Wolfgang Röhl / 27.10.2022 / 12:00 / Foto: Willy Pragher / 43 / Seite ausdrucken

„Pressevielfalt“? Gebt uns eine wie im Kaiserreich!

Die Pressefreiheit sei die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten, kritisierte ein Publizist vor Jahrzehnten. Kehrten solche Zeiten doch wieder! Heute diktiert eine Handvoll Netzwerke, was auf dem Großmarkt der privaten Medien gehandelt wird. Sogar im Kaiserreich war die Presse diverser.

Ob es wohl noch Leute gibt, die sich an den berühmtesten Satz von Paul Sethe erinnern? Nicht viele, vermutlich, da kaum noch jemand diesen einstmals prominenten Publizisten (1901–1967) kennen dürfte. Er war, wie mancher seiner Klasse und Profession, als Schreiber zeitweise ein bisschen nazi. Schaffte es nach dem Krieg dennoch (oder womöglich auch deshalb) in die Beletage des neuen westdeutschen Zeitungswesens. 

Wurde einer der Gründungsherausgeber der F.A.Z., trat bald wegen Adenauers Westbindungskurs zurück, dem seine Mitherausgeber sekundierten. Schrieb dann für die Welt, die Zeit, den Stern. Immer der konservative Knochen. Harter Blick, strenges Geistesgeschirr, wenn man Fotos von ihm küchenpsychologisch interpretieren möchte. Sethe war eine Gestalt. Ein Mann aus seinen Zeitläuften, gewiss. Auf jeden Fall aber ein großer Stilist.

Nun zum Satz, der ihn erinnerungsmäßig überlebt hat. Der stand in keinem seiner Essays, in keinem Artikel, sondern in einem Leserbrief, den Sethe zwei Jahre vor seinem Tod dem Spiegel geschickt hatte. Der Satz lautet:

„Die Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“

War das nicht unerhört? Jedenfalls so noch nicht gehört – nicht aus dem Mund eines dezidiert Konservativen.

Anzunehmen ist, dass der publizistische Profi Sethe mit Pressefreiheit recht eigentlich Pressevielfalt meinte. Die theoretische Freiheit, etwas zu veröffentlichen, stand ja in der Bundesrepublik nie zur Debatte. Es ging um die Frage, wer dazu praktisch in der Lage war.

Es sind die Produktionsmittel, stupid!

Was für ein Affront, dieser Spruch. Im Jahre 1965 waren die meisten Zeitgenossen, wenn man vom jungen, linken, die „Bewusstseins-Industrie“ elegant dekonstruierenden Hans Magnus Enzensberger absah, grosso modo der Ansicht, in einer vielfältigen, buntdurchmischten Medienlandschaft zu leben. Hier konnten Familien Kaffee kochen, hier fand jeder Topf einen Deckel, oder? 

Sethes Satz wurde seither immer wieder zitiert, wenn es darum ging, wie eine Meinung in einem Kopf entsteht. Natürlich wurde er besonders von Linken zitiert. Es sind die Produktionsmittel, stupid! Der Linken gefiel die Sentenz auch deshalb so gut, weil sie damit einen unverdächtigen, „rechten“ Kronzeugen für ihre Ansicht hatte, der Kapitalismus habe sich auch die Hirne der Menschen angeeignet, vernebele sie nach Kräften für seine schändlichen Zwecke.

Es wurde nie richtig klar, wen Sethe mit den zweihundert Reichen eigentlich gemeint hatte. Die Verleger von Überregionalen, regionalen, lokalen Blättern, welche damals sämtlich noch voll im Ertragssaft standen? Gefürchtete Magazinmacher wie Rudolf Augstein, hemdsärmelige Illustriertenbosse wie Henri Nannen? Gewiefte Intellektuelle? Männer hinter kleinen, aber hochkarätigen, manchmal sehr einflussreichen Kulturperiodika wie Der Monat? In letzterem Fall hätte der Begriff „reich“ die Sache ebenfalls getroffen. Der Monat war, wie sich später herausstellte, eine großzügig subventionierte, durchaus wirkungsmächtige Unteragentur der CIA.

