@Sabine Schönfelder “Der Orient einschließlich des maurischen Spaniens waren damals Zentrum philosophischer Diskussion, da keine politische Bevormundung existierte”—In diesem Punkt kann ich leider nicht ganz mit Ihnen übereinstimmen, sehr geehrte Frau Schönfelder, dieses Thema hat uns zu lange schon dazu verleitet, romantischen Geschichten aus 1001 Nacht unser Gehör (und einmal mehr unseren Glauben) zu schenken. Das Schicksal des Averroes in Spanien (i.e. die Verbrennung und Ächtung seiner Schriften) zeigt deutlicher als alles andere, wie es eben politische und fundamentalreligiöse Bevormundung waren, welche die islamische philosophische Diskussion in al-Andalus auf dem Stand vor Averroes arretierten: dessen Werk ist aus diesem Grunde beinahe ausschließlich in jüdischen Gelehrtenkreisen und an den christlichen Universitäten Europas studiert, aber niemals in der islamischen Welt rezipiert worden.—Averroes’ Kontrahent, der Perser al-Ghazzali, der, wenn man so will, einer ‘islamischen Philosophie’ das Wort geredet hatte, steht für diejenige Tradition, die in der islamischen Welt auf ganzer Linie reüssierte. Und dazu gehört eben auch, dass man sich bis heute in den Masnavi und einschlägige jüngere Kommentarerzeugnisse vertiefen und anschließend Gedanken darüber machen kann, ob man eine Frau mit einer Gurke allein zu Hause lassen sollte…
@Eduard Schunak: Ich würde es mir nicht anmassen, nur weil ich anderer Meinung bin als Sie, Sie als jemanden zu bezeichnen, dessen “Koordinaten durcheinander geraten sind” - aber das nur am Rande. Und noch einmal: Wer mir persönlich als Hegemon lieber ist oder nicht, steht nicht zur Debatte, denn das steht ohnehin nicht in unserer Macht, das zu entscheiden. Allerdings sehe ich in den USA auch nicht einen Staat mit funktionierender Demokratie, wie Sie es beschreiben. Das ist er schon lange nicht mehr, denn die eigentlichen Strippen werden nicht von den Politikern gezogen, geschweige denn vom Wahlvolk und da ist die USA weltweit sicher nicht alleine. Und ja, es wird immer einer den Ton angeben und das werden über kurz oder lang andere sein als die USA, denn keiner hält sich da oben ewig, die Frage ist nur, wieviele werden für diesen Machtkampf ins Gras beissen müssen. @Martin Landvoigt: “Ich denke, moralische bleibt man in einer düsteren Grauzone, wenn man das töten anderer menschen betreibt. Aber ist es nicht zugleich eine Pflicht, sich die Hände schmutzig zu machen, wenn eine Gefahr absehbar ist? “ Genau das ist mein Problem, wer beurteilt, für wen eine Gefahr besteht und wer entscheidet, wer getötet werden darf und wer nicht? Wer darf sich aufgrund von Schätzungen und Zukunftsdeutungen herausnehmen, zu bestimmen, wer leben darf und wer nicht. Und genau dafür haben wir das staatliche und internationale Recht: Wenn einer anfängt sich darüber hinwegzusetzten, werden andere sich ebenfalls dieses Recht herausnehmen. Wird das nicht genau bei den vielen unschuldigen Opfern enden, die man zu vermeiden trachtete?
