Peter Grimm / 09.03.2024 / 15:00 / Foto: Sandro Halank / 15 / Seite ausdrucken

Linke Leerstelle bei Ministerin Meier

Was sagt die grüne sächsische Justizministerin eigentlich, wenn sie nach Linksextremisten gefragt wird?

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) versucht angesichts des sich bedrohlich nähernden Wahltermins in seinem Freistaat, mit populären Forderungen zu punkten. Gern fordert er plötzlich eine drastische Begrenzung der illegalen Einwanderung ins deutsche Sozialsystem und geißelt insbesondere die grüne Politik in der Ampel. In solchen Momenten scheint der Mann zu vergessen, dass SPD und Grüne seine Koalitionspartner sind. Da sitzt er beispielsweise in trauter Eintracht mit der grünen Justizministerin Katja Meier am Kabinettstisch, die bekanntlich eher den Linkskurs liebt. 

Nein, hier geht es jetzt nicht um Meiers Jugendsünde, als minderjährige Gymnasiastin mit einer Zwickauer Punkband ein Lied mit der Zeile "Advent, Advent, ein Bulle brennt" gespielt zu haben. Darauf sollte man nicht herumreiten, denn das wäre ja so unanständig wie die Kampagne der Süddeutschen Zeitung gegen Hubert Aiwanger wegen eines üblen Flugblatts in dessen Schultasche. Aber dass Meier in puncto Linksextremismus eine, sagen wir, etwas selektive Wahrnehmung hat, beweist sie auch aktuell als Ministerin.

Bekanntlich unterstützt sie die staatliche Förderung auch ihr nahestehender politischer Organisationen mittels eines "Demokratiefördergesetzes". Und sie hält es für verzichtbar, dass Begünstigte vor der Auszahlung des Steuergeldes in einer Extremismusklausel versichern sollen, dass selbiges Geld nicht über Umwege in die Hände von Extremisten gelangt. Ihren etwas lückenhaften Blick auf die Extremismuslandschaft hat die Ministerin am Samstagmorgen nun wieder am Schluss eines Interviews des Deutschlandfunks mit ihr bewiesen. 

Deutschlandfunk: "Eine Frage würde ich gerne noch loswerden. Wenn wir auf das Beispiel Tesla, den Brandanschlag auf die Stromversorgung, wenn wir darauf schauen, wie auch auf die untergetauchten RAF-Terroristen, wo jetzt Daniela Klette enttarnt wurde: Zeigen diese Beispiele nicht, dass auch viel mehr gegen Linksextremismus getan werden muss? Und gibt es da Versäumnisse?"

Katja Meier: "Wir müssen natürlich insgesamt auf das Thema Extremismus schauen, äh ..."

Deutschlandfunk: "Na ja, speziell mehr auf den Linksextremismus auch?"

Katja Meier: "Das größte Problem in dieser Bundesrepublik ist der Rechtsextremismus, das sagt ja auch der sächsische Innenminister. Gleichwohl geht's natürlich darum, insgesamt Extremismus in den Blick zu nehmen und da nehme ich auch nichts aus, auch keinen islamischen Extremismus."

Deutschlandfunk: "Dankeschön für dieses Interview."

Ein nochmaliges Nachfragen der Deutschlandfunk-Moderatorin wäre sicher ungehörig gewesen. Die Grünen sind ja bei Kritik an ihren Ministern höchst sensibel, wie man spätestens seit deren Empörung über einen kritischen Satz der ZDF-Moderatorin Andrea Maurer über Robert Habeck weiß. Und wir haben auch genug erfahren. Ministerin Meier kann neben dem Rechtsextremismus immerhin noch islamischen Extremismus erkennen, doch damit muss es dann auch genug sein. Es ist auch eine Zumutung, dass diese Radiofrau die Ministerin dazu drängen wollte, so ein Wort wie "Linksextremismus" auch noch explizit auszusprechen. Aber so weit es ja nicht gekommen.

Foto: Sandro Halank CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

netiquette:

L. Luhmann / 09.03.2024

... als ob ein ganz bestimmtes Stück Gehirn fehlte!

Klara Altmann / 09.03.2024

“Linke Leerstelle bei Ministerin Meier” - also ich fürchte, ich habe den Artikel wohl nicht ganz verstanden, wer von all jenen, die dafür in Frage kommen, sollte das wohl sein?

Christian Feider / 09.03.2024

“Fleisch vom eigenen Fleisch,Blut vom eigenen Blut”..... schon lustig,das die “linke”,die die grösste Menschenmenge aller Zeiten auf dem Gewissen hat, nie die eigenen Makel sieht/sehen kann

finn waidjuk / 09.03.2024

Die Leerstelle bei der Frau Ministerin liegt nicht links, sondern genau in der Mitte. Zwischen ihren beiden Ohren.

Günter H. Probst / 09.03.2024

So wie der Teufel das Weihwasser, vermeiden die Linksextremisten in den Regierungen, auch nur das Wort Linksextremismus in den Mund zu nehmen.

Gert Köppe / 09.03.2024

Klasse! “Ein nochmaliges Nachfragen der Deutschlandfunk-Moderatorin wäre sicher ungehörig gewesen.” Sollte es nicht besser heißen “überflüssig”? Nach meiner bisherigen Wahrnehmung sind Grüne in der Regel Lernresistent. Schlimm genug das sie jetzt auch noch von der Realität “umzingelt” sind. Wenn ich mal Zeit habe werde ich eine Minute gaaaanz mitleidig gucken. Aber sowas von! Wie ist die grüne Devise? Wenn was nicht funktioniert brauchen wir noch viel mehr von dem was nicht funktioniert, dann klappt das schon mit dem grünen Paradies. Naja, auch wenn alles zusammen klappt, Hauptsache es klappt.

Karsten Dörre / 09.03.2024

Was wer jemanden fragt oder nicht, bleibt immer noch eine Entscheidung des Interviewer. Oder muss der Deutschlandfunk vor einem Interview den Fragenkatalog vom Volk abstimmen lassen, weil ein Teil der nichtzuhörenden Konsumenten des Deutschlandfunkes dies unbedingt wünscht?

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