Klaus Leciejewski, Gastautor / 13.02.2017 / 06:22 / Foto: Gricha / 5 / Seite ausdrucken

Sozialistische Religiosität: Die unfehlbaren Wiedergänger

Von Klaus D. Leciejewski

Die Pharaonen waren es und die römischen Kaiser taten es ihnen nach. In Europa verhinderte es die christliche Religion. Weder französische Könige noch deutsche Kaiser und auch nicht russische Zaren konnten eine gottgleiche Stellung erreichen. Zwar behaupteten fast alle, ihre Macht wäre ihnen von Gott übertragen, aber sie waren nur absolute Herrscher, das Volk verehrte sie nicht wie einen Gott. Erst wieder im aufgeklärten 20. Jahrhundert gelang es einer neuen Form von Herrschern, sich als Gott stilisieren zu lassen, und eigenartigerweise dies sogar, obgleich sie jedwede Religion ablehnten und sich auch niemals selber als Gott deklarierten.

Über die pseudoreligiöse Verehrung der Führungspersönlichkeiten in den sozialistischen Staaten ist des Öfteren geschrieben worden, aber wie war es möglich, einen Gott abzulehnen und trotzdem sich selber eine vergleichbare Eigenschaft zuzuschreiben?

In der Mitte des 19.Jahrhunderts trat ein deutscher Philosoph mit der Vorstellung auf, dass das kapitalistische System an seinem Ende angelangt sei. Es könne keinen Fortschritt mehr hervorbringen. Die Kapitalisten könnten ihre Profite nicht weiter erhöhen und die Arbeiter würden verelenden. Deshalb wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem die Arbeiter den Kapitalismus beseitigen und erstmalig in der Geschichte eine ausbeutungsfreie Gesellschaft errichten würden.

Um diese Kern-Vorstellung herum errichtete Karl Marx ein umfangreiches theoretisches Gerüst, in dem er zwar nur sehr allgemeine und rudimentäre Aussagen über die Gestalt dieser ausbeutungsfreien Gesellschaft machte, aber scheinbar zwingend logisch den Weg dazu aus dem Zustand des Kapitalismus ableitete. Seine Vorstellungen entfalteten eine Wirkung, die außer seinen Anhängern zu seinen Lebzeiten niemand auch nur im Geringsten voraussah. Diese weltumspannende Wirkung basierte auch auf der Behauptung, erst nach dem Kapitalismus könnte ein humanistisches Zeitalter beginnen, und auch dieser unterstellte er eine wissenschaftliche Zwangsläufigkeit.

Der Ausschluß des Zweifels als Kern einer neuen Gotteserscheinung

Seine gesamte Theorie über den Zusammenbruch des Kapitalismus und die Machtergreifung des Proletariats war in einer Form aufgebaut, die Unwiderlegbarkeit suggerierte. Widersprüche darin existierten für ihn nicht und Zweifel an dieser Theorie waren für ihn unwissenschaftlich. Die Tatsache, dass jede Wissenschaft von der Auseinandersetzung lebt und damit von Widerspruch, ignorierten seine Anhänger. Die Behauptungen, seine Theorie würde den Gang der Weltgeschichte wissenschaftlich unwiderlegbar voraussagen, und einzig er allein hätte dies erkannt, waren der Keim für eine neue Gotteserscheinung. Es ist eine einmalige Ironie der Weltgeschichte, dass ein Mensch die von ihm geschaffene Weltanschauung als die einzig wissenschaftliche deklariert, damit nicht allein eine jegliche Religion sondern zugleich auch sämtliche andere wissenschaftlichen Ansichten als pseudowissenschaftlich desavouiert, sich also zugleich seinen zukünftigen Anhängern als unfehlbar postuliert, und dabei nicht erkennt, sich dadurch gottesähnliche Eigenschaften zuzuschreiben. 

