Felix Schnoor, Gastautor / 16.07.2013 / 00:45 / 5 / Seite ausdrucken

Linke Heuchler

Felix Schnoor

In den letzten Wochen verging kein Tag, an dem nicht irgendein prominenter Grüner, Linker oder Sozialdemokrat seine Sympathien für Edward Snowden verlauten ließ. Jürgen Trittin sprach sich sogar dafür aus, Snowden eine Aufenthaltserlaubnis zu geben, “weil das dem politischen Interesse Deutschlands entspricht”.

Auch Sigmar Gabriel ließ keinen Zweifel an seiner positiven Sichtweise auf Snowden und überlegte öffentlich, ihn in ein deutsches Zeugenschutzprogramm aufzunehmen.

Vergessen ist offenbar die Zeit, als man Obama zujubelte, als hätte dieser gerade den Krebs und den Hunger auf der Welt zugleich besiegt. Damals sah man in Obama einen Anti-Amerikaner, der den “Stupid White Men” den Kampf angesagt hatte, deshalb liebte man ihn. Heute sieht man Obama immer mehr als einen zweiten George W. Bush, weshalb man eine neue Person benötigt, hinter der man seinen Amerika-Hass verstecken kann. Diese Rolle ist nun Edward Snowden zugefallen.

Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie, schließlich setzt sich Snowden für ur-amerikanische Prinzipien ein: Für individuelle Freiheit und eine Beschränkung der Regierungsmacht. Beides sind Aspekte, denen Linke (und Grüne) normalerweise eher wenig positiv gegenüberstehen. Und in nahezu allen Bereichen des Lebens lassen sie es uns auch spüren. Mehr und höhere Steuern, mehr Vorschriften und Verordnungen. Dafür setzen sie sich nur allzu gern ein.

Nur beim Thema Datenschutz verhält es sich offenbar anders. Warum ist das so? Ich kenne keinen linken, also sozialistischen Staat in der Geschichte der Menschheit, in dem Schutz der Privatspäreeine wesentliche Rolle spielte. Egal ob Nordkorea, Kuba, die UdSSR, die DDR oder China…all jene Staaten überwach(t)en ihre Bürger und sperr(t)en sie weg, sobald diese es wagten, eine “unbequeme” Meinung zu vertreten.

Der Verdacht liegt also mehr als nahe, dass es den Linken hierzulande nicht um das Prinzip der individuellen Freiheit geht, sondern um drei andere Dinge: Der erste ist schlichtweg wahlkamptechnischer Natur, der zweite ihr tief innewohnendenr Amerika-Hass und der dritte ist der, dass ihrer Meinung nach der “falsche”, nämlich kein sozialistischer Staat, die enorme Anzahl an Informationen über seine Bürger bekommt.

Bei den Steuergelden verhält es sich insofern anders, als dass die Linke Szene extrem stark durch den Staat subventioniert wird und sie erkannt hat, mit Hilfe dieser Gelder den Staat in “ihre” Richtung verändern zu können. Die entprechenden Daten könnten sie jedoch erst zu ihrem Vorteil verwenden, wenn sie die uneingeschränkte Macht haben. Diese haben sie zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht. Zum Glück.

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Stephan Niese / 16.07.2013

Sicherlich wird auch die offene Unterstützung der Obama Regierung für Al-Qaida in Syrien und Libyen eine Rolle spielen bei der Beurteilung der Obama- Regierung denke ich.

Peter Civis / 16.07.2013

Oh mein ..., Linke Heuchler!? Von rechten wollen wir da ja mal besser gar nicht erst anfangen. Ich kenne zumindest nicht nur “sozialistische” Staaten, in denen Menschenrechte mit den Füßen getreten werden/wurden.

