Peter Grimm / 11.12.2019 / 11:00 / Foto: Pieterman / 55 / Seite ausdrucken

Schöner Töten für die Demokratie

Das „Zentrum für Politische Schönheit“ hatte ja bekanntlich kürzlich mit der Nutzung der Asche ermordeter Juden kein großes Glück und selbst in der eigenen Gefolgschaft etwas an Ansehen verloren. Die selbsternannte „Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit, politischer Poesie und menschlicher Großgesinntheit“ musste daraufhin kurz einen taktischen Rückzug antreten, ging aber nun wieder in die Offensive. Im aktuellen Frontbericht der Sturmtruppe für schöne Großgesinntheit heißt es:

„Vergangene Nacht hat unser Sonderbetonkommando (SBK) im Regierungsviertel ein 4 Tonnen schweres Stahlbeton-Fundament unter den Augen der Polizei gegossen. Die Gedenkstätte wurde im Vorfeld komplett überarbeitet zur: Schwur- und Gedenkstätte gegen den Verrat an der Demokratie. Und der Kern ausgetauscht.

Ein Statikergutachten liegt vor, damit die Standsicherheit auf 30 Jahre gewährleistet ist und die öffentliche Sicherheit nicht gefährdet wird – im Gegenteil! Auf der Säule prangt jetzt der Schwur, den wir beim Zivilgesellschaftlichen Zapfenstreich gegen die AfD schwören wollten. Er stammt aus dem Jahr 410 v. Chr.“

Wir wollen jetzt nicht kleinkrämerisch fragen, wer sich im Jahre 410 vor Christi Geburt denn schon mit Schwüren gegen die AfD beschäftigt hat, sondern uns hier lieber um Inhalte kümmern. Also, was schwört man denn in der Sturmtruppe so gegen „den Verrat an der Demokratie“:

„Ich schwöre Tod durch Wort und Tat, Wahl und eigne Hand – wenn ich kann – jedem, der die Demokratie zerstört.“

Also die Großgesinnten mit ihrer Sturmtruppe wollen, dass man bei ihnen schwört, mit Wort, Tat und eigner Hand den Tod von jedem Menschen herbeizuführen, „der die Demokratie zerstört“? Würde man die Akteure des „Zentrums für Politische Schönheit“ für vollkommen zurechnungsfähig halten, müsste man von einem Mordaufruf sprechen. Oder geht’s hier nur ums schöner Töten für die Demokratie?

Wir müssen uns gar nicht den Rest einer guten Laune damit verderben, über das Demokratieverständnis dieser Sturmtruppler zu räsonieren. Es reicht, sich und die Geschichtsvergessenen daran zu erinnern, zu welchen Anlässen die Deutschen geschworen haben, durch Wort, Tat und eigne Hand aktiv am Tod anderer mitzuwirken.

Dieser Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de.

Foto: Pieterman

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Gabriele Klein / 11.12.2019

Werden diese Demos von der Regierung initiiert wie damals die AGITPROP hinterm Eisernen Vorhang auch? Wer bezahlt diese Leute und woher bekommen sie ihre Genehmigungen?  Ansonsten: Es wäre mir kein Tyrann bekannt der sich nicht als “demokratisch” und die “Nicht-Demokraten” zum Tode verurteilt hätte um die politische Schönheit zu erhalten.

Mike Loewe / 11.12.2019

Schon wieder 1. April? Schade. Hier sind ganz offenbar Leute unterwegs, die die Gesellschaft spalten wollen, und ihre Methodik haben sie sich wohl von den Islamisten abgeschaut. Massenhaft Islamisten, viele gutmenschliche “politische Schöngeister” und einige Rechtsextremisten ergänzen nun das ohnehin vorhandene Grundrauschen an Kriminalität. Eine dreifache Welle des Risikos verunsichert das Land dauerhaft. Bin gespannt, ob diese Mordaufrufe tatsächlich toleriert werden.

Werner Arning / 11.12.2019

410 v. Christi? Sturmtruppe? Sonderbetonkommando? Verrat an der Demokratie? Ich schwöre durch Wort und Tat? Seid ihr noch zu retten?

Dirk Jürgens / 11.12.2019

Bei dem Mordaufruf handelt es sich um den „Eid des Demophantos“, der 410 v. Chr. in Athen eingeführt wurde: Jeder Bürger musste sich eidlich verpflichten, bei sich bietender Gelegenheit jeden zu töten, der sich zum “Tyrannen” aufschwingen wollte oder zur Errichtung einer “Tyrannei” Beihilfe leistete. Diese Maßnahme wurde während des Peloponnesischen Krieges eingeführt, als sich Athen aufgrund übermütiger kriegerischer Aktionen in bedrängter außenpolitischer Lage befand und seine Bundesgenossenen erpresste. Es entstand eine Gesinnungsdiktatur im Namen der “Demokratie”, die längst in eine Pöbelherrschaft entartet war. Herr Ruch würde einen solchen Zustand für “politische Schönheit” halten. Prominentestes Opfer des Gesinnungspöbels war Sokrates, der 399 v. Chr. (elf Jahre nach Einführung des Eides) zum Tode verurteilt wurde und sich das Leben nahm.

Thomas Kneiss / 11.12.2019

Die schaffen es: Demokrat ist fast schon ein Schimpfwort, jedenfalls für die sich selbst als “Demokraten” Lobenden. Thomas Kneiss

Reinhold Schmidt / 11.12.2019

Könnte es jetzt auch als Kunstperformance gelten, wenn man analog zu dem neulich bei der Art Basel in Miami verspeisten Bananen-Objekt, das leistungsstärkste Tesla-Model an die Betonsäu!e binden würde, um es umzukippen, frei unter dem Motto “E-Power gegen die Betonköpfe der Klimawandelskeptiker”?

Lars Schweitzer / 11.12.2019

Manche Leute haben ja den Wunsch, von anderen umgebracht zu werden, vielleicht geht es Herrn Ruch ja auch so? Er zerstört also an der Demokratie herum in der Hoffnung, ihn möge zur Strafe dafür jemand richten? Oder wie soll ich das verstehen? Der Mann hat offenbar schwere Probleme, eigentlich bietet das Gesundheitssystem hier doch Hilfe an. Ab welchem Punkt kann man eigentlich von Eigen- und/oder Fremdgefährdung sprechen?

Marc Blenk / 11.12.2019

Lieber Herr Grimm, linke Faschistokraten, die einen auf Kunst und Moral mimen, ohne dass sie je die Muse geküsst hätte. Leute, die von Demokratie nicht mehr verstehen als Heinrich Himmler und Josef Stalin. Geistlose Geisteshaltungsverordner und Hassprediger, die sich bei ihrer inneren und äußeren Faschisierung keinesfalls auf ihre Großväter und Großmütter berufen können. Dafür sind allein sie selbst verantwortlich. Durch die Kombination aus der Politisierung und von ‘Kunst’, einem beängstigenden Hass und einer großen Portion authentischen Wahnsinns, sowie einer übersteigerten Moral und Hybris, hätte Goebbels ihnen den Status von Gottbegnadeten verliehen und sie zu wahrhaften Genies erklärt.

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