Ulli Kulke / 16.07.2020 / 13:00 / Foto: Pixabay.de / 26 / Seite ausdrucken

Von wegen Parität: Keine Quote im Knast!

Die Unzufriedenheit in Teilen des tonangebenden Blätterwaldes ist groß über das Urteil des Thüringer Verfassungsgerichtshofes, der das Paritätsgesetz der rotrotgrünen Landesregierung gekippt hat. Die Süddeutsche Zeitung bemängelt in dem Zusammenhang gar, dass sich unsere Verfassungsgerichte ganz generell eher dem „Beharren“ (sprich: Recht und Gesetz) verpflichtet fühlen und sich nicht „als Treiber des Fortschritts“ sehen. Bevor wir uns jetzt Gedanken machen, an welche Epoche – oder sogar sehr verschiedene Epochen hier im Lande – uns eine solch gewagte Interpretation der Judikative in der Gewaltenteilung erinnert, denken wir lieber darüber nach, in welchen gesellschaftlichen Bereichen es bei der Parität ansonsten noch so hakt.

Nein, ich meine nicht nur die Folgeparitäten für den Fall, dass das jetzt gekippte Thüringer Gesetz vor einem „fortschrittlichen“ Gericht doch einmal Bestand haben sollte. Als dann anstünden parlamentarische Paritäten für Behinderte, Ausländer, Jugendliche, Senioren, Angestellte, Eltern, Beamte, Singles, Freiberufler, Hundebesitzer, Linkshänder, Radfahrer, Witwen, Vielflieger, sowie LGBTQIA+ in allen Ausprägungen. Es geht ja nicht nur ums Parlament. Wir müssen wenn, dann gleich alle gesellschaftlichen Bereiche durchkämmen, bei denen noch keine 100-prozentige Parität herrscht. Derer gibt es viele. Ein Sektor aber fällt mir da ganz besonders ins Auge. Der Vorteil: Bei ihm wäre ein solches Ziel auch noch wohlbegründbar.

Jeder hat schließlich die Möglichkeit, keine Straftat zu begehen

Im deutschen Strafvollzug sitzen lediglich gut fünf Prozent Frauen ein. Auf jede Frau kommen also 19 Männer – eine Ungleichbehandlung, die jedem modernen („fortschrittlichen“) Gesellschaftsbild Hohn spricht. Wollen wir also Gleichberechtigung im Knast herstellen, werden wir nicht umhinkommen, erst einmal nur Frauen zu Freiheitsstrafen zu verurteilen, und zwar so lange, bis endlich Parität herrscht im Knast. Sobald das Problem gesellschaftlich – und medial – erkannt ist, sollten Richter, die dem Fortschrittsbegriff im Sinne der Süddeutschen Zeitung frönen, damit keine Probleme haben.

Nun könnte man natürlich einwenden: Die deutsche Justiz praktiziere doch die Gleichberechtigung. Männer begehen einfach mehr Straftaten, deshalb wandern von ihnen auch mehr ins Gefängnis. Jeder habe schließlich die Möglichkeit, keine Straftat zu begehen. Aber wer so argumentiert, sitzt genau demselben Fehler auf wie diejenigen, die heute behaupten, es gebe weniger Frauen als Männer, die Lust haben, in Parteien einzutreten und dort Politik zu betreiben. Die sich davon blenden lassen, dass nur ein Viertel der Parteimitglieder, etwa der CDU, weiblich seien.

Einmal Knast, immer Knast

Die Frage ist doch genauso wie die, warum mehr Männer in die Politik gehen als Frauen: Warum begehen mehr Männer als Frauen Straftaten? Und da liegt die Antwort schon auf der Hand – seit langen Jahren passenderweise in erster Linie von Linken und Grünen propagiert: Weil sie häufiger im Knast sitzen. Dort lernen sie andere Knackis kennen, schlechter Umgang, man prügelt sich und verabredet sich dennoch im nächsten Moment schon für den nächsten Bruch draußen – und so nimmt das männliche Unheil seinen Lauf. Man sagt auch: Die Resozialisierung funktioniert nicht. Oder, für die Populisten: Einmal Knast, immer Knast. Und das betrifft vor allem nun mal Männer.

Es hilft also nichts: Die Gleichberechtigung allein ist nur Augenwischerei, nur formal, nur auf dem Papier. Zum Ziel kommen wir nur, wenn im Knast Gleichstellung herrscht. Und das kann nur heißen: Erst mal fahren nur noch Frauen ein.