Peter Boese / 16.07.2013

“Ich kenne keinen linken, also sozialistischen Staat in der Geschichte der Menschheit, in dem Schutz der Privatsphär eeine wesentliche Rolle spielte. Egal ob Nordkorea, Kuba, die UdSSR, die DDR oder China…all jene Staaten überwach(t)en ihre Bürger und sperr(t)en sie weg, sobald diese es wagten, eine “unbequeme” Meinung zu vertreten.” Und, sollen wir auch dahin kommen? Achso, ja, sind wir ja schon fast, nur die Repressalien fehlen größtenteils noch. Ich würde es gut heißen, wenn sich unsere Regierung über den Datensammelskandal wesentlich energischer zu Wort melden würde. Aber das hieße ja womöglic,h aus jemandes Hinterteil endlich mal raus ans Licht zu kommen. Dass nun das linke Spektrum sich dieses Themas wesentlich stärker zuwendet, bedeutet doch nur, dass die derzeit Verantwortlichen zu diesem Thema lieber den Kopf einziehen und kuschen.

Markus Geier / 16.07.2013

Und schon vor ca. 2000 Jahren warnte ein bekannter Prediger (N.T.) “Hütet euch vor Jenen, die irgendwann unter dem Deckmantel der Freiheit in Wahrheit Unfreiheit bringen!”

Michael Vöcking / 16.07.2013

Wobei dieses Konzept sich keinesfalls nur auf den Datenschutz beschränkt: Beim Militär sieht es ganz ähnlich aus: Solange der Linke nicht SELBER die Panzer kommandieren kann, ist er Pazifist. Dennoch ist der real existierende Pazifismus in linken Staaten noch, sagen wir mal “ausbaufähig”. Oder der Mindestlohn: Bei den „gierigen“ Konzernen muss dieser durchgesetzt werden, bei Gewerkschaften oder den Grünen hingegen geht es auch günstiger, schließlich darf man der guten Sache dienen. Oder die Meinungsfreiheit: Diese ist heilig, solange es sich um linke Meinungen handelt oder gegen Soldaten, die katholische Kirche, “Wirtschaftsbosse” oder ganz allgemein alles rechts von der SPD geht. Genehmigte Demonstrationen hingegen zu verhindern oder Andersdenkende zu diffamieren oder nach Meinungsverboten zu rufen ist hingegen ein Zeichen von Sensibilität und Zivilcourage, solange es gegen die “Richtigen” (=alle Nichtlinken) geht. „Stammtische“ und die dort geäußerten Meinungen sind zudem bekanntlich sehr dumm, der Euro würde uns zu Zahlsklaven Europas machen oder eine ungebremste Einwanderung von kulturfremden Menschen würde zu sozialen Problemen in unserem Land führen sind nur zwei böse rechte Vorurteile, welche sich heute als völlig haltlos erwiesen. Linke Stammtischparolen existieren hingegen nicht. Keine dumpfen Vorurteile des Antifastammtisches gegen Verbindungsstudenten und deren falschen Lebensentwurf oder Bundeswehrsoldaten, nicht ein Hauch von Stammtischdummheit, wenn es gegen Unternehmer geht oder (Gott behüte) gegen „die Reichen“. Auch die Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine linke Herzensangelegenheit, solange es darum geht, Frauen in die Vorstände zu befördern. Geht es hingegen um Notendiskriminierung von Jungen in der Schule, Arbeitsunfallhäufigkeit von Männern oder ganz allgemein deren deutlich früheres Ableben, die auffällig andere Verurteilungshäufigkeit männlicher Angeklagter gegenüber weiblichen (bei gleicher Anklage) oder das auffällig andere Strafmaß etc. sind hingegen keine Themen, welche aus linker Sicht relevant sind. Die unterschiedliche Bewertung von Umweltschäden bewertet der Linke zudem „differenziert“. Ganze Flughafenrollbahnausbauten müssen gestrichen werden, wenn z.B. das Neunauge in Gefahr gerät. Fledermäuse und Vögel hingegen dürfen ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung als Windradleckerbissen aus linker Sicht gerne und oft nachkommen. (Bei “der Linke” sind immer beide Geschlechter gemeint, oder wie viele es aktuell auch immer geben mag.)

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