@Wilhelm Lohmar :”.... Während der Koalitionskriege und der Napoleonischen Kriege standen russische Truppen in der Schweiz und in Paris…” Ihre heutige Sicht auf die Dinge scheint sich von der “damaligen Sichtweise” nicht gross zu unterscheiden! Demgegenüber ist ja der Zugriff der Roten Armee 1945 (1. ukrainische Front unter Marschall Konew) auf Berlin regelrecht “Gegenwarts- Geschehen”! MfG
Na ja, gerade die Geschichtsverleugnung oder Vergessenheit in der Bundesrepublik, der EU hat uns in der Situation gebracht in der wir uns in den letzten Jahren befinden. Ohne Geschichte lässt nichts erklären und man kann Entscheidungen niemals an die Geschichte vorbeitreffen, sonst holt uns die Vergangenheit immer wieder nach. Ich glaube nicht, dass Putin sich jemals die Sowjetunion zurückgewünscht hat. Er wünscht sich die Grenzen des Sowjet Imperium zurück, nicht aber das primitive Leben im Kommunismus. Man kann nicht die Tatsache leugnen, dass der Osten der Ukraine überwiegend Russisch Orthodox und der Westen Katholisch zum Teil polnisch geprägt ist. Der angebliche Wunsch der Ukraine sich dem Westen zu nähern rührt aus dem Wunsch der EU beitreten zu wollen, um damit in den Westen zu ziehen. Die EU Osterweiterung hat Osteuropa bis ins markt zerstört. Wenn 4–5 Mio. Rumänen in den letzten 15 Jahren seit dem EU betritt in den Westen geflohen sind, dann hat nur verbrannte Erde zurückgelassen. Ähnlich sieht es in anderen Osteuropäische Staaten aus. Litauen, Lettland, Estland, aber auch die kleineren Staaten. Länder wie Polen ist im Vergleich nur wegen der Bevölkerungsgröße und der Nähe zur Bundesrepublik nicht zusammengebrochen. Aber im Ganzen hat man Osteuropa mit der EU zerstört. Man freut sich im Westen das, die jungen von dort weggehen und als Putzkräfte oder auf dem Bau hier arbeiteten und der Steuersack hier voll wird. Statt Osteuropa nach der Wende zu stärken, hat man China groß gemacht, indem man sie zur Werkbank der Welt gemacht hat. Die Ukraine wird nicht durch Putin zerstört, sondern durch die Aufnahme als Flüchtlinge im Westen. Es wird keiner Lust haben, dort Aufbauarbeit zu leisten. Auf diesem Wege muss es nicht mal in die EU. Die Leute können sogar leichter mit Vollversorgung als Flüchtlinge in die EU.
@Günter Schlag: Herzlichen Dank für Ihre Auflistung der “Prinzipien der Kriegspropaganda”. Aktuell zutreffend wie eh und je. Man kann die einzelnen Punkte mühelos, - ohne das ich hier Partei für eine Seite ergreifen will, in jeder Berichterstattung über den Ukraine-Krieg abhaken. Und wehe denjenigen die sich trauen hier dann den Finger zu heben mit dem Ausruf “Moment mal, das ist aber jetzt…” oder “Wie war das denn damals bei..” So was will man einfach nicht hören, es verwirrt nur die Leute und relativiert das aufgebaute Feindbild.
Leider wird auf der „Achse“ der Krieg weder durch Versuche einer nüchternen Berichterstattung, noch durch Versuche der distanzierten Analyse begleitet. Beinahe alle Autoren meinen wohl, eingestimmt in den allgemeinen Furor gegen Putin, moralischen Beweis über Beweis für ihren unerschütterlichen Freiheitswillen erbringen zu müssen. Kann man so und ähnlich überall hören und lesen. Schade das die „Achse“ zum Krieg in der Ukraine redaktionell so kläglich versagt.
Mal ein Gedankenexperiment. Man stelle sich (alles hypothetisch!) vor, in Deutschland gäbe es massenhaft Demonstrationen gegen die EU und für eine Eingliederung in eine Art Neo-GUS mit Russland. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des Bundeskanzlers, da sie in ihm eine Marionette Brüssels sehen, und ihm Wahlfälschungen vorwerfen (dreisterweise wurden an manchen Wahlkreisen Wahlbeteiligungen von 150% gemeldet). Dieser schickt die Sicherheitskräfte, und es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen an derem Ende dank tatkräftiger Unterstützung durch allerlei neonazistischer Gruppierungen die alte Regierung verjagt wird. Eine neue Regierung komt ins Amt, welche den Austritt aus der EU und NATO verkündet. Daraufhin marschiert Frankreich ins Saarland ein, um die dortige französische Minderheit zu schützen. Die neue deutsche Regierung erkennt das nicht an und schickt Waffen und Soldaten (vor allem besagte Neonazis) um die dortige deutsche Minderheit gegen die französische Armee zu unterstützen. Sieben Jahre vergehen. Deutschland wurde in der Zwischenzeit massiv von Russland aufgerüstet. Das Land ist in dieser hypothetischen Welt in der Hand von sechs Oligarchenfamilien, die Medien, Wirtschaft und Politik kontrollieren und durch korrupte Geschäfte mit den Russen enorm profitieren. Einer von ihnen, Besitzer der größten TV-Kette und Zeitungsmogul, hat die brillante Idee einen beliebten Schauspieler, welcher in seiner TV Serie einen sympathischen Bundeskanzler spielt, zum neuen Kanzlerkandidaten zu machen. Mit Erfolg. Der neue Kanzler verbietet, kaum im Amt, das Nutzen der französischen Sprache, lässt viele Oppositionelle verhaften und erklärt in einer Sonderkonferenz in Minsk in einer gegen Frankreich gerichteten Rede vor Lukaschenkow und Putin, dass er so schnell wie möglich der Neo-GUS beitreten will. Desweiteren kündigt er an sein Land werde sich nun atomar bewaffnen. Preisfrage: wie würde Frankreich, die EU, die USA und die NATO reagieren?
@Detlef Fiedler: “Haltung ist alles” Das Credo jeder Ideologie, ob brauner, roter oder grüner. Es erspart sich selbst das mühselige Befassen mit der Realität, die ganz unideologisch daherkommt, und ersetzt gegenüber abweichenden, nicht ins Bild passenden Meinungen und Erkenntnissen die nicht vorhandenen Argumente. Das ging gestern bei einem User soweit, dass “im Angesicht des Putin-Krieges” es unfassbar sei, ein Thema wie Sex hier, auch nur ironisch, überhaupt zu einem Beitrags-Thema zu machen. Diese “Haltung” erzeugte bei mir ein riesiges Schuldgefühl. Die Zeit unserer Flitterwochen fiel in den Vietnam-Krieg. Schlagartig wurde mir nun gestern bewusst, dass wir möglicherweise in unserer Hochzeitsnacht Sex hatten, während die Amerikaner zur gleichen Zeit vietnamesische Zivilisten im Napalm-Feuer verglühen ließen. Wie kann ich jetzt noch Haltung bewahren?
@María José Blumen: Leider hat die Achse mittlerweile eine Leserschaft, die sich aufgrund persönlicher Ansichten anmaßt, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein und sich allen anderen moralisch und intellektuell überlegen fühlen zu können. Wenn Sie es nicht aushalten, dass es noch Menschen mit anderen Ansichten gibt und die Welt nicht nur Schwarz und Weiß ist, frage ich mich wirklich, warum Sie überhaupt Achse lesen.
@Günther Probst: Sie scheinen sich die Geschichte aber auch wie im Pipi Langstrumpf-Verfahren zurecht zu legen, wie es Ihnen gerade gefällt: “...Im Gegensatz zum 2. Weltkrieg, in dem die Russen den Krieg in ihrem Gebiet hatten,” Nein - Die Sowjetunion hat den Zweiten Weltkrieg geflissentlich im Oktober 1939 mitgestartet, als sie in die Osthälfte Polens gemäß dem Ribbentrop-Moltov-Vertrag einmarschiert ist. Interessanterweise haben Großbritannien und Frankreich als Schutzmacht Polens der Sowjetunion nicht den Krieg erklärt. Dort - in der Osthälfte Polens - haben dann sowjetische Politkommissare die polnische Intelligentia zusammengetrieben und - wie z.B. in Kartyn - nach Massenerschießungen in Massengräbern verscharrt. Kartyn war eben kein NAZI-Verbrechen, wurde aber von den NAZI-Verbrechern propagandistisch ausgeschlachtet, um den eigenen - deutschen - Massenmorde zu verschleiern. Ab Dezember 1944 hat die Sowjetunion auch nicht mehr “den Krieg im eigenen Land” geführt, sondern ist in fremde Länder vorgedrungen und einmarschiert: Deutschland/Ostpreußen, (sie waren schon in Polen), Ungarn, Tschecheslowakien, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, Nordgriechenland. Zu guterletzt haben die Sowjetunion im Sommer 1945 Japan den Krieg erklärt und haben die Nordjapanischen Inseln annektiert, die heute immer noch “russisch” sind. Letzteres ist dem verlorenen russich-japanischen Krieg von 1905 geschuldet, aber eben nicht entschuldigt.
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