„Gor ned ignorieren“ würde der Gefreite Schlumberger sagen. Es ist halt der Spiegel. Und wir dürfen uns freuen, wie beständig dessen Auflage sinkt .
Immerhin hat es das überschätze Werk des ziemlich abgehobenen Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck nicht geschafft, der ja überzeugt davon war. Wahrscheinlich gibt es in der Academy Leute, die auch hinter die historische Kulisse das Films schauen. Da stimmt manches nicht. Oder die es nicht gerade goutieren, wenn sich der arrogante Regisseur mit dem Maler Gerhard Richter, nach dessen Leben das überlange Werk entstanden ist, überwirft. Der hat sich nämlich ausdrücklich davon distanziert.
So ist es nun mal (zumindest) in Deutschland heute: Preise werden nicht nach Qualität vergeben, sondern nach der vom Mainstream vorgegebenen Richtung. Ja sogar die Ausschreibung von Preisen zumindest in der Kulturwelt spiegelt die erwarteten Anforderungen. Es braucht sich kein Künstler Hoffnungen auf Preisverleihung, Anerkennung oder auch nur Erwähnung zu machen, wenn er nicht diesen Erwartungen entspricht. Was macht der aufstrebende Künstler mit „abweichender“ Grundhaltung? Er resigniert. Das soll er (sorry: sie) auch. Erstaunlich, dass bei der Oskar-Verleihung ein derartiger „Fehler“ überhaupt vorkommen kann! Hat da jemand nicht aufgepasst? Bei uns wäre das nicht passiert.
Naja, immerhin hat er die Passagen nicht von Grimms Märchen kopiert. Man befürchtet beim Blick auf Spon ja mittlerweile immer das Schlimmste.
Relotius ist überall. Mehr muss man nicht sagen.
Relotius hätte da wahrscheinlich noch etwas mehr an Eigenleistung eingebracht, z.B. eine angeblich im Publikum sitzende langjährige Weggefährtin von Martin Luther King, die bei der Bekanntgabe in Tränen ausbrach oder er hätte erfahren, dass Trump hocherfreut war. Ein bisschen wenig Phantasie für einen immerhin Ressortleiter Kultur. Mehr Ehrgeiz bitte beim relotieren!
ad 1 Borcholte muß nicht jeden Tag eine Oscarverleihung kommentieren und darf sich deshalb in den wenigen frühen Morgenstunden, die ihm für seine Arbeit zur Verfügung stehen, durchaus selbst ein paar Gedanken machen. Aber auch wenn er mit abgekupferten Behauptungen brillieren möchte, hat doch ad2 die Diskriminierungsnummer einen ätzend langen Bart besonders dann, wenn man im gleichen Atemzug selbst diskriminiert, nämlich den weißen , toxischen Mann. Zu ad 3 haben wir verstanden, daß nur ein Film unter schwarzer Regie, für hauptsächlich schwarze Menschen, aus der Schwarzenperspektive betrachtet, in Schwarz-Weiß gedreht, mit einem rabenschwarzen Ende, es verdient den politisch korrekten Oskar zu erhalten, am Besten aus den Händen von Herrn Borcholte. Soll Filme geben, die einfach nur gut gemacht sind, mit grandiosen Schauspielern und tollen Bildern, die unterhaltsam die Seele berühren, deren Dialoge Kultstatus erlangen, einfach nur deshalb, weil sie so pointiert genial sind. Mensch Borcholte, so einen solltest Du Dir mal anschauen und entspannen ( aber nicht faulenzen!).
Habe mir “Green Book” gerade angesehen. Da wird mehrfach “Neger” gesagt, ohne dass der Sünder dafür erschossen wird! Tatsache! Selbst Mahershala Ali verwendet das “N-Wort”! Ein heutiger Hüter der politischen Korrektheit muß da Höllenqualen durchlitten haben! Doch ernsthaft: “Green Book” ist differenzierend. Der Weiße und auch der schwarze Protagonist machen Wandlungen durch. Beide haben Schwächen und Stärken. Ja auch der Schwarze hat in diesem Film Fehler! Beide Hauptdarsteller wirken sympathisch und behalten ihre Würde. Weder der weiße, noch der schwarze Hauptdarsteller hat am Ende “gewonnen”. Niemand steht stellvertretend für “die Weißen” und “die Schwarzen”, wie es in moralisierdenden Belehrungsfilmen mit dem Thema Rassismus sonst der Fall zu sein hat. Beide wehren sich sogar gegen Pauschalisierungen. Der Film thematisiert den Rassismus dieser Zeit und bleibt dabei fair. Es ist ein versöhnender Film. Doch Versöhnung liegt offenbar nicht im Interesse der politisch korrekten Progressiven. Sie fordern den ewigen Kampf “Erbopfer gegen Erbtäter” und die ewige Buße derer, die als Weiße geboren wurden. Solche Leute erwarten moralisierende Stereotypen. “Green Book” ist guter Film, ein menschlicher Film, der die Auszeichnung verdient, meine ich.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.