Die Frauen brauchen sich nicht ängstigen: Die Regelung muss nicht von Dauer sein. Sollte irgendwann Parität herrschen im deutschen Strafvollzug und dann wie von ganz allein Männlein und Weiblein gleichgestellt einsitzen, dann kann sie auch wieder abgeschafft werden.

Natürlich, klar: Auch im Gefängnis muss die Quote auf alle gesellschaftlichen Gruppen angewendet werden, Linkshänder, Hundehalter und alle anderen. Wenn schon, denn schon.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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herbert binder / 17.07.2020

Eine Quotenregelung ist eine Quotenregelung ist eine… Wurde eigentlich schon einmal eine Quotenregelung bei der Quotenregelung der Quotenregelung diskutiert? Dachte ich mir doch - deshalb sei das jetzt, d.h. hier und heute, von mir in den Raum gestellt. Zwar nur eine Anregung, aber in Anbetracht eines solchen fundamentalen Problems sind doch alle anderen (Über-)Lebensfragen allenfalls nur…..primär [in Anlehnung an einen Spruch von Rolf Miller]  

Hjalmar Kreutzer / 16.07.2020

Da die Hälfte der Listenkandidaten für Brandenburger Landtagswahlen Frauen sein müssen, beantrage ich, dass die Hälfte der Hälfte, also 25% Linksträger sein müssen.

Reinhold Schmidt / 16.07.2020

Ich bin absolut für Parität. Warum aber gerade da beginnen, wo es wegen den männlichen Platzhirschen unübersehbar Schwierigkeiten bei der Umsetzung gibt, wie beim Knast und den fetten Futtertrögen der politischen Mandate und den Vorstandsjobs? Lasst uns doch einfach dort beginnen, wo es ganz einfach mit der Gleichstellung geht. Mit diesen Vorbildmaßnahmen klappt der Rest dann sicher auch problemlos. Also ab sofort Einstellungstop von Männern (m, d) bei der Berufsfeuerwehr, der Müllanfuhr, in Fabriken, auf Baustellen, bei Polizei und Bundeswehr usw. solange die Frauenquote von 50 % nicht erreicht ist. Natürlich muss auch sofort verboten werden, Frauen (w, d) einzustellen als Grundschullehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern, Friseurinnen, medizinische Fachangestellte, Kosmetikerinnen, Altenpfleger usw. bis die Parität mit Männern überall hergestellt ist. Das ist alternativlos! Wir faffen das!. (Satire aus).

Klaus Jürgens / 16.07.2020

Ein paar sehr hoffnungsvolle Kandidatinnen für die Knast-Quote sitzen derzeit (noch) in der Regierung, im Bundestag oder in zahlreichen Landtagen.

Wilfried Cremer / 16.07.2020

Der Fortschrittsbegriff der SZ entstand zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (mit Ratzinger). Späte Folge: Ein Bischof ohne Kreuz in München, der den Brummton bläst.

Heiko Stadler / 16.07.2020

Besonders gravierend ist die viel zu niedrige Quote bei den Vergewaltigerinnen, während die Giftmörderinnen bereits eine sehr fortschrittliche Quote haben.

Ricardo Sanchis / 16.07.2020

Man muss Frauen einfach besser an Straftaten ran führen. Die sind ja in der Beziehung schon immer strukturell benachteiligt worden. Auch fallen die urteile meist zu milde aus. nicht zuletzt weil Richter zumeist alte weiße Männer sind.*pfui Zukünftig also im Sinne der Gleichberechtigung bitte einen negativen Bonus für Frauen vor Gericht. Z.B. doppelte Höhe des Strafmaßes wäre ein Anfang. Alle andere wäre zutiefst rassistisch und intolerant!

Horst Jungsbluth / 16.07.2020

Da haben Sie, sehr geehrter Herr Kulke, ein Fass aufgemacht, das Ihnen die politisch Korrekten in diesem Lande bis ans Ende Ihres Lebens um die Ohren hauen werden. Tatsache ist wohl, dass die Männer tatsächlich mehr Verbrechen begehen, als die Frauen, aber ich meine mal gelesen zu haben, dass das Verhältnis ca. 70 zu 30 ist. Man sperrt eben eine Frau nicht so schnell ein, nicht einmal in den beiden deutschen Diktaturen. Aber wenn schon Quotenquatsch, dann richtig, weil sich nur dann diese Idiotie als solche entlarvt.

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