Beate Steinmetz, Gastautorin / 06.12.2023 / 06:15 / Foto: TimsAI / 138 / Seite ausdrucken

Kein Fleisch mehr in Schulen und Kitas?

Immer mehr Kitas sowie Schulen verzichten zum Leidwesen vieler Kinder auf fleischhaltiges Essen. Begründet wird dieser Trend mit der Schonung des Klimas und Kosteneinsparungen. Sollen jetzt alle zu Vegetariern oder gar Veganern umerzogen werden?

Vergangenen Freitag warteten in der Kita, die meine Kinder besuchen, gleich zwei Hiobsbotschaften auf mich. So musste ich nicht nur aufgrund von Personalmangels meine kleine Tochter bereits um 12 Uhr, direkt nach dem Mittagessen abholen, obendrein wurde ich in puncto Speisekarte auch noch eines Besseren belehrt. Auf dieser stand nämlich „Kohlrabischnitzel mit Kartoffelweges“. Und auch wenn ich es in ultrawoken Zeiten wie diesen eigentlich besser hätte wissen müssen, so fragte ich eine der Erzieherinnen beim Abholen, ob meine Kleine denn auch Fleisch gegessen hätte, denn ich bin doch tatsächlich davon ausgegangen, dass es sich bei jenem Kohlrabischnitzel um ein ganz normales Schweineschnitzel handelt, das mit Kohlrabi, etwa in Form von Scheiben, lediglich bestückt ist. Ähnlich ist es schließlich auch beim Schnitzel Caprese, welches aus einem ganz normalen Schweineschnitzel besteht, welches lediglich mit Tomaten und Käse überbacken ist.

Dies ist beim Kohlrabischnitzel jedoch nicht der Fall, wie mir schnell klar wurde, als mich die Erzieherin erst mit einem ungläubigen Blick bedachte und mich wenige Sekunden später darüber aufklärte, dass es sich bei dieser Form von Schnitzel um „einen veganen Leckerbissen“ handele. Es – also das Kohlrabischnitzel, das meine Tochter übrigens links hat liegen lassen – besteht lediglich aus Kohlrabi, etwas Gewürzen, Eiern, Semmelbröseln und Öl.

Freiburgs Kitas und Schulen sind komplett fleischfrei

Immerhin gibt es in unserer Kita überhaupt noch Speisen mit Fisch und Fleisch, ja sogar Schweinefleisch, wenn auch nicht täglich. Denn selbst das ist heute nicht mehr selbstverständlich, wovon die Kinder aller städtischen Freiburger Schulen und Kitas seit Ende der Sommerferien ein Lied singen können. Dort gibt es jetzt nur noch vegetarische Kost

Dies hatte letzten Herbst die grün-rote Mehrheit im Gemeinderat so entschieden. Begründet wird das nicht nur mit einer „Vorreiterrolle“ in Bezug auf gesundes und nachhaltiges Essen, sondern auch mit finanziellen Gründen, denn genau wie die Kosten für Strom, Urlaub, Dienstleistungen sowie Konsumgüter aller Art steigen, genauso steigen auch die Preise für Fleisch. Von daher werden den Schülern und Kita-Kindern in Freiburg jetzt eben nicht mehr zwei Gerichte, eins mit Fleisch und eins ohne, angeboten, sondern nur noch ein vegetarisches. 

Erfreulich sei am Fleischverzicht an Freiburgs Schulen und Kitas auch der geringere Aufwand bei Verwaltung und Essensausgabe, so die Stadt. Immerhin sei es Kindern nach wie vor gestattet, weiterhin fleischhaltige Produkte, etwa Wurstbrote, von zu Hause mitzubringen, und sogar bei Schulfesten werden nach wie vor Würstchen gegrillt. Wie gnädig aber auch! Ob diese dann allerdings auch Schweinefleisch beinhalten dürfen, ist nicht bekannt.