Als die Bolschewiki unter der Führung Lenins in Russland die Macht ergriffen, war der ökonomische Gehalt der Marxschen Theorie bereits Jahre zuvor wissenschaftlich widerlegt. Mit dem Scheitern des Versuchs, in der Periode des Kriegskommunismus das Geld als Verkörperung der Ausbeutung abzuschaffen, war die ökonomische Theorie von Marx auch praktisch widerlegt.

Mit den ersten Massenerschießungen von Geiseln, die Lenin persönlich angeordnet und sogar als humanistische Tat begründet hatte, war auch der unterstellte humanistische Charakter dieses neuen Gesellschaftssystems erledigt. Die millionenfachen Morde zwei Jahrzehnte später waren nichts weiter als die unfassbar grausame Bestätigung des zutiefst antihumanen Charakters des sozialistischen Systems. Anfangs bezog sich dieser Charakter als Praxis nur auf die Sowjetunion. Theoretische Argumente, dass Sozialismus begrifflich Gleichheit einschließt und Gleichheit inhuman ist, erfuhren erst viel später durch sämtliche praktischen Versuche mit sozialistischen Gesellschaften eine stets mörderische Bestätigung.

Die Benutzung des Marxismus und zugleich das Scheitern, seine zwei entscheidenden Voraussagen zu realisieren, eine ausbeutungsfreie und eine humane Gesellschaft zu gestalten, waren die zwangsläufigen Geburtshelfer einer neuen Gottesverehrung.

Ebenso wie Marx forderte Lenin bedingungslose Akzeptanz

Die sozialistische Religiosität begann bereits mit Lenin und sie hatte eine Vorgeschichte. Bis auf zwei Ausnahmen beschäftigte sich Lenin in seinen Schriften ausschließlich mit praktischen Fragen der Formierung einer revolutionären Bewegung sowie der Herbeiführung einer Revolution in Russland. Lediglich in einer Arbeit über den Monopolkapitalismus versuchte er sich in ökonomischer Theorie, wobei seine Behauptung von einem Monopolpreis der Marxschen Werttheorie zuwiderlief, was er jedoch tunlichst beiseiteließ.

In einer Arbeit über den dialektischen Materialismus rezipierte er ausschließlich Hegel und Marx, ohne dem eigene Erkenntnisse beizufügen. In Deutschland blieben seine Schriften wirkungslos, in Konkurrenz mit denen weit einflussreicherer sozialistischer Autoren waren sie auf Grund ihres schmalen theoretischen Gehalts chancenlos. Zudem konnte in einem prosperierenden Kapitalismus die Sehnsucht nach einer alles umwälzenden Revolution nur gering sein.  In Russland hingegen, mit seiner starren Autokratie und gravierenden Entwicklungshemmnissen sowie geringerem intellektuellen Anspruch, avancierte er zum bekanntesten revolutionären Autor.

Seine Hauptfrage dabei war das in der Marxschen Theorie sowie in deren Apologeten unbeachtete Problem, wie sich eine Revolution konkret  vollziehen könne. Dazu entwickelte er die Auffassung von einer „Avantgarde“ innerhalb der Arbeiterklasse, was nichts anderes als die Behauptung war, nur eine kleine entschlossene Gruppe von Revolutionären wäre fähig, den Aufruhr der Massen zu einem Sieg über Zarentum, Kirche und Kapitalismus auszunutzen sowie desgleichen sich auf den Zeitpunkt dieses Aufruhrs vorzubereiten.