Der Staatsfunk war mal eine ziemlich liberale Veranstaltung

Nehmen wir mal an, dass Sethe recht hatte. Dann hätten zweihundert Betuchte anno 1965 eine Presselandschaft beackert, die ziemlich divers gesät war. Welt und Frankfurter Rundschau standen sich auf Augenhöhe gegenüber. Neben dem mählich nach Backbord driftenden Stern lag am Kiosk die fast ebenso auflagenstarke, deutlich konservativere Quick.

Es gab Unikate wie Spiegel und Bild, politisch Lichtjahre auseinander. Wobei sogar die – auf Bundesebene übermächtige – Bild an verschiedenen Standorten starke Boulevard-Konkurrenten hatte, etwa die SPD-nahe Hamburger Morgenpost, den ebenfalls sozenaffinen Kölner Express oder die linksliberale Abendzeitung aus München. Und auf dem weiten Feld der Regional- und Lokalanzeiger tummelten sich manchmal skurrile Erscheinungen.

Kleine Citizen Kanes, die sich in ihrem begrenzten Ruhm sonnten und gelegentlich mit den Matadoren der örtlichen Politik heftig zankten. Von diesem Geist ist nichts, null, verblieben. Lokalblätter plappern heute nur mehr nach, was die Landespolitik vorgibt. Nie wurde das so deutlich wie während der Pandemie.

Was mich betrifft, so wäre ich nicht unglücklich, würden zweihundert meinetwegen auch reiche Leute auferstehen und sich der Presse bemächtigen. Jene Presse, die sich immer noch tapfer als eine auf eigenes Risiko wirtschaftende versteht, obwohl sie zunehmend am Staatstropf hängt. Vom staatlich („öffentlich-rechtlich“) verordneten Radio und Fernsehen soll hier nicht die Rede sein. Sethe hatte das private Mediengeschäft kritisiert. Der Staatsfunk war zu seiner Zeit, man mag es kaum glauben, noch eine ziemlich liberale Veranstaltung.

Käseblätter legen sich den Anschein von vollwertigen Zeitungen zu

Heute kommt der größte Teil der veröffentlichten Nachrichten, die nicht aus dem lokalen Ameisenbereich stammen („Ist ein ungünstig gelegenes Bushäuschen besser als gar keins?“), von wenigen Zentralredaktionen und Agenturen. Dass Meldungen der Deutschen Presse Agentur, leicht umformuliert oder pur, mit dpa-Kürzel am Schluss oder auch ohne Quellenangabe, einen großen Teil dessen ausmachen, was Radio, Holz- und Internetmedien bringen, ist ein alter Hut. 

Ebenso, dass unterschiedliche Lokalzeitungen gewöhnlich in ein und denselben Zeitungsmantel eingewickelt sind. Sie waren selbstredend immer außerstande, eigene Korrespondenten in der Hauptstadt zu unterhalten, Theaterpremieren in den Metropolen zu besuchen oder Auslandsreporter zu beschäftigen. Also produzieren zentrale Redaktionen für sie einen Mantelteil aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Womit die Käseblätter sich den Anschein von vollwertigen Zeitungen zulegen. 

Beispiel aus meinem Beritt: Die Redaktionsgemeinschaft Nordsee beliefert außer der Nordsee-Zeitung sechs weitere Kunden in der Region. Heißt, sämtliche Blätter im Elbe-Weser-Dreieck servieren im überlokalen Teil denselben Brei aus Bremerhaven. Das hat eine lange Tradition, war nie sehr weit entfernt von DDR-Verhältnissen.

Zentralredaktionen sorgen für Reichweite

Relativ neu hingegen ist der Vormarsch der Zentralredaktionen. Die verschachtelte Funke-Mediengruppe, hervorgegangen aus der mit der nordrhein-westfälischen SPD verfilzten WAZ-Gruppe, betreibt seit 2015 in Berlin eine Zentralredaktion. Welche sämtliche Medien des Konzerns „mit Inhalten versorgt“, wie eine lustige Formulierung besagt. Funke gewinnt dadurch ständig Medienmacht hinzu. Politiker, Wirtschaftsgrößen und Promis können mit einem einzigen Interview oder durch geleakte Infos massenhaft Menschen erreichen. 

