Quentin Quencher / 02.08.2019 / 16:00 / Foto: Alex Grech / 34 / Seite ausdrucken

Wann würdest du kämpfen, Papa?

„Wann würdest du kämpfen, Papa?“, fragte gestern eine meiner Töchter. Die Kinder hatten untereinander darüber gesprochen, was sie tun würden, wenn jemand sie töten möchte. Sie hatten die Nachrichten gesehen. „Kämpfen oder Wegrennen?“, schob sie als Frage nach. 

„Wenn ich allein bin, dann würde ich versuchen, schnell wegzurennen. Seid ihr dabei, würde ich versuchen euch zu schützen, dass ihr wegrennen könnt.“ So meine Antwort, eine bessere habe ich nicht. Ich gab ihnen dann noch ein paar Ratschläge für das Verhalten im öffentlichen Raum. „Verschafft euch einen Überblick über die Fluchtmöglichkeiten eines Ortes und lauft schnell weg, wenn Gefahr droht. Wird die Gefahr akut, schreit laut und lauft so schnell, wie es die Füße hergeben!“

Zu fünft – drei der Kinder, meine Frau und ich – standen wir am Küchentisch. Keiner wollte sich setzten, jeder schaute jedem in die Augen. Wir sprachen noch eine Weile darüber, es ähnelte dem, was man Entwicklung einer Strategie nennt: Wie verhalte ich mich wo mit welchem Ziel!

„Verdammt!“, fluchte ich laut, als die Kids wieder in ihren Zimmern waren, „ich will meinen Kindern keine Angst machen“. Aber ich will sie auch nicht buchstäblich ins Messer laufen lassen, wenn ich ihnen die Welt in der sie leben, dieses Deutschland heute, schön rede.

 

Zuerst erscheinen in Quentin Quenschers Blog „Glitzerwasser

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Burkhart Berthold / 02.08.2019

Es ist völlig rational, dass Sie mit Ihrer Familie reden. Da Sie und die Ihren wahrscheinlich zu den 99 % der Deutschen zählen, die weder wirksame Waffen führen dürfen (“force multiplier” nennen das die Amis in ihrer gewohnt pragmatischen Art) noch von irgendwelchen Offiziellen beschützt werden, ist das Weglaufen die beste Option . Sofern der unangenehme Zeitgenosse, der Sie oder die Ihren attackiert, nicht schon zugepackt hat.  Für diesen Fall sollten Sie sich eine Alternative überlegen und mit Ihren Leuten besprechen. Das Nachdenken über weitere Alternativen wäre dann der nächste Schritt. Nietzsche sagt es kürzer: “Die Wüste wächst. Weh dem, der Wüste birgt.”

Zdenek WAGNER / 02.08.2019

Aber lieber Herr Quencher, ich weiß gar nicht warum Sie sich mit der Beschreibung dieses Landes und dessen Alltag dermaßen schwer tun? Woher die Ängstlichkeit, woher dieser Pessimismus? Hören Sie denn keine Nachrichten, sehen kein TV und lesen keine Zeitung? Die Kriminalstatistiken sagen doch klar und eindeutig, dieses Land war nie so sicher wie gegenwärtig! Nun machen Sie Ihren Kindern doch keine Angst, oder sind Sie am Ende ein AfD-Wähler, oder gar ein Nazi? Wenn sich in diesem Land in den letzten vier Jahren etwas geändert hat, wie z.B. die tonnenschweren Poller um die “Wintermärkte” herum, die gut gemeinten Ratschläge an die Damenwelt, keine aufreizenden Kleider zu tragen, den 1-Meter Abstand zu benutzen und sich in die Bahnsteigmitte zu flüchten, sofern gerade ein Zug einfährt u.v.m., dann hat das Alles doch nichts, aber auch rein gaaaar nichts mit der Zuwanderung zu tun! Die Weiber sind doch selber schuld, wer hat ihnen erlaubt Freude am eigenem Körper zu haben? Und die Juden? Unter uns, sehen diese Kippas nicht richtig bescheuert aus? Die Burschen betteln doch geradezu um Ohrfeigen und Arschtritte. Und das bisschen Spucke? Mein Gott aber auch. Bei einem so trockenen Sommer sollten die doch dankbar für jede Erfrischung sein. Alles klar? Muss mich jetzt verabschieden, mein Pfleger wartet mit dem Haloperidol. Bis die Tage ...

