Trotz seines beträchtlichen Vermögens an Immobilien schreibt der Vatikan offenbar rote Zahlen. Das berichtet das „Luxemburger Wort“ mit Bezug auf Recherchen des italienischen Journalisten und Autors Gianluigi Nuzzi. In seinem aktuellen Buch „Giudizio Universale“ („Weltgericht“), das am Montag in Auszügen unter der Überschrift „Der heilige Crash“ von der Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlicht worden sei, schildere Nuzzi die dramatischen Finanznöte des kleinsten Staats der Welt.
Demnach habe die Apsa, die Güterverwaltung des Heiligen Stuhls, 2018 erstmals ein Jahr im Minus beendet. Die Personalausgaben seien unkontrolliert gestiegen, während die Einnahmen, insbesondere aus dem sogenannten „Peterspfennig“, stark zurückgegangen seien. 2006 habe das Spendenaufkommen für den Peterspfennig noch 101 Millionen Euro betragen, im vergangenen Jahr seien es nur noch 51 Millionen gewesen.
Das gewaltige Immobilienvermögen des Vatikans werde laut Nuzzi schlecht genutzt. 800 von mehr als 4000 Objekten stünden leer. Der Rest werde zu 15 Prozent gratis und zu einem großen Teil unter Marktwert vermietet. Außerdem sei der Vatikan von einer „ungeregelten Klientelwirtschaft“ geprägt. Jegliche Versuche von Papst Franziskus, Ordnung in die Vatikanfinanzen zu bringen, würden intern sabotiert.
Gianluigi Nuzzi verfolgt seit 1994 Polit- und Finanzskandale in Italien und im Vatikanstaat. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter „Vatikan AG“ (2009) und „Alles muss ans Licht“ (2015). 2015/16 standen er und ein weiterer Journalist wegen „Mittäterschaft am Hochverrat“ im Vatikan vor Gericht, wurden aber freigesprochen.