Sie setzen dem Konservatismus den Progressivismus entgegen, als sei dies ein Gegensatzpaar. Ich halte dies für einen Irrtum. Rein logisch ist ohnehin nur der Nicht-Konservatismus der Gegensatz. Konservatismus kann sehr wohl progressiv sein, denn er bewahrt das Bewährte und ändert nur das, was sich nicht bewährt und daher einer Verbesserung bedarf. Die Evolution arbeitet übrigens ganz genauso, deshalb ordne ich den Konservatismus auch einer evolutionären Entwicklung zu. Das Tempo solcher Veränderungen ist daher eher langsam. Anders als der von Ihnen genannte Progressivismus kennt der Konservatismus kein Endziel, keinen geläuterten Übermenschen, der all seine evolutionäre Last an Gefühlen, Eigennutz und Streben nach mehr Wissen hinter sich gelassen hat, um in eine entindividualisierte Gemeinschaft von Übermenschen einzugehen Der von ihnen genannte Progressivismus hingegen muss eigentlich Destruktivismus heißen, den für ihn gibt es nichts, was des Bewahrens würdig ist, nur die ständige Veränderung ist ihr “Wert”. Das bedingt jedoch, dass jegliche Strukturen stets sofort wieder geändert oder zerschlagen werden müssen. Dieser Progressivismus kennt sehr wohl ein Endziel, stets ist es der sozialistische Mensch, der eigentlich keine menschlichen Eigenschaften mehr hat, weil er sich lediglich wie in einem Ameisenkollektiv verhalten soll, ohne Streben nach Eigentum, ohne individuelle Identität. Weil er das nicht will, erzeugt der Progressivismus Strukturen, mit denen er die Menschen dazu zwingen kann. Damit verhält sich der Progressivismus antievolutionär, was ja auch die Theoriegebäude zeigen, die daraus hervorgehen, wie die Gendertheorie, die die Existenz von nur zwei biologischen Geschlechtern schlichtweg leugnet, oder die zweifelsohne vorhandenen Unterschiede zwischen Ethnien, deren bloßes Benennen bereits als Diskriminierung und Rassenhass diskriminiert wird. Wenn ich zwischen diesen beiden Polen die Wahl habe, dann ist sie eindeutig: Ich bin ein Konservativer!
@Dietmar Schubert: “Kriege in Europa gingen immer(!) von Nationalstaaten aus.” Kriege in Europa und der Welt gingen immer von Abstraktionen, von Konzepten, Religionen oder Ideologien aus. Beute machen ist heute nicht mehr über Kriege sinnvoll, sondern über den Verkauf von Waren, davon Kriegen die meisten nicht genug, es ist so einfach. Nur religiöse Kalifate machen davon noch eine Ausnahme und beschuldigen die Waren, die sie gerne konsumieren, Auslöser der Kriege zu sein. Je flexibler und wendiger ein Konzern, Region, Gesellschaft agieren kann, umso erfolgreicher sind sie. Die Diktatur einer Brüsslerer Bürokratie, also einer routinierten Ratlosigkeit, ist dafür wenig geeignet. Eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wäre gerichtet auf den Kern heutigen Agierens, das Kriege verhindert, es ist schlicht der Warenaustausch und hat mit Nationalstaaten nichts zu tun.
In diesem Land hilft nur noch ein One Way Ticket, davon bin ich fest überzeugt. Das ist keine Flucht - sondern Selbstschutz ! Ist man normal - geht man ein wie eine Primel ! Achgut und die Kommentare bauen mich zwar immer wieder auf, ist aber langfristig keine Lösung !
@Dr. Klaus Rocholl - SUPER, danke für die Klarstellung.
