Peter Grimm / 11.11.2019 / 15:30 / Foto: wellcomeimages.org / 35 / Seite ausdrucken

Meisterwerke betreuender Berichterstattung (3)

Gelegentlich werden an dieser Stelle exemplarisch einige der Meisterwerke fürsorglich-betreuender Berichterstattung in Deutschland gewürdigt. Immerhin mühen sich etliche Medien-Werktätige hierzulande oft, in bestimmten Meldungen ihre Konsumenten nicht mit Fakten zu verunsichern, die zu falschen Weltbildern führen könnten.

Zum Wochenbeginn hat es, laut Bild, ein Hamburger Polizeisprecher meisterlich geschafft, mit einer passenden Formulierung den Königsweg zwischen berichten und verschweigen zu finden. Berichtet wurde zunächst von einer Frauenleiche, die von drei Männern auf der Straße abgelegt worden war, weil sie die Herren nicht mehr in der Wohnung behalten wollten. Die tote Frau auf der Straße sorgte natürlich für Aufsehen und löste verständlicherweise einen Polizeieinsatz aus. Die Ermittler, die zunächst von einem Tötungsdelikt ausgingen, fanden schnell heraus, dass die Verstorbene einer natürlichen Todesursache erlag und von den Männern in ihrer Wohnung nur auf der Straße quasi entsorgt wurde.

Wie geht man nun in der Berichterstattung mit dem Fakt um, dass es sich bei den Bewohnern der leichenbefreiten Wohnung nicht um sogenannte Bio-Deutsche handelt? Kann man das einfach so verschweigen? Und wenn nicht, darf man die genaue Herkunft nennen und so vielleicht riskieren, eine besonders schützenswerte Gruppe dem Vorurteil kultureller Rückständigkeit preiszugeben? Die meisterliche Lösung liest sich so:

„Der Polizeisprecher sagte, […] das Verhalten sei zwar moralisch zweifelhaft, aber nicht strafbar. Das Verhältnis der drei Männer und der Frau zueinander müsse noch überprüft werden, alle vier stammten ‚aus einem ethnischen Milieu‘.“

Foto: wellcomeimages.org CC-BY 4.0 via Wikimedia

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Karla Kuhn / 11.11.2019

“....alle vier stammten ‚aus einem ethnischen Milieu‘.“  “Ethnie, ist ein Stamm oder Volk mit einheitlicher Kultur”  Dazu können wir Biodeutschen ja nicht mehr gehören, denn UNSERE Kultur ist schon lange nicht mehr einheitlich. ABER WOHER weiß der Sprecher, daß in dem- ich vermute mal es ist ein moslemisches Land- noch eine einheitliche Kultur herrscht ?? Auch in diesen Ländern hat sich sehr viel verändert. Also bitte schön, BUTTER BEI DIE FISCHE, Herr Sprecher und kein Geschwurbel, die meisten NICHTBETREUTEN- SELBERDENKENDEN Menschen können nämlich ZWISCHEN den Zeilen lesen und lassen sich nicht gerne vera….!

Max Wedell / 11.11.2019

@Ilona Grimm, was der Polizist da von sich gegeben hat, ist im Grunde ein Scherz, da natürlich jeder Mensch einem “ethnischen Milieu” entstammt, also auch jeder Deutsche. Politiker werden ihnen gern unser eigenes, spezifisches, deutsches ethnisches Milieu beschreiben: Dumpf, dröge, zum inzestuösen, d.h. grenzdebilen neigend, und daher den Herausforderungen der Globalisierung ohne die Hilfe anderer ethnischer Milieus nicht gewachsen. Der Polizist hätte es anders formulieren müssen, damit es nicht zur Lachnummer wird: “Die vier entstammen einem der zahllosen ethnischen Milieus, die die Vielfalt erhöhen.” Das wäre eine passende Formulierung gewesen, denn private Leichenentsorgung auf der Straße hatten wir in D ja bisher noch nicht. Im Einflußbereich vieler ethnischer Milieus arabischer und afrikanischer Länder ist es hingegen kein seltenes Vorkommnis, daß sie über die Straße gehen und dabei über Leichen stolpern. Ich finde, man sollte angesichts solcher Herausforderungen nicht herummeckern, sondern die Chancen sehen. In diesem Fall also zum Beispiel dankbar sein, daß wir jetzt eine neues, gutes Motiv erhalten haben, zügig gegen die Klimaerwärmung vorzugehen.

Michael Hoffmann / 11.11.2019

Wenn ich einen alten Autoreifen im Wald entsorge, drohen mir mehrere tausend Euro Bußgeld. Und das Entsorgen von Leichen auf der Straße soll nicht strafbar sein? Obwohl, mittlerweile halte ich das im irren Deutschland durchaus für möglich.

sybille eden / 11.11.2019

Das sind halt die Sitten und Bräuche unserer kulturellen Bereicherer, Wir in Berlin haben auch so ein “Ethnisches Milieu”, es heisst Neukölln. Ich war schon eine Weile nicht mehr dort weil ich die vielen orientalischen Sprachen nicht beherrsche. Selber Schuld ,könnte man jetzt sagen. Aber hab ich was versäumt ?

Karl-Heinz Vonderstein / 11.11.2019

In Ägypten hat sich vor einigen Jahren ein Gericht damit befasst, ob ein Ehemann mit seiner frisch verstorbenen Ehefrau noch Geschlechtsverkehr ausüben darf.

E. Thielsch / 11.11.2019

Herr Wachter, das war keine illegale Müllentsorgung, Die Frauenleiche sollte ökologisch korrekt und geradezu vorbildlich kompostiert werden!

Rolf Mainz / 11.11.2019

Auf “ethnisches Milieu” muss man erst mal kommen, Chapeau! Vermutlich gibt es entweder gutbezahlte Stellen im öffentlichen Dienst oder hoch dotierte Berater, welche sich um derartige Wortschöpfungen bemühen. Ja, ja, was unternimmt man nicht alles, um den schlimmen, aus der Luft gegriffenen Vorverurteilungen zuvorzukommen. Unvergessen auch das böse Kürzel “Nafri” (nordafrikanische Intensivtäter), welches in der berüchtigten Kölner Sylvesternacht kurzzeitig durch den Polizeifunk geisterte - schnellstens war es dann Unwort und Schall und Rauch. Ebenso Schall und Rauch wie die Schicksale der damals belästigten und missbrauchten Frauen, denn zu einer Verurteilung wegen jener Vergehen kam es bekanntlich bisher nicht…

Peter Sticherling / 11.11.2019

Ich weiß nicht, weshalb man sich über diese Leute aus einem ethnischem Milieu derart aufregt. Soweit inzwischen bekannt ist, stammen diese Leute aus Ghana. Dort ist es üblich, dass man Verstorbene aus der Hütte nach draußen schafft. Versagt haben hier eindeutig die deutschen Behörden, denn die haben es versäumt, die Neubürger darüber zu informieren was man im Falle des Ablebens eines Familienangehörigen in Deutschland zu tun hat.

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