Dass ein kompletter Verzicht auf Fleisch- und Fischprodukte, bei dem viele wichtige Nährstoffe wie Eisen, Omega-3-Fettsäuren und hochwertiges Eiweiß anderweitig kompensiert werden müssen, möglicherweise doch nicht so gesund ist wie behauptet, räumt sogar ein Grüner ein. So meint Ralf Nentwich, ernährungspolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion in Baden-Württemberg und selbst passionierter Fleischkonsument, dass man im Schulsekretariat ruhig „ein paar Landjäger deponieren“ könne, falls „ein Schüler oder eine Schülerin Mangelerscheinungen zeigen sollte“, so die Süddeutsche ganz gendergerecht.

Immer mehr Einrichtungen folgen dem Trend

Wer nun geglaubt hat, Freiburg wäre deutschlandweit bisher der einzige Ort mit fleischfreien Kantinen beziehungsweise Küchen in Schulen oder Kitas, hat weit gefehlt. Immer mehr Einrichtungen machen diesen Trend in vorauseilendem Gehorsam mit. So berichtete der WDR im September über allerhand Kindergärten, in denen Fleisch für die Kinder ein Fremdwort ist, was, wie bereits erwähnt, nicht nur gut für die Gesundheit, sondern freilich auch für das Klima sein soll, denn die Produktion von Fleisch stelle laut Experten „eine Belastung für die CO2-Bilanz“ dar. 

So würden ein Kilo Rindfleisch und ein Kilo Schweinefleisch jeweils ein Vielfaches an CO2-Äquivalenten wie jenes von der Produktion eines Kilos Kartoffeln verursachen. Als ob das in Relation zum CO2-Ausstoß in Schwellenländern einen Unterschied machen würde und als ob der Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung und CO2-Gehalt in der Luft bewiesen wäre.

Ein Schulzentrum treibt es auf die Spitze

Im Vergleich zu den Schülern von Kirchzarten, einer Gemeinde im Südschwarzwald, können sich alle Kinder von Schulen mit ausschließlich vegetarischer Kost allerdings noch glücklich schätzen. Denn in der Cafeteria des Schulzentrums in Kirchzarten gibt es fast nur noch vegane Speisen, also ohne Milch, Ei oder Honig.

Dies gefällt Stefan Saumer, dem Betreiber der Cafeteria und Ulrich Denzel, dem Schulleiter einer der betroffenen Schulen, ganz vorzüglich, da die Produkte regional und bio-zertifiziert sind. „Wir sparen dadurch fast die Hälfte an Verpackungsmüll“, so Saumer. Dass man hier möglicherweise auch an einer gesunden, ausgewogenen Ernährung spart, kommt ihm offenbar nicht in den Sinn.

So gibt man im dazugehörigen SWR-Bericht auch unumwunden zu, dass bei weitem nicht alle Schüler über die erzwungene Ernährungsumstellung erfreut sind. So vermisst ein Schüler Spätzle mit Rahmsoße oder „Schnitzelweckle“. Doch immerhin findet er nun das Speiseangebot „besser“, seitdem der Koch beschlossen hat, gelegentlich auch mal Menüs mit Käse oder Quark, also nicht veganen Komponenten, anzubieten. Ein anderer Schüler ist mit dieser Ergänzung allerdings noch nicht zufrieden, er habe immer ein Notfallessen für Tage, an denen für ihn nur wenig delikate Gerichte angeboten werden, dabei.

