Der saturierte Volksheld im Ruhestand sitzt mit dem Bier in der Hand im Designersessel und stellt entsetzt fest: “Sie sind wieder da! Gott bewahre!” Sind sie wieder da? Oder sind wir wieder dort? Mein lieber Herr Weißgerber, es ist nicht systemrelevant, ob sie wieder da sind oder doch nicht. War es damals auch nicht. Es ist Kunst, und eine der besten Qualitäten von Künstlern ist es, mit den Verhältnissen umgehen zu können. Der Biermann hat damals mit den politischen Umständen gespielt, völlig sicher, dass ihm nichts passieren könne. Politisch relevant wurde der dadurch, dass der RIAS über ihn berichtet und auch Konzerte angekündigt hatte. Das war offen subversiv. Ohne den RIAS hätte den niemand außerhalb Berlins gekannt, wahrscheinlich hätte es keine Sau interessiert, wenn so jemand ausgewiesen wurde. Auch im Schriftstellerverband war der ja nicht, also von Kollegen im damaligen Sinne und der Frage nach Solidarität war überhaupt nicht auszugehen. Falls er überhaupt jemals ein DDR-Bürger gewesen war und nicht Person mit einem Aufenthaltsstatus. Und überlegen Sie mal, wenn heute jemand sagt, er wünsche sich keine schwierigen politischen Statements von der Bühne, ob das noch dasselbe ist wie damals. Es ist nicht dasselbe, nicht einmal in Russland. Probieren Sie es selber aus. Sagen Sie einem Politiker, den Sie nicht leiden können, dass er oder sie ein Arschgesicht ist. Schade, heute wäre sehr gute Gelegenheit dazu gewesen, ist eben zu spät nun, und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Mögen Sie mit dem schlechten Bier in Ihrem Designersessel noch eine Weile dahinsiechen, sehr geehrter Herr Weißgerber!
Der Pöbel ist an der Macht. Das demokratische Prinzip vollendet.
@Marion Sönnichsen. Dies wurde sogar auf dieser Plattform hier veröffentlicht. Und zwar am 3. 3. 2019. Der Verfasser des Artikels war Chaim Noll, sein Titel lautete “Bärbel Bohley: Die Frau, die es voraussah”. Regelmäßiges Lesen der “Achse” bildet ungemein…
Biermann - War der nicht mal Kommunist?
Erstaunlich wie man in den Kommentarspalten und Foren aller Staatsmedien Hass und Hetze gegenüber Nena artikulieren darf, obwohl sie doch edle Kämpfer gegen Selbige sind.
Petra @Wilhelmi - “Die meisten machen mit und werden dann jammern, wenn diese Diktatur vollendet ist und wollen wieder einmal von nichts gewusst haben”. Ich hab’s gestern schon mal zu einem andern Thema erwähnt: Supertramp -Crime of the century 1974: “Rip off the masks and let’s see - But that’s not right, oh, no, what’s the story?- But there’s you and there’s me - That can’t be”. Sieht mittlerweile schon nach einem Naturgesetz aus. Es ist wohl schwierig, da noch gute Hoffnung zu bewahren…
@ Petra Wilhelmi – Liebe Frau Wilhelmi, Ihre Erinnerung an die Worte von Bärbel Bohley haben mich veranlasst noch einmal den Beitrag von Chaim Noll vom 3.3.2019 hier auf der Achse nachzulesen. Herr Noll titelte: „Die Frau, die es voraussah“ und er schrieb davon, dass man von ihr berichtete als sei sie eine Instanz. Er schreibt weiter: „…. Bärbels Name stand für eine lange Vorgeschichte von Ungehorsam und Rebellion. Es lag in der Natur des westdeutschen Parteiensystems, dass im vereinigten Deutschland nicht Leute wie sie, sondern die Mitläufer hochkamen, die Angepassten. Als „Kohls Mädchen“ wäre Bärbel Bohley nicht geeignet gewesen.“ Noll schreibt davon, dass für Bohley das Leben im Westen kein Aufatmen war, sie wurde mit Prozessen überzogen und immer wieder beschädigt. - Das ist für mich ein Beleg dafür, dass die SED niemals aufgehört hat zu existieren. Vielfach die gleichen Leute oder ihre „Jünger“, - geschult in Stasi-Strukturen und Stasi Methoden (und sicher auch Einblick in Stasi-Akten von westlichen Politikern) und geil darauf, diese Techniken aufs Neuzeitlichste zu verfeinern. Frau Bärbel Bohley hat das kommen sehen mit untrüglichem Blick. Wir erleben es heute ..... Beste Grüße
Bei den Nazis hätte Nena auch Auftrittsverbot….
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.