Gut gebrüllt, Herr PR Berater der Nuklearindustrie. Leider enthält der Artikel einige erschreckende Halbwahrheiten. Sie haben Recht: Es ist natürlich einfacher Uran235 anzureichern, als einen Reaktor zur Produktion von Plutonium zu betreiben. Noch einfacher ist es aber unter Umständen eine Kernwaffe aus bereits produziertem Plutonium herzustellen. In so fern besteht gerade bei dem von Ihnen propagierten EInstieg in die Plutoniumwirtschaft ( also Brutreaktoren plus sogenannte Wiederaufbereitungsanlagen, die in Wahrheit nichts anderes sind als Plutoniumfabriken ) ein erhöhtes Prolieferationsrisko, zwar nicht für die Reaktortechnologie, sehr wohl aber für das produzierte Plutonium. Dass Pu239 als Alphastrahler relativ einfach zu handhaben ist, wie Sie richtigerweise anmerken, macht dieses Risiko nicht kleiner, ganz im Gegenteil. Hinzu kommt die Giftigkeit und die Radioaktivität dieser Substanz in Verbindung mit der sehr langen Halbwertszeit von 24000 Jahren. Ja, Radium ist giftiger. Aber Radium ist ein gleichmäßig in der Erdkruste verteiltes Spurenelement ohne technische Bedeutung. Wir produzieren es nicht tonnenweise in reiner bzw. hochangereicherter Form, um dann irrwitzigerweise für die nächsten paar hunderttausend Jahre garantieren zu müssen, dass es nicht in die Atmosphäre, das Grundwasser und die menschliche Nahrungskette gelangt. Sie vergessen leider auch zu erwähnen, dass es weltweit noch nie einen Brutreaktor egal welchen Typs gegeben hat, der tatsächlich gebrütet hätte. Die meisten Anlagen haben wegen technischer Probleme, Sicherheitsbedenken und extrem ausartender Baukosten noch nicht einmal jemals Energie in erwähnenswerter Menge produziert, siehe Kalkar oder Superphenix, obwohl die Brütertechnologie keineswegs neu sondern mindestens 50 Jahre alt ist. Was die technische Erfolglosigkeit anbetrifft, wird diese Technik allenfalls noch von der Fusionsreaktorforschung übertroffen. Auch der von Ihrem Institut propagierte Dual Fluid Reaktor ist nichts weiter als eine technische Fiktion. Ich habe nichts gegen Forschung auf dem Gebiet der Kernenergie. Aber die Plutoniumwirtschaft ist die Pest und von der technischen Machbarkeit einer wirtschaftlichen und gleichzeitig sicheren Energieversorgung ist die Brütertechnologie auch weiter entfernt, als es WInd- und Solarenergie jemals waren. Und das trotz milliardenschwerer Subventionen.
Herr Reinhard Lange, zu viel Englisch gesprochen haben wohl eher Sie, dass Sie das Lateinische gar nicht in Erwägung ziehen: Fissio = das Spalten. Sicher hätte man auch einfach “spalten” sagen können, aber etwas künstlerische Freiheit in der Wortgestaltung müssen Sie dem Autor auch zugestehen ;)
Lieber Florian Herrmann, guter Text, aber es sei eine Korrektur erlaubt: obwohl es immer wieder behauptet wird, auch an einigen Stellen in der kerntechnischen Fachliteratur, so wurde doch der sowjetische grafitmoderierte Druckröhren-Leistungsreaktor RBMK nie zur militärischen Plutonium Produktion eingesetzt. Das ist inzwischen auf der Grundlage der sowjetischen Quellen sehr gut nachweisbar. Seine Konstruktion lässt dies zwar zu, weil hier bei laufender Anlage Brennelemente gewechselt werden,, aber die Ökonomie eines Leistungskernkraftwerks verträgt sich mit der frühen Brennelement-Entnahme, wie sie für die Plutonium-Produktion typisch ist, nicht sehr gut, weswegen diese Idee von den sowjetischen Ingenieuren allenfalls für eine spätere - zivile! -Plutoniumwirtschaft erwogen wurde. Aus eben diesem Grunde hatte die Sowjetunion spezielle militärische Reaktoranlagen (in Ozersk, Seversk, sog. “Sibirskaja AĖS”), die nebenbei Strom und Wärme zur Versorgung der umliegenden Infrastruktur produzierten. Der RBMK jedoch wurde nie als Zweizweckreaktor genutzt; in der RBMK-Anlage Leningradskaja AĖS I allerdings werden in speziellen Arbeitskanälen medizinische Radionuklide produziert. Literatur dazu: N. Dolležal’/I. Emel’janov, Jadernyj ėnergetičeskij kanal’nyj reaktor, Moskva 1982.
Ich kann mich den Worten des Dankes nur anschließen. In der utopischen Literatur der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts träumte man davon, mit Kernenergie Strom im Überfluss zu erzeugen und “die Kohlengräber dieser Welt arbeitslos zu machen”. Wir waren diesem Traum schon einmal recht nahe, haben dann aber die weitere Forschung versäumt. Vor zwei oder drei Jahren gab es genauso viele Studienbewerber der Kernphysik wie der Indianistik: genau jeweils 2. Den Forschungsreaktor Jülich verschenkt nach China und den “Atommüll” für die nächste Million Jahre vergraben. Man sollte dazu mal den Artikel vom 20.12.2016 “Aus Atommüll wird Strom” lesen. Da werden wir wohl unser Endlager bald wieder ausgraben und den “Müll” verkaufen. Selbst verwerten kommt natürlich nicht infrage, wir haben ja unsere Windmühlen.
Bravo! In dankenswerter Weise eine nachvollziehbare und interessante Richtigstellung der in den sonstigen Medien verbreiteten Horrormärchen zur Kernenergie und ihrer zivilen und militärischen Nutzung.
Sehr interessant, vielen Dank. Ich denke gleichwohl, dass ich auch für andere Leser spreche, wenn ich sage, dass es dem Artikel zuträglich wäre, hier und da einen Fachbegriff zu erläutern. Nehmen wir den Satz: “Als Aktinid mit ungradzahligem Atomgewicht ist Pu-239 natürlich auch fissil.” Ah, ja. Wenn Sie politisch etwas erreichen wollen, und sei es nur, dass mit Sachverstand argumentiert wird, dann muss Ihre Sprache verständlicher werden - die andere Seite sagt sonst einfach “Papperlapapp! Atomkraft ist tödlich und unbeherrschbar. basta.” und dann ist die Diskussion beendet. Hat bisher ja gut geklappt…
Man muss selbstverständlich keine Endlager für Plutonium herstellen, wenn man dieses als Wertstoff für die Transmutation und zur Energieerzeugung nutzt. Gerade die Schnellen Brüter ermöglichen eine nahezu unbegrenzte Lösung der Energiefrage. Die Panik, die mit Atomstrahlen verbunden ist, ist zumeist völlig irrational und verbaut genau diesen Königsweg.
@Rudi Knoth: das im Artikel dargestellte Konzept sieht doch gerde die Nutzung (“Verbrennung”) des Plutoniums zur Energiegewinnung vor. Da muss man das meiste doch gar nicht so lange einlagern!
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