Grämen Sie sich nicht, Herr Abdel-Samad - Hitler-Kritik war auch mal unerwünscht, selbst in den USA. Selbst als sich die Wehrmacht schon durch Europa bombte. Man wollte es sich nicht mit Nazi-Deutschland verderben. Und überhaupt - Kritik hätte nur Wasser auf die Mühlen der “Linken” gegeben (das waren damals “die Rechten”). Merken Sie was? PS: Über den Widerstand Frankreich damals wollen wir lieber gar nicht erst reden. Wie war dieses Wort: U ... Un ... Unt - hach, ich komme nicht drauf.
Lieber Herr Abdel-Samad, Ihr französischer Verleger hat Sie nicht genügend über die Gründe seiner plötzlichen Weigerung aufgeklärt. Grundsätzlich beantragen alle Verlage für jede Veröffentlichung Fördergelder bei der staatlichen Behörde Centre national du livre (CNL). Große Verlage kommen auch ohne diese Gelder aus, kleine Verlage jedoch nicht. Diese Behörde ist, wie gesagt, staatlich, und der Staat wird zur Zeit von den Sozialdemokraten der Parti Socialiste gelenkt. In weniger als einem Jahr stehen jedoch Präsidentschaft- und Parlamentswahlen an, die sich in der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Lage als sehr heikel für die PS ankündigen. Ich bin daher überzeugt, dass sich der Verleger Folgendes gesagt hat: „Unter DEN Umständen ein SOLCHES Buch – dafür gibt mir der CNL NIEMALS Geld!“ Alles Weitere war, wie der weise Hillel sagte, Kommentar dazu.
Als Halbfranzösin schäme ich mich, sehr-und-immer-geschätzter Hamed Abdel-Samad, für diesen Verleger, der uns dem Houellebecq’schen Albtraum noch ein Stück näher bringt. Überall Wegducken und Schönfärberei - bisher schien Deutschland dieses Verhalten ‘gepachtet’ zu haben; nun auch wir. Eine Schande !
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