Jesko Matthes / 13.04.2020 / 11:00 / Foto: Government of UK / 27 / Seite ausdrucken

„So oder so” – die Worte eines Genesenden an sein Land

Der Britische Premierminister Boris Johnson ist gestern nach seiner Covid-19-Erkrankung aus dem St.-Thomas-Krankenhaus in London entlassen worden und hat sich in einer Videobotschaft an seine Landsleute und seine Retter gewandt, so wie es sich für einen Gentleman gehört. Man beachte die namentliche und detaillierte Nennung der vielen Mitarbeiter des Hospitals, die sich seiner annahmen. Jesko Matthes hat seine kurze Dankesrede an die Briten für uns übersetzt:

„Guten Abend.

Ich habe heute das Krankenhaus verlassen, nach einer Woche, in der das Nationale Gesundheitswesen mein Leben gerettet hat – das steht außer Frage. 

Es fällt schwer, die Worte zu finden, die die Schuld ausdrücken, in der ich stehe. Aber, bevor ich darauf zurückkomme, möchte ich allen im Vereinigten Königreich danken für die Anstrengungen und die Opfer, die Sie auf sich genommen haben und noch auf sich nehmen. Wenn die Sonne scheint und die Kinder zuhause sind, wenn die ganze Natur am lieblichsten erscheint und an die frische Luft zu gehen, so einladend ist, kann ich mir kaum vorstellen, wie hart es gewesen sein muss, den Regeln der sozialen Distanzierung zu folgen. 

Ich danke Ihnen, weil so viele Millionen von Menschen quer durch dieses Land das Richtige getan haben. Millionen, die durch die Härten der Selbstisolation gegangen sind, treu, geduldig, mit Bedacht und mit Vorsicht, für andere wie für sich selbst. Ich möchte, dass Sie an diesem Ostersonntag wissen, dass ich davon überzeugt bin, dass Ihre Anstrengungen es wert sind, und dass sie ihren Wert täglich beweisen. Denn während wir jeden Tag die beklagen, die von uns genommen werden, in so großer Zahl, und obwohl die Anstrengungen noch in keiner Weise von uns genommen sind, machen wir nun Fortschritte in diesem unglaublichen nationalen Kampf gegen das Coronavirus, einem Kampf, den wir uns nicht ausgesucht haben, gegen einen Feind, den wir immer noch nicht vollständig begreifen. Wir machen Fortschritte in diesem nationalen Kampf, weil die britische Öffentlichkeit einen menschlichen Schutzschild um den größten nationalen Besitz dieses Landes gebildet hat, unser Nationales Gesundheitswesen. Wir begriffen und wir entschieden, dass, wenn wir gemeinsam unser Nationales Gesundheitswesen schützen könnten, wenn wir es davor bewahren könnten, überwältigt zu werden, dass wir dann nicht geschlagen werden könnten, und dieses Land sich würde erheben können und diese Herausforderung bestehen, so wie wir in der Vergangenheit so viele Herausforderungen bestanden haben. 

In der letzten Woche habe ich selbstverständlich auch den Druck gespürt, unter dem das Nationale Gesundheitswesen steht. Ich habe den persönlichen Mut nicht nur der Ärzte und Pflegekräfte gesehen, sondern den jedes Einzelnen, den des Reinigungspersonals, den der Köche, den aller Kräfte im Gesundheitswesen, den der Physiotherapeuten, Röntgenassistenten, Apotheker, die weiter zur Arbeit antraten, die sich weiter dem Risiko aussetzten, dem tödlichen Virus. Dank diesem Mut, dieser Hingabe, dieser Pflichterfüllung und dieser Liebe erweist unser Nationales Gesundheitswesen sich als unschlagbar. 

Ich möchte meinen eigenen Dank den überaus hervorragenden Ärzten aussprechen, die führend in ihren Gebieten sind, Männern und Frauen, die aus irgendwelchen Gründen Spitznamen tragen – und vor wenigen Tagen einige wesentliche Entscheidungen trafen, für die ich den Rest meines Lebens dankbar sein werde. Ich möchte den vielen Pflegekräften danken, Männern und Frauen, deren Fürsorge so erstaunlich war. Ich werde einige Namen wohl vergessen, bitte verzeihen Sie mir, aber ich möchte Po Ling, Shannon, Emily und Angel danken, Conny, Becky, Rachel, Nicky und Ann, und ich hoffe, es stört sie nicht, wenn ich im Besonderen zwei erwähne, die achtundvierzig Stunden an meinem Bett standen, als die Dinge so oder so hätten ausgehen können. Es handelt sich um Jenny aus Neuseeland, Invercargill auf der Südinsel, um genau zu sein, und Luis aus Portugal, aus der Nähe von Porto. Und der Grund, warum mein Körper zuletzt wirklich genug Sauerstoff bekam, war, dass sie jede Sekunde der Nacht aufpassten, nachdachten und sich kümmerten und die Eingriffe vornahmen, derer ich bedurfte. 