Auch diese Auffassung hatte weder etwas mit der Marxschen Theorie zu tun, noch stellte sie ihre Erweiterung dar. Die entscheidende Frage für diese Auffassung, die Lenin sich erst gar nicht stellte, war die Frage nach den Kriterien für eine Teilhabe an dieser Avantgarde. Ebenso wie Marx forderte Lenin Anhängerschaft, letztlich bedingungslose Akzeptanz seiner theoretischen Auffassungen, das war das einzige Kriterium, was damit bereits in der Frühzeit einen Glauben an die in den Schriften ausgebreitete Weisheit Lenins einschloss. Konsequenterweise konnten deshalb sämtliche Führungspersönlichkeiten dieser Avantgarde nicht aus der Arbeiterschaft kommen, sondern waren Intellektuelle. Allerdings betraf dies nicht nur die Bewegung, in der Lenin die geistige und praktische Führung für sich reklamierte, sondern auch alle anderen revolutionären Bewegungen, die mit seiner konkurrierten, aber bei ihm in besonders ausgeprägter Form.  

Die Weisheit des obersten Gremiums offenbart bereits religiöse Züge

Bereits diese Auffassung von einer Avantgarde – die letztlich durchaus zum Erfolg führte, nämlich zur Machtergreifung – schloss demokratische Vorstellungen aus. Marx hatte nebulös von einer Diktatur des Proletariats geschrieben, ohne sich darauf festzulegen, wer alles zu diesem Proletariat gehören sollte, welche Bevölkerungsschichten damit konkret unterdrückt werden sollten und wie diese Unterdrückung ausgestaltet sein sollte. Es ist nicht überliefert, ob Lenin diese im Kontext der Marxschen Theorie unlösbaren Widersprüchlichkeiten erkannte, aber er lieferte einen Begriff, der diesen Diskrepanzen auswich, denn unter den russischen Verhältnissen konnte diese nur wieder die Diktatur einer Minderheit über eine Mehrheit sein, nämlich die seiner Avantgarde.

Dazu formulierte er den Begriff von einem „demokratischen Zentralismus“ innerhalb der revolutionären Partei, womit er Diktatur und Demokratie miteinander verknüpfen wollte. Da es im bolschewistischen Russland niemals das Kernelement der Demokratie – freie Wahlen – gegeben hatte, und auch innerhalb seiner Partei bei Wahlen die Kandidaten - ohne verschiedene - von der jeweils oberen Führungsebene bestimmt wurden, war der sogenannte demokratische Zentralismus nur eine ideologische Floskel, die jedoch als ein Bestandteil der sozialistischen Ideologie in dicken Büchern ausgewalzt wurde und somit durchaus Wirkung entfaltete.

Zwar herrschte außerhalb der Ideologie reine diktatorische Praxis, aber ihre ideologische Begründung nahm bereits deutlich religiöse Züge an, weil unterhalb der obersten Führungsebene die Auswahl der leitenden Persönlichkeiten auf der Weisheit des obersten Gremiums beruhte und diese oberste Führungsebene alsbald letztlich von der unumschränkten Macht des obersten Führers, deklariert als grenzenlose und unendliche Gelehrtheit des alleinigen Diktators. Vom Volk wurde Vertrauen in die Weisheit ihres Führers verlangt, was einem Baustein der sozialistischen Religiosität entsprach und eine deutliche Parallele zum Gottvertrauen in den Zaren darstellte.

Alle weiteren Entwicklungen in der Sowjetunion, und später ebenso in den meisten anderen sozialistischen Staaten, waren Ausformungen dieser ersten Bestandteile. In einigen osteuropäische Staaten traten Variierungen auf, was jedoch ausschließlich auf deren Vasallencharakter von der Sowjetunion zurückging.  

Jeder Widerspruch war eine Gotteslästerung

Zwei Bestandteile charakterisieren die sozialistische Religion. Zuerst der Glaube an die sozialistische Verheißung, und sodann der Glaube an die Unfehlbarkeit ihrer Führer bzw. ihres Führers. Im Gefolge ihrer Gründungsväter hängten die sozialistischen Führer der Verheißung ein Gewand um, dessen Charakter streng wissenschaftlich ausgelegt sein sollte. Ohne Widerspruch, ohne Infragestellung seiner Ausgangspunkte, ohne Auseinandersetzung mit seinen Konsequenzen blieb davon nur Glaube übrig. Der Dialektische und Historische Materialismus sowie alle seine Ausformungen wurden zur Religion des Sozialismus. Der Glaube an ihm sollte – und war es auch bei zahlreichen seiner Anhänger – unverrückbar sein.