Für kleine, konzernunabhängige Spieler dagegen wird die Luft immer dünner. Wer wird schon, sagen wir, dem Cicero ein Interview geben oder ihm etwas durchstechen, wenn er mit demselben Zeitaufwand auf einen Schlag fünfzigmal so viele Leser bekommt? Wenn ein Satz, den der Interviewte unbedingt streuen wollte, tatsächlich dank eines Netzwerks subito quer durchs Land rauscht?

„Es gibt keinen Mangel an Vielstimmigkeit, aber Vielstimmigkeit darf nicht mit Vielfalt verwechselt werden“, hatte mal Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, bemerkt. Für das Haupt einer Sendergruppe, welcher selber die Vielfalt abhanden kam, eine erstaunliche Erkenntnis. 

RND beliefert fast 60 Zeitungen mit Politik & Gedöns

Die zweite Krake im deutschen Medienpool heißt RND. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland sitzt in Hannover und beliefert fast 60 mittlere und kleine Zeitungen mit Politik & Gedöns. Auch das RND wird mittlerweile sehr oft zitiert, bildet eine Medienmacht, die anderen die Luft abschnürt. RND kriegt so gut wie jeden, den es interviewen will. Wer die üblichen Worthülsen auswerfen will, fliegt auf dieses Netzwerk.

Die Redaktion in Hannover gehört zum Medienkonzern Madsack. Die größte Kommanditistin des Konzerns ist – Überraschung! – die gute alte SPD mit 23,1 Prozent. Sie hält die Anteile über die „Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft“, ein überkommenes Medienbeteiligungsunternehmen der Partei. Über deren Interesse an Zeitungen gab einst Inge Daniel-Wettigmeier, langjährige SPD-Schatzmeisterin, freimütig Auskunft (zitiert nach der Neuen Zürcher Zeitung): „Auch dort, wo wir nur 30 oder 40 Prozent haben, kann in der Regel nichts ohne uns passieren.“ 

Paul Sethe hätte nicht bloß von reichen Leuten, sondern auch von reichen Gruppierungen sprechen sollen. 

Wie eine Karikatur der herrschenden Verhältnisse wirkt da ein Foto, das bei einem Festakt zum 125-jährigen Madsack-Geburtstag entstand. Gerahmt von zwei Managern des Konzerns lächeln die Genossen Stephan Weil (Ministerpräsident von Niedersachsen) und Frank-Walter Steinmeier (Bundespräsident) in die Kameras. Natürlich fand das Bild in allen Medien statt, die Madsack bespielt. 

Internet-Schrottsammelstelle T-Online

Ein weiterer Nagel am Sarg der vielbeschworenen Meinungsvielfalt ist das Portal T-Online, das seit 2015 dem Werbevermarkter Ströer Media gehört. (Ströer ist jene Firma, die deutsche Innenstädte mit flackernden Billboards verschandelt.) Ursprünglich gehörte es zur Deutschen Telekom, und man darf darauf wetten, dass viele der Nutzer glauben, bei einem Ableger der Telefonfirma gelandet zu sein. 

Dabei ist T-Online eigentlich nur eine typische Internet-Schrottsammelstelle, wo schlecht bezahlte Onlineschrubber unablässig Müll übereinanderschaufeln, von Nachrichtensurrogaten („Die rätselhaften Todesfälle russischer Wirtschaftsbosse“) über Promiquark („Michelle Hunziker: Zurück zum Ex?“) bis zu Dog-Content („Fünf Dinge, die Hunde gar nicht leiden können“). 

Da das Portal geistig barrierefrei und zudem durchgehend kostenlos ist – Ströer geht es vor allem um Reichweite –, zählt es zu den meistgeklickten „redaktionellen Medienmarken“, zusammen mit den Onlineangeboten von Bildn-tvWelt und Focus. Es erreichte schon 2017 fast 30 Millionen Menschen im Monat, Tendenz immerfort steigend. So strunzdoof es zumeist auch anmutet, ideologiefrei ist es keineswegs. T-Online-Chef Florian Harms war Leiter von Spiegel Online, bis er sich mit den Hamburgern über redaktionelle Strategien verkrachte und bei Ströer sein eigenes Ding aufzog. 

