Gerd Buurmann / 07.08.2020 / 11:00 / Foto: achgut.com / 19 / Seite ausdrucken

Humor ist das Erste, was Faschisten bekämpfen

Lisa Eckhart wird nicht bedroht, weil sie Hetze betreibt, sondern weil ihr Hetze unterstellt wird. Oder glaubt irgendwer wirklich, Lisa trägt privat nur T4-Shirts, schneidert sich im dunklen Keller ihre Kleider, summt dabei das Horst-Wessel-Lied und denkt darüber nach, wie sie am besten gegen Juden hetzen kann?

Lisa Eckhart ist eine Satirikerin in einer Welt voller Rassismus und Antisemitismus und sie versucht, in dieser Welt weder den Verstand, noch den Humor zu verlieren. Für Lisa Eckhart ist klar, dass sich der Wert des Menschen nicht anhand seines Aussehens, seiner Herkunft und seines Geschlechts bemessen lässt.

Sie hat eine Kunstfigur erschaffen, die sich brutal ehrlich und entwaffnend direkt mit der Gesellschaft und ihren Normen und Werten auseinandersetzt und dabei mit sprachlicher Brillanz sowohl verstört, als auch irritiert, aber vor allem zum Lachen bringt. Lachen hilft, mit Dingen fertig zu werden, die uns bedrücken und daran nicht zu verzweifeln.

Es ist gut, wenn wir gemeinsam über unsere Schwächen lachen!

Alles, was ein Satiriker sagt, ist der steten Suche nach dem Witz geschuldet, nicht der Suche nach einer universellen Wahrheit oder gar einer Ideologie. Ein Satiriker will, dass die Menschen lachen, über sich, über die eigenen Schwächen, aber auch über die eigenen schlechten Seiten. Manchmal ist ein Witz faul, aber das gehört dazu. Ein Ei muss erst aufgeschlagen werden, um sicher zu wissen, ob der Inhalt faul ist.

Es ist menschlich, Angst zu haben. Angst vor dem Fremden ist Teil unserer Überlebensstrategie. Humor gibt uns die Möglichkeit, mit unseren Ängsten in Berührung zu kommen und uns damit auseinanderzusetzen. Der Humor hilft, statt mit Zorn und Verachtung mit einem Lachen auf die eigenen Schwächen und schlechten Seiten zu reagieren. Es ist gut, wenn wir gemeinsam über unsere Schwächen lachen!

Man kann sich nach dem Lachen zwar schämen, gelacht zu haben, so wie man sich dafür schämt, in aller Öffentlichkeit eine Erektion bekommen zu haben, aber die Scham lässt die Erektion ebensowenig verschwinden wie das Lachen. Das Lachen lässt sich nicht unterdrücken. Man kann höchstens hinterher lügen und behaupten, das überhaupt nicht komisch gefunden zu haben, so wie andere Menschen ihre Sexualität verleugnen, aber das Lachen ist wie die Lust vom Willen entkoppelt.

Dem Humor freien Lauf zu lassen, ermöglicht dem Gegenüber einen tiefen Blick in die eigene Seele, vor allem in die unbewussten Flecken dieser Seele, und jede Seele hat Flecken. Humor ist gefährlich. Darum gehört der Witz auch stets zu den ersten Dingen, die Faschisten bekämpfen. Jetzt ist es wieder in Hamburg geschehen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Gerd Buurmanns Blog „Tapfer im Nirgendwo“.

Foto: Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Rolf Lindner / 07.08.2020

Das trifft für alle Formen des Faschismus zu, egal unter welchem Namen er sich zu tarnen versucht.

Robert Schleif / 07.08.2020

Je dümmer, spießiger, verklemmter und neurotischer jemand ist, desto weniger geheuer ist ihm das Lachen. Da sie selbst nicht in der Lage sind, die eigene Person reflektiert und selbstkritisch zu betrachten, trauen sie es anderen auch nicht zu. Ihr Kosmos ist bipolar und dual. Wer ihre kleinkarierte Welt durcheinanderbringt, verunsichert diese Autisten zutiefst. Sie hängen an/in den ihnen vorgegebenen Denk-Korsetten und am Berechenbaren. Sie brauchen Lob und Anerkennung. In faschistischen Staaten sind solche Menschen an der Macht. In faschistischen Staaten fühlen sich solche Menschen am wohlsten und sichersten.

