Manfred Gillner
Sollte es jemandem über Ostern langweilig sein, so empfiehlt sich vielleicht ein Echtzeitvergleich der Wunschträume zweier Ökolobbyisten mit der Realität:
Ausgerechnet hat das Rainer Baake, ehemaliger Staatssekretär im Bundesumweltministerium und nun Direktor der Lobbyorganisation Agora Energiewende. „Bei sonnigem und windigem Wetter kann es an Pfingsten, möglicherweise aber auch schon an Ostern zum ersten Mal in Deutschland Stunden geben, an denen rechnerisch der komplette Strombedarf durch erneuerbare Energien gedeckt wird“, sagte er im Gespräch mit Handelsblatt Online. „Dieser Moment wird eine gewisse Symbolkraft haben.“
„Ein solcher Moment zeigt uns, dass eine nachhaltige Stromversorgung ohne Kohle und Atom in einem großen Industrieland wie Deutschland grundsätzlich möglich ist“, sagt Oliver Krischer, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/energiewende-an-ostern-sind-100-prozent-oekostrom-moeglich-seite-all/7998042-all.html
Halten wir also fest: Wenn sonniges und windiges Wetter herrscht, Betriebe, Verwaltungen und Geschäfte geschlossen sind und viele sich in Urlaub befinden, dann kann es „rein rechnerisch“ sein, dass wir „Stunden“ oder „Momente von hoher Symbolkraft“ erleben, an denen der komplette Strombedarf eines großen Industrielandes durch erneuerbare Energien gedeckt wird. Jedes Unternehmen würde sich glücklich schätzen, zwei solche Projektmanager in seinen Reihen zu haben. Dann könnte gewiss nichts mehr schiefgehen.
Doch nun zur heutigen Realität. Die tägliche Stromproduktion kann man auf der Seite von http://www.transparency.eex.com/de/
verfolgen.
Am Ostersonntag um 12 Uhr lag in Deutschland der Anteil an Solarstrom bei 8.007 MW, von Windstrom bei 1.581 MW und von konventionellem Strom bei 39.275 MW. Der Ökostromanteil betrug also etwa 20 Prozent. Ein Blick auf die Planung für den restlichen Tag zeigt, dass die Erzeuger auch nicht mit mehr rechnen.
Trotzdem sollten wir die Hoffnung nicht fahren lassen, denn wenn nicht an Ostern, dann kommt der symbolkräftige Moment ja vielleicht schon an Pfingsten. Schon in der Bibel wird nämlich berichtet, dass am Pfingsttag „plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind“ geschah und der Heilige Geist auf die Jünger herabkam. Beides kann den Grünen nicht schaden.