Die Avantgarde war von tiefer Religiosität gekennzeichnet. Nur ihre Überzeugungen galten ihnen etwas, jeder Widerspruch war eine Gotteslästerung. Oft ist in demokratischen Staaten über diese Haltung gelästert und vermutet worden, dass sie doch nur auf Zwang zurückgehen könne, indessen wurde damit der innere Zusammenhang der Religiosität verkannt. Nach dem Zusammenbruch der meisten sozialistischen Staaten musste angesichts des unabdingbaren Festhaltens der alten Avantgarde an ihrer Religion dieses Verständnis korrigiert werden.   

Dieser erste Bestandteil hat über viele Jahre hinweg auch zahlreiche westliche Intellektuelle in seinen Bann gezogen, und bis heute wirkt er bei Intellektuellen nach, die ein sozialistisches System als Alternative zum Kapitalismus ansehen. Ihre Überzeugung von einer - und ihre Hoffnung auf eine humanere Gesellschaft machen sie blind gegenüber der Inhumanität der in jeder sozialistischen Vorstellung innewohnenden Gleichheit.

Der zweite Bestandteil war zwar leichter zu durchschauen nicht allein weil er historisch vielfach widerlegt wurde, sondern auch sein eigener Charakter dazu beitrug, indem er zumeist in grotesker Form auftrat. Am Ende wiesen alle sozialistischen Staaten operettenhafte Charakterzüge auf. Indessen konnten sogar in kleineren Ländern, die sich entweder selber völlig isolierten, wie Nordkorea, oder die infolge ihrer Insellage, wie Kuba, bereits eine gewisse natürliche Isolation aufwiesen, sich die Diktatoren als Götter stilisieren. Hingegen widerspricht eine besondere Eigenschaft von Intellektuellen dieser leichteren Durchschaubarkeit. Ikonographie in der Selbstdarstellung der Führer ist für Intellektuelle generell nicht abstoßend, weil auch Intellektuelle zu ikonographischer Selbstdarstellung neigen. Allerdings fiel mit dem Ende der meisten sozialistischen Staaten die Vergötterung ihre Führer in sich zusammen. Während der Glaube an die sozialistischen Ideale immer noch weit verbreitet ist, hat sich der Götterglaube auf wenige Restinseln zurückgezogen.  

Der Zustand des Systems muss permanent durch Propaganda verschleiert werden

Jedes staatliche System benötigt eine Legitimität, und zwar diese nicht zusätzlich zu seiner Repressionskraft, sondern für diese. Auch demokratische Staaten benötigen eine Legitimität. Sie schöpfen diese aus ihrer Geschichte, aus ihren ökonomisch-sozialen Erfolgen und letztlich aus ihrer demokratischen Verfasstheit, also aus Mehrheitsentscheidungen.

Im Unterschied zu einer Demokratie reicht es für die Stabilität einer Diktatur völlig aus, wenn eine ausreichend große Anzahl seiner Bürger, die stets eine Minderheit ist, dieses System als anerkennungswürdig vertritt, es also als das seinige behandelt. Die Legitimität des sozialistischen Systems beruht auf den schlichten Anspruch, alles Negative bisheriger Gesellschaften zu überwinden und damit die Zukunft der Menschheit zu verkörpern.

