@Gudrun Meyer - in manchen Punkten stimme ich gerne zu, aber die Sache ist komplexer. Doch in einem Punkt irren Sie sich grundlegend: der Westen Deutschlands ist NICHT westeuropäisch, sondern deutsch, und durch und durch deutsch - d.h. hoffnungsloses Krähwinkel, mit einer völligen Unfähigkeit, auch nur 20km über den eigenen Landkreis hinaus zu denken. Schauen Sie sich nur die dummen Menschen im Ahrtal an, die in den letzten Wahlen die sie betrügende und im Stich lassende Nomenklatura ohne Zögern wieder wählten. Der hier oft kommentierende Johannes Schuster und auch ein Vorposter hier zum Artikel verweisen zu Recht auf tiefe sozialpsychologische Defekte der (West)Deutschen. Sie sind vollkommen infantil, ja eigentlich psychisch selbst der Säuglingsphase nicht wirklich entwachsen.
Warum immer wir, fragt die Autorin. Weil wir in der Mitte liegen, außerdem das wirtschaftsstärkste (und auch in vielen anderen Bereichen innovativste und produktivste) Land sind - wer Deutschland beherrscht, beherrscht Europa, und damit fast auch automatisch die eurasische Landmasse, sowie den produktivsten, innovativsten Kontinent überhaupt. It´s the Great Game, nur in Deutschland will das keiner wissen.
“Warum eigentlich immer wir?” Deutschland war schon immer ein Obrigkeitsstaat, dessen Wurzeln weit zurückreichen. Deutschland war noch nie ein wirklich liberaler, bürgerlicher Staat. Auch die beiden großen Katastrophen - die verlorenen Weltkriege - konnten den Obrigkeitsstaat nicht wesentlich erschüttern. ++ Das sehr spezielle deutsche Beamtentum - ein Relikt des Absolutismus - verläuft quer durch alle staatlichen Institutionen hindurch und hat alle Schlüsselstellungen in der Hand, insbesondere in der Justiz und in den Sicherheitskräften. Damit wird eine wirksame Gewaltenteilung unterlaufen. ++ Eine ähnliche Wirkung entfaltet das vermurkste, komplizierte Wahlrecht und die systematischen Vorteile des ÖD bei der Besetzung der Legislative (privilegierte Freistellungen für politische Tätigkeiten). Ein einfaches Mehrheitswahlrecht (Personenwahl) mit der zusätzlichen Möglichkeit echter Volksentscheide wäre m.E. nach viel besser, da u.a. der staatsrechtliche Sonderstatus von Parteien überflüssig wird - das ganze System wird einfacher. In Summe führt das deutsche System führt zu einer systematischen Verfilzung (bzw. Verzahnung, Verschränkung) von Exekutive, Legislative und Justiz - es entsteht ein absolutistischer, autoritärer Staat. Monströse, zwangsfinanzierte Staatssender und eine korrumpierte private Presse, die durch zahlreiche Zensur-Paragraphen kontrolliert bzw. massiv eingeschränkt wird, führen zu einer Gleichschaltung der Berichterstattung. Letztendlich ensteht ein Klima in dem Scheinheiligkeit, Lügen, Feigheit und Unterwürfigkeit gedeihen.
Tja. Es ist der Kain. Dieser wird als fleißiger Schmied bezeichnet, kann Werzeug und zimmern. Nein, das haut gar nicht hin, denn eher ist es der Intellektuelle, gern auch mal der Akademiker generell. Und immer scheint eine Richtung dort ausgeprägter zu sein. Es muss Angst sein. Angst, das Falsche zu sagen, Angst, keiner Gruppe anzugehören, Angst, allein zu sein. Es ist letztlich der Angstbürger im Deutschen, der es möglich macht. Auch der Kadavergehorsam. Eine Résistance wie im Frankreich des Zweiten WK ist hier fast undenkbar. In Frankreich ist es fast ein Adelsmerkmal, auch Ungehorsam zu können. Der Staat wird, wie auch in Italien, mit Misstrauen betrachtet, Regierungen regelmäßig abgewählt. Und noch etwas: Zweifellos haben englischsprachige Medien und vielleicht auch französischsprachige (Karibik, Kanada, Réunion, Westafrika, Libanon) ein größeres Einzugsgebiet und kratzen möglicherweise nicht an der Pleiteklippe entlang, was sie unabhängiger macht von staatlichen Transfers. Vielleicht ist man auch stolz auf seine Geistesgrößen, wenn sie mit Argumenten kommen und ihre Ansichten belegen können. Nur in Deutschland wird Hass und Neid auf geistige Überlegenheit geschürt, aber niemand weiß, warum dies in der Presse funktioniert. Es macht übrigens überhaupt kein Selbstbewusstsein, wenn man nicht mit Gegenrede umgehen kann, und manchen Menschen merkt man das inzwischen an. Auf der Straße ist man froh, dass kein Baseballschläger in der Nähe steht. Die Aggression bei den Einheitsmeinlingen nimmt zu.