@ Sabine Schönfelder, danke für die Ausführungen. Das sogenannte goldene Zeitalter des “Islams” ist ein Mythos. Die Ursache der Leistungen war nicht der Islam, sondern die Tatsache, dass die Moslems Hochkulturen eroberten, die nicht sofort verschwanden. Die geistigen Größen, die wissenschaftliche Leistungen erbrachten, waren meist noch den alten Religionen, vor allem Juden- und Christentum verbunden, oder kritische Moslems, die damals schon verfolgt wurden wie Averroes/Ibn Rushd. Hinsichtlich Technik war das angeblich so dunkle westliche Mittelalter immer der islamischen Welt überlegen, die mit Eindringen des Islams weitestgehend das Rad und den Wagen zugunsten von Kamelen verlor. Noch im 13. Jh. gehörte fast die Hälfte der Einwohner nicht zum Islam. Eigenständige fortschrittliche Bewegungen im Islam wie die Mutaziliten wurden schon im 8./9. Jh erstickt. Diese Religion war immer der real existierende Islam. ” Ein Schöpfer kann uns keinen Verstand geben und gleichzeitig eine Scharia die ihm widerspricht.” (Averroes) Die Inquisition startete im Spätmittelalter und der Frühneuzeit zur Bekämpfung der Häresie, nicht im 5. Jh.!
Das Establishment ist im Panikmodus. Ein Präsident der seine Agenda tatsächlich durchzieht
Im Nahen Osten findet nicht nur ein Krieg Muslime gegen Christen, Ost gegen West, Altertum gegen Fortschritt statt, sondern vor allem auch ein Krieg der Sunniten gegen die Schiiten. Es geht um die religiöse Vorschaft in der Region. Insofern werden auch viele Muslime froh über den Tod des “Generals” sein (in Anführungszeichen, da er zwar eine Uniform trägt, aber Befehlshaber keiner regulären militärischen Einheit sondern einer militarisierten Terrorgruppe ist). Zudem wurde er in einem Kriegs- oder zumindest Krisengebiet auf fremden Territorium (was hatte er da zu suchen?!) getötet. Das soll im Krieg häufiger vorkommen! Trump, dass zeigt sein bisheriges handeln und das war auch schon im Wahlkampf und auch später immer seinen Äußerungen zu entnehmen, will auf keinen Fall Krieg führen. Aber ermusste ein Zeichen setzen! Nach vielen provozierenden Attacken auf Schiffe, Anlagen etc. wurden diesmal auch amerikanische Soldaten getroffen. Und da war es Zeit, ein Zeichen zu setzen gegenüber dem Gegner: Null Toleranz, wenn ein Amerikaner getroffen wird! Und genüber dem amerikanischen Bürger: Egal wo Du bist, Amerika wacht über Dich und hilft Dir! Dies ist auch die Gewissheit für jeden amerikanischen GI, dass seine Regierung alles tun wird, ihn zu unterstützen! Auch die schnelle Festlegung des Abschusses des Passagierflugzeugs auf ein “Versehen” lässt dem Iran die Rückkehr zu Verhandlungen zu und trägt zur Deeskalation bei.
B. Jacobs - Sie schreiben: ‘... das andere ist eine willkürliche Ermordung in (noch) Friedenszeiten, die zu genau dem führen kann, was wir eben nicht wieder wollen: Krieg.’ Weder die Hinterbliebenen der amerikanischen und irakischen Opfer würden dies als Frieden bezeichnen, noch die iranischen Medien, die sich in einem (begrenzten) Krieg mit der USA sehen. Die Frage, was eine Eskalation eher wahrscheinlich macht oder stoppt, ist dann weniger eine Frage eine (fragwürdigen) Moral, sondern eine Frage der politischen Einschätzung. Bei dieser kann jede Seite dem Irrtum erliegen und nicht für sich eine moralische Überlegenheit beanspruchen.
Trump sagte: „Bisher haben die Iraner noch keinen Krieg gewonnen und noch keine Verhandlung verloren.“ Denn mit der Taqiyya kommen wir noch nicht so richtig klar, zumal Wörter wie „Basarmentalität“ von den willfährigen Vollstreckern sofort als Rassismus gebrandmarkt werden. – Aber von Israel lernen heißt verhandeln lernen. Eine kleine Einführung in diese Kunst gibt Korben Dallas im „Fünften Element“.
@Frau Schönfelder: Dann - so fürchte ich - wird eine Diskussion mit Ihnen nicht fruchtbar werden, denn wer da was nicht einhält oder gar gekündigt hat, darüber werden wir uns wohl nur zweinigen können.
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