Putin befasst sich seit zweieinhalb Jahrzehnten mit den Ausführungen des faschistischen russischen “Philosophen” Iwan Iljin. Dieser war eigentlich schon in Vergessenheit geraten. Aber nun hatte die Clique um Putin ihn neu entdeckt. Ich empfehle zu dem Thema das Buch von T. Snyder: Der Weg in die Unfreiheit, Beck-Verlag. Snyder ist Prof. für Geschichte an der Yale University. - Nach der Lektüre wird einiges klarer sein und man braucht nicht nur zu spekulieren.
Bei jedem Krieg stellt sich immer für den Aggressor die Frage, was kommt nach dem Krieg oder wie stelle “ich” danach das Gleichgewicht wieder her. Bei Putin ist mir nicht klar, ob er sich diese Frage vorher genau beantwortet hat. Ich glaube eher nicht und denke, die ganze Angelegenheit wird in einem Debakel enden. Andererseits muss man sich auch die Frage stellen, was bedeutet eigentlich die plötzliche Kehrtwende der deutschen Politik und daraus ergibt sich auch die Frage, wen unterstützen wir da eigentlich - die Ukraine und ihre Demokratie? Die Wirtschaft befindet sich in den Händen von Oligarchen, die sich nach dem Ende der Sowjetunion alles “unter den Nagel” gerissen haben und selbst die Medien sind weitestgehend privatisiert. So gesehen relativiert sich alles, auch wenn mir die Menschen in der Ukraine sehr sehr leid tuen.
Was Putin will oder nicht will, was ihn eigentlich bewegt oder nicht oder ob er eine schwere Kindheit hatte oder nicht - das ist alles sehr interessant, aber nicht maßgeblich. Es kann uns nicht um seine Intentionen gehen, sondern nur um seine Möglichkeiten. Wenn die NATO geschlossen zusammensteht, und wenn insbesondere D seine verteidigungspolitischen Hausaufgaben macht, kann Putin wollen, was er mag. Auf dem Weg dorthin sind wir heute vielleicht einen Schritt vorangekommen, falls Scholz den Gedanken, die Bw wieder aufzubauen, umsetzt. Wichtiger aber noch, dass dieses Land begreift, um was es geht - und was es kann, wenn es nur will.
Empfehle zum Thema den sehr informativen NTD Kommentar: Chinas cropfield, gateway to Europa. Die Ukraine scheint demnach Teil der belt and road infrastructure initiative von Beijing. D.h. am Ende stehen sich hier Russland und China auf dem Boden der Ukraine die als Tor Chinas zu Europa angedacht scheint, gegenüber. Der Stalinismus Chinas ist aber letztendlich mit den Werten Europas so wenig kompatibel wie denen d. heutigen Russlands. Vielleicht sieht Putin genau das. Hoffen kann man da nur dass es zu einem Regimewechsel in China kommt ehe hier d. Count down läuft.
Welche juristische Relevanz hat der Amtseid eines Politikers? KEINE! Er gilt “als politische Willenserklärung” und hat damit den Wert einer folkloristischen Ausschmückung der Feier zum Beginn des Amtes oder seiner Fortsetzung.
@Ilona Grimm: „Putin handelt im Interesse seines Vaterlandes!“ Tut er das? Oder geht es ihm nur darum, seinen persönlichen Größenwahn auszuleben. Mit der Vaterlandsliebe ist das so eine Sache. Denn wir leben mittlerweile in einer globalisierten Welt. Durch die gewalttätigen Aggressionen Putins fühlt sich die westliche Welt MIT RECHT bedroht. Denn wenn er so einfach einen unabhängigen Staat wie die Ukraine überfällt und unterjocht, dann wird er bei anderen Staaten auch keine Skrupel haben, dies zu tun. Im Moment beginnt eine groß angelegte Ausgrenzungskampagne gegen Russland, mit massiven Sanktionen und Benachteiligungen, deren ganzen Dimensionen noch gar nicht bekannt sind. Hat Putin seinem Vaterland damit einen Dienst erwiesen? Oder hat er etwa den Russen damit gedient? Russland muß jetzt das ausbaden, was der paranoide(?) Putin angerichtet hat. Ich bin sicher, dass Putin nicht mit dieser massiven Gegenreaktion des Westens gerechnet hat. Er hat sich verkalkuliert – und das auf den verschiedensten Ebenen. Ich selbst habe auch nicht damit gerechnet, dass unsere Regierung so schnell ihre Ponyhof-Mentalität aufgibt, und endlich einmal auch ein Bewusstsein für eigene Sicherheitsinteressen entwickelt. Russland jedenfalls wird jetzt im Westen bei Sport, Kultur etc. ausgeschlossen. Nirgendwo mehr darf die russische Fahne gezeigt werden. Ob die Russen das als gut empfinden, und dass das im Interesse ihres Vaterlandes wäre, bezweifle ich doch sehr.// Falls auf mittlere Sicht tatsächlich ein Energie-Engpass bei uns entsteht, liegt das an der falschen Energie-Politik, und nicht am russischen Gas. Wir können Putin, immer wenn er ein Land überfällt, doch nicht jedes Mal in den Hintern kriechen, weil wir Angst davor haben, dass er ansonsten das Gas abdreht. Genau damit kalkuliert er ja. Unterwürfigkeit ist keine Vaterlandsliebe. Im Gegenteil!
Gabriele Klein : “Das Schicksal der Welt und auch das von Israel scheint dabei nicht die Bohne zu kümmern” . Gutes Beispiel ! Israel hat auch der Übermacht getrotzt und Taka Tuka Land verteidigt . Das finden Sie doch gut , oder? “Als Kind las ich, neben Pippi Langstrumpf sehr viele Rittergeschichten ” . Das tat auch Don Quijote und wir wissen , wohin das führte .... , liebe Dulcinea . In den Realitätsverlust .
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.