Einige Gedanken dazu. Wir sehen die - gewissermassen vollendeten - Auswirkungen des von deutscher “konservativer” Seite beschriebenen “Familien”-Ideals zur Zeit in Köln und anderen Orten, eine Art schonungsloser Regression in unsere eigene soziokulturelle Vergangenheit. Noch vor 20 Jahren haben sich beispielsweise die heutigen deutschen Beschreier einer angeblichen “Gender-Ideologie” genauso schreiend und tiefideologsch dagegen gewehrt, daß in Deutschland die Vergewaltigung in der ehelichen Beziehung unter Strafe gestellt wird. Frauen waren also unter bestimmten Gegenheiten sexueller Willkür hilflos ausgeliefert. (Noch länger davor wurden etwa Homosexuelle psychiatrisiert, mit Elektroschocks gefoltert oder schlimmeres etc). Für diese gesellschaftliche Gruppe stellt die “Familien”-Ideologie mancher Einwanderer in ihrer schlimmsten Form eigentlich das Idealbild dar, ein Spiegelbild ihrer - mehr oder weniger unterschwelligen - eigenen Wünsche. Die psychologischen Hintergründe sind längst durchlitten, beschrieben und belegt, der unendlich mühsame und noch andauernde Weg aus dem Dünkel von Sexismus und struktureller Gewalt wird aber aus manchen religiös/konservativen Kreisen heraus beschämenderweise immer noch hämisch gemacht. Und zwar in Schlüsselbegriffen und Schlagworten wie “Gender-Ideologie”, “Political correctness”, “Frühsexualisierung”, “Gutmensch” etc. Vom grausamen Problem sexueller Not in all seinen Formen (siehe Köln!), das seit Jahrtausenden die Menschen geißelt und sich immer wieder seinen Weg über die religiöse Schiene bahnt, wird peinlicherweise abgelenkt, indem man etwa künstlich zum Problem stilisiert, daß Kinder und Jugendliche zumindest in der Schule selbstverständlich erfahren sollen, daß es verschiedene gleichwertige Formen partnerschaftlicher Liebe gibt.
“Islamwissenschaftler” wird wohl noch auf Jahrzehnte “Islamapologist” bedeuten. Wenigstens wurde aber im Interview gleich die passende Frage gestellt um diesen albernen Vergleich gerade zu rücken. 1000 organisiert vorgehende Männer kann man in der Tat nicht mit einigen Idioten beim Oktoberfest gleichsetzen.
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