Karin Krause / 02.08.2019

Immer nur weglaufen hilft auch nicht. Ich wäre dafür das alle , wirklich alle Kinder , aber vorallem die Mädchen eine Kampfsportart lernen und sich wehren können! Wenn ich eine Tochter hätte, sie würde es lernen müssen!

Sebastian Weyrauch / 02.08.2019

Die Zeiten wo man sich solche Gedanken in Deutschland nicht zu machen brauchte sind noch gar nicht so lange her. Ich fürchte aber, sie kommen so schnell nicht wieder. Wenn überhaupt… In Deutschland wurde in ein bis zwei Jahrzehnten der gesellschaftlichen Konsens zerstört, das Sicherheitsgefühl nachhaltig beschädigt, die Bevölkerung gespalten wie nie nach Kriegsende, die Sozialsysteme auf den Weg nach unten geschickt und die Zukunft nun auch materiell ruiniert (Rekordsteuern, Kosten für Energie, Flüchtlinge, Klimarettung, EU&Euro;, Demographie, Bildungsniveau, abwandernde Wertschöpfung, vorsätzliche Schädigung der Schlüsselindustrie, schwindende Rechtssicherheit). Für die versagenden politischen Verantwortlichen dieser Entwicklung, deren schönfärbenden mediale Wegbereitern und ganzen zugehörigen Gutmenschenfanclub habe ich nur noch tiefste Verachtung übrig.

K.H. Münter / 02.08.2019

Gespräche dieser Art mußten wir vor rund 30 Jahren mit unseren Kindern nicht führen. Es war ein andere Zeit. Gut, es gab die RAF und Fliegen war nicht so sicher wie heute, mal abgesehen von einem Boeing-Modell. Aber die Unbeschwertheit ist weg. Noch ein Hinweis: Wenn möglich im Gefahrenfall nicht nur laut schreien, das kann man üben, sondern laut “Feuer, es brennt” rufen. Das muß man auch einüben aber es dürfte beim Täter zunächst etwas Verwirrung stiften und das kann der entscheidende Vorteil sein. Um meine drei Enkel mache ich mir inzwischen große Sorgen.

Christian Feider / 02.08.2019

guter Anfang. trauriger Zustand dieses einst schönen und friedlichen Landes aber 87% haben genau das gewählt…und wieder gewaehlt also,Kinder in den Selbstverteidigungskurs,neue, feindfreie Räume suchen und den grossen Knall abwarten

Johannes Hoffmann / 02.08.2019

user Leben wird sich drastisch ändern und ich freue mich drauf - sagte eine lanz -dumme Frau, die auch heut noch nix vom Leben versteht.

Bernd Ackermann / 02.08.2019

Wohin es führt wenn man seinen Kindern den Selbsterhaltungstrieb wegerzieht, zeigt der Fall Maria L. in Freiburg (und viele andere). Insofern handeln Sie schon richtig. Zumal die Regeln für das tägliche Aushandeln des Zusammenlebens immer komplexer werden. Auf dem Bahnsteig nicht über die weiße Linie treten, im Görlitzer Park nicht über die rosa Linie. Immer eine Armlänge Abstand halten. Mit einem Augen die Gefahren der Umgebung checken, mit dem anderen die ständige Gefahr von Rechts. Dabei nicht die falsche Personengruppe ansehen - “Was guckst du?” - könnte Ärger geben. Keine Kippa tragen, vor allem nicht am Al-Quds-Tag. Im Land, in dem wir gut und gerne laufen, nicht alleine joggen, sagt die Polizei in Leipzig. Als Frau eine Vergew…ein Erlebnis relaxt nehmen, man führt hinterher nur ein anderes Leben. Im Schwimmbad nicht das “No!”-Klebe-Tattoo vergessen. In einen Gottesdienst gehen und bibelfest sein hilft gegen islamische Anschläge, sagt Frau Merkel. Ja, und wenn man das und den restlichen Bullshit, den Politiker, Medien und sogenannte “Experten” verbreiten beachtet, dann leben wir im buntesten, weltoffensten und tolerantesten Deutschland, das die Welt je gesehen hat. You don’t need a weatherman to know which way the wind blows…

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