Ein Leuchtturm der Einfalt, die sich als Vielfalt ausgibt

Hier leitartikelt er rauf und runter, faul ist er nicht. 

Die neue italienische Regierung ist ein „Horrorkabinett“, die „Erderhitzung“ hat „verheerende Folgen“, „Impfungen schützen“. Achtung, Deutschland stehen schwere Zeiten bevor, denn: „Gegner der Corona-Regeln, Reichsbürger, AfD-Dumbatzel, selbsternannte Freiheitskämpfer und Verschwörungsapostel verbünden sich mit Esoterikern, Frustrierten und Ewigempörten und blasen zum Kampf gegen den Staat.“

Harms schwimmt perfekt mit dem Medienmainstream, nimmt dafür aber den Usern erfreulicherweise kein Geld ab. Das macht den Erfolg von T-Online aus. Der Branchendienst Kress ernannte ihn Anfang 2022 zum „Chefredakteur des Jahres (Digital)“. Begründung: Harms habe „dem Vergnügungsdampfer T-Online ein Oberdeck hinzugefügt, auf dem politisch relevanter Journalismus einen festen Platz hat.“ 

Der nächste Preis der „Bundeszentrale für politische Bildung“ gebührt fraglos dem relevanten Unterhaltungsdampferkapitän Harms. Der Mann ist, um das Zitat des oben erwähnten Intendanten fortzuschreiben, ein Leuchtturm der Einfalt, die sich als Vielfalt ausgibt.

Harter Meinungskampf im Reich von Wilhelm Zwo

Ach, man könnte sich die Weimarer Republik zurückwünschen, wenn man unsere Medienlandschaft anschaut. Oder gleich das Kaiserreich? Eine „starke und sehr freie Presse“ habe es da gegeben, konstatierte mal Deutschlandfunk Kultur. Tatsächlich gab es 1891, drei Jahre nach Beginn der Regentschaft von Wilhelm II., bereits 2.586 Blätter. Bis 1914 stieg die Zahl auf 3.716 an. Und nicht eines dieser Presswerke wurde von Content-Schleudern befüttert. Ein Mantel war damals bloß ein Kleidungsstück. 

Jede Partei, jede wirtschaftliche Gruppierung, jede religiöse und kulturelle Strömung gab Organe heraus, in der eigene Interessen vehement vertreten wurden. Da wurde argumentiert, polemisiert, recherchiert, denunziert, verklärt und entzaubert; schmutzige Wäsche an Licht gezerrt, Politiker zum Rücktritt getrieben

Der Meinungskampf war weitaus härter als das, was heutzutage unter den Wieselbegriff „breiter gesellschaftlicher Diskurs“ fällt. Dessen Bandbreite in Wahrheit sehr schmal geworden ist. 

Wegen Majestätsbeleidigung attackiert und gerade deshalb erfolgreich

Spätestens ab 1890 war auch der Kaiser nicht mehr sakrosankt. Wurden Blätter wegen Majestätsbeleidigung für ein Weilchen verboten oder freche Redakteure eingebuchtet, schossen die Auflagen hernach in die Höhe. Die Spiegel-Affäre, Rudolf Augsteins Himmelsgeschenk, sie hatte frühe Vorläufer.

Der Historiker Christopher Clark beschreibt in seiner Wilhelm II.-Biografie ausführlich auch die Rolle der Presse im Kaiserreich. Clark steht seit seiner etwas anderen Analyse der Vorläufe der Ersten Weltkriegs auf der Shitliste von den – zumeist sozialdemokratisch grundierten – Anhängern der These, Deutschland sei allein oder hauptsächlich schuld am Krieg gewesen. 

Vielleicht mit ein Grund, warum er einer Stelle seines epischen Wilhelm II.-Werkes eine kurze, spitze Bemerkung einschiebt, wie beiseite gesprochen. Die Meinungsvielfalt, so der australisch-stämmige, in England lehrende Clark sinngemäß, sei in der Wilhelminischen Ära zeitweise wohl größer gewesen als im Deutschland der Gegenwart. 

