. Die neue Bundesregierung unter Olaf Scholz vollzieht in atemberaubendem Tempo eine Abwendung vom Kurs der Vorgängerregierungen, die das Thema Verteidigung und Rüstung eher stiefmütterlich behandelten. Die Bundeswehr soll 100 Milliarden Euro als Sondervermögen erhalten, unter anderem will man damit amerikanische F-35 Kampfjets und hochmoderne israelische Drohnen bestellen.

Wie ich hier skizziert habe, kommt es im militärischen Fall der Fälle allerdings nicht nur auf die Ausstattung und Ausbildung der Truppen an. Mindestens ebenso ausschlaggebend für die Wehrfähigkeit ist die allgemeine innere Verfasstheit einer Gesellschaft. „Then conquer we must, when our cause it is just”, heißt es in der (selten gesungenen) vierten Strophe der amerikanischen Nationalhymne. „Dann müssen wir siegen, wenn unsere Sache gerecht ist.“ Das blau-gelbe Fahnenmeer, das uns derzeit auf Twitter entgegenschlägt, die breite Front der über den russischen Einmarsch Empörten, die in Deutschland vom Linkspartei-Veteran Gregor Gysi zu den Herausgebern der rechtskonservativen Jungen Freiheit reicht, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Fall der Fälle viele im Westen nur noch mit Mühe sagen könnten, was denn eigentlich unsere Sache ist.

 

Weitere Quellen:

(1) Wir sollten nicht vergessen, dass die Ukraine wie Russland im Wesentlichen eine Oligarchie ist, nur mit einer noch ärmeren Durchschnittsbevölkerung, dafür aber mit viel größeren demokratischen und bürgerlichen Freiheiten.

(2) Der Titel ist eine Anspielung auf die Wappentiere des Vereinigten Königreichs Löwe und Einhorn.

(3) Orwell spricht etwas pathetisch von einer sich langsam entfaltenden, gewaltfreien (!) „englischen Revolution“ zur Herstellung einer spezifisch englischen Form des demokratischen Sozialismus, die bereits im Gange sei.

(4) Lauren Mottle: „We Resist on the Grounds we Aren’t Citizens: Black Draft Resistance in the Vietnam War Era”, Journal of Civil and Human Rights, Band 6, Nr. 2, Herbst/Winter 2020, S. 26-52.

(5) Siehe James Rawn: „The double V : how wars, protest, and Harry Truman desegregated America’s military”, Bloomsbury Press 2013, S. 142.

(6) Mottle, s. Anm. 4.

(7) Die von Orwell in „The Lion and the Unicorn“ skizzierte politische Vision erinnert etwas an die mit Skandinavien assoziierte „konservative“ „Volksheim“-Sozialdemokratie mit ihrem tiefen Patriotismus, ihrem Respekt vor Traditionen, einschließlich des Monarchismus. Allerdings bevorzugte Orwell planwirtschaftliche Lösungen und umfassende Enteignungen, wie sie in Skandinavien (zum Glück) nie umgesetzt wurden.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Novo-Argumente.

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Arno Silberstein / 07.03.2022

Wenn ich sehe wie viele Arztpraxen sich mit Impfung beschäftigen, nur weil die Stiko wieder eine gute Empfehlung ausgesprochen hat, frage ich mich , ob die Ärzteschaft mit einem guten Nachgeschäft rechnet ?  ... und dem auch gewachsen ist ?  Hyphokratischer Eid ??  Er besagt doch im wesentlichen , bleibe bei deinem Geschäft und fusche dem Kollegen nicht in Seines !  Also mehr Kartell als Eid , oder ?

Hans Buschmann / 07.03.2022

@B.Ollo Wer sich dort auskennt, weiß, dass die Realität anders ist, als was uns hier erzählt wird. Nur ein Beispiel: Dort ist das Blockwartwesen völlig unbekannt. Diese Hetze wie bei uns existiert dort nicht usw. usw.

S.Buch / 07.03.2022

“Kämpfen – wofür eigentlich?”—> Gute Frage, deren Beantwortung 90 Prozent der Wähler ausgesprochen leicht fallen sollte. Für ein “weltoffenes”, “tolerantes”, “antirassistisches”, “antidiskriminierendes”, “feministisches” und “klimagerechtes” Deutschland. Haha, das will ich erst sehen, wie viele der linksgrünen “Wähler:innen” von CDU/CSU bis LINKE dafür in den Krieg ziehen. Mit Annalena als Jeanne d’Arc vorneweg.

Volker Kleinophorst / 07.03.2022

@ B. Ollo. Ich bin nicht total im Bilde, ob man bei DEM PUTIN mehr Grundrechte genießt als in Deutschland, weniger aber wohl auch nicht. Und das ist das Problem der moralischen Selbsterhöhung der selbsternannten Guten. Wer besser sein will, muss auch liefern. Von Kanada und ihrem faschistischen Würstchen a la Woke spricht schon keiner mehr.

