Das Magnetfeld der Sonne ist offenbar zehnmal stärker als bisher angenommen. Das berichtet die nordirische Queen’s University Belfast auf ihrer Webseite. Der Wissenschaftler Dr. David Kuridze, der bis 2017 an der Queen’s University Belfast forschte und heute an der walisischen Aberystwyth University beschäftigt ist, habe im September 2017 an der Roque de los Muchachos Sternwarte auf der Kanareninsel La Palma Sonneneruptionen beobachtet. Dabei habe er die Magnetfeldstärke einer besonders großen Sonneneruption mit bisher nicht erreichter Genauigkeit messen können.
Sonneneruptionen bilden sich in der Chromosphäre genannten mittleren Schicht einer Sternenatmosphäre. Sie entstehen durch die plötzliche Entladung magnetischer Energie und tragen zum sogenannten Sonnenwind bei, einem Strom geladener Teilchen, der ständig von der Sonne in alle Richtungen abströmt. Geschwindigkeit und Dichte des Sonnenwindes sind sehr variabel. Seine extremste Form sind sogenannte koronale Massenauswüfe. Diese sehr starken Sonneneruptionen, bei denen Plasma ausgestoßen wird, können auf der Erde massive Folgen hervorrufen. Sie können zum Beispiel Kommunikationssatelliten und GPS-Systeme stören. Sonneneruptionen sind auch in der Lage, das Magnetfeld der Erde auf globalen Skalen zu verändern. Dadurch können in sehr großen Leiterschleifen wie Hochspannungsleitungen (und früher Telegrafenleitungen) elektrische Ströme induziert werden, die zu erheblichen Schäden führen, etwa an Transformatoren.
Aufgrund der Schwäche des magnetischen Signals, das die Erde erreicht (Kuridzes Forscherteam untersuchte Magnetfelder, die mit der Stärke eines gewöhnlichen Kühlschrankmagneten vergleichbar sind), und der Beschränktheit der Messinstrumente galt es bisher als sehr schwer, die Magnetfeldstärke von Sonneneruptionen präzise zu erfassen. Nach Angaben der Queen’s University Belfast hatte Dr. David Kuridze wohl einfach Glück. Er habe sein Teleskop, das nur ein Prozent der Sonnenoberfläche erfassen kann, in genau dem richtigen Moment auf die starke Sonneneruption gerichtet.