Sinan Selen ist sicher eine gute Wahl, aber der Artikel lässt ja anklingen, dass es dabei auch stark um die gesellschaftlichen Aspekte dahinter geht. Es wird hervorgehoben, dass endlich auch Migranten auf so einen Posten kommen können. Nun haben wir in den Diskussionen der letzten Jahre gelernt, dass wir alle Migranten sind. Das besondere ist also nicht ob man Migrant ist, sondern ob man sich zu dieser Gesellschaft bekennt, ob sich jemand zu mehreren Gesellschaften bekennt, ob sich jemand als Vertreter einer anderen Gesellschaft sieht, deren Rechte in dieser Gesellschaft er einfordert, ob jemand Gesellschaften überhaupt ablehnt und sich nur zu Individuen bekennt etc. Was sollte auch ein Vertreter “der” Migranten sein, da wir erstens alle Migranten sind und zweitens die Migranten in viele Gruppen zerfallen mit sehr unterschiedlichen Ansichten und Vertrauensverhältnissen. Was ist der Fortschritt für den schwarzafrikanischen oder bayrischen Migrant, dass jetzt ein türkischer Migrant diesen Posten hat? Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass Selen eine gute Besetzung ist, weil er anders als etwa der typische saarländische oder hessische Migrant vielleicht gegen den politischen Islam positioniert ist. Aber das ist auch wieder eine sehr spezielle Ansicht, weil eben etwa den saarländische oder hessischen Migranten das meist egal ist oder sie dadurch sogar für sie höhere Werte gefährdet sehen. Und von den nicht-hessischen Migranten gibt es viele, die sich durch ein Agieren gegen den politischen Islam eher bedroht fühlen. Sinan Selen wird also kaum der große Hoffnungsträger “der” Migranten sein können.
Mag sein, dass Hr. Selen bestens in diese Position passt. Ich möchte aber in einer Staatsposition nur jemanden der asimiliert ist. Das hat nichts mit völkisch zu tun sondern damit, dass jemand voll und ganz zuerst Deutscher ist und erst dann eine Migrationsgeschichte noch dazu hat. Und hier liegt das Problem: Wenn Hr. Selen auch wirklich voll asimiliert sein sollte wird er trotzdem noch Verwandte in der Türkei haben. Dadurch wird er erpressbar durch den türkischen Staat.
Und dass Links- wie Rechtsextremisten Herrn Selen anfeinden, soll ihn jetzt auszeichnen? Mir kommt der ganze Artikel ein wenig vor wie das berühmte Pfeifen im Wald. Auch dass die Berufung von Sinan Selen als Schlag gegen den Möchtegern-Diktator Erdogan gewertet wird, scheint mir ein klein wenig zu weit hergeholt.
meine Frau ist ist auch Neudeutsche aus einem islamischen Land, hat aber nicht Jura, sondern Anti-Terror studiert und unterrichtet das an diversen nichtdeutschen Unis. Wenn die einen Job beim BND oder beim Verfassungsschutz angeboten bekommen würde (wird nicht passieren: Sie sieht den Terror im Herzen des islam und die Kameraden sehen das ganz anders), weil sie Neudeutsche ist, wäre sie vermutlich fuchsteufelswild. Insofern kann ich dem Autor nicht zustimmen, sondern warte mal ab, wie sich Herr Selen schlägt.
Werter Herr Özkaraca, Wer oder was sagt ihnen, dass Herr Selen nicht selbst ein Agent ist, der unseren Inlandsgeheimdienst nun erfolgreich unterwandert hat? Sein Tätigkeit beim BKA und der Einsatz im Rahmen der fehlgeschlagenen Kofferbombenattentate 2006, sagt nichts über seine Glaubwürdigkeit aus. Gar nichts. Im Schlapphutgewerbe ist es übliche Praxis, im eigenen Lager weit größere Kollateralschäden zu verursachen, um der falschen Fassade die nötige Stabilität zu verleihen. Gerade jetzt, in einer Situation, wo der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Maaßen deshalb gefeuert worden ist, weil er seinen Job zu 100% korrekt erfüllt und sich der politischen Instrumentalisierung verweigert hat, sein Nachfolger Haldenwang nun offenbar genau den gegenteiligen Weg einschlagen will und die Türkei seit mehreren Jahren sich doch eher als invasiver Feind und nicht als partnerschaftlicher Freund darstellt, ausgerechnet einen Türken(!) zum Vizepräsidenten des Verfassungsschutzes zu ernennen, wird den eh schon umstrittenen Inlandsgeheimdienst den letzten Rest an Vertrauen in der Bevölkerung kosten. Aber vielleicht ist genau dies ja beabsichtigt. Denn dem linken Spektrum dürstet es seit Jahren nach dessen Abschaffung und der türkische MIT wird dann vollkommen ungehindert aus und eingehen können. Zum Thema NSU gebe ich zu bedenken, dass es sich bei den Opfern zu 90% um Kurden handelte, die in der Türkei üblicherweise auf der Abschussliste stehen und die Akten zum diesem Thema für 120 Jahre(!) gesperrt worden sind. Wenn man dies alles im Zusammenhang sieht, ist die Personalentscheidung zugunsten des Herrn Selen mit Sicherheit kein Grund zur Freude, sondern zu höchster Sorge.
15 -18% der Deutschen wählen AfD, ohne Propaganda-Terror der zwangsfinanzierten Staatsmedien wohl eher 30%, und der degenerierte Politikbetrieb in Berlin setzt uns einen Vizechef des Verfassungsschutzes vor, der (zumindest theoretisch, denn ich möchte dem Herrn hier nichts vorwerfen oder unterstellen) zum Subjekt eines Abschiebungsvorganges werden kann. Wohlgemerkt, theoretisch und kann, nicht soll. Ich möchte da schon völlig richtig verstanden werden. Ich darf aber auch Zweifel anmelden, dass einer mit Migrationshintergrund einer Partei völlig neutral gegenüber steht, der ständig “völkisches” Denken vorgeworfen wird, zwar nur Propagandaschrott der öffentlich-rechtlichen Umerziehungsmaschine, aber gerade deswegen auch dauerpräsent. Der Mann kann so integer sein wie er will, es bleibt ein Schlag ins Gesicht von Migrations- und Integrationsskeptikern.
Wie heute zu lesen war, wird der Nachfolger von Herrn Maaßen, Thomas Haldenwang wie von Frau Merkel gewünscht die AfD beobachten. Vor diesem Hintergrund ist die Ernennung von Herrn Selen zum Vize erst einmal beunruhigend. Davon unabhängig muss man feststellen, dass nur faschistische Regieme den Inlandsgeheimdienst missbrauchen um gegen die Opposition vorzugehen, demokratische Parteien gebrauchen Argumente.
Als in der Türkei die AKP zum ersten Wahl gewann, sagte Frau Claudia Roth, dass das gut ist, denn jetzt kann mit der AKP eine Art islamischer CDU entstehen. Als die städtischen “Eliten” in Ägypten die Revolution gewannen, dachten sie jetzt entstünde ein Paradies, wie sie es sich wünschten. Bei den freien Wahlen gewannen aber die Moslembrüder, die dann später vom Militär weggeputscht wurden. Eines ist sicher: Die Islamisierung dieses Landes. Und kein Dummgeschwätz kann das aufhalten.
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