Frances Johnson / 07.03.2022

Im Grunde ist es Unsinn: “In Momenten der größten Krise, schreibt Orwell, fühlen alle Einwohner Großbritanniens das gleiche und arbeiten zusammen. „Die Nation ist durch eine unsichtbare Kette miteinander verbunden.“ Spätestens mit dem Kraftakt der Evakuierung von Dünkirchen und den Vorbereitungen auf die deutsche Invasion sei der britische Riese aus seinem Schlaf erwacht und wachse an der Herausforderung, die „mächtigste Kriegsmaschinerie, die die Welt je gesehen hat“ zurückzuschlagen.” Es war ein Vielfrontenkrieg, der gegen die SU und die USA unter Mithilfe ihrer Alliierten verloren wurde. England allein hätte das wohl kaum gekonnt. Und ohne Japans Angriff auf Pearl Harbour und den amerikanischen Kriegseintritt ist fraglich, wie es ausgegangen wäre.

Hjalmar Kreutzer / 07.03.2022

Zum Glück bin ich zu alt und zu dick und habe zu viele Zipperlein, um in den Krieg zu ziehen, es sei denn, dass irgendein Wahnsinniger das letzte Aufgebot mit Panzerfaust, Holzbein und Glasauge an die Panzersperren stellen würde. Aber auch „meine Söhne geb‘ ich nicht“, wenn ich denn welche hätte, sondern würde sie in ein neutrales Land schmuggeln und mich selbst verpissen und verdrücken so weit es geht. Auch Tochter, Schwiegersohn und Enkeltochter wünsche ich nicht, für irgendwelche ideologischen Moralbesoffenheiten dieses Staates Leben, Gesundheit und materielle Existenz zu riskieren. Niemand, der dem DDR-Sozialismus 1989 glücklich entronnen ist, wünscht sich hier putinesische Verhältnisse. Aber für diesen Staat, der seit Jahren dem eigenen Volk nichts als Schaden zufügt, in den letzten zwei Jahren elementare Freiheitsrechte im Alltagsleben einfach wegnimmt und Kritik mit unverhältnismäßiger Brutalität unterdrückt, das Volk belügt und betrügt und Volksvermögen vernichtet, rühre ich im sog. „Ernstfall“ keinen Finger. Den „besseren Kampfgeist freiheitlicher Gesellschaften“ halte ich für einen sehr theoretischen Ansatz. Hitler überrollte bis auf die „splendid isolated“ britischen Inseln ganz Europa. Hätte er nicht dummerweise die anfangs verbündete Sowjetunion angegriffen, wäre es das gewesen mit dem „freien Westen“. Entscheidend war der Sieg der Roten Armee des Diktators Stalin, die zweite Front im Westen kam dann nach langem Drängen irgendwann dazu; vorher beschränkte man sich auf das für GB und USA relativ risikolose Bombardieren deutscher Zivilisten.

rolf schwarz / 07.03.2022

Der Zustand in dem sich die deutsche Demokratie befindet wird mit dem Begriff “Phobokratie” wahrscheinlich am Besten beschrieben. Daraus ergibt sich jetzt, ebenso wahrscheinlich, ein Dilemma für die anstehenden Herausforderungen unserer Gesellschaft. Wer unkritisch an Masken, Spritzen und Isolation zur Bekämpfung eines Scheingegners glaubt, der wird kaum geeignet sein, einen echten Angreifer wirkungsvoll zu bekämpfen. Der aktuelle Versuch, die permanente Angstmacherei und Spalterei durch Aufbau und Lenkung von Wut auf einen neuen Angreifer zu überwinden ist erkennbar. Führt aber wohl nur zu weiterer Angst und Spaltung.

A. Ostrovsky / 07.03.2022

@Juliane Mertz : Ich stimme zu. Ob es junge Männer gibt, die sterben wollen, entzieht sich meiner Beobachtung. Ich kenne jedenfalls keinen solchen. Etwas verwundert bin ich aber darüber, dass bei aller Empörung über ätzende Männlichkeit, die durch die Hashtags wabert, nicht nach jungen Frauen gefragt wird, die sterben möchten. Und was ist mit den vierzig anderen Geschlechtern. Es verzerrt mein mühsam und schmerzhaft erlerntes Verständnis von der Welt, wenn diese Frage aus dem Blick gerät. Vielleicht wollen ja gerade alle jungen Frauen sterben und dann wäre das ja ein Beweis für die Richtigkeit der Gender-Lehre. Ich kenne zwar auch nicht wenigstens eine solche Frau, aber was besagt das schon. In den letzten Jahren musste ich erkennen, dass ich nicht eine Tatsache aus den Medien in meinem kleinen ätzenden Umfeld eines bösen alten weißen Mannes auch genau so sehen kann. Ich bin völlig isoliert von der wirklichen Welt und deshalb würde ich meinen eigenen Gedanken und Empfindungen nicht trauen. Ich lese hier auch von der vollendeten Demokratie, die mir wahrscheinlich demnächst mit Gesetzeskraft die Alternative lässt, meinen Körper eines alten weißen Mannes regelmäßig alle drei Monate einem gentherapeutischen Experiment zur Verfügung zu stellen oder jedes Mal, wenn der Inkassodienst ‘Moskau’ an meine Tür hämmert, 2500 Euronen zu überreichen. Da bleibt mir nur der Ausweg, auf vollständige Demokratie vollständig zu verzichten, zumal ich dort ohnehin nur der Idiot bin, der den klappernden Wahnsinn erkennbar Verrückter finanzieren soll. Dieser Rolle kann ich in diesem Demokratie-Märchen auch nicht ausweichen. Das ist alles schon bis zu Ende durchdacht. Hier hilft nur noch Verzicht auf diese Demokratie der Verrückten und Korrupten.

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