Interessante Betrachtung. Darauf wäre sogar ein Erzkonservativer wie Paul Sethe wohl nicht gekommen.

Foto: Willy Pragher CC BY 3.0 via Wikimedia

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Jakob Mendel / 27.10.2022

Sehr geehrter Herr @Thomas Taterka, Sie haben insofern sicher recht, als Heinrich Manns „Untertan“ im Kaiserreich in Manns Schublade blieb. Dennoch denke ich, daß ein pauschales „Kaiserreich , Pressefreiheit ? - Schmonzes !!!“ nicht den Nagel auf den Kopf trifft. So schreibt Victor Klemperer (1881–1960), also ein Zeitgenosse: „Sehr ähnlich herrschte unter Wilhelm II. offiziell noch absolutistische und moralische Strenge, es gab gelegentliche Prozesse wegen Majestätsbeleidigung oder Gotteslästerung oder Verletzung der Sittlichkeit. Aber der wahre Beherrscher der öffentlichen Meinung war der ‚Simplizissimus‘. Durch kaiserlichen Einspruch kam Ludwig Fulda um den Schiller-Preis, der ihm für seinen ‚Talisman‘ verliehen worden war; aber Theater, Presse und Witzblatt leisteten sich hundertmal schärfere Kritiken des Bestehenden als der zahme ‚Talisman‘. Und in der unbefangenen Hingabe an jede aus dem Ausland stammende geistige Strömung, und ebenso im Experimentieren auf literarischem, philosophischen, künstlerischem Gebiet, war man auch unter Wilhelm II. unbehindert. Nur in den allerletzten Jahren des Kaisertums zwang die Notwendigkeit des Krieges zur Zensur. Ich selber habe nach meiner Entlassung aus dem Lazarett lange Zeit als Gutachter für das Buchprüfungsamt Ober-Ost gearbeitet, wo die gesamte für Zivil und Militär des großen Verwaltungsgebietes bestimmte Literatur nach den Bestimmungen der Sonderzensur durchgesehen wurde, wo es also um einiges strenger zuging als in den Inlandzensurstellen. Mit welcher Weitherzigkeit wurde hier verfahren, wie selten wurde selbst hier ein Verbot ausgesprochen!“ („LTI“, Kap. III „Grundeigenschaft: Armut“) – Und ist nicht Karl Kraus, der von April 1899 bis zum Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie 498 Nummern seiner „Fackel“ veröffentlichen konnte, selbst geradezu ein Kronzeuge für die damalige Pressefreiheit?

Detlef Rogge / 27.10.2022

Ich lese nur noch Yellow-Press, da bin ich immer allseits informiert. Investigativer Journalismus vom Feinsten. Immer neue Skandale im Hochadel, verarmter Prinz als Heiratsschwindler, oder jetzt endlich aufgedeckt, das dunkle Geheimnis der Grafen Pumpelwitz . Immer ganz exklusiv und knallhart, da weiß man, was man hat. Zur Kurzweil auch noch viele Rätsel. Daran hat der Autor natürlich nicht gedacht.

Hermann Sattler / 27.10.2022

Wenn die MSM von der Staatsgeld-Pumpe abgetrennt werden, fallen sie in die Bedeutungslosigkeit. Ihre Auflagen fallen, die Anzeigenkunden brechen weg, an den Kiosken bleiben die teuren Retouren liegen. Dsbzgl. sind die Menschen in D anscheinend aufgewacht: Abos kündigen, keine Anzeigen schalten, nichts am Kiosk kaufen. Keine StaatsTV einschalten(ja, die wissen genau und messen dies auch) weniger Einschaltquoten, weniger Werbespots, weniger Einnahmen. Und das ganze mal 20 Mio Teilnehmer: passt genau, noch ein Frostwinter dazu! Wir sind nicht wehrlos, Kunden oder solche, die kündigen haben in der Masse ein hohes Machtpotential, man muss es nur richtig gemeinsam nutzen. Die kann man nur an einer Stelle packen, und das ist der Geldbeutel. Wohlan, mitmachen!

