Ich mochte sie nicht, weder sie, noch ihre Chansons, und wenn sie nicht gestorben wäre, hätte ich nicht gewusst, dass sie überhaupt noch da war. Ich mochte Georges Brassens. Er war groß und blieb geerdet. Ich finde, Georges hat sich in “La Petite Marguerite” igendwie selbst beschrieben, denn er tauchte auf wie in dem Brévier des Priesters und verließ einen nicht mehr, schließlich konnte man ihn summen. Keine Diva. Gréco war eine Diva.
Es ist wohl der Vorzug des Alters, daß wir noch solche großartigen Künstler erleben durften, sei es live oder auch via damals noch anspruchsvollem TV-Programm. Das betrifft nicht nur die sog. „leichte Muse“, auch Koryphäen wie Nikolaus Harnoncourt oder Pierre Boulez gibt es nicht mehr, stattdessen nur noch Schrott und – bestenfalls – Mittelmaß. @ Carlos Redder: so leid es mir tut: Sie haben mit Ihrem Fazit so bitter recht!
Erst vor 2-3 Jahren kam “Belphégor” in einem Streamingportal. Juliette Greco adelt diesen angestaubten Schinken noch immer. Für ihr Timbre scheint es mir, hat man das Wort Charisma erfunden. Aber nein, ich will jetzt nicht pathetisch werden, trotzdem strahlte Juliette mehr Erotik mit einem Wimpernschlag aus, als der ganze Kardashian-Clan zusammen! Ach Archi, wir verstehen uns! Nur das mit Miles Davies hätten sie mir ersparen können, dazu mag ich seine Musik zu sehr, sonst hätte ich meine Platten in den Müll geworfen. Vor allem die schwermütige Filmusik von “Ascenseur pour l’échafaud”! Als frankophiler Bekenner haben sie wieder Wunden aufgerissen, so bittersüß! Nur mit den Existenzialisten und was daraus gewachsen ist, hadere ich noch immer!
Den kompletten Belphegor findet man in den original 4 Teilen (in Deutschland machte man 13 Folgen daraus) bei Youtube im Kanal von “charlusprod”. Unbedingt sehenswert, auch für Parisliebhaber.
@ W. Nirada Habe die Biografie von Miles Davis gelesen. Er war ein genialer Musiker. Habe ihn in HH mal live auf der Museumsplatte an einem lauen Abend gesehen. Hammer, unvergesslich. Dass Davis ein netter Mensch war, hat aber wohl nicht einmal er selbst von sich behauptet. Und solche Männer kommen eben bei den Damen oft gut an.
@ S. Schönfelder Na Frau Schönfelder, wieder gegen die Männer hetzen. ;) Wir altern halt in der Masse besser, sagt ein 63jähriger ohne Glatze, Bauch (Ok ein bißchen), Gebiss. und Medikamentenbox. Socken und Sandalen habe ich auch noch nie gemeinsam getragen außer auf dem Weg zur Mülltonne. (Ohne Lesebrille geht allerdings nix mehr.) Immerhin werden Frauen doch immer noch älter als Männer. Das sogenannte Gender-Die-Gap. PS.: Im Tierreich sind die Männchen ja auch häufig die Prächtigeren. Ich schaue mir jedenfalls gerne im Netz Bilder von alten Freundinnen an. Ein bißchen Spaß muss sein. Auch für uns. PS.2: Viele Männer die im Alter Scheiße aussehen, waren auch in jungen Jahren nicht die Hübschesten. PS.3: Immer gerne G.B. Shaw: “Frauen sind wie Zigaretten. Am Anfang sind sie leicht uns süß, doch am Ende sammelt sich das ganze Gift im Mundstück.” (Sollte mit einer Prise Humor gelesen werden.)
Für “Säzzerbemerkungen” war mal die TAZ zuständig (Säzzer Uli: „Für mich ist wichtig, dass sone Idee von nem Kollektiv durch diese harte Zeit durchgezogen wird,....) und heute macht das der Bechlenberg. O tempora - o mores. // “‚Ah, Schlampe, halt’s Maul, ich hab gesagt, dass…” Soso, hat also der Miles Davis zu der Greco gesagt. Ist übrigens wieder hochaktuell. (vgl. den Beitrag ihres Kollegen Peter Grimm) Ja, die PoCs wussten schon immer wie man Frauen behandeln muss. Wie Herr Dr. Giesebrecht schon richtig bemerkte: “Naja, die will das ja nicht anders! Immer hinten drauf!”
Meine Kindheit hat sie mitgeprägt. Oder besser gesagt „ihr“ Belphégor. 1967 war das also. Ja, kommt hin. Als 6-jähriger schlich ich mich vor den Fernseher. Die Folgen wurden im Vorabendprogramm des WDR gezeigt. Eine pro Woche. Meine Eltern hatten um diese Uhrzeit immer zu tun und merkten nicht, was ich da guckte. Nacht für Nacht verfolgte mich dann auf Jahre dieses Gespenst aus dem Louvre. Jede Nacht betrat es mein Schlafzimmer. Es suchte mich heim. Und doch musste ich alle 13 Folgen sehen. Wie hypnotisiert starrte ich in einsamem Schrecken auf den Fernseher. Das gute Ende erlöste mich nicht von meiner nächtlichen Pein. Das Gespenst hatte sich eingebrannt. Belohégor (bzw. Juliette) begleitete mich treu jede Nacht. Mach’s gut, Belphégor. Schlaf gut.
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