Als DER SPIEGEL im April 1998 einen klar hetzerischen Leitartikel gegen die “Birne” Kohl brachte, haben ich meine Abos eingestellt. Natürlich auch keine mehr an Geschäftsfreunde verschenkt. Mein bislang liebstes Magazin war nie wieder Gegenstand meiner Begehrlichkeit. Zwanzig Jahre später ist das genau so. Diese individuelle, konsequente Haltung wird nicht belohnt. Man muss das aushalten. Die damals Begünstigten, Schröder und Lafontaine, haben sich m.E. als Gauner erwiesen. Übrigens nicht wegen der Agenda Sowienoch ! Der Verfasser war kurzsichtig. Es kam nach 1998 schlimmer, als das im heutigen Relotius-kandal noch kommen könnte. Eine Zufriedenheit durch Rechthaben entsteht leider nicht. Ein bisschen Häme schon. DER SPIEGEL bleibt aus dem Portfolio.
Ich denke ein Großteil der verbliebenen Abonnenten besteht aus Arztpraxen sowie öffentlichen Büchereien. D.h. dieses Magazin lebt vor allem auch davon, daß es anderen zum Lesen verordnet wird und ist auch steuerfinanziert.
Die Story ist nicht stimmig. Warum haben Michele Anderson und Jake Krohn so lange gewartet, um ihre Gegendarstellung zu publizieren?— Wer sich die Aufgabenbeschreibung der US-Botschaft und der Konsulate anschaut weiß, das der SPIEGEL seit Jahrzehnten zur Pflichtlektüre gehört und bemerkenswerte Artikel an das Außenministerium sowie die Geheimdienste weitergeleitet werden. Das dürfte auch für “Fergus Falls” gelten. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die CIA frühzeitig involviert war -Anderson und Krohn aber im nationalen Interesse gebremst wurden. Auf jeden Fall war Relotius seit dieser Publikation auf dem Schirm der US-Behörden und jeder seiner Schritte in den USA konnte begleitet (verfolgt oder gar prognostiziert) werden. Und das wirft die Frage auf, ob Relotius bei seiner Reportage “Jaegers Grenze” ohne es zu wissen als “Embedded Journalist” (siehe Wikipedia) geführt wurde. Dann hätte der SPIEGEL (nicht nur) aus US-Sicht zu recht eine angemessene Portion Prügel für seine tendenziöse Arbeit bezogen.
Ich habe mich vor einiger Zeit mit einem Bekannten über das Thema Spiegel unterhalten und über die Frage ob dieser seit einigen Jahren massiv in Qualität verloren hat. Nach einiger Diskussion kamen wir zu dem Schluss, dass der schon immer so mies war. Wir sind nur zwischenzeitlich erwachsen geworden, besser informiert und kritischer geworden und sehen den Spiegel inzwischen als das Propagandablatt das er schon immer war.
Lieber Herr Röhl, es könnte allerdings sein, dass der Ami das Aufklärungsdefizit wenigstens pekuniär ausgleichen wird. Und dass sich die Leute in Fergus Falls/ Minnesota als demokratie - und lebenspraktischer erweisen könnten, als der durchschnittliche Spiegelleser. Ein bisschen Nachhilfe in Sachen Journalismus in der Demokratie kann ja nie schaden. Ein ähnliches Verfahren hat ja schon mal ein bisschen mehr Freiheitslicht nach Deutschland gebracht. Es könnte allerdings auch sein, dass nach den Zahlungsaufforderungen wegen Rufschädigung der Spiegel irreparabel geschädigt aus der Sache hervorgeht. Das wiederum müsste die demokratische Kultur im Land nicht weiter tangieren. Es sei denn, der Spiegel würde dann über irgendwelche Kooperationen unter öffentlich rechtlichen Schirm gestellt. Dann müsste der Bürger die Relotiunaden auch noch per ‘Demokratieabgabe’ zwangsbezahlen.
Für mich ist der “Spiegel” schon immer Jahren zu altklug, nassforsch bis rotzfrech und hochnäsig abgehoben, ich lese ihn seit vierzig Jahren höchstens diagonal in Wartezimmern. Immer schon drängte sich der Eindruck auf: mehr “Magazin” als Nachrichten. Politboulevard wie er offensichtlicher nicht daher kommen kann. Erinnert mich an den Satz von Franz Grillparzer (1791-1871): “Der Teufel hole die Journale. Sie sind das Schandmal unsrer neuen Welt, der ekle Aushub von dem Wissensmahle, das für die Viehmast in den Zuber fällt”.
In meiner Tageszeitung stand heute - fett gedruckt: “Landespolitiker fühlen sich nach Hackerangriff bedroht, (und darunter auch fett): Schröder- Köpf: Vorfall wird verharmlost”. Zwei Seiten später dann zum Überfall auf Herrn Magnitz: ” Magnitz war ... von hinten von einem Mann angesprungen worden. Bei dem folgenden Sturz verletzte er sich am Kopf”. Wo sie recht hat, hat Frau Schröder Köpf ja Recht! Alles wird verharmlost. Und wer glaubt schon an das Märchen von dem Nerd im Kinderzimmer? Die Prominenten müssen doch wirklich fürchten, dass ihre Pornofilme und andere Drogen- , kriminellen, sowie unsauberen Machenschaften jetzt von besseren Hackern und Geheimdiensten längst gewusst werden. Auch schreien die nach “mehr Schutz für Prominente Abgeordnete” (selbe Zeitung). Na denn man tau. Die Antifa steht zum Schutz doch längst bereit. Haben Die das noch nicht gemerkt? Die wollenes nur nicht sagen und noch mehr davon.
Der Spiegel (Nachrichtenmagazin). Er ist im wahrsten und tiefsten Sinne ein Spiegel (reflektierende Fläche). Der Spiegel zeigt der deutschen Mehrheitsgesellschaft ihr eigenes Gesicht. Besser gesagt, er zeigt ihr das Gesicht das sie sehen möchte. Und nur das! Beim Spiegel wurde und wird also gelogen, das sich die Balken biegen? Was soll’s? Das ist genau das was sich der deutsche Mehrheitsbürger wünscht. Wie schrieb es schon Augustinus von Hippo: “Mundus vult decipi, ergo decipiatur!”
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