Manfred Hoffmeister / 27.10.2022

@Stefan Ahrens “Obwohl Menschen in Ost-Berlin die Meldungen der freien Presse täglich lesen konnten, lebten dort überwiegend strame Marxisten.” Nicht nur den Ostberlinern war die freie Presse zugänglich (W-Radio/Fernsehen!). Sie müssen offensichtlich “Wessi” sein, wenn Sie so argumentieren. Wieso haben dann diese mehrheitlich “strammen Marxisten” zumeist fast ausschließlich Westfernsehen genutzt, haben sich in s.g. “Gaus’schen Nischen” zurückgezogen und die Wende ‘89 hervorgebracht? Die allermeisten waren eben nicht SED-Mitglieder und haben den zwangsunterrichteten Maxismus-Leninismus gehasst. Diese westdeutsche Argumentation “Mit uns hätte man das nicht machen können” zeigt sich aktuell als haltlos, wenn man sieht, was sich, inbesondere im westlichen Teil, der Deutsche wieder alles gefallen lässt.

Andreas Bitz / 27.10.2022

Bitte nicht die unsägliche Rolle der Propagandaagenturen (dpa u.a.) und reichweitenstarken web-Anbieter (gmx, web.de) verdrängen.

S. Andersson / 27.10.2022

Presselandschaft…. Meinungsvielfalt… Herrlich! You made my day. Früher gab es Artikel und die wurden dann auch auf der Strasse, bei Festen diskutiert. Das alles ist rum… nix hört man mehr ausser Dummes Zeug. Es interessiert sehr viele nicht mehr. Meinung macht man in meiner Welt nicht mehr damit. Zu viel geistiger Durchfall der max dazu dient die Zeit tot zu schlagen. Da sind die ach so geilen, woken Dünnbrettbohrer selber dran Schuld. Geht Pleite und die Welt wird wieder ein wenig schöner.

Horst Jungsbluth / 27.10.2022

Alles, was mit dem weiten Bereich “Medien” zu tun hat, ist ein Riesenschwindel, bei dem aber gut verdient wird. Da wird geheuchelt und moralisiert, was das Zeug hält und wenn sich, wie nach dem Fall der Mauer herausstellt, dass die Stasi oft die Feder geführt hat, dann wird rasch der Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet und das Gift der Diffamierung versprüht. Alles Rechte und damit Faschisten! Man macht sich leider auch viel zu wenig Gedanken darüber, dass jene, die sich von der Verbrecherbande Stasi bezahlen liessen, auch bei anderen Kriminellen die Hände aufhalten, wenn es sich lohnt. Es geht übrigens in Deutschland nicht nur um “getürkte” Berichterstattung, sondern vor allen Dingen auch um Verhinderung von Tatsachenberichten, wenn diese einigen nicht in den Kram passen. Als ich dem damals ziemlich neuen “Focus” über die Verbrechen des Berliner SPD/AL-Senats berichtete, da sandte die Chefredaktion die entsprechenden Unterlagen an ihren Korrespondenten in Berlin, der mich abschlägig beschied: Kein Interesse: Nach Jahren stellte ich dann fest, dass es bei diesem Eberhard V. um den ehemalige IM-Einflussagenten “Pfau” handelte.

J. Brandenburg / 27.10.2022

1890 hockten die Spitzel ihrer Majestät massenweise in den Kneipen und bei öffentlichen Veranstaltungen herum, lauschten und schrieben ihre Berichte. Wenn jemand allzu unbequem oder ungehorsam wurde, konnte er oder sie flugs ins Gefängnis oder in eines der vielen neu erbauten Irrenanstalten des Kaiserreichs eingewiesen werden. Heute ist es ähnlich. Die Spitzel und Blockwarte von heute haben es nur wesentlich bequemer im Homeoffice! Aber Spitzel bleibt Spitzel und ein Regime, dass derart viele Spitzel gegen Bevölkerungsmassen nötig hat, setzt sich selbst ins Halbdunkel.

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