Volker Kleinophorst / 07.08.2020

Bleibt einfach wahr: Freiheit statt Sozialismus. Ein guter Witz hat einen Wahrheitskern. Denn fürchtete die “Macht”. Bernd Zeller: “Welchen Satz würden sie Angela Merkel gern sagen?” “Sie sind verhaftet.” Sehen Sie, da isser der Wahrheitskern. Noch einer (Hab ich hier schon mal gebracht, Urheber unbekannt.): Merkel geht zur Wahrsagerin, um in ihre Zukunft zu schauen. Die schaut in ihre Glaskugel: “Ich sehe eine Parade. Die Menschen liegen sich in den Armen, weinen, lachen, jubeln. Einige singen “So ein Tag, so wunderschön wie heute”, rufen “Ich war noch nie so glücklich”... Merkel ist gerührt. “Und was mache ich?” “Kann ich nicht sagen, der Sarg ist zu.” Und da isser wieder, der Wahrheitskern. Gerne würden ich ja noch den “Merkel, ein Iman und ein Rabbi gehen in eine Kneipe bringen, aber man muss es ja nicht übertreiben. ;) Gut das Ende: “Da sagt der Iman zum Rabbi: Merkel ist eine Frau? Der Rabbi: Du verwechselst die mit dem Laschet. Der trägt auch nie Kopfttuch.”

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gerd Buurmann / 02.04.2024 / 16:00 / 26

Todenhöfers schamloser Nazi-Vergleich

Jürgen Todenhöfer hatte am Ostermontag nichts Besseres zu tun, als die Politik Netanjahus mit jener der Nazis zu vergleichen. „Mister Netanjahu, protestiert Ihr Gewissen eigentlich…/ mehr

Gerd Buurmann / 12.03.2024 / 14:50 / 106

Oma Courage

Marie-Agnes Strack-Zimmermann inszeniert sich als „Oma Courage“. Weiß sie überhaupt, welches theatralische Bild sie da aufmacht? Auf einem in schwarz-weiß gehaltenen Wahlplakat blickt die FDP-Politikerin…/ mehr

Gerd Buurmann / 27.02.2024 / 14:00 / 28

Woher kommt der Festival-Antisemitismus?

Ob nach dem Antisemitismus-Skandal bei der Berlinale 2024 oder bei der documenta 15, immer wieder wundern sich Leute, dass es linken Antisemitismus gibt. Dabei hat…/ mehr

Gerd Buurmann / 24.02.2024 / 11:00 / 16

Morgen bei Indubio: Demokratie in Deutschland

Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit Henryk M. Broder und Peter Grimm über den Zustand der Demokratie in Deutschland und über jene, die vorgeben,…/ mehr

Gerd Buurmann / 17.02.2024 / 11:00 / 2

Morgen bei Indubio: Woke Moralisten

Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit der Autorin Zana Ramadani und der Bloggerin Rona Duwe über den Machtmissbrauch der woken Moralisten. „Heute marschieren erneut…/ mehr

Gerd Buurmann / 07.02.2024 / 15:00 / 30

Liebe Bauern, lasst Euch nicht beirren!

Die Bauern erleben gerade eine Diffamierungskampagne. Hoffentlich lassen sie sich davon nicht beirrenn. Nachdem einige Landwirte mit mir auf meinem Podcast Indubio über die aktuellen Bauernproteste…/ mehr

Gerd Buurmann / 27.01.2024 / 16:00 / 7

Ein Holocaust-Gedenktag im Krieg

Heute ist Holocaust-Gedenktag, und in etlichen deutschen Gedenkreden war vermutlich oft mehr von der AfD die Rede als von dem Krieg, der gerade gegen jene…/ mehr

Gerd Buurmann / 27.01.2024 / 11:00 / 3

Indubio morgen: Was ist Geld?

Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann auf Indubio mit Marc Friedrich über sein neues Buch „Die größte Revolution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com