Viele Fleischersatzprodukte sind mangelhaft oder sogar ungenügend

Und obwohl sich in Deutschland gerade einmal 1,52 Millionen Menschen als Veganer definieren – der Trend ist rückläufig – werden wir in nahezu allen Supermärkten mit veganen Fleischersatzprodukten traktiert, so als handele es sich hierbei um wahre Delikatessen. Und das, obwohl diese Produkte, welche unter anderem aus Tofu, Tempeh (mit Pilzkulturen fermentierte Sojabohnen), Seitan (Weizeneiweiß), Getreide, Bohnen oder Linsen bestehen, laut „ÖKO-TEST“ großteils von schlechter Qualität sind. So wurden Ende letzten Jahres 18 verschiedene Sorten veganer Wurst getestet. Davon erhielten ganze 12, also zwei Drittel, die Bewertung mangelhaft oder sogar ungenügend, da sie mit Mineralölbestandteilen verunreinigt waren. 

Viele beinhalteten auch umstrittene Zusatzstoffe und der Salzgehalt war laut ÖKO-TEST viel zu hoch. In einem Produkt wurden sogar aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen, welche möglicherweise krebserregend sind. In vielen weiteren Artikeln wurden Verunreinigungen mit sogenannten gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH-Analoge) gefunden, deren Unbedenklichkeit nicht bewiesen ist. Auch wurde in allen 12 Wurstersatzprodukten das Verdickungsmittel Carrageen festgestellt, welches für Entzündungen im Darm verantwortlich sein könnte.

Die Testergebnisse von 16 untersuchten veganen Nuggets, welche erst im November dieses Jahres veröffentlicht wurden, sind auch alles andere als berauschend. 7 von 16, also fast jedes zweite Produkt, wurden als ungenügend bewertet, unter anderem deshalb, weil sie, genau wie die Wurstersatzprodukte, gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe beinhalten. Auch sind in vielen Nuggetsersatzprodukten Phosphatzusätze enthalten, welche schädlich für die Nieren sein können. Kritisiert wurden außerdem die zahlreichen Aromazusätze, welche offenbar vonnöten sind, da die fleischfreien Nugget-Alternativen sonst nicht lecker genug sind.

Widerstand ist wichtig

Die in immer mehr Schulen und Kitas Einzug haltende Zwangsvegetarisierung oder sogar -veganisierung, gepaart mit den zahlreichen Fleischersatzprodukten, mit denen man in Supermärkten immer mehr behelligt wird, zeigt, wohin die Reise geht. Wir alle sollen, angeblich fürs Klima und aus Kostengründen, zum Fleischverzicht angehalten werden. Besonders traurig ist, dass man hier bereits bei den Kleinsten, die sich nicht wehren können und die man noch am besten erziehen kann, anfängt. Und wenn sich daraus Mangelernährung und Krankheiten ergeben, freut sich immerhin die Pharmaindustrie.

Insofern kann ich nur allen Eltern raten, bei der Wahl der Kita beziehungsweise Schule einen Blick auf den Speiseplan zu werfen und von diesem die Schul- oder Kita-Wahl abhängig zu machen. Leider ist jedoch nichts in Stein gemeißelt, und so kann sich eine jetzt noch fleischfreudige Einrichtung jederzeit in eine militante, vegane Umerziehunganstalt verwandeln. In diesem Fall wäre es dann wichtig, dass sich möglichst viele Eltern zusammentun und sich diesem Trend zur Wehr setzen. Dass Proteste durchaus erfolgreich sein können, zeigt das Beispiel von VW, dessen Kantine in Wolfsburg im Jahr 2021 die allseits beliebte Currywurst verbannt hatte. Aufgrund ihrer Beliebtheit wird sie seit August nach zwei Jahren Pause wieder zur Freude fast aller Mitarbeiter angeboten

 

Beate Steinmetz, geb. 1989 in Frankfurt am Main und heute wohnhaft in Rheinhessen, ist studierte Politikwissenschaftlerin und Amerikanistin.

Foto: TimsAI

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Leserpost

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Markus Knust / 06.12.2023

@Sam Lowry: Was sollen gefälschte vegetarische Produkte, mit einer Fleischgabe, einbringen und vor allem wem? Diese vegetarische Pampe ist chemische Industrie in Reinform. Dem Fleisch beizumengen wäre dasselbe, als würde man Silber mit Gold strecken.

