Der Begriff Sozialismus sollte vielleicht eher medizinisch oder psychologisch unter dem Themenbereich Pubertät definiert werden. Politisch wäre der Sozialismus errreicht, wenn alle Menschen genug zu essen haben, ein Dach über dem Kopf haben und ihre Blöße bedecken können. Einige Unterschiede materieller oder sonstiger Art können dann gerne bestehen.
Im Sozialismus ein Projekt zu sehen, das dem Kapitalismus entgegentritt, greift doch viel zu kurz. Es begann mitnichten erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die sozialistische Idee ist die säkularisierte Version der Erlösungsreligion. Diese entspricht und entspringt einem tiefen menschlich Bedürfnis, ist Resultat der Erfahrung der “Entfremdung” von einem tatsächlichen oder vermeintlichen Urzustand, des Empfindes von Schuld, ist eine menschliche Konstante. Deshalb wird diese Idee auch ewig Bestand haben und vorausgegangene Katastrophen ihrer Umsetzung werden immer nur kurzfristig hemmend wirken. Sozialismus als Vorstellung ist ein Trieb, wie Gier oder Sex. Kapitalismus dagegen ist ein Produkt gesellschaftlicher und ökonomischer Entwicklung. Er wird verschwinden, irgendwann, durch etwas abgelöst werden, das wir noch nicht kennen. Am Anfang wird man es gar nicht merken, was da passiert. Möglicherweise sind wir an diesem Anfang, möglicherweise existiert er auch noch hundert Jahre. Aber er ist, so effektiv er war und noch ist, genausowenig Endstadium der Geschichte wie Sozialismus oder Kommunismus es sind. Die “soziale Markwirtschaft” war ja eine Antwort auf den Sozialismustrieb. Die Gesellschaften werden eine moderate Antwort auf diesen Trieb finden, um ihn zu bändigen, oder der Trieb wird sich erneut ausleben, mit immer den gleichen katastrophalen Folgen natürlich. Aber das try and error wird man nicht verhindern können. Wer an die Effektivität des Kapitalismus glaubt ohne diesen menschlichen Trieb als Konstante zu berücksichtigen, agiert genauso unbelehrbar wie die immer neuen Sozialisten.
Soziale bzw. sozialistische wie auch grüne Utopien stehen immer unter der Voraussetzung: Wenn alle Menschen dies und jenes tun würden sowie dies und jenes unterlassen würden. Diese Utopien wollen immer den für sie passenden Menschen schaffen. Habe das hier schon einmal gereimt ausgedrückt: Sie führen Gottgleiches im Schilde, wollen Menschen schaffen nach ihrem Bilde. Das funktioniert natürlich nicht, denn: Gar nicht lässt sich ein Gott kopieren, Menschen sind nicht zu transformieren. Das fängt jedoch nicht erst mit dem Sozialismus an. Das Christentum enthält auch soziale Utopien die bekanntlich in kirchlichen Dogmen und Kreuzzügen mit vielen Opfern endeten. Deshalb: Geschichte wiederholt sich nicht - Die Geschichte des Menschen folgt immer Sentenzen, die stets das Gute wollen, verwandeln sich doch bald in Sollen. - Und wer sich gegen Sollen wehrt, wird bald gar nicht mehr verehrt. Man nimmt ihm Rede, Brot und Leben, das Pseudogute anzustreben. - Hat dieses “Gute” dann gewonnen, ist es bald ins Nichts zerronnen, entfaltet Terror und Gewalt, ganz allein zum Macherhalt. - Seh’ ich es in diesem Lichte, wiederholt sich doch Geschichte.
