Thomas Rietzschel / 15.06.2014 / 19:49 / 7 / Seite ausdrucken

Steinmeiers Märchenstunde

Wenn jemand Recht gehabt hat, muss er das den anderen nachher nicht auch noch unter die Nase reiben. Rechthaberei ist kein schöner Zug, einerseits. Andererseits werden die Schlawiner, zumal die politischen, immer dreister, wenn wir sie in dem Glauben lassen, ihre Lügen nicht von vornherein durchschaut zu haben. Allzu unverfroren verlassen sie sich auf unser kurzes Gedächtnis, wo es gilt, mit Erfolgen zu punkten, die sie sich zusammenphantasiert haben. Dem deutschen Außenminister wollen wir das diesmal nicht durchgehen lassen.

Vor einer Woche haben wir ihm an dieser Stelle die Leviten gelesen. Es ging abermals um die Krise in der Ukraine, um den russisch geschürten Bürgerkrieg.

Putin hatte scheinheilig angekündigt, seine Grenzpolizei zu verstärken, damit weiter keine Kämpfer und kein Kriegsgerät von Russland in das Nachbarland „einsickern“ könnten. Für Frank-Walter Steinmeier war das eine propagandistische Steilvorlage. Prompt faselte er etwas von Fortschritten und Verhandlungserfolgen.

Dass sich diese Anzeichen einer Wende zur Entspannung nicht zuletzt seinem diplomatischen Geschick verdankten, sollte sich dabei von selbst verstehen, obwohl wir uns bereits an fünf Fingern abzählen konnten, was der Kreml-Chef eigentlich im Schilde führte: eine gleichsam legale Verstärkung seiner militärischen Präsenz an der Grenze zur Ukraine, die Aufrüstung der Invasionstruppen unter dem Deckmantel der Grenzpolizei.

Tatsächlich brauchte es kaum eine Woche, bis das Absehbare eintrat. Die verstärkte Grenzpolizei hat den Weg frei gemacht für den Transport russischer Panzer und Raketenwerfer in die Ostukraine. Und wieder einmal sorgte die diplomatische Eitelkeit der Steinmeiers dieser Welt dabei für die außenpolitische Tarnung. Womit sie sich eben noch in Szene setzten, was sie uns als Verhandlungsfortschritt verkaufen wollten, war schon vor einer Woche nichts als dummes Geschwätze, eine gefährliche Ignoranz, die wir ihnen so schnell nicht nachsehen sollten. Rechthaberei hin oder her. 

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Leserpost

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Christoph Mündsel / 16.06.2014

Die wollen doch alle bloß mit dem Putin in die Sauna.

Chris Deister / 16.06.2014

Herr Rietzschel, es wird langweilig :-( . Bleibt zu hoffen dass Sie nicht glauben dass sie sonderlich originell sind. Die FAZs (Nonnenmachers) dieser Welt beispielsweise beglücken ihre Leser regelmäßig mit Putin-Bashing. Der Gegenwind unter der Leserschaft ist beträchtlich. Dem kontert die FAZ wiederum mit Leser-Bashing. Und legt in ihrer Putinobsession gleich zwei Zähne zu—für was Putin mittlerweile verantwortlich zu machen ist! Die Leser reagieren -Überraschung!- mit umso wütenderen Kommentaren. Wobei es solche Repliken wie “gekaufter NWO- Atlantiker” oder “Kriegstreiber, der uns für ein paar Silberlinge gegen Russland aufhetzt” höchstwahrscheinlich gibt, die werden aber vom FAZ “Moderator” herausgefiltert. . Noch was zu Steinmeier: Sie tun dem Mann unrecht. Kein deutscher Außenminister wurde und wird auf dieser Welt ernstgenommen; schon gar nicht von den Amerikanern. Hat mit dem verlorenen Krieg und so zu tun, verstehen sie? Steini tut also das, was schon Generationen von AuMinis vor ihm gemacht haben: viel reden und mein Geld verteilen, um ihren geringen Einfluss zu kaschieren. . So. Könnte nun zur Sache noch stundenlang weiterschreiben (Fakten stören jedoch bekanntlich nur); das wäre aber aus 2 Gründen nicht effizient: 1. die große Konfrontation mit Putin wird es nicht geben. Aus verschiedenen Gründen (einer davon: 5,5 der 7 reichsten Oligarchen sind jüdisch); hier werden also von interessierten Kreisen Kulissen geschoben - und die Intelligenz des Zuschauers beleidigt. 2. Zwischen Ihnen und dem Medienestablishment passt kein Blatt Papier. Die WELT beispielsweise bezeichnet Frau Krone-Schmalz als “Putin-Flüsterin”... Ich kann nun nichts an ihren Ausführungen erkennen, das mir zur Sache eine (neue) Erkenntnis beschert. Deshalb wird sich auch an der Frontstellung nichts ändern: die Medien beschimpfen Putin, und die Medienkonsumenten beschimpfen die Medien.