Das ist der Grund, warum ich genauso weiß, dass da quer durch dieses Land, vierundzwanzig Stunden am Tag, jede Sekunde in jeder Stunde, hunderttausende Mitarbeiter des Nationalen Gesundheitswesens sind, die mit der selben Sorgfalt, Überlegtheit und Genauigkeit vorgehen wie Jenny und Luis. Das ist der Grund, warum wir dieses Coronavirus besiegen werden, es gemeinsam besiegen werden. Wir werden siegen, weil unser Nationales Gesundheitswesen das schlagende Herz dieses Landes ist, das Beste dieses Landes. Und es ist unbesiegbar. Es ist angetrieben von der Liebe. 

Nun, ein Dank von mir: Dank von uns allen, an das Nationale Gesundheitswesen. Und denken wir daran, den Regeln der sozialen Distanzierung zu folgen. Bleiben Sie zuhause, schützen Sie unser Nationales Gesundheitswesen, und: Retten Sie Leben.

Danke. Und fröhliche Ostern!"

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Karla Kuhn / 13.04.2020

Frau Uta Buhr, Sie bringen es auf den Punkt, zwei gute Freunde von mir, die seit Jahren in England leben, bestätigen das mit dem Gesundheitssystem. Abgesehen davon ist das schon seit Jahren allgemein bekannt. Man kann ja über unser Gesundheitssystem meckern wie man will aber viel besser als viele andere ist es allemal. Trotzdem, weiterhin alles Gute für B.J.

Heiko Engel / 13.04.2020

Das ist eben DER Unterschied. Hat das Land, aufgrund der Entwicklung der Massen, das Glück gebildete, fähige, integre und intellektuell bewegliche Geister in der Regierung zu haben ODER fällt es, wie hier so schön zu beobachten, uns alles vor die Füße, weil die BR von Gaunern und Trotteln geleitet wird, deren Qualifikationen für Führungsaufgaben schon beim Führen des nicht vorhandenen Selbst katastrophales Versagen zeigen. Passt irgendwie zur BRD, FCB, Audi, RKI etc. pp. . Läuft und ist soooo ermüdend.

giesemann gerhard / 13.04.2020

Wie hat es Boris nur geschafft, dass seine schwangere Verlobte nicht infiziert ist? Jedenfalls hört man davon nichts. Sitzen wir hier einem Rührstück auf?

Martin Meyer / 13.04.2020

Er hat wirklich einen ausgezeichneten Reden-Schreiber. Weiss man wer das ist??

Marc Blenk / 13.04.2020

Das ist die Rede eines Lebenden, eines Mannes, der zwischen Empathie und Pathos die richtigen und gesunden Dosen aller Ingredienzen findet. Eben kein Politandroid, kein Technokrat, kein untoter Gesinnnungsroboter, wie wir sie in Deutschland gewohnt sind. Wie schön, dass er wieder auf dem Damm ist. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn… Die Häme seelenarmer deutscher Besserwisser wäre ihm sicher gewesen. Klammheimlich, wie das bei uns der gesellschaftliche Modus ist. Klammheimlich, mehr bleibt uns im Merkeldeutschland kaum mehr übrig, scheint es. Es sei denn, die Deutschen werden zur Abwechslung mal wieder mutig. Mister Johnson und allen auf der Achse ein frohes Osterfest.

Eberhard Firnhaber / 13.04.2020

“So oder so” - eine treffende Überschrift; denn die Dankesrede Johnsons macht vieles noch deutlicher. Dort, in GB eine hochgebildete, empathische Persönlichkeit in der politischen Verantwortung, hier eben nur eine Art parteipolitisch aufgewachsenes Personal, das den Staat als Beute betrachtet, die Tradition des obrigkeitsstaatlichen Denkens fortführend. Eine grosse Distanz zwischen “Mother of   Parliaments” und ” Mutti ” eben. .

Dietmar Fleischhauer / 13.04.2020

Wundervoll. Man möchte sich schämen, allein unwillkürlich Vergleiche mit der Unübertrefflichen und ihrem Strom aus Quark anzustellen. Amüsant finde ich den kleinen Übersetzungsfehler mit den Spitznamen. Johnson witzelte im Original von auffallend vielen Ärzten mit dem Namen Nick (“my own thanks to the utterly brilliant doctors, leaders in their fields, man and women but several of them for some reason called Nick”).

Uta Buhr / 13.04.2020

Na ja, besser als das Gesülze unserer Obrigkeit ist diese Ansprache allemal. Dass Boris Johnson aber das katastrophale britische Gesundheitssystem, den National Health Service, über den grünen Klee lobt, finde ich nahezu lachhaft.  Immerhin hat es dem Premier ein Beatmungsgerät gegönnt. Ob ein x-beliebiger über achtzigjähriger Mr.  Smith das gleiche Privileg genossen hätte, mag dahingestellt sein. Ich wünsche BoJo weiterhin gute Genesung, ebenso wie allen Infizierten aus seinem Umkreis.

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