Man fühlt sich unwillkürlich an die verlogene Islam/Islamisten Diskussion erinnert. In jeder öffentlichen Diskussion wird ja von Muslimen angeführt, dass die Faschisten von IS/Hisbolla/HAMAS/Boko Haram etc. nicht dem “echten” Islam entsprechen würden. Der wäre ja friedlich und verträglich. Wers glaubt, bekommt gratis 72 Jungfrauen spendiert. Ich komme aus einer alten Sozenfamilie und bin in den 80ern in der DDR gewesen. Was ich dort erlebte hat mich damals (wie heute) einfach nur entsetzt. Der Umgang des “real existierenden Sozialismus” mit den Menschen war für mich schrecklich. Unsere Gruppe hatte einen Betreuer gestellt bekommen und an einem Abend haben wir den Mann abgefüllt und er hat dann mal so richtig über seinen Staat gelästert. Am nächsten Morgen kam er zu uns, er war bleich wie eine Wand und bat darum, dass wir bloß Nichts, was er gesagt hatte weitergeben sollten. Das wäre für ihn wirklich gefährlich. Dies kam mir sehr bekannt vor, denn meinem Opa (Gewerkschafter) hatten die Nazis in den 30er Jahren erzählt “Bernhard, holt din Mul oder du geihst no Neuengamme!” (Bernhard, halt dein Maul oder die gehst nach Neuengamme=Hamburger KZ) Seither bin ich vor Allem Antitotalitarist und politisches Dogma ist mir einfach widerlich! Aber einem Dogma oder einer dogmatischen Religion zu folgen ist für Viele sicherlich einfacher, als ein selbstbestimmtes, freies Leben zu führen. P.s.: denkt bitte an die Demos heute um 13 Uhr und geht hin!
In einer dekadenten Gesellschaft sind Wokeness und Sozialismus bloße Hebel und sichere Türöffner in der Hand der Loser. Zum einen der fest installierten Lohnschreiber und Mietmäuler in Behörden, Medien und im Agitprop-Apparat, zum anderen jener, deren Name nicht genannt werden darf. Ja, so geht Diktatur des Prekariats.
Ich habe eine einfache Begründung warum die, wie oben beschriebene, nicht funktionieren könnende Idee des Sozialismus immer wieder aufpoppt und sich solcher, vor allem bei Jungen, Beliebtheit erfreut. Es ist weil sie von Anfang an das immer schon extrem positiv konnotierte Wort ‘sozial’ vereinnahmt, ja eigentlich in Geiselhaft genommen haben. Dadurch wird automatisch, sozusagen unbewusst und nachdenkfrei, ein positiver Grundbezug angenommen, ein positiver, menschenliebender und heimeliger, vielleicht in der eigenen Biographie vermisster, emotionaler Grundzustand erzeugt. In Wahrheit die genialste Marketingstrategie der letzten 150 Jahre….zum Leidwesen der vielen Millionen…..
Sozialismus hat ein „Echtheitsproblem“, wie es scheint und ist offenbar zugleich eine säkulare (also wiederum„unechte“) Religion: Geleitet von hohen Idealen können Religionen eine vollständige Verwirklichung religiöser Hoffnungen in dieser Welt nicht versprechen. Im Unterschied zu „echten“ Religionen glauben Sozialisten an das „Paradies auf Erden“, das noch stets in die Hölle des Gulag umgeschlagen ist.
Der linke Kampf gegen die Marktwirtschaft (” Kapitalismus”) ist m.E. ein Kampf gegen das reale Leben, die harte Wirklichkeit. Denn im “Kapitalismus” muss man sich anstrengen, etwas kreieren, etwas leisten. Und den Marktteilnehmern Angebote machen, die ihren Wünschen entsprechen. Dies setzt täglich neue Überlegungen, Interventionen und Investitionen voraus. Und ein Scheitern ist systemimmanent. Dies ist den besonders Bunten dieser Welt ein Graus. Selbsteintritt in eigene Verantwortlichkeiten, eigenes Streben und Handeln findet definitiv nicht statt. Lieber schöpft man die Früchte des Fleißes anderer vermittels Steuern und Abgaben zuerst für sich selbst, dann für die eigene Sippe ab. Eine Handlungsweise, die in der Natur schlichtweg nie oder nur sehr selten (Kuckuck, Mistel) vorkommt. Natur ist immer der Kampf um die beste Anpassung an die Gegebenheiten, die eigene Stärke. Hier geht es um TeilNAHME, keineswegs um TeilHABE. Sozialismus ist die Antwort auf den durch “Aufklärung” zu Tode geschundenen Gott, eine Ersatzreligion, die Gutes verheißt und letztendlich immer das Böse hervorbringt. Die Antikapitalisten haben in der BRD ganze Arbeit geleistet, Marktwirtschaft findet mittlerweile komplett staatsreguliert statt. Umweltvorgaben, Quoten, Antirassismus, gesinnungsethische Leitlinien würgen die private Initiative ab, die Unternehmen schließen oder wandern ab. Wenn dieses System in wenigen Jahren zusammengebrochen sein wird, werden die Sozialisten wieder den Kapitalismus exhumieren, sei es, um ihm die Schuld am Zusammenbruch zuzuweisen. Und nunmehr einen “wirklichen” Sozialismus einfordern.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.