Max Wedell / 15.06.2014

Ein ganz, ganz, ganz großes Fragezeichen schwebt über meiner Stirn. Man hört immer, für wie wertvoll Deutschland in seiner Vermittlerrolle gehalten wird… nicht nur in der Ukraine, auch im Iran, in Palästina usw. usf. Wie aber, zum Henker, ist es mit solch einem Personal zu schaffen (früher gab es übrigens mal das Wort “Windbeutel”), einen solchen Ruf aufzubauen? Oder machen in Wahrheit irgendwelche Staatssekretäre die ganze Arbeit, und wenigstens die machen sie gut… egal was der Alte dann nachher wieder für schönfärberisches Bla-Bla in die Kameras quasselt? Oder ist die Versicherung der “wertvollen Vermittlerrolle” am Ende nicht gar reine Bauchpinselei, weil man weiß, das die Deutschen sowas beglückt aufnehmen… und in der EU haben sie ja was zu sagen, also sollte man sich mit ihnen gutstellen? Letzteres kann einem wirklich in den Sinn kommen, wenn man die grandiosen Erfolge anschaut, die die deutschen Vermittler in den genannten Konflikten bisher aushandelten… nämlich praktisch keine. Achso, nun ja, der dritte Weltkrieg ist noch nicht ausgebrochen, sicher haben wir wenigstens das Steinmeier zu verdanken, ist ja auch schon was… :D

Stefan Wegner / 15.06.2014

Irgendwo habe ich einen Tip für Herrn Steinmeier gelesen: Es hat sich inzwischen die Faustregel etabliert, erst einmal das ungefähre Gegenteil dessen zu suchen, was russische Politiker und Medien melden. Hat man es gefunden, kommt man dem sehr nahe, was sich später als Wahrheit entpuppt: Moskau meldet westliche Söldner in Donetsk -> Das tschetschenische Bataillon Wostok trifft ein. Moskau meldet Unterdrückung der russischen Sprache -> Auf der Krim und in Luhansk wird ukrainisch geächtet. Moskau meldet ukrainische Grenzverletzungen -> russische Grenztruppen werden tief im ukrainischen Gebiet erwischt. Moskau beschwert sich über “Nazisöldner” -> es stellt sich heraus, daß Slowiansk und Donetsk u.a. von russischen Neonazis erobert wurden. Moskau beschwert sich über polnische “Killerkommandos” -> Polnische Neonazis werden auf Seite der Donetsker “Volksrepublik” erwischt.

Daniel Oehler / 15.06.2014

Märchenstunde bei der Achse - Teil xxx Wie leider zu erwarten, wird gegen Russland angeschrieben und gleichzeitig verschwiegen, dass die aktuelle “Regierung” in Kiew extrem antirussisch ist. Wie würde die Achse reagieren, wenn in Belgien eine radikale Gruppe an die Macht käme oder an der Regierung beteiligt würde, die alle Angehörigen der deutschen Minderheit (Eupen und Malmedy) als Feinde betrachtet? Was, wenn diese Fanatiker der deutschen Minderheit den Gebrauch ihrer Sprache verbieten würde, mit Bombern und Raketenwerfern auf diese schießen würde und ein paar Duzend Protestierende in einem Kaufhaus bei lebendigem Leib verbrennen würde? Bei Menschenrechten kann man nicht zwischen Russengegnern und Russischsprachigen sortieren!

Daniel Briner / 15.06.2014

Tja Herr Rietzschel, was Sie uns hier, aus Ihrer offensichtlich doch ziemlich parteiisch westlichen Sichtweise, als russische Invasionstruppen propagieren, heißt bei den Russen schlicht ukrainische Volkswehr. Auf der Seite „Stimme Russlands“  kann man ja die Sichtweise der Russen zum Geschehen in der Ukraine auf Deutsch verfolgen; ist meiner Meinung nach mindestens so objektiv, wie die Ihrige. Ist für mich nicht nur eine Fairness Frage, beide Seiten genau zu betrachten, dazu eben auch noch viel interessanter, als hier nur immer die gleiche pro westukrainisch gefärbte Propaganda zu konsumieren. Ganz interessant finde ich dort zu sehen, wie die neue Landkarte der Rest-Westukraine abgebildet ist, da können Sie Ihren Bleistift schon mal scharf spitzen, denn da kommt wohl noch einiges mehr auf USA-EU-Westen zu. Auch interessant ist die Meldung “Resolution Russland zur Ukraine” vom 13.6.2014; wollte Poroshenko nicht als erstes mal die Waffen ruhen lassen, tat es im Gegenteil aber bis Dato noch gar nie? Ganz abgesehen davon, in jedem Falle, der nächste harte russische Winter kommt bald, da muss dann der Herr von Goldman Sachs, andernorts auch schon Jesuiten-Draghi genannt, wohl schon jetzt die Druckmaschinen anwerfen, um dort die erneut benötigten Euromillionen verfeuern zu können.

Jörg Paul Jonas / 15.06.2014

Der Außenminister, das ist ja Steinmeier offiziell, verfügt über Geheimdienstinformationen und weiß deshalb sehr wohl wie Russland die Ukraine angreift. Es ist nicht nur dumme Eitelkeit, sondern er tritt in die Fußstapfen seines Schröders.

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