Um eine Verifizierung dieses Anspruchs auszuschließen sind zuerst zwei staatliche Maßnahmen erforderlich. Zu einen muss der tatsächliche Zustand des Systems permanent durch Propaganda, Fälschung und durchgehend negativer Darstellung der feindlichen Demokratie sowie der Marktwirtschaft verschleiert werden. Und des Weiteren muss zugleich die Kommunikation mit anderen Systemen verhindert oder wenigstens wesentlich behindert werden. Die das System tragende Bevölkerungsschicht muss „ungehindert“ glauben können. Hinzu kommt ein äußerst profaner Umstand. Das sozialistische System alimentiert zuerst – auf Kosten der Mehrheit – seine gläubigen Anhänger, die Kader der Staatspartei. Die sozialistische Religiosität ist zwar die intellektuelle Basis des Systems aber die Alimentierung ihrer Avantgarde ihre ökonomische.

Die Mehrheit nimmt die gesellschaftliche Dominanz des Glaubens passiv hin

Um diesen Glauben aufrechtzuerhalten, ist es zwingend erforderlich, permanent den Repressionsapparat gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung einzusetzen. Glaube kann keinen Widerspruch zulassen.

Würde das Ideologiegebäude des Sozialismus ausschließlich repressiv aufgezwungen, könnte es keine Wirkung entfalten. Das Eigentümliche der zeiteiligen Stabilität der sozialistischen Diktatur und seiner selbständigen Ausbreitung (deshalb nicht in Osteuropa!) beruht auf der Wirkung der sozialistischen Religiosität.

Die von Marx, Engels und Lenin in ihren Schriften niedergelegten Aussagen sind auswendig zu lernen oder gegebenenfalls zu interpretieren, aber eine solche Interpretation erfolgt ausschließlich durch die oberste Führungsebene oder sogar allein durch den Diktator persönlich. Keinesfalls sind sie jedoch zu hinterfragen, denn eine wissenschaftliche Weltanschauung kann nur die Geschichte verifizieren. Damit haben per Definition diese drei Menschen den Status von Übervätern, in anderen sozialistischen Staaten kamen noch die der jeweiligen Führer hinzu.   

Für den Erhalt des sozialistischen Systems ist es unerheblich, ob die Mehrheit der Bevölkerung an dessen Ideologie glaubt oder nicht. Es reicht völlig aus, dass die in der sozialistischen Religion angelegten Rituale von ihnen akzeptiert werden, sie sich also öffentlich diesen unterziehen. Mit jedem erneuten Kotau wird ihre innere Widerstandskraft gegenüber dem Glauben gebrochen. Zwar werden sie damit nicht zu Gläubigen, aber sie nehmen die gesellschaftliche Dominanz des Glaubens passiv hin. Gegenüber denjenigen, die aus diesem Zwang ausbrechen, wird der Repressionsapparat eingesetzt. Dieser Apparat ist nicht nur an seinem Beginn ausgedehnt, sondern er entwickelt sich im Verlauf des sozialistischen Systems immer weiter, bis er durch seine schiere Überdehnung sich selber seiner Wirkung beraubt.

Am Ende waren alle sozialistischen Staaten intellektuell ausgeblutet

Auf längere Sicht höhlt das System mit diesem Repressionsapparat eine Existenzgrundlage einer jeglichen Gesellschaft aus. Es suspendiert eine immer größere Anzahl besonders begabter Menschen von der Teilnahme am System. Am Ende waren alle sozialistischen Staaten intellektuell ausgeblutet. Die sozialistischen Diktatoren haben niemals einen Umstand in ihr Kalkül einbezogen. Kein Land verfügt über unbegrenzt kluge Köpfe, und wenn diese außer Landes getrieben, in Lagen verbannt oder in die innere Emigration gezwungen werden, sind sie dauerhaft für den Erhalt des Systems nicht ersetzbar.

Jenseits vom Verfall ihrer Legitimität war die historisch geringe Überlebensfähigkeit der sozialistischen Religion durch das Fehlen jeglicher Transzendenz bedingt. Originäre Religionen verlagern die Hoffnung der Menschen auf das Jenseits, welches sich ihrer Erfahrung entzieht. Sie sind nicht verifizierbar und beziehen ihre Kraft gerade aus dieser Irrationalität, ihre Vorstellungswelt ist unendlich (worin sie übrigens mit der materialistischen Weltauffassung korreliert) und demzufolge auch die Hoffnung, die sie bietet.