Daß die “Konservativen” in heutiger Zeit in Verruf stehen, liegt an der heutigen Zeit : die Wahrnehmung ist geprägt durch das, was sein soll oder gewünscht ist, nicht aber durch Realität. So entstehen dann Elektrospeicherseen, das Netz als Speicher und verschiedene “Wenden”. Conservare heißt bewahren, und das ist beileibe nicht der Fahrplan von alten weißen und weisen Männern. Die spürten - sofern sie einen technisch-narurwissenschaftlichen Background haben - schon immer das Verlangen, das Gegebene in Frage zu stellen und vielleicht durch etwas Besseres zu ersetzen. Es sind unsere linksgrünen Gutmenschen, die konservativ sind : wollen sie doch Alles bewahren, inklusive Klima, weil das schützenswert sei. Was das schützenswerte Klimat dabei ist, von 1950 bis 1980, von 1989 bis 2019, oder längere Phasen, auch in welchem Zeitraum, weiß dabei niemand zu benennen, weil jeder eine andere “Vorstellung” hat. Deswegen ist Klimaschutz bestenfalls eine Chimäre. Die deutsche Sprache ist übrigens sehr entlarvend! Wenn jemand seine “Vorstellungen” enttäuscht sieht, heißt das nichts anderes, als daß er oder sie ein eigenes Bild vor die Realität gestellt hat. Die folgende “Ent - täuschung” heißt nichts anderes, als daß die Selbsttäuschung von der Realität ersetzt wird. Arme Grüne, sie werden noch viele Offenbarungen erleben. Schade nur, daß es der Rest der Bevölkerung auszubaden hat.
Man muss den Menschen klar machen, was das Gegenteil von Konservativ ist! Was für ein Leben Sie dann führen würden….
Die Linken sind diejenigen, die einer 200 Jahre alten Ideologie anhängen und seit 100 Jahren versuchen, die Realität an diese Ideologie anzupassen. Wenn ausgerechnet diese gedanklich verbohrten Leute (vulgo: Holzköpfe) die (rationale!) konservative Haltung diffamieren, hat das durchaus das Potential für eine karnevalistische Büttenrede.
@Dr. Klaus Rocholl: Danke! Sehr erhellend, besonders in Bezug auf das heutige Bürgertum, dass nun den Grün-Sozialisten mit “romantischen Sehnsüchten” auf den Leim geht.
Vorweggeschickt sei, dass ich Scruton (noch) nicht gelesen habe. Die Ausführungen zu insbesondere Hegel und das Ende der Religionen machen mich zumindest stutzig, weil ich erstens die Ideologie Hegels kritisch sehe und hier andere, nicht genannte, Philosophen vermisse und zweitens das Ende nicht sehe, sondern die leider gefährlichere Substitution, sei es, dass man aus polutisvh/wissenschaftlichen Themen eine Religion “macht”, sei es, dass hier anderweitig ein nicht unproblematischerer Ersatz gesucht wird. Da finden Apotheosen bei allzu menschlichen Vertreterinnen statt und tatsaechlich kommen bei den KonstruktivistInnen die bekannten Allmachtphantasien hoch. Abgesehen davon, dass derartige akademische Abhandlungen zum Konservatimismus interessant und wie auch hier und bei anderen Vertretern der Zunft wissenschaftlich zutreffend analysieren, beschleicht mich die Frage, ob die Autoren den aktuellen Zustand oder die psychische Verfasstheit dieser Gesellschaft oder grosser Teile davon, die Machthaber um Merkel und Co. eingeschlossen, realistisch wahrnehmen und erkennen. Ich hege massive Zweifel, ob ein “Volk”? mehrheitlich aus VertreterInnen des infantilen Hedonismus, der unmittelbaren Beduerfnisbefriedigung, von neurotisch Belasteten, Optimierungssuechtigen, Verantwortungsunfaehigen, Schuldgefuehlbelasteten, fuehreraffin und idealistisch bis zur Realitaetsverweigerung im Kleinen wie im Grossen, um nur einige Aspekte zu nennen, der “richtige” Adressat fuer dieses Thema sein kann. Die Antworten auf Fragen zu “konservativen” Werten korrespondieren sehr häufig nicht mit dem tatsaechlichen Verhalten der Damen und Herren. Deren Steuerung laeuft inzwischen ueber ein hoechst anfälliges Belohnungszentrum, fuer AutokratInnen und IdeologInnen sehr interessant. Hier liegt ein “Therapiefall” vor, kein aufklaererisch zu loesendes Erkenntnisproblem.
Es gab vor Jahren einen schönen Werbespot für Konservativsein. Eine ältere Dame räckelt sich auf ihre Yacht, schlürft genüßlich (Produktwerbung)-Kaffee und meint: “Es soll alles so bleiben, wie es ist!” Seit diesem Zeitpunkt ist mir unverständlich, wie man konservativ sein. Konservativen sei übrigens ins Stammbuch geschrieben, Kriege in Europa gingen immer(!) von Nationalstaaten aus. Seit es die EU gibt, ist kein Krieg mehr von EU-Staaten ausgegangen.
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