Thomin Weller / 06.12.2023

@Ilona Grimm Gerade aus ihrer Schulzeit müssten sie noch die Stigmatisierung “Schlüsselkind” kennen. “Kinder müssen erst lernen, dass niemand zu Hause wartet. Laut Definition sind Schlüsselkinder regelmäßig allein Zuhause, da die Eltern oder der alleinerziehende Elternteil arbeitet.” Heute sind fast alle Schüler Schlüsselkinder. Gut für das Bruttosozialprodukt, alle Menschen rein in die Verwurstungsmaschinerie zwecks Bruttosozialprodukt damit auch Diäten für das weltgrößte Parlament und Beamtentum gesichert sind. Deswegen soll und kann auch kein Schulkind sitzenbleiben.(Analog Uni) Das rechnet sich besser und ist volkswirtschaftlich planbarer. Siehe auch SPD Seeheimer Kreis Müntefering mit seiner “vorgezogenen Dämpfung”, Rente mit 67. Und alle Politiker haben mitgemacht. P.S. Viele “Schlüsselkinder” wurden in Heimen aufgezogen… und missbraucht. Weil ein Elternteil im Krieg gefallen ist? Heute braucht man den Krieg nicht mehr, die MEFO Wirtschaft läuft ohne weiter.

W. Renner / 06.12.2023

Für die kleinen, grünen Strassenkleber gibt´s jetzt nur noch dreierlei von der Windmühle. Wer will das Flügelchen und wer das Beinchen?

Dieter Grimm / 06.12.2023

Was wäre denn das Problem den Kindern ein gesundes Pausenbrot mit zu geben? Ich denke da an Hähnchenschenkel, Minischnitzel, Wiener, Buletten usw. Das Geld für den Soyabrei,Huflattichsouffle oder Rübenkotlett ohne Knochen kann man sich doch sparen.

D. Katz / 06.12.2023

Das Lustige ist: Es gäbe all die Kälbchen und Schweinchen und Hühnchen und Lämmchen, die die am Bambisyndrom krankenden Tierschützer behüten wollen, gar nicht auf der Welt, wenn es keinen Verzehr und weiteren Nutzen von tierischen Produkten gäbe. Aus welchem Grund sollten all diese Tierarten gezüchtet und gehalten werden? Just for fun? Der Kuschelfaktor eines Hausschweins geht genau so gegen 0 wie der eines Huhns, einer Forelle oder eines Ziegenbocks. All diese Tiere gibt es nur, weil der Mensch daraus Nutzen zieht. Und was würde unser neuer alter Freund Isegrim fressen, gäbe es keine Kühe, Schafe oder Ponys? Kinder? Dackel?

Bertram Scharpf / 06.12.2023

Wenn man Tiere nicht essen soll, warum sind sie dann aus Fleisch?

Manni Meier / 06.12.2023

Noch als Ergänzung und Erklärung zum zuvor geschriebenen (...so kann auch die “Kindsgefährdung” im Elternhaus festgestellt werden..,). Meinen Eltern sind sie damals in der DDR “auf die Spur gekommen”, weil die für mich die obligatorisch mit der Einschulung verbundene Anmeldung bei den “Jungen Pionieren” (der politischen Kinderorganisation als Vorstufe zur Mitgliedschaft in der FDJ) verweigerten. Mein Vater wurde daraufhin in seinem Betrieb zu einem Gespräch über seine berufliche Zukunft vorgeladen. Ein Jahr später gelang meiner Familie dann die Flucht aus der DDR.

Sabine Wehmeyer / 06.12.2023

Warum stellen wir die Kinder zur Mittagspause nicht einfach zum Grasen auf die -gezwungenermassen- nicht mehr genutzten, frisch begrünten Äcker?...spart noch mehr Kosten und zusätzlich atmen die Zöglinge frische CO2 befreite Luft…

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