Sozialistische Religion gibt den Menschen Hoffnung auf eine erreichbare, teilweise sogar absehbare Zukunft, womit sie überprüfbar wird und an der ihr innewohnende Möglichkeit der Verifizierbarkeit scheitert. Die historische Verifizierbarkeit ist die entscheidende, weil unüberwindbare Schranke der sozialistischen Religiosität. Die sozialistische Religion kann ihre Verheißungsversprechen nicht einlösen. Traditionelle Religionen brauchen dies nicht.

Klaus Leciejewski hat an verschiedenen deutschen Hochschulen Wirtschaft gelehrt, ist Autor mehrerer Sachbücher und Publizist. Er ist mit einer Kubanerin verheiratet und lebt einen großen Teil des Jahres auf Kuba.

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Leserpost

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Wolfgang Bachmann / 13.02.2017

Sehr geehrter Herr Klaus D. Leciejewski, Sie haben leider vergessen, bei aller gerechtfertigten Verteufelung der sozialisrtischen Idee, einen Zusammenhang mit der derzeitigen politischen Kaste in Deutschland herzustellen. Verfassungsbruch und Verstoß der Regierenden gegen geltende Gesetze kommt ebenfalls einer eigenen Erhöhung, in der von Ihnen gezeigten Richtung, gleich.

JF Lupus / 13.02.2017

Die sozialistischen “Führer” unterscheiden sich durch nichts vom national-sozialistischen “Führer” A.H. - allen gemein ist eine maßlose Selbstüberschätzung, grenzenlose Machtgier, unfassbare Skrupellosigkeit. Eigenschaften, die ich bei zahlreichen Politikern im Deutschland des Jahres 2017 auch entdecke. Da sind mir die deutlich erkennbaren Diktatoren und Fahrer lieber, als die versteckten, hinterhältig operierenden angeblichen Demokraten, die faktisch (nicht postfaktisch) ebenso üble Diktatoren sind. Bei ersteren weiß man, was man hat, bei letzteren will es niemand wahr haben und wer warnt, ist Populist oder Spinner. Quo vadis, Germania?

Hans Meier / 13.02.2017

Die Rückkehr zum Personen-Kult des „Führer-Prinzips“ zeigt sich aktuell in Deutschland. Der alternativlose, keinen Widerspruch duldende Machtanspruch, der sich der politischen Mitläufer und der staatlichen Beeinflussungs-Organe bedient, trägt den Gencode sozialistischer, bzw. kommunistischer Herrschaftsansprüche. Die Freiheit, und der Wettbewerb mit Intelligenz, geraten schon im Vorfeld „des Merkel & Schulz + Peters + Kipping Arrangements“, als zukünftiger großer Koalition, in aller erschreckenden Hässlichkeit, und ohne wahre Menschenliebe in Erscheinung

Franck Royale / 13.02.2017

Man kann traditionelle Religionen schon verifizieren, viele wenden sich genau deswegen ab: weil ihre Widersprüche evident, ihre Offenbarungen aus der Zeit gefallen und ihre Verheißungen in der Realität nicht belastbar sind. Ich würde auch nicht zwischen sozialistischer und traditioneller Religion unterscheiden, sondern zwischen neuzeitlichem und archaischem Sozialismus bzw. zwischen sozialistischen und anderen Religionen. Der Islam als Ausdruck eines archaischen Sozialismus hat mit den Bolschewiki mehr zu tun, als mit dem Judentum oder mit der Spiritualität in Afrika und Polynesien.

Wilfried Cremer / 13.02.2017

Es ist verwunderlich, dass derart “subversive” Auffassungen in Kuba nicht mit Knast bestraft werden.

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