D liegt geopolitisch ungünstig. Kein größerer Konflikt irgendwo in Europa konnte D jemals egal sein, und oft gab es unmittelbare Konflikte mit Nachbarn. D ist ein eher kleines Land, an das zehn Nachbarländer grenzen. D und seine Nachbarländer sind dicht bevölkert. Zoff ist in so einem Fall eher die Regel als die Ausnahme, geht mal von dieser, mal von jener der elf Seiten aus, und er prägt die nationale Mentalität. Seit dem 30-jährigen Krieg ist eine tiefe German Angst hinzugetreten, und eine diffuse, kollektive Angst fördert wie kaum etwas anderes kollektivistische Tendenzen und die Neigung, sich beschützt zu fühlen, eben weil das Regime einen herumkujoniert. Ramin Peymani nannte diese Tendenz auf achgut “Geborgenheit im eigenen Stockholm-Syndrom”, und ich fürchte, dass er da etwas sehr Tiefes und Wichtiges erkannt hat. Außerdem scheint die aktuelle, dt. Journaille ganz besonders intolerant und machtgierig zu sein. Dass Merkel sich spätestens 2011 komplett von der veröffentlichten Meinung abhängig gemacht hat, war nicht nur der Untergang der “eigentlichen” Politik in D, sondern auch der relativen, medialen Unabhängigkeit. Seither regiert ein polit-medialer Komplex, der keine Verantwortung übernimmt, jede verrückte Idee hemmungslos umsetzt, sich permanent lächerlich macht, aber bedingungslosen Gehorsam fordert. Für das “warum immer wir?’” spielt vielleicht auch der mentale Bruch längs durch D eine Rolle. Der Westen ist mental westeuropäisch, der Osten fast russisch.(Auch deshalb ist Putin dort beliebt. Stalin war eine krankhafte Abweichung von der russischen, Hitler von der west- wie ostdeutschen Norm, aber Putin ist eher die russische und die ostdeutsche Norm, und damit für viele Ossis automatisch respektabel). Für sich allein muss der mentale Bruch keine besonderen Folgen haben, aber zusammen mit den anderen angreifbaren Stellen in der dt. Mentalität ist es eben doch ein Risikofaktor.
Einigkeit und Recht und Freiheit. Einigkeit steht in Deutschland immer an erster Stelle. Die Freiheit kommt zum Schluss. Sollte nicht vor der Einigkeit die Freiheit der kontroversen Diskussion stehen, um danach zu einer Einheit führen zu können?
Nachtrag : Neigungen zur Hybris, nicht zufaellig gepaart mit einem notorischen Minderwertigkeirskomplex, die Apotheose der Polit - oder besser Projektionsfiguren und die Gleichheit ueber und vor Allem, von der vergoettlichten Fuehrerin und ihrer Elite natuerlich abgesehen. Der Nachbar sollte keine 5 Euro mehr besitzen, die Machthaber und ihre Helfer, gerne auch die weitgehend voellig untalentierte Prominenz, duerfen sich “verdientermassen” hingegen alle Privilegien dieser Welt beschaffen. “Demokratie” a la Sch’land.
Angesichts des begrenzten Textes einige eher Stichworte : Die psychopathologische, neurotische Verfasstheit, beginnend und getriggert nach 1945 (Schuldkult, Suendenkult, Erloesungswahn, Bußsehnsucht etc), eine Art fanatische Besserwisserei, die naturgemaess dann im - und explodiert, wenn die anderen nicht mitmachen, der romantizierende Idealismus, zwangsläufig mit einer ebenfalls ueber steigerten Realitaetsverweigerung und Verklaerungsattitueden verbunden, Selbsthass, wohl auch aufgrund der (irrealen) Verklärung des Anderern/Fremden, das immer noch lebendige (Merkel und Co) Erbe des Protestantismus und seiner sehr speziellen “(Pflichten)Ethik und Rigiditaet, die ungelöste Spannung zwischen Hedonismus und” schlechtem Gewissen”, das bestenfalls gebrochene Verhaeltnis zu Freiheit (individ. Verantwortung) und Nation, die (getriggert) “Rechtsneurose”, die dazu fuehrt, dass allein die(falsche) Bezeichnung “rechts” voellig irrationale Abwehrreaktionen erzeugt, das neurotische Verhaeltnis zum Konflikt oder Streit oder die neurotische Sehnsucht nach “Harmonie” oder “Ein meinung”, eine Neigung zu Extremen, im oeffentlichen wie auch im privaten (“am Hals oder unter dem Stiefel” ), inzwischen sehr ausgeprägte infantile und narzisstische Stoerungen, die zwangsläufig die objektiv “Falschen” waehlen, an die Macht bringen und bewundern lassen. Ein Teil davon gilt, mitunter aber abgeschwächt, auch fuer andere westliche Gesellschaften und zeigt hier übergreifende psychokulturelle Entwicklungen. Ein weiter Teil ist allerdings typisch, vor allem auch in seiner hierzulande immer extremen Ausformung. Extreme sind hierzulande besonders faszinierend, wenn sie als “Mutti” oder nun im “Cocktailkleid”, ggf auch als wuscheliger Kinderbuchautor daherkommen. Da gibt es kein Halten und erst Recht